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Hallo an alle!

Mich würde generell mal interessieren ob es hier Menschen gibt die ihre Herzphobie überwunden haben und falls Ja, was habt ihr gemacht? Welche Glaubenssätze haben da zb. geholfen, habt ihr Expositionstherapie gemacht, falls Ja, wie oft usw.

Ich hab natürlich erstmal in der Suchfunktion danach geschaut aber irgendwie scheint jeder noch selber Hilfe zu brauchen und steckt da drin fest.

Bei mir hat sich die Herzphobie durch die Panikstörung und die ständigen Panikattacken entwickelt. Ich habe speziell „Angst“ vor Herzrasen und den Palpitationen. Als das anfing mit der Panik vor 3 Jahren hatte ich 20 verschiedene Symptome. Jetzt bestehen die Panikattacken quasi nur noch aus Herzrasen.

Meine Agoraphobie zb. ist durch Exposition vollständig verschwunden, die anderen Symptome interessieren mich nicht mehr so das Sie mir Angst machen, aber beim Herzrasen weiß ich nicht genau wo ich anfangen soll. Ich versuche es mit Sport, das macht es aber schlimmer.

Wie habt ihr das gemacht?

22.10.2024 18:26 • 18.11.2024 #1


30 Antworten ↓


Zitat von Panikatthedisco:

Mich würde generell mal interessieren ob es hier Menschen gibt die ihre Herzphobie überwunden haben und falls Ja, was habt ihr gemacht?

Meine Herzphobie habe ich komplett überwunden.
Ich sage gerne, dass ich Großmeister in Herzphobie war. Nichts konnte mich beruhigen, Experten hatten nur nicht genau genug hingeschaut, mich nicht wirklich ernst genommen, das ganze Programm.

War gepaart mit einer knackigen Angststörung, die ich rückblickend als generalisiert bezeichnen würde, mit sehr üblen Spitzen von Panikattacken.

Losgekommen davon bin ich durch mehrere kleine Bausteine, die alle individuell sind, aber vielleicht doch ein Linie anzeigen. Ich begriff irgendwann, dass hinter meiner Angst erstens, ein gehöriges Machtpotential steckt (ich konnte meine Umwelt erschrecken und die Puppen tanzen lassen) und zweitens, viel Rechthaberei. Ich wusste es besser, als alle Experten und fühlte einen imaginierten Triumpf, wenn ich dann tot gewesen wäre, aber doch Recht gehabt hätte.
Nachteil: Ich konnte meine Empfindungen nicht einfach abstellen.

Ein anderer Baustein war die Aussage von Menschen, die suggieren konnten, dass sie wussten, wovon sie reden. Z.B., dass das Herz ein einfacher Muskel ist, der sehr robust ist und gut arbeitet und sich auch noch gut selbst reparieren kann. Da konnte ich mich etwas fallen lassen, das gab ein wenig Sicherheit.
Als Herzphobiker oder allgemein als jemand der zu psychosomatischen Reaktionen neigt, will man 100%ige Sicherheit, 99, 998% sind nicht genug, da man sich gerne für die Ausnahme hält. Und sie vielleicht auch oft sein möchte...?

Dann Psychotherapie. Muss nicht speziell auf das Herz zielen, Entlastung ist Entlastung und hilft. Auch hier fühlt man sich oft nicht ernst genommen, weil man zu wissen meint, dass man doch was Organisches hat und man möchte über das sprechen, das man gewohnt ist. Meine Therapeutin ließ mich da auflaufen, hat sie gut gemacht.

Dann, die Erfahrung, dass man sich wieder was zutrauen kann. Training, das man überlebt, wenn man es schafft so zu trainieren, dass man sich nicht selbst sabotiert und bis zur nächsten 'Attacke' trainiert. Auch das kann man noch als selbstdestruktives Verhalten deuten und sich sagen: Don't do that. Irgendwann hat man da selbst keinen Bock mehr drauf.
Ich bin nach schrittweiser Steigerung, mit dem Rad, genügend steile Berge bei Gluthitze hochgefahren, um meinem Herzen zu vertrauen. Aber nach sehr moderatem Anstieg des Trainings. Aber wenn man jung ist, braucht man dazu keine Ewigkeit.

Meditation hat mich die ganze Zeit begleitet und sicher ihre Rolle gespielt.

Final sicher die Erfahrung im Krankenhaus, als Pfleger. Gar nicht aufs Herz bezogen: Ich sah immer mal wieder Menschen vor mir, die zu jung waren, um viel falsch gemacht zu haben und dennoch an scheußlichen Dingen starben. Erkenntnis: Da machse nix. Will man nicht wahr haben, weil man im Leben in Phasen immer ein Kontroll-Idiot ist, aus diesen oder jenen Gründen. Hoffnungslos, man hat die Kontrolle einfach nicht, alles dumme Illusionen. Die Fassade will man aber nicht einstürzen lassen, mit all den Punkten davor führte die Gewissheit des Todes, trotz gutem Essen, Vorsorge, Cardio-Krempel und allen Wundermittelchen dazu, dass ich die Erkenntnis nicht vermeiden konnte. Hätte mich crashen können, statt dessen verschwand meine Hypochondrie, die quälend war, nahezu vollständig, Herzphobie inklusive.

Das Alter hilft auch, gewöhnlich ist man jung, wenn man den Mist hat.

Hoffe, Du kannst mit dem einen oder anderen Baustein was anfangen.

A


Wie habt ihr eure Herzphobie überwunden?

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Zum Teil Ja
Bei mir war die Wahrnehmung des Herzschlages immer das größte Problem, ich bin wahnsinnig geworden, habe dadurch auch ein Vermeidungsverhalten gehabt.
Sprich ich lege mich hin, mein Hirn ist feingetuned darauf den Herzschlag wahrzunehmen - ich drehe mich so lange und wechsel Positionen bis ich es nicht mehr oder am wenigsten wahrnehme.
Auf der Brust konnte ich deswegen nie schlafen, weil das wäre zu viel gewesen.

Was ich dann im Endeffekt gemacht habe, ich hab mich auf die Brust gelegt, und gesagt So und jetzt bring mich um.
Das Herz hat natürlich wie wild geschlagen und gestolpert, aber das hab ich zwei drei mal gemacht, und das hat mir schon extrem geholfen und viel verändert. Konnte durch das auch dann auf der Brust schlafen.

Habe dann versucht mehr so unangenehme Dinge zu finden und diese Muster aufzubrechen, das klappt bei Herzangst recht gut

Danke für die tollen Infos, ich habe das mit dem Herzschlag wahr nehme schon ewig und es geht mir nach wie vor jeden Tag auf die Nerven. Das war plötzlich da nach meiner ersten PA. Ich habe so ziemlich alles an Hilfe und Möglichkeiten angenommen was es gibt. Wenn ich mal Ruhe im Inneren bekomme ist mir schon viel bei meinem Weg zur Ruhe geholfen.

@Cbrastreifen danke dir! Das war sehr hilfreich! Erkenne mich da wieder. Vor allem bei der 100% Sicherheit. Diese Erkenntnis hat mich letztens auch getroffen. Generell muss man akzeptieren das so etwas einfach nach nicht gibt.

Ich merke richtig wie ich mich gegen den Sport sperre weil ich das Gefühl der Panik nicht ertragen will. Das wäre für mich grad ein Anhaltspunkt.

Finde es so stark das du das überwunden hast. Respekt!

@Tim13 Das ist echt ein sehr guter Tipp! Hab mich richtig erschrocken als ich deinen Text gelesen habe. 1 zu 1 bin ich genau so. Jede kleinste Regung des Herzens macht mich irre. Ich schlaf sogar mit Kopfhörern, bloß damit ich das mit mitbekomme.
Komischerweise bin ich noch nicht auf die Idee gekommen das zuzulassen. Ich probiere das aus.

Danke dir!

Hallo und guten Morgen

Als bei mir 2018 die Psyche komplett kaputt gegangen ist und die ganze Hölle begonnen hat da wusste ich noch nicht was ich habe und was mit mir passiert

Angefangen hatte alles mit einer ganz schlimmen Panikattacke bei der Arbeit
Damals wusste ich noch nicht was das ist

Alles drehte sich um mein Herz und ich habe monatelang gedacht ich erleide einen Infarkt weil ich ganz schlimme Herz Symptome hatte

Beruhigt hat mich mein Kardiologe der super war und sich oft sehr viel Zeit für mich genommen hat

Als alle untersuchungen durch waren hatte ich die „garantie“ das mein Herz gesund ist und seitdem habe ich diese Angst komplett zu 100 Prozent überwunden und sie ist nie mehr gekommen egal welche Symptome ich am Herzen habe ich nehme es gelassen und warte bis es vorbei ist

