Hallo, ich frage mich gerade, ob ihr Threadersteller/innen wohl noch mitlest?
Aber ich schreibe trotzdem mal:
@ Cat: Ja, den Gedanken, dass doch alle Tätigkeiten sinnlos sind, wenn das Leben begrenzt ist, kenne ich auch. Warum sich Ziele setzen und Zielen hinterher hechteln, wenn es im Grunde ja keine Rolle spielt, ob wir Ziele erreicht haben oder nicht. Manche sagen oder schreiben: Kinder bekommen. Hmm, ja, und dann? Nur weil ich was von meinen Genen weitergegeben habe, bleibe ich nach meinem Tod doch nicht bestehen. Außerdem bürde ich weiteren Menschen die grausame Tatsache der Vergänglichkeit auf.
Du schreibst, dass der Mensch nach Sinnhaftigkeit streben muss, um sich vom Tier abzuheben. Ich glaube, es ist unser Bewusstsein, das uns dazu (mehr oder weniger stark) zwingt. Wir wissen (leider) um unsere Existenz und damit auch um unsere Endlichkeit und überhaupt um die Vergänglichkeit allen Lebens. Trotzdem müssen wir mit den Jahren, die uns gegeben sind, etwas machen. Wie Sartre sagt, sind wir ins Leben geworfen... und müssen uns fragen, was wir hier tun.
Zwar gehe ich davon aus, dass Tiere sich nicht so viele Gedanken machen (müssen) und habe schon manchmal Schafe auf der Weide oder Pferde auf der Koppel beneidet. Aber man kann es nicht wissen, ob die Tiere nicht auch ein Bewusstsein für ihre eigene Existenz und Vergänglichkeit haben.
@Thoragia: Ja, diese Erklärung, nach dem Tod sei einfach alles wieder so wie vor meiner Geburt bzw. meiner Entstehung habe ich mir selbst als Kind gegeben. Ich habe dann immer versucht, mir vorzustellen, wie es sein könnte, wieder Nichts im Nichts zu sein. Leider halfen weder dieser Erklärungsversuch noch meine Vorstellungen (sie waren sogar eher kontra-produktiv), denn: Vor meiner Entstehung kannte ich das Leben und die Welt noch nicht, vor meiner Entstehung gab es eben mein Bewusstsein noch nicht. Da konnte ich also auch nichts vermissen.
Es ist schön, dass du friedliches Sterben bei nahestehenden Menschen miterleben konntest. Ich habe ein paar negative Erfahrungen gemacht, zum Beispiel eine ältere Frau, die lebenslang sehr gläubig/fromm war und in den letzten Tagen ihres Lebens gegen den Tod ankämpfte. Erschreckt hat mich auch der Tod meines Hundes (nach längerer, schwerer Krankheit) - auch ein richtiger Kampf in den letzten Lebensstunden, ein verzweifeltes Aufbäumen gegen den Tod. Seine Augen sahen erschreckt aus, der Körper in höchster Anspannung. Dabei hatte er in den Tagen zuvor ganz müde und schlapp nur noch vor sich hingedämmert (und wir dachten, er würde nach einem letzten tiefen Atemzug ruhig sterben).
Wahrscheinlich hilft beim Sterben nur bewusstes Loslassen und Hingabe. Aber wie bringt man sich dahin? Ich bewundere Menschen, die friedlich sterben können.
@Signismagika: Ja, die Hoffnung auf wissenschaftliche Fortschritte kenne ich auch. Als Kind las ich mal was vom Einfrieren (und später wieder Auftauen, um dann von den neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen zu profitieren) und überlegte mir dann, ob das für mich möglich sein könnte. Aber ich glaube fast, viel weiter als damals ist die Wissenschaft auch jetzt noch nicht.
Und ich habe mich schon immer gefragt, wie andere mit diesem Wissen umgehen können. Wie können andere Kinder einfach spielen, lachen, plaudern, lernen - so tun, als ob nichts wäre? Als Erwachsene bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es sich um eine Frage der Verdrängung handelt. Wer am besten verdrängen kann, lebt am einfachsten. Das ist so meine Beobachtung.
Eine weitere Beobachtung: Unter dem Wissen, dass Menschen (wie andere Lebewesen eben auch) endlich sind, leide ich ja nicht immer gleich stark - es kommt auf die Bewusstseinsebene an, in der ich mich befinde. Im Alltagsbewusstsein (wie jetzt beim Tippen) kann ich über Tod und Sterben sprechen und schreiben ohne dass ich in Panik verfalle, ich kann traurig und mit Bedauern Todesanzeigen lesen, auf den Friedhof gehen usw. Aber im Alltagsbewusstsein spüre ich mein Ich oder mein Selbst auch nicht so stark. Da denke, rede, agiere ich - ja, das bin auch ich, aber doch auf einer oberflächlichen, funktionierenden Ebene. Auf dieser Ebene kann ich mir dann auch einreden, dass Sterben zum Lebenszyklus dazugehört, dass wir es in der Natur natürlich auch beobachten können, dass Leben ein Kommen und Gehen ist etc. pp. Lasse ich mich aber in tiefere Bewusstseinsschichten gleiten, tiefer und tiefer und tiefer, dann spüre ich die Begrenztheit, Endlichkeit, Vergänglichkeit unmittelbar und mit aller Wucht. Nach Möglichkeit erlaube ich mir diese tieferen Bewusstseinsebenen nicht mehr oder bremse mich ab, so schnell wie möglich, durch profane Alltagsgedanken, Alltagstermine und Alltagspflichten.
Viele Grüße
Magnolie
15.11.2012 14:32 •
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