Zitat von Gina68:Jemand, der eine Panikattacke im Kaufhaus hatte und aufgrund dieser Panikattacke das Kaufhaus meidet, handelt ähnlich wie mein Hund, der Aufgrund eines Anfalls, den er hatte, seine Schlafmatte meidet, weil er dort einen Anfall hatte. Angst vor der Angst? Versuch einen erneuten Anfall zu vermeiden?
Bei Menschen nennt sich das Angst vor der Angst, weil der Mensch sich die Zusammenhänge zwischen den Situationen bewusst macht. Bei Tieren nennt man es klassische Konditionierung und ist ein unbewusster, reflexartiger Vorgang.
Zitat von GastB:Meine Güte, Schlaflose! Dir würde es also auch besser gehen, wenn du im Knast oder einer geschlossenen Anstalt säßest und dein Essen täglich einfach vorgesetzt bekämst? So etwas kann man/frau m.E. nur behaupten, wenn man die eigene Würde von Wildtieren nicht erkennt und seinen eigenen Freiheitsdrang verdrängt/verleugnet. Vielelicht kommen deine Schlafstörungen eher daher ...?
Da ich kein Tier bin und über meine Situation nachdenken kann, würde es mir in einer geschlossenen Anstalt, wo ich mein Essen vorgesetzt bekomme, natürlich nicht besser gehen. Ich habe ja auch keine Fressfeinde, vor denen ich dort sicherer wäre als in Freiheit. Der Fehler, den du machst und den auch die meisten anderen Leute machen, ist, die Situation eines Tieres aus menschlicher Sicht zu bewerten. Man stellt sich vor, wie man sich selbst fühlen würde, wenn man in dieser und jener Situation wäre, aber das ist einfach nicht vergleichbar.
Wenn ein Tier z.B. ein Hamster in einem großem Terrarium artgerecht gehalten wird, geht es ihm ganz sicher besser als in der freien Natur, wo es jeden Augenblick von einem Feind gefressen werden könnte. Außerdem kann sich ein Tier gar nicht gefangen fühlen, wenn es nicht schon vorher in Freiheit gelebt hat. Da die meisten Haustiere gezüchtet werden, kennen sie nichts anderes als das Leben in Gefangenschaft. Und ich halte immer noch daran fest: das Tier kann nicht über seine Situation nachdenken, also leidet es nicht darunter in dem Sinn, dass es sich über seine Lage Gedanken macht und ihm bewusst ist, dass es gefangen ist und ihm ein Leben in der freien Natur nicht vergönnt wird.
Abgesehen davon bin ich auch dagegen ein Tier aus der Wildnis zu fangen und es in welcher Art auch immer einzusperren. Warum sollte man das tun? Ich respektiere sehr wohl die Würde von Wildtieren. Aber ich vermenschliche sie nicht. Der Freiheitsdrang der Tiere, von dem du sprichst, ist eine Sache des Instinkts und nicht des Reflektierens über sich und sein Dasein. Im Gedicht Der Panther überträgt Rilke die Gefühle, die ein Mensch hätte, wenn er im Käfig wäre, auf den Panther.
Meine Schlafstörungen kommen ganz sicher nicht daher, außerdem sind sie, seitdem ich meinen Job gewechselt habe, weg. Ich glaube die Ursache war eher, dass ich zuviel Freiheit hatte. Ich war derjenige, der den Boss spielen und anderen sagen musste , was sie zu tun hatten und über ihre Zukunft zu urteilen hatte. Das war mir zu viel an Freiheit und Verantwortung. Mir ist es lieber, andere sagen mir, was ich zu tun habe und derjenige trägt die Verantwortung, der den Befehl gibt. Dann kann ich ruhig schlafen.
Viele Grüße