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Hallo,

ich bin sehr froh dieses Forum gefunden zu haben möchte mich erst einmal vorstellen. Ich bin Mama von drei Kinder (8,5,2 Monate) und führe ein ganz konservatives Leben mit Häuschen am Stadtrand.
Unsere Tochter ist 8 Jahre alt und wir machen uns sehr große Sorgen um sie. Ich habe schon lange den Verdacht, dass es in Richtung Angst/Zwang geht. Ich leider selber unter einer Angststörung (welche ich gut im Griff habe) und kenne daher ein paar Anzeichen. Meine Angststörung ist daheim allerdings kein Thema (das mache ich alleine mit mir aus - Therapie war auch vor der Geburt meiner Großen).
Sie isst seit Monaten so gut wie nichts - weder zu Hause, noch unterwegs. Auch kein Eis am Nachmittag. Jede Mahlzeit endet in Diskussion und tränen. Sie will nicht raus, auf Feiern, Achterbahn fahren, etc. Unser Arzt hat sie schon durchgecheckt - organisch und Blutproben sind alle ok. Sie hat aber Untergewicht, welches beobachtet wird. Nun hat sie weiter abgenommen. Auch der Arzt ist besorgt. Sobald es darum geht auswärts zu essen gibt es Streit. Auch Süßigkeiten ist sie kaum. Auf Familienfeiern will sie um 19 Uhr ins Bett.

Gestern haben wir sehr lange geredet und sie war endlich ehrlich zu mir und hat erzählt, dass sie Angst hat, sie muss brechen, wenn sie zuviel isst. Sobald ihr Magen etwas grummelt beim essen, denkt sie, dass es zu viel ist. Allerdings hat sie auch Angst sie bekommt Durchfall. Nach meiner Recherche passen fast alle Symptome auf eine Emetophobie. Allerdings hat sie im gesamten extremen Ekel vor allen Körperausscheidungen (das ist mir schon lange aufgefallen) - also auch bei Durchfall reagiert sie panisch und bei Schnupfen ist Nase ausschnauben kaum möglich. Auch wenn andere von uns Magen-Darm haben (wie ihre kleine Schwester letztens) muss sich immer auch einer um sie kümmern, da sie anfängt zuweinen.
Wir diskutieren nun schon lange mit ihr und sie versteht auch, dass sie mehr essen muss, aber sie tut es einfach nicht.

Wir haben bald wieder einen Termin beim Kinderarzt (hoffe ich kann den auf Grund der neuen Erkenntnisse vorziehen), denke aber sie kommt um eine Therapie nicht herum.

Hat hier vielleicht jemand Erfahrung damit oder kann mir Tipps für den weiteren Weg geben.

Liebe Grüße
Sandra

04.08.2019 11:07 • 01.01.2023 x 2 #1


36 Antworten ↓


Liebe Sandra, das ist wirklich ein schweres Thema.

Deine Tochter wird um eine Therapie nicht herumkommen, das ist wahr.
Ich kann da jetzt nicht aus eigener Erfahrung reden, weiß aber von einer Nachbarstochter, das sie Angst hatte, als Kind zu
dick zu werden. Sie ist Heute Erwachsen und ein Strich in der Landschaft.

Dann kenne ich noch eine andere Frau, dessen Tochter hat auch ein Ekel vor Erbrechen entwickelt. Sie ist Heute Erwachsen und kann keine erbrechenden Menschen sehen. Selbst wenn ihr Kind erbricht, kann sie nicht dabei sein und bei ihr selber kann sie es auch nicht sehen.

Dann kenne ich ein Kind, das ist 7 Jahre alt und es kann nicht zur Toilette gehen, weil sie sich nicht vom Ausscheiden trennen kann.

Bei allen Fällen, kann glaube ich, wenn dann nur eine Therapie helfen. Wobei aber auch manchmal nichts helfen kann.
Das Dein Kind und Du zusammen redet, das ist schon sehr gut. Vielleicht hat auch mal irgendeiner was gesagt, das Dick sein nicht gut ist. Hast Du das schon einmal heraus gefunden?

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Emetophobie beim Kind? - wissen nicht weiter

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Ich hatte sowas ähnliches auch mal als Kind .. Denke so auch im Alter deiner Tochter. Hat sie vielleicht mal ein nicht so schönes Erlebnis mit Durchfall oder Erbrechen gehabt?

