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Hallo alle zusammen,

folgendes macht mir seit vielen Jahren ziemlich zu schaffen. Ich habe viele Jahre in der Pflege gearbeitet unter anderem im Nachtdienst. Die Nachtdienste waren für mich immer die Hölle, ich hatte die ganze Zeit das Gefühl bzw die Angst dass etwas passieren könnte, Notfälle, Sterbefälle, Einbruch etc.
Nun nachdem ich schon einige Jahre aus der Pflege raus bin begleitet mich dieses Gefühl immernoch, meist wenn ich wegen meines Babys nachts aufstehen oder mit meinem Hund abends draußen Gassi gehe.
So wirklich weiß ich nicht was ich dagegen tun soll, viel Therapie hab ich schon hinter mir, vor allen Dingen was meine Vergangenheit und Persönlichkeit betrifft. Ich selbst hab mich gut im Griff und bin medikamentös eingestellt und stabil. Habe aber abends schon ein mulmiges Gefühl zu wissen nachts wieder aufzustehen wegen meinem Kind
Hat jemand Tipps von euch oder kennt dies vielleicht jemand?

Schon einmal danke für eure Antworten. Viele Grüße Eure Mikke

09.02.2024 17:28 • 14.02.2024 x 2 #1


7 Antworten ↓


Hallo Mikke

Ich kenne solche Ängste auch.
Ich habe immer nachts Nachtlichter an. Solche, die man in die Steckdose steckt. Das Licht ist ganz dezent, es stört nicht.
Muß dein Hund denn nachts immer raus?
Meiner schläft zum Glück durch. Aber wenn, dann würde mein Mann rausgehen. Er läßt mich auch nicht mehr allein durch die Straßen laufen. Die Zeiten haben sich halt geändert.

A


Nächtliche Angst durch Nachtschicht

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@Mondkatze danke für deine Nachricht, mit dem Nachtlicht mach ich auch, das hilft ein wenig. LG Mikke

Hallo und willkommen @Mikke,
Zitat von Mikke:
Die Nachtdienste waren für mich immer die Hölle, ich hatte die ganze Zeit das Gefühl bzw die Angst dass etwas passieren könnte, Notfälle, Sterbefälle, Einbruch etc.

Dann war diese Nachtdienstphase der Beginn Deiner Ängste, richtig? Oder hattest Du vorher schon Probleme mit dem Thema Nacht? Und ganz entscheidend wäre für mich die Frage, was Du mit Nacht konkret in Verbindung bringst: Dunkelheit, Alleinsein, Hilflosigkeit, Orientierungslosigkeit...?

Zitat von Mikke:
Nun nachdem ich schon einige Jahre aus der Pflege raus bin begleitet mich dieses Gefühl immer noch, meist wenn ich wegen meines Babys nachts aufstehen oder mit meinem Hund abends draußen Gassi gehe.

Probiere mal, den Mensch als duales Wesen zu sehen. Der Tag steht dann für ihn - normalerweise - sinnbildlich für Aktivität, Bewusstheit, Kontrolle, Leben.
Die Nacht hingegen versinnbildlicht sozusagen, das Gegenteil: Passivität, Un(ter)bewusstes, Kontrollverlust, Tod.

Menschen, die die Nacht zum Tag machen, bewegen sich gewissermaßen gegen den Strom, drastischer formuliert: gegen die Natur. Nicht jeder kommt damit zurecht und ergo sollte man als Nachtschichtler auch auf die eventuell daraus resultierenden Ängste achten.

Nachtarbeit bzw. Nachtaktivität hat mehrere Aspekte. Zwei davon sind die geistigen und die körperlichen. Während die geistigen durchaus existenzielle Bereiche berühren können, ist der Körper rein vom Biorhythmus her eigentlich nachts auf Ruhe vorjustiert. Und hier spielen Neurotransmitter, Ernährung, Vitalstoffe uvm. eine nicht unerhebliche Rolle. Wer hier unterversorgt ist, erlebt die Herausforderungen in der Nacht genauso vehement wie am Tag, nur eben mit dem Unterschied, dass er körperlich defizitär und somit nicht angemessen ist.

Dies führt langfristig zu einem Konflikt, den wir wiederum geistig nicht automatisch der eben skizzierten Mangelsituation zurechnen sondern eben entsprechend unangemessen reagieren (Ängste, Panik etc.).

Wenn dies nicht adäquat verarbeitet (reseted) wird, stellt eine Nachtsituation stets einen entsprechenden Trigger dar.

Familienbett.

@Mikke Tja und da sagen insbesondere Menschen, die noch nie was mit dem Thema Pflege zu tun hatten, dass doch alle, die wenig Qualifikationen mitbringen oder lange arbeitslos waren, doch in die Pflege gehen sollen. Da muss man schließlich nichts können. Da fühlt man sich doch echt wertgeschätzt, wenn man diesen Weg aus anderen Gründen bereits eingeschlagen hat.
Wie man sieht, braucht man einiges an Charaktereigenschaften, um das auf Dauer unbeschadet zu übersehene.
Hut ab an alle Damen u. die Minderheit Herren, die sich das antun und dabei nicht irgendwann am Ende ihrer Kräfte sind.

@Gody ja das sehe ich auch so, nur mit einem dicken Fell und stabiler Psyche übersteht man den Beruf ohne selbst Schäden davon zu tragen und leider wird es einfach nicht besser. Ich ziehe auch den Hut vor allen die durchhalten ️

@moo vielen Dank für deine Antwort, von diesem Blickwinkel hab ich's noch nicht betrachtet. Vor meinen Nachtdiensten hatte ich nie damit Probleme, ich war sogar gerne nachts unterwegs und hatte keine Angst, erst als die Verantwortung für Menschen etc. dazu kam ging das los. Und prinzipiell ist das Gefühl nur da wenn ich alleine bin. LG Mikke





Prof. Dr. Borwin Bandelow
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