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Guten Morgen Tex,

gleichfalls - danke für die Rückmeldung!

Zitat von TNeisel:
Da ich das Warten als quälend empfand hatte ich die Optionen entweder die Situation zu vermeiden und abzusagen oder mich der Situation zu stellen und um das Warten eben erträglich zu machen, die Situation direkt herbeizuführen und die anstehende Erledigung bzw. die Autofahrt vorzuverlegen. Da ich wusste, dass ich langfristig fahren möchte, ist eine Vermeidungsstrategie nicht das Richtige und ich entschied mich für Option 2.

Gut, dass Du diese Details noch reproduzieren kannst...! Ich finde die Taktik, durch das Vorverlegen der Prüfungssituation die Sache insgesamt zu beschleunigen, prinzipiell schon gut. Aber ein klein wenig Vermeidung ist m. E. doch übrig geblieben - nämlich eben durch die selbst veranlasste Verringerung der als quälend empfundenen Wartezeit. Eine vollständige Akzeptanz der Herausforderung wäre gewesen, die Fahrt ohne Dein Insistieren zum ursprünglich vereinbarten Termin zu machen.

Fasse das bitte nicht als Kritik auf, aber schau lediglich mal genau hin, ob nicht solcherlei Situationsglättungen auch in anderen Lebensbereichen stattfinden. Auch das wäre nicht verdächtig aber zumindest ein Merkposten, dass Du eben ein Typ bist, der schwierige Angelegenheiten nicht gerne aufschiebt, weil er sich dabei einfach unwohl fühlt. Hier schließt sich ein wenig der Kreis mit dem obigen Aspekt des Nicht-auffallen-wollens.

Deshalb schlage ich vor, nun die Überlegungen weg vom Anfahren hin zu Deiner Bewertung dieser Situation und der geistigen Bewertung generell zu verlagern:

Zitat von TNeisel:
Damals sowie heute kommt aber das Problem hinzu, dass ich eine Reihe von Tagen super anfahre und dann an den darauffolgenden Tagen, obwohl ich augenscheinlich die gleiche verinnerlichte Technik durchführe, ich anders und schlechter anfahre.


Fettdruck von mir. Ich würde vorschlagen, Du lässt lediglich den Begriff anders stehen. Weder fährt jemand super an, noch schlecht. Man kann schlechterdings niemandem einen Vorwurf machen, dass er eine routinemäßige Körpertätigkeit nicht jedesmal gleich ausführt. Wenn Du am Mittwoch das körperliche Gefühl hast, diesmal etwas mehr Gas zu benötigen, damit er nicht stottert, dann ist es schlicht folgerichtig, es auch so zu tun.

(Exkurs: Interessanterweise fuhr ich kürzlich mit dem Auto des Vaters meiner Freundin. Mir fiel auf, dass sein Standgas ein klein wenig höher eingestellt war, als es mir üblich erscheint. Auf meinen Hinweis darauf, sagte er mir, dass er das bei der Werkstatt so einstellen ließ, um sich beim Anfahren etwas leichter zu tun. Er kann somit komplett ohne extra Gasgeben losfahren, einfach indem er halbwegs langsam die Kupplung loslässt.)

Nun ein wenig Grundlegendes bzgl. Gefühl, Wahrnehmung und Bewertung:

Wahrnehmung bestimmt bzw. identifiziert alles, was über die Sinneskontakte in den Geist gelangt. Sie stellt Bezüge her, Kategorien und ist bereits durch die o.g. Bewertungen vorgefärbt! Ebenso wie die Gefühle ist die Wahrnehmung ein dualisierender Faktor - keine Instanz! Sie teilt ein (innen, außen, Ich, Welt, meins, gut, schlecht etc.) und grenzt aus. Sie be-stimmt: Erhebt die Stimme über die Dinge.

Gefühl bedingt automatisch Bewertung!