Bei mir war das der Fall. Ich hatte Angst zu essen weil ich dachte ich muss mich dann Erbrechen. Hatte als Kind mal ne ganz miese Grippe, da brauchte ich essen nur anzusehen und mir wurde mega übel. Danach hatte ich eben diese Phase , weil ich dachte es passiert mir nochmal .

Es wäre hilfreich zu verstehen, was ihr dabei genau Angst macht

Vielen Dank für die schnellen Antworten.
Angst vorm dick werden hat sie nicht. Es ist sobald ihr Magen anfängt zu grummeln oder zu drücken etc beim Essen (also teilweise schon nach paar Bissen) denkt sie, es ist ein Zeichen das sie brechen könnte, weil es zu viel war. Sie steckt sich auch nur Minibissen in den Mund. Zerteilt alles aufs kleinste.

Wofür sie genau Angst hat, weiß ich leider auch nicht. Ich denke, sie findet es einfach unheimlich eklig und will es vermeiden um jeden Preis. Also isst sie lieber gar nichts.

Hoffe der Arzt kann ich ihr schnell nen Termin versorgen.

Zitat von Sorgenmaus:
Vielen Dank für die schnellen Antworten. Angst vorm dick werden hat sie nicht. Es ist sobald ihr Magen anfängt zu grummeln oder zu drücken etc beim Essen (also teilweise schon nach paar Bissen) denkt sie, es ist ein Zeichen das sie brechen könnte, weil es zu viel war. Sie steckt sich auch nur Minibissen in den Mund. Zerteilt alles aufs kleinste. Wofür sie genau Angst hat, weiß ich leider auch nicht. Ich denke, sie findet es einfach unheimlich eklig und will es vermeiden um jeden Preis. Also isst sie lieber gar nichts. Hoffe der Arzt kann ich ihr schnell nen Termin versorgen.


Ja wie bei mir . Ich fand das Erbrechen so widerlich , das ich nichts gegessen habe um das zu vermeiden . Hat sie denn in letzter Zeit erbrochen, warum sie jetzt Angst davor hat?

Der Arzt kann ganz bestimmt helfen : )

Zitat von Sorgenmaus:
Ich denke, sie findet es einfach unheimlich eklig und will es vermeiden um jeden Preis.

Das Essen oder das Brechen?

Das brechen. Das könnte ja durch zu viel essen ausgelöst werden. Daher isst sie nichts oder kaum was!

Ich stelle ihr auch Chips und co hin aber auch das rührt sie nicht an.

Wenn ich es richtig verstanden habe, ist das Brechen eine Bewusste Entscheidung (Grummeln im Magen = zu viel = ich muss brechen)?

Zitat von Andrej333:
Wenn ich es richtig verstanden habe, ist das Brechen eine Bewusste Entscheidung (Grummeln im Magen = zu viel = ich muss brechen)?

Ich hab es eher anders verstanden. Erbrechen als unkontrollierbare Körperreaktion, die sie versucht,um jeden Preis zu kontrollieren, durch nicht-essen,oder?

Ich frag mich auch nach dem Auslöser. Warum will ein kleines Mädchen Kontrolle über eine Körperreaktion haben? Hat sie vielleicht woanders die Kontrolle verloren und es ist eher eine Art Übertragung ins Körperliche?
Muss ein Therapeut dran.

In dem Alter, war mir ganz oft schlecht vor Angst. Verlustangst, das weiß ich heute. Als Kind war mir schlecht, ohne zu wissen warum.

Genau, eher als unkontrollierte Körperreaktion, welche sie verhindern will.
Der Auslöser ist mir ein Rätsel. In der Schule ist sie beliebt und auch gut. Mit ihren Freunden versteht sie sich gut und hat Spaß. Zuhause ist sie eher verschlossen und macht eher ihr Ding. Sie geht bei ihrer kleinen Schwester manchmal unter und wir müssen sie immer wieder hervor locken und mehrmals darum beten mitzuspielen etc. oder sehr genau hinhören was sie gerade belastet. Sie ist unheimlich sensibel.

Wie bekommt man den schnell einen Therapieplatz? Bei mir waren es damals ewige Wartezeiten mit Wartelisten. Ist doch sicherlich nicht besser geworden. Kann der Kinderarzt da unterstützen?

