Liebe Community,
ich kenne das Problem zu gut.
Bei mir begann es im Alter von 16 Jahren, mitte der 10. Klasse.
Vorher hatte sich meine Angst anders geäußert, ein Problem dass ich fast im Griff hatte.
Menschen, die unter Panikattacken und Angststörungen leiden greifen bekanntlich nach jedem Strohhalm, ob teure Lektüren, Ratgeber, Medikamente, Klinikaufenthalte usw. Ihr versteht mich sicherlich.
Auch ich habe einiges ausprobiert und nahm 2 1/2 Jahre SSRI, die meine Stimmung stabilisieren sollten und mir helfen die Panik zu bewältigen.
Ich habe mir hier einiges durchgelesen und es ist traurig, dass so viele Menschen darunter leider und niemand Hilfe findet, niemand eine richtige Lösung gefunden hat.
Jedoch kann ich aus eigener Erfahrung davon berichten, dass es besser werden kann.
Ich hab mich der Angst immer wieder gestellt, auf den härtesten Wegen, probierte Reizkonfrontation und auch die Art, die nur stufenweise konfrontiert.
Ich ging trotz der Angst und Panik, bzw. gerade deshalb auf Konzerte, bis jetzt nur drei. Das erste war nur 40 min. entfernt (Mein erstes Konzert überhaupt) mit ca. 1000-2000 Menschen, das nächste verlangte eine Strecke von glatten 8 Stunden Zugfahrt mit 8000 Menschen. Ich stand ewig Schlange und fragte mich im Nachhinein immer und immer wieder, wie ich das schaffte, da ich anfangs Panik in Supermärkten hatte, wie viele hier. Ob es mir geholfen hat, mich derart zu konfrontieren? ich weiß es nicht. In Akutsituationen vergisst man wohl alle seine Erfolge. Doch muss man es versuchen, man muss sich der Angst wirklich aussetzen; ohne Ablenkung, keine Musik, Gespräche, im Hier und Jetzt sein. Das war schwierig, verdammt schwierig und es war auch sehr ermüden und anstrengend. Aber auch nicht einmalig. Eigentlich konfrontiere ich mich jeden Tag. Ich gehe arbeiten, jeden Tag, bin insgesamt 12 Stunden tgl. weg mit Zugfahrt und nach Hause laufen.
Aber das ist gut.
Es ist anstregend ja, es ist teilweise grauenhaft und manchmal will man aufgeben. Aber ich hab schon so viel schönes erlebt, in den letzten Jahren, trotz meiner Angst. Das Leben ist nicht vorbei und man kann es sehr wohl hinbekommen.
Nach längeren Konfrontationslosen-Pausen aufgrund von Krankheiten oder sonstigem, wird alles schlimmer, immernoch. Und es wird immer so sein.
Wir müssen uns klar machen, dass es mit einmal konfrontieren nicht getan ist, man muss sich immer wieder stellen. Man braucht jede Menge Mut, aber ihr müsst euch in den Kopf rufen, dass ihr das für euch tut.
Ob man mit diesem imperativen Harndrang jemals normal leben kann ist fraglich, denn es kann weggehn, jedoch auch immer und immer wieder kommen.
Ich war in Therapie und bin es bald wieder, das wichtige ist: Regelmäßigkeit! Einmal im Monat ist umsonst, da kann mans direkt lassen.
Es ist ein ewig langer Weg und ich will euch nur sagen, dass wir das alles schaffen. Irgendwie, Irgendwann.
Im Gegensatz zu normalen Menschen müssen wir stetig an uns arbeiten, aber ist das denn so schlimm? Durch diese, wenn auch ekelhaften, Erfahrung lernen wir sehr viel über uns selbst.
Und jeder der nur einen Auslöser sucht ist falsch, denn es sind so viele Ursachen, die man wohl garnicht mehr rausfinden kann.
Ich kann euch gerne auch Bücher empfehlen, in denen man auch etwas über die Prozesse im Körper während einer Panikattacke erfährt.
Ich will so gerne irgendwie anderen Menschen helfen, denen es geht wie mir. Sei es nur mit langweiligen Konfrontationsberichten oder meinen bis jetzt geschafften Weg.
Falls jemand reden möchte, schreibt mir gerne!
Wenn das auch nur irgendwie hilft, vielleicht uns beiden, sollte das schon ein guter Anfang sein.
27.03.2017 18:34 •
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