Liebe Grüße Sonja
Und alles Gute dir

Bei mir war die Herzphobie vor vielen Jahren mal so schlimm, dass ich den ganzen Tag immer wieder meinen Puls gemessen habe und nachts ständig mit Panikattacken mit Herzrasen aus dem Schlaf geschreckt bin. Die Treppen bin ich teilweise nur rückwärts im Sitzen hochgekommen, also immer mit dem Hintern eine Stufe höher. War keine gute Zeit. Ganz überwunden habe ich sie noch nicht, aber es ist schon sehr viel besser - ich messe keinen Puls mehr, fahre Rad, gehe wandern und komme inzwischen auch besser mit dem Herzstolpern klar, obwohl ich das in letzter Zeit öfter habe (vermutlich hormonell mitbedingt).

Was hat mir geholfen?
- Wissen. Wie ist das Herz aufgebaut, was tut es, was braucht es, was ist an Herzkrankheiten wie wahrscheinlich, etc. Man denkt sich ja als Herzphobiker einiges zusammen, wie z.B. dass man am Herzrasen sterben könnte. Das stimmt aber so in der Regel nicht. Gegen diese Fake News hilft Faktenwissen meines Erachtens gut.

- Untersuchen lassen. Ich war ewig nicht beim Kardiologen, weil ich dachte, ich muss es so schaffen. Irgendwann bin ich doch mal hin und es hat mich sehr erleichtert zu hören, dass mein Herz gesund ist. Natürlich sollte man nicht ständig zum Arzt rennen. Deswegen am besten fragen, wie oft man kommen soll/darf. Ich darf alle drei Jahre kommen.

- Therapie. In meiner schlimmsten Phase war ich in einer stationären Rehaklinik und ansonsten habe ich ambulante Therapie gemacht.

- Belastung. Der wahrscheinlich wichtigste Punkt, aufbauend auf den vorherigen Bausteinen. Ich hab auf einem Heimtrainer bei Stufe 0 für 10 Minuten angefangen. Habe dabei vor lauter Angst geschwitzt und mich an meinem Mann festgekrallt, der die ganze Zeit daneben stehen musste. Aber nach und nach wurde es leichter. Irgendwann habe ich dann auch mit Wandern angefangen. Ich habe mir gesagt, lieber kippe ich im Wald tot um, als auf dem Sofa zu versauern. Inzwischen denke ich aber nicht mehr so dramatisch, weil mir inzwischen klarer ist, wie unwahrscheinlich das ist, dass ich mit einem gesunden Herzen tot im Busch liege.

- Das Herz machen lassen. Je mehr man drauf achtet, desto mehr komisches Zeug bemerkt man. Ich habe null Ahnung, wie hoch mein Puls ist oder wie hoch er beim Sport geht. Ich fühle meinen Puls auch nicht mehr am Handgelenk oder so. Der Körper weiß viel besser als ich, was er zu tun hat.

Ich hoffe, das hilft dir bisschen. Es kann auf jeden Fall wieder besser werden

Zitat von Panikatthedisco:
danke dir! Das war sehr hilfreich! Erkenne mich da wieder. Vor allem bei der 100% Sicherheit. Diese Erkenntnis hat mich letztens auch getroffen. Generell muss man akzeptieren das so etwas einfach nach nicht gibt.

Was schwer genug ist.
Man weiß es, will es aber nicht wahr haben.
Aber was ist die Alternative? Selbstmord aus Angst vor dem Tod?

Zitat von Panikatthedisco:
Ich merke richtig wie ich mich gegen den Sport sperre weil ich das Gefühl der Panik nicht ertragen will. Das wäre für mich grad ein Anhaltspunkt.

Da ist mein Tipp, wirklich langsam anzufangen, so dass Du noch locker weiter machen könntest und ganz verhaltenstherapeutisch mit einem guten Gefühl aufzuhören.
Als Angstpatient kitzelt man eher immer noch mehr raus, bis man dann wieder die Katastrophe erlebt.
Also lieber bei 60% als 80% aufhören und sich allmählich an ein gutes Gefühl gewöhnen und dann laaaaangsam die Belastung erhöhen.

Viel Glück!

@Sonja77 Danke dir! Da musst du echt einen tollen Kardiologen gehabt haben! Ich hatte nur ein 5 Minuten Gespräch. Würde auch gerne mal mit jemandem sprechen der sich gut auskennt.

@Pienimusta deine Antwort hat wirklich geholfen. Danke dir! Vor allem fühle ich mich besser (auch wenn sich das blöd anhört) wenn ich lese das es noch anderen so geht wie mir. Das mit der Treppe, das kenn ich. Ich brauche Minuten um ein Stockwerk hoch zu gehen und mehrere Pausen dazwischen. Früher ging das nur im sitzen. Hab mich furchtbar für geschämt, deswegen bin ich so froh das ich damit nicht alleine bin. Inzwischen geht’s besser weil ich mich immer wieder dazu gezwungen habe. Jetzt versuche ich es mit dem Laufband auf niedrigster Stufe. Komischerweise ist gehen draußen aber kein Problem.

Danke dir!

Zitat von Panikatthedisco:
@Sonja77 Danke dir! Da musst du echt einen tollen Kardiologen gehabt haben! Ich hatte nur ein 5 Minuten Gespräch. Würde auch gerne mal mit jemandem ...

Er ist super
er hat sich so oft Zeit für mich genommen und mir alle Fragen immer und immer wieder beantwortet er hat mich sogar mehrmals angerufen um zu fragen wie es mir geht…..er und die Untersuchungen konnten mir die Angst zu 100 Prozent nehmen und sie ist nie wieder gekommen

ich habe ihm so oft gedankt
er ist ein toller Arzt mit dem Herzen auf dem rechten Fleck

Zitat von Panikatthedisco:
@Sonja77 Danke dir! Da musst du echt einen tollen Kardiologen gehabt haben! Ich hatte nur ein 5 Minuten Gespräch. Würde auch gerne mal mit jemandem ...

Ich weiß nicht, ob es von deiner Krankenkasse auch sowas gibt, aber meine hat eine Hotline, bei der man mit Fachärzten sprechen kann. Ich habe da letztens mit einer Kardiologin meinen letzten Befund wegen dem vielen Herzstolpern besprochen. Sie hat sich wirklich Zeit genommen und mir alles erklärt, was mich sehr beruhigt hat. Ich finde sowas wirklich hilfreich, wenn man sich viele Sorgen macht. Da reicht ein Alles in Ordnung oft nicht aus. Kannst ja mal schauen, ob es das von deiner KH auch gibt. Ansonsten gibt es noch die Seite herzbewusst.de. Dort kann man auch Kardiologen Fragen stellen und bekommt binnen weniger Tage eine Antwort. Das ist natürlich nicht ganz so persönlich und ausführlich wie ein Gespräch, aber hilft vielleicht etwas?

Zitat von Panikatthedisco:
@Pienimusta deine Antwort hat wirklich geholfen. Danke dir! Vor allem fühle ich mich besser (auch wenn sich das blöd anhört) wenn ich lese das es ...

Ich kann dir versichern, dass du nicht alleine bist. Find ich aber super, dass du dich langsam steigerst und auch merkst, dass es leichter wird. Weiter so!

@Pienimusta Tausend Dank für den Tipp! Das wusste ich gar nicht, dass es sowas gibt! Ich werd da auf jeden Fall nach schauen.

Hallo Panikatthedisco,

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Beste Grüße
Carsten

@Cbrastreifen hallo
Super das duces geschafft hast ! Ich habe das gleich komme aber nicht voran! Sobald ich auf dem Fahrrad war und 30 min mit 130 Puls gefahren bin alles gut , steige ich ab und der Ruhepuls bleibt bei 100 hängen , nach drei Stunden ist dann bei 90…

Hast du deinen tracker irgendwann einfach weg geworfen u d einfach gemacht und Nix mehr überwacht ?

Vg Michi
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@bobthebig76 hey, das sollte irgendwann besser werden morbider Zeit, wenn die Kondition steigt.

@HellfireOne das ist echt nicht leicht , ich muss teilweise betablocker nehmen nach dem Training … ist es normal das der Puls stundenlang so hoch bleibt

@bobthebig76 Naja also wenn ich bei 130-140 Puls Rad gefahren bin eine halbe Stunde so ist mein Puls recht schnell nach dem Absteigen auf 100 runter und in der nächsten halben Stunde auf 70-80... habe aber generell beim rum sitzen so 60-70 Puls und Nachts auch mal unter 50.

A


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Prof. Dr. Borwin Bandelow
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