Hallo
Bin neu hier und finde es gut, ein paar Leute zu finden, die meine Abneigung teilen. Ich wusste doch, dass ich nicht allein bin
Alles in allem habe ich (männlich, 39) ein relativ entspanntes Verhältnis zu meinem Ekel vor Schmuck. Er ist halt einfach da und bisweilen lästig, z. B. bei der Suche einer Partnerin, aber ich leide jetzt keine Höllenqualen und erzähle Menschen, die mir wichtig sind meistens recht offen und mit einem Augenzwinkern darüber. Ich habe festgestellt, dass viele Menschen mit noch weitaus merkwürdigeren Abneigungen zu tun haben und dem gegenüber ist meine Abneigung wirklich harmlos… Ich erzähl einfach mal, wie es sich bei mir äußert:
Mein Ekel bezieht sich, wie ich mit der Zeit herausfand, nicht nur auf Schmuck, sondern auf Metall, aber dieses eben in besonderer Ausführung. Ich habe mit vielen Metallteilen im Alltag kein Problem. Ich esse ja auch mit Messer und Gabel. Aber schon wenn die ganz stark verziert sind und fein ziseliert, beginnt langsam die Abneigung. Ganz schlimm ist es dann bei Silber Besteck, aber das ist glaube ich noch mal auf eigene Art eklig, da ich auch von anderen Menschen hörte, die das nicht mögen.
Geldstücke und Schlüssel fallen auch in die Ekel Kategorie. Das wird von Freunden, denen ich das erzähle meist recht leicht verstanden, wenn ich sie auf den widerlichen Geruch von diesen Gegenständen hinweise. Bei der Suche nach dem versteckten Muster meiner Abneigung kam ich darauf, dass es oft um Metall geht, das viel im Kontakt mit dem Körper ist (Geld, Schlüssel und eben vor allem Schmuck) und/oder an dem sich viel Dreck ansammeln kann - eben das fein verzierte oder filigrane das schon mehrfach erwähnt wurde. Für mich haben diese Metallsachen immer etwas schmutziges und ich hab ein bisschen das Bedürfnis, mit die Hände zu waschen, wenn ich sowas anfassen musste. - kann's mir aber auch verkneifen und die Hände an der Hose abwischen. Ein bisschen hat es wohl auch mit Korrosion zu tun glaube ich denn es sind gerade die Metalle, die sich irgendwie verändern, die ich nicht mag. Schlimm finde ich z.B. Kupfer, Messing, Silber. Warum die Empfindung dann aber auch so stark auf Gold übergeht verstehe ich nicht ganz, denn Gold korrodiert ja glaube ich eben gar nicht…
Ich hab schon überlegt, was passieren würde, wenn ich ein fabrikneues Schmuckstück in die Hand bekäme, das also noch völlig sauber ist, und da sinkt zwar tatsächlich der Ekelfaktor ein kleines bisschen, ist aber nie ganz wegzukriegen. Gerade Schmuck will ich einfach nicht anfassen. Ich kann mich tatsächlich ganz arg zusammenreißen und einen auf erwachsen machen, aber das ist wirklich die ganz große Ausnahme wenn's nicht mehr anders geht.
Mir scheint, dass da aber auch zwei Sachen zusammenkommen: Die Abneigung gegen das Material, und die Abneigung gegen Schmuck an und für sich, weil mir das einfach halt nicht gefällt, wenn Menschen da was an sich dran haben… möglicherweise sich dafür noch irgendwas durchbohrt haben. Aber der Anteil ist bei mir eine Geschmacksfrage und hinsichtlich meiner Situation Off-Topic.
Die Probleme, die einige hier beschreiben kann ich gut nachvollziehen. Bei meiner Arbeit kann es vorkommen, dass mich eine Kollegin bittet, ihr die Kette zuzumachen - aber in diesem Umfeld konnte ich sehr frei darüber reden, und die können damit auch umgehen. Inzwischen fragt mich keiner mehr.
Geldstücke gehen so lala, es sei denn, ich muss sie lange in der Hand halten, so dass durch den Handschweiß der Geruch an der Hand haftet. (In D-Mark Zeiten waren Markstücke einigermaßen ok, die Pfennige waren ekliger wegen des anderen Metalls Bei den Euromünzen ist es wegen des Materialmixes etwas diffuser) Fremde Schlüsselbunde sind auch unangenehm und ich greife dann gerne an den Schlüssel, der einen Plastikkopf hat, oder der möglichst glatt und/oder neu ist.
Ich kenne auch das Problem, dass man bei interessanten Frauen sofort abcheckt, ob sie was tragen. Wenn da was ist, dann geht da schon recht schnell so ein imaginärer Rollo herunter, das verhindert, dass man sich näher auf diese Menschen einlässt. Ich habe aber das Glück gehabt, immer Beziehungen zu Frauen gehabt zu haben, die keinen Schmuck getragen haben (doch, die gibt's ). Aber es engt die Auswahl schon enorm ein…
Achja, weil's mir noch einfällt: Was TomTom über Creolen schreibt kann ich auch nachvollziehen, wenn das Metall glatt und sauber ist, ist es für mich ein kleines bisschen weniger schlimm, aber der Verschluss bleibt eklig. Das scheint ja tatsächlich bei einigen so zu sein, dass das feine, filigrane, fein ziselierte ein Problem ist. Das fand ich jedenfalls spannend zu lesen.
Biographisch vielleicht noch dazu: Ich hab das eigentlich seit ich denken kann und ich kann mich an keinen Auslöser erinnern. Ich fand das einfach immer doof. Anekdote dazu: Meine Tante schenkt mir zu Ostern (ich war etwa 6) einen Sternzeichenanhänger, und meiner Mutter war es lange Jahre noch peinlich, wie klar ich ihr gegenüber meine Abneigung zum Ausdruck brachte und das Geschenk nicht annahm…
So. Soweit mal ein Rundumschlag über meine Situation. Vielleicht hilft es ja dem ein oder anderen seine Abneigung zu verstehen oder zu akzeptieren. Ich fand's nett, ein paar Spleen-Genossen zu finden (die auch wieder zum Thema zurückgefunden haben )
Liebe Grüße
05.08.2011 12:21 •
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