Zitat von Sorgenmaus:
Wie bekommt man den schnell einen Therapieplatz? Bei mir waren es damals ewige Wartezeiten mit Wartelisten. Ist doch sicherlich nicht besser geworden. Kann der Kinderarzt da unterstützen?


Ich denke, bei Kindern geht es etwas schneller. Hoffe ich zumindest, zumal geht es hier ja auch um körperliche Gesunderhaltung!
Es ist irrsinnig schwierig bei Kindern den Auslöser zu finden, da sie es manchmal selbst nicht wissen. Wie geschrieben, ich hatte viel Übelkeit/Bauchweh in ihrem Alter, aber warum, weiß ich erst heute. Sensible Kids machen auch viel mit sich selbst aus. Ich wollte damals meine Eltern schon nicht belasten. So ein Irrsinn. Aber sie machen es instinktiv so. Da muss sie jemand begleiten, ihr Brücken bauen und dann besteht die Möglichkeit, dass sie es in Worte fassen kann. Kinder haben Antennen und kriegen auch Ungesagtes mit. Stress in der Familie...Mama angespannt, weil ängstlich...so als Bsp. Ich finde es schwierig, den Kindern deine Angst nicht zu erklären. Sie fühlen es sicher.

Ja, sie will uns nicht belasten und macht sich sorgen darum, dass wir uns sorgen. In meiner Schwangerschaft war sie unglaublich besorgt um mich, obwohl es keinen Grund gab. Wir konnten zum Glück offen reden und sie war sehr ehrlich. Das funktioniert ganz gut zum Glück.

Meine Angst (vor Krankheiten) ist eigentlich keine wirkliche Belastung mehr. Ich denke auch nicht, dass ich diese nach außen trage und kann sie durch meine gelernten Methoden recht schnell abwürgen. Daher schließe ich das eigentlich aus. Allerdings ecken wir oft aneinander, da sie schulisch sehr ähnlich ist wie ich und ich sie daher (meine kritische Selbsteinschätzung) wahrscheinlich unter Druck setzte. Ich hatte viele Probleme und hab mich leidlich durchs Abi gequält. Davor will ich sie bewahren und schieße manchmal übers Ziel heraus.

Zitat von Sorgenmaus:
, sie will uns nicht belasten und macht sich sorgen darum, dass wir uns sorgen. In meiner Schwangerschaft war sie unglaublich besorgt um mich, obwohl es keinen Grund gab. Wir konnten zum Glück offen reden und sie war sehr ehrlich. Das funktioniert ganz gut zum Glück.

So ehrlich, wie sie konnte. Ich finde es bedenklich, wenn sie sich um dich sorgt. Das sollte sie nicht, in ihrem Alter schon 3mal nicht. Sorgen schnüren einem den Magen ab. Und außerdem, kann ich mir gut vorstellen, dass Erbrechen ihrerseits, zu Sorgen deinerseits führen...also was tut ein Kind dann, welches sich um Mutti sorgt?
Aber alles Spekulation. Sie tut ihr Bestes, um mit ihren Gefühlen klar zu kommen. Das es einen besseren und anderen Weg gibt und dass sie sich nicht um euch sorgen braucht, muss man ihr langsam nahe bringen. Ist vermutlich schon ein Muster und braucht dann etwas mehr Zeit. Gut, dass ihr jetzt was tut. Das hätten wir als Kinder auch gebraucht!

Ihr verhalten besorgt mich definitiv. Das weiß sie auch. Gerade mein Mann ist wirklich fertig und das heißt was. Er ist sonst immer sehr optimistisch.
Sie selbst erbricht nicht - schon ewig nicht mehr. Ist halt nur die Angst davor.

Ja, ich hoffe wir bekommen schnell Hilfe. Auch für unser Verhalten ihr gegenüber.

@Sorgenmaus , wenn sie ins Untergewicht geht, wird man bei Kindern schnell handeln. Schalte den Kinderarzt ein. Leider kenne ich mich da nicht aus.

Evtl. Ist das auch ein Schrei nach positiver Aufmerksamkeit, kann man aber alleine nicht in Griff bekommen, drum ist herumraten nicht weiterführend.

Ich denke, das Beste, was ihr jetzt tun könnt, ist dafür zu sorgen, dass man sich schnell professionell um sie kümmert.

Ja, denk ich auch. Vielleicht auch nicht zu sehr bedrängen. Es ist möglich, dass sie es eben selbst nicht weiß.
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Hallo Sorgenmaus, ich wollte einmal hören, wie es deiner Tochter mittlerweile geht und ob ihr eine Lösung gefunden habt!? Meine Tochter leidet auch an einer Emetophobie und ich freue mich über einen Austausch. Meine Tochter ist 7 Jahre alt.

Hallo Sabse,

meine Tochter ist nun 11 Jahre alt. Ihr geht es sehr gut. Sie isst sehr gut, probiert viel. Die Zeit hängt uns aber dennoch nach. Wenn wir alte Bilder anschauen aus der Zeit, sind wir alle (auch sie selber) erschrocken, wie schlecht sie aussah. Sie kann aber recht offen über diese Zeit reden. Sie ist und bleibt sehr sensibel und anfällig. Man muss bei ihr auf jeden Fall darauf achten, dass sie psychisch gesund bleibt. Auch sie wird selber ein Bewusstsein dafür entwickeln müssen,(auch, wenn sie irgendwann mal auf eigenen Beinen steht). Leider liegen Depressionen/Angstzustände sehr in unsere Familie.
Sie hat in den letzten Jahren 13kg zugenommen. Zwar immer noch eher dünn und groß aber das sind wir hier alle. Aber definitiv gesund.

Eine Lösung gefunden haben wir nicht wirklich. Sie war in Kurztherapie (3 Termine) und es wurden zig Test (Sono, Blut etc) gemacht. Wir sind sehr auf sie eingegangen und haben es kurz akzeptiert, dass sie nichts isst. Wenn wir auswärts gegessen haben oder auf Feiern waren, haben wir ihr ein eigenes Essen mitgebracht. Als Gegenzug musste sie einen kcal-Shake trinken, schlückchenweise über den Tag verteilt. Damit sie wenigstens auf der Höhe bleibt.
Ich glaube, bei ihr hat es durch die Untersuchung etc Klick gemacht, dass es wirklich ernst ist.
Wir hatten jetzt noch etwas die Befürchtung, dass es evtl wieder kommt, wenn Nachwuchs kommt. Da es damals nicht klar war, ob es durch die Schwangerschaft ausgelöst wurde. Aber diesmal, hatte sie keine Probleme damit.

Ich hoffe, meine Antwort konnte dir etwas helfen. Ich glaube, der "Lösungsansatz" ist sehr individuell bei jedem Kind.

Liebe Sorgenmaus, vielen Dank für deine schnelle Antwort. Es beruhigt mich zu lesen, dass deine Tochter stabil ist und ich freue mich sehr für euch, dass sie es geschafft hat. Ist die Angst vor dem Erbrechen total zurück gegangen? Oder gibt es noch Situationen, in denen die Angst sich wieder meldet? Und wie lange hat es gedauert, bis ihr eine Besserung gemerkt habt? Hat sich das bei eurer Tochter denn "nur" im Essverhalten gezeigt oder ist sie auch in anderen Bereichen in die Vermeidung gegangen? Zum Beispiel dass sie kein Karussell mehr fahren wollte, dass sie Angst hatte in der Schule zu brechen usw.
Meine Tochter isst auch schlecht. Sehr selektiert und wenig. Und meistens vorm Fernseher, da sie am Tisch nicht gut essen kann. Mich zieht das mit dem Essen total runter und das wirkt sich vermutlich auf meine Tochter aus. Du hast geschrieben, dass ihr irgendwann kurz akzeptiert habt, wenn eure Tochter nichts essen wollte. Was bedeutet kurz in dem Zusammenhang? Und wie kam es dazu , dass sie auf einmal wieder gegessen hat? Meine Tochter isst grundsätzlich kein Abendbrot mehr. Und vor der Schule nicht, weil sie Angst hat, in der Klasse zu brechen.
sie kommt auch jeden Tag mit einer vollen Butterbrotdose nach Hause. Ich weiß nicht, wie ich reagieren soll. Ob ich Druck machen soll beim Essen oder lieber eine Egal-Haltung einnehmen soll. (Was mir allerdings
Sehr schwer fällt)… ich freue mich auf deine Antwort .

A


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Prof. Dr. Borwin Bandelow
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