Unsere (Für-)Wahrnehmung ist bereits von diesen Bewertungen gefärbt und somit alles andere als neutral oder objektiv. Das alles ist der passive und idR unbewusste Part des Vorgangs.

Der aktive Part sind oftmals sogar bewusste Reaktionen darauf. Diese Reaktionen können in dreierlei Gestalt erfolgen: Erneutes Denken, Rede und/oder Taten. Sie kann mehrgestaltig auftreten, aber niemals ohne Denken.

Wenn man nun ganz genau hinschaut, erkennt man dass deshalb die meisten unserer alltäglichen Reaktionen eigentlich eine Art Kompensations- oder Zwangshandlung darstellen. Wir wollen (müssen!) uns dazu äußern. Das ist auch der Grund, weshalb viele Psychologen sagen dass wir unserer Meinung Luft machen sollen indem wir sowohl verbal als auch körperlich Klartext reden. Das Bewusstsein ist also eigentlich ständig getrieben! Getrieben von was? Von den Sinneseindrücken und der unbewussten, passiven, automatischen (internen) Beantwortung durch Gefühl, Bewertung und Gestaltungen.

Das Ego setzt sich aus diesem o. g. unbewussten Ablauf zusammen. Aus diesem unbewussten Wirkens-Komplex entsteht das Ego. Es ist ein Nebenprodukt dieses Vorgangs und nährt und erhält sich selbst durch ständige Wiederholung. Das ganze Erleben ist durch das Ego Ich-gefärbt, die Welt wird ins Verhältnis zum Ich gesetzt, alles wird vermeint. Hier liegt das ganze Problem begründet.

Wir erleben uns in einem ständigen Wohlerfahrungssuchlauf, dessen Parameter(n) wir selber ent- und ihnen somit unterworfen haben.

Dazu kann vieles gehören. Auch eine perfekte Anfahrt mit dem Auto... Muss aber nicht

Danke abermals für die hervorragende Antwort. Es macht Spaß deine Rückmeldungen zu lesen und zu verstehen, obwohl ich zugeben muss, ich dieses Mal mehrmals lesen musste und wohl auch noch werde

Zitat:
Fasse das bitte nicht als Kritik auf, aber schau lediglich mal genau hin, ob nicht solcherlei Situationsglättungen auch in anderen Lebensbereichen stattfinden.

Keineswegs fasse ich das als Kritik auf und definitiv sehe ich hier generelle Parallelen zu anderen Sachverhalten. Schwierige und unangenehm empfundene Situationen vermeide ich stets durch aufschieben oder versuche, diese direkt anzugehen.

Zitat:
Fettdruck von mir. Ich würde vorschlagen, Du lässt lediglich den Begriff anders stehen. Weder fährt jemand super an, noch schlecht. Man kann schlechterdings niemandem einen Vorwurf machen, dass er eine routinemäßige Körpertätigkeit nicht jedesmal gleich ausführt.

Sehr richtige und wichtige Feststellung, die eigentlich klar ist und ich mir absofort definitiv auch vor Augen führen und dran denken werde.

Zitat:
Nun ein wenig Grundlegendes bzgl. Gefühl, Wahrnehmung und Bewertung:

Die folgenden Abschnitte sind höchst interessant und ich werde mir diese sicher noch öfter durchlesen um diese zu verstehen.

Ab morgen besucht mich meine Freundin für 12 Tage, sodass ich dort nicht meinem Zwang nachgehen kann, sondern nur die tatsächlich "nötigen" Fahrten mache werde, wovon teilweise auch meine Freundin welche übernehmen wird. Ich werde im neuen Jahr mal berichten, wie es mir ergangen ist und würde mich über einen erneuten Austausch sehr freuen!

Bis dahin allen schonmal schöne und erholsame Feiertage, Danke!

A


Zwang Auto zu fahren

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Zitat von TNeisel:
Bis dahin allen schonmal schöne und erholsame Feiertage, Danke!

Dank Dir - die wünsche ich Euch auch - salve!

Ich wünsche Euch einen schönen Sonntag und hoffe, dass Ihr erholsame Feiertage hattet und gut ins neue Jahr gestartet seid!

Wie versprochen, möchte ich Euch gerne ein Update der letzten zwei Wochen geben.

Fest im Hinterkopf behalten habe ich mir den eigentlich selbstverständlichen Satz von moo, dass man körperlich repetitive Vorgänge nie identisch sondern immer anders ( nicht schlechter!) durchführt.
Das hat sich auch direkt am ersten Tag praktisch bestätigt als ich meine Freundin vom Flughafen abgeholt habe und das Auto plötzlich mit einer Person und zwei Koffern mehr als sonst beladen war. Hier musste ich nun nämlich mehr Gas geben und zwar so viel, wie ich es sonst bereits als "falsch" bzw. nicht optimal empfunden hätte. Das war eine gute Bestätigung und hat mir direkt ein gutes Gefühl gegeben.

Als an einem Tag meine Freundin gefahren ist, habe ich auch gemerkt, dass sie teilweise "zu viel" Gas gibt - teilweise mehr und auch öfter als ich, sodass ich gemerkt habe, dass dies vollkommen normal zu sein scheint.

Das Lustige ist, wenn das Radio währenddessen oder die Klimaanlage zeitgleich läuft, dann bemerke ich nichtmal einen "nicht perfekten" Anfahrvorgang.

Meine zwanghaften Luftübungen haben sich innerhalb der letzten 2 Wochen stark gemindert und ich spüre, dass sich der innere Knoten zwar nicht gelöst aber schon definitiv gelockert hat.

Ich bin zuversichtlich, dass ich mich in der kommenden Woche, in der wieder der Alltag beginnt, auf andere Sachen konzentrieren kann und meinem Alltag entspannter angehen kann.

Ich werde definitiv weiterhin Updates geben und freue mich über einen regen Austausch.

Vielen Dank und viele Grüße!

Ich finde das klingt schon recht gut Bleib dran und halte uns auf dem Laufenden.

Grüß Dich TNeisel,

danke für Deine erfreuliche Rückmeldung. Du hast es offenbar wirklich verstanden - gratuliere!

Zitat von TNeisel:
Hier musste ich nun nämlich mehr Gas geben und zwar so viel, wie ich es sonst bereits als falsch bzw. nicht optimal empfunden hätte.

Zitat von TNeisel:
Als an einem Tag meine Freundin gefahren ist, habe ich auch gemerkt, dass sie teilweise zu viel Gas gibt - teilweise mehr und auch öfter als ich, sodass ich gemerkt habe, dass dies vollkommen normal zu sein scheint.

Zitat von TNeisel:
Das Lustige ist, wenn das Radio währenddessen oder die Klimaanlage zeitgleich läuft, dann bemerke ich nichtmal einen nicht perfekten Anfahrvorgang.

Sehr, sehr gut! Du erkennst die Verhältnismäßigkeit und gegenseitige Abhängigkeit von Sinneseindrücken und Wahrnehmung. Gleichzeitig erlebst Du die Unangemessenheit von Bewertung und die Freiheit durch diese Erkenntnis!

Zitat von TNeisel:
Meine zwanghaften Luftübungen haben sich innerhalb der letzten 2 Wochen stark gemindert und ich spüre, dass sich der innere Knoten zwar nicht gelöst aber schon definitiv gelockert hat.

Jetzt ist es an der Zeit, nicht nur das verminderte Leid (= den Zwang), sondern - wie bei einer Schaukel, die am Scheitelpunkt umkippt - nun die gewonnene Freiheit zu erkennen! Bei vielen Aspekten des Daseins gilt:

Freiheit entsteht durch Verminderung des Leids.

Du wirst - zumindest bezüglich des Anfahrens - das Leid langsam aus den Augen verlieren...





Prof. Dr. Borwin Bandelow
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