Santosha
ich bin neu hier und momentan wieder sehr verzweifelt. Ich musste gezwungenermaßen in eine neue Wohnung ziehen, weil mein Apartment in einem Hochhaus (7. Etage, freier Blick) fristlos vom Eigentümer gekündigt wurde. 60 Mietparteien mussten kurz vor Weihnachten, innerhalb kürzester Zeit, bis zum 31.12. neue Wohnungen finden.
Dieses Apartment war seit Jahren meine Höhle, mein Rückzugsort, in den ich mich verkriechen konnte, wenn ich nicht mehr konnte.
Ich muss dazu sagen, dass ich verheiratet bin und mein Mann, damals 46 Jahre alt, im Jahr 2006, Multihirninfarkte hatte, ein Schwerstpflegefall wurde, ich ihn 5 Jahre alleine zuhause pflegte. Danach hatte ich Herzryhthmusstörungen, Vorhofflimmern, Burnout, Depressionen, Tinnitus.
Er musste dann leider in einem Pflegeheim untergebracht werden, was mir sehr schwer fiel, und meine eigene Katastrophe begann. Ich musste damals unsere gemeinsame Wohnung aufgeben, weil die hohen Heimkosten sie nicht mehr zuließ.
Also zog ich zum ersten Mal in eine kleine 2-Zi-Whg. und es begann eine Odyssee der Angst und Panik.
Ich bin von 2012 insgesamt 7 Mal umgezogen, habe mich dadurch völlig verschuldet. Ich hatte in jeder Wohnung, in der jemand über mir wohnte und immer wieder bestimmte laute Klopfgeräusche machte, eine ärztlicherseits bestätigte Phonophobie.
Bei jedem Umzug erhoffte ich mir eine Verbesserung der Wohnsituation, aber es war überall das Gleiche. Teilweise bin ich nach wenigen Monaten vor meiner Angst weggelaufen und ausgezogen.
Ich hatte Angst nach Hause zu gehen, bekam Schweißausbrüche, teilweise Panikattacken, Aggressionen und Wut gegen die Verursacher, meine Herzprobleme verstärkten sich, ich war mehrere Male auf der Intensivstation.
Dann fand ich 2015 endlich meine Apartmentwohnung, nahm extra einen Kredit dafür auf. Es hatte Hotelcharakter und ich fühlte mich seit Jahren zum ersten Mal befreit.
Ich dachte, ich hätte diese Phonophobie überstanden. Es war ein herrliches Gefühl. Endlich konnte ich mich verantwortungsvoll um meinen Mann kümmern, dessen Betreuerin ich bin und ein bisschen wieder leben..
Dann kam der Schock und die fristlose Kündigung im Dez. 2017, weil der Vermieter das Objekt nicht mehr betreiben wollte und Brandschutzmängel festgestellt wurden. Wir wurden alle solange schikaniert (Fahrstuhl nicht mehr betriebsbereit usw.) damit wir so schnell wie möglich ausziehen. Viele nahmen sich Anwälte, weil die Mietverträge noch lange liefen.
Ich hatte noch Glück im Unglück, die Wohnungsknappheit ist hier groß und jeder hatte Angst vor Obdachlosigkeit. Ich fand eine Altbauwohnung, 2 Zi. Alles könnte gut sein, alle anderen Mieter hier sind sehr nett und hilfsbereit, wenn nicht wieder über mir 2 Erwachsene Menschen mit 2 großen Hunden leben würden. Die Leute sind bekannt dafür, dass sie viel Alk. konsumieren und dann ziemlich laut grölen und poltern.
Im Haus wissen das alle und ausgerechnet über mir wohnen die.
Nach einer Woche hier wohnen war ich wieder ein psychisches Wrack und überlegte, wohin ich noch kann. Ich bin emotional und auch körperlich völlig erschöpft. Meine Therapeutin, die mich wegen meiner Depressionen einmal im Monat sieht, meinte, ich wäre psychich nicht stabil genug, um eine Hynosetherapie zu bekommen.
Ich habe inzwischen die Vermutung, dass ich als Kind irgendetwas erlebt haben muss, was mich jedesmal triggert, wenn ich bestimmte Klopfgeräusche über mir von Nachbarn wahrnehme. Das ist doch alles nicht normal.
Wenn ich woanders eingeladen bin, dann empfinde ich das nicht. Diese Todesangst habe ich nur bei mir, in meiner eigenen Wohnung.
Wenn jemand Erfahrung mit dieser Störung hat und eventuell dagegen therapiert wurde, dann wäre ich für jede konstruktive Antwort dankbar.
Ich habe so viele Baustellen und brauche endlich mal Ruhe in meinem Leben und in meiner Wohnung. Nur wenn das so weiter geht, dann muss ich in stationäre Behandlung. Irgendwann kann ich nicht mehr.
Liebe Grüße
Santosha
10.02.2018 20:05 • • 12.02.2018 #1