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Ich glaube, die Sorgen, die man sich da macht, sind existentiell. Und auch, wenn man dies gerne vorm Kind verstecken will, sind wir Eltern auch nur Menschen und keine Superhelden. Redest du mit ihr darüber, dass du große Angst hast und warum? Erkläre ihr, dass du diese Sorge nicht "verstecken" kannst, weil sie dein Kind ist und es das schlimmste für dich wäre, wenn ihr was passiert. Wir hatten fürchterliche Angst und gerade mein Mann, der sonst die Ruhe weg ist, war total fertig. Es war eine schreckliche Zeit.

Unser Kinderarzt hat auch mit ihr gesprochen und auch erklärt, wenn sie noch lange das Essen verweigert, er sie in Krankenhaus einweisen muss und was dann dort alles passieren kann (natürlich alles kindgerecht).

Nein, es war bei ihr nicht nur das Essen. Sie hatte auch unheimlichen Ekel war Nasensekret und Durchfall.
Sie hat nichts gemacht, was irgendwas auslösen könnte. Achterbahnfahrten, Zugfahrt, lange Autofahrt etc. Auch heute noch achtet sie sehr auf bestimmte Sachen bzw. fragt nach zb nach dem Essen wieder ins Wasser (sind bei ihr genau 30 min), Durchfall verunsichert sie immer noch, Nase ausschnauben ist nicht ihre Lieblings sache. Aber alles in einen Maße, in dem man mit ihr reden kann und nach ein paar Sätzen ist es ok. Ihr wird regelmäßig im Bus schlecht. Sie muss aber täglich mit dem Bus 30min zum Gymnasium fahren. Ist für sie ok.
Also ja, es gibt immer mal jeder Situationen in denen man merkt, sie hat ein Problem damit. Auch wenn ihre Geschwister MagenDarm haben, kostet sie das viel Kraft. Logisch reden hilft ihr aber viel. Sie muss lernen damit zu leben. Laut Therapeut ist dieses derzeitige Verhalten kein Grund für eine Therapie. Es beeinflusst auch unseren familienalltag nicht.

Wie lange war "kurz"? Das kann ich leider nicht mehr genau sagen. Aber ich schätze so ca 2 Monate. Bei ihr war es genau in den Sommerferien. Als die schule wieder losging, hat es sich stetig gebessert. Wir haben ihr anfangs nur sehr wenig in die brotbüchse getan - Inhalt mit ihr abgesprochen. Haben dies dann ganz langsam gesteigert. Mittag haben wir von ihr anfangs nur "verlangt" einen Löffel zu essen. Eines Tages kam sie mir in der schule grinsend und überglücklich entgegengerannt (das werde ich wohl nie vergessen), dass sie heute den ganzen Teller gegessen hat. Es hat sie selber unheimlich belastet und sie versteht bis heute ihr Verhalten nicht. Aber es hat sie so sehr gefreut, als sie merkte, dass es ihr besser geht. Und natürlich auch, dass es ihren Eltern besser geht.

Wir haben dann noch ein Stück mit ihr immer abgesprochen, was wir mitnehmen sollen in Gaststätten und auf Feiern.
Im ganzen hat es sicher mind 6 Monate gedauert.

Wart ihr schon beim Kinderarzt? Ist organisch alles abgeklärt? Ein Nottermin beim Therapeuten bekommt man auch recht schnell - sind zwar keine regelmäßigen Sