Lärm hat unterschiedliche Qualitäten.
Mit undifferenziertem Geräusch kann man mich verjagen. Am Schlimmsten ist Jahrmarkt/Rummel/Kirmes, wenn da aus jeder Ecke ein anderes Geräusch kommt. Aber auch plötzliche, laute Geräusche, die einen zusammenschrecken lassen: Silvesterknaller, Zirkus, Motorsägen etc. - Als Kind habe ich große Angst vor solchen Dingen gehabt.
Wenn ich hingegen Struktur erkenne und weiß, dass es sich um ganz bewusst eingesetzte, gut zusammenpassende Geräusche handelt, halte ich viel Lautstärke aus. Wenn ich die Musik mag, kann ich mich auf einem Rock-Konzert auch direkt neben die Boxen stellen, und es stört mich nicht, es macht mir sogar Spaß.
Ich denke, es geht bei der Menschenlärmphobie vor allem um die eigene Machtlosigkeit, wenn tausende unzusammenhängende, menschengemachte Geräusche zusammentreffen und einen furchtbaren Lärm erzeugen, der Tag und Nacht zermürbt. Auch wenn keines dieser Geräusche sicherlich aus dem Grund gemacht wird, empfindlichen Menschen den letzten Nerv zu rauben, ist das Ganze (nämlich der Krach) auch hier mehr als die Summe seiner Teile. Es führt zu schnell zu schlechter Stimmung.
Die Flucht aus dem Lärm ist stets erfüllend, hat aber auch stets zur Folge, dass man ihn bei der Rückkehr als um so schlimmer erlebt. Evtl. empfiehlt es sich, eine Methode zu finden, störende Geräusche auszublenden. Das geht. Auch das hat mit Frustration zutun - und wie man sie vermeidet. Gelingt es, sich nicht in den Ärger über den Krach hineinzusteigern, sondern den Ärger wie auch den Krach als nebensächlich zu betrachten, ist man auf einem guten Weg.
04.05.2015 21:26 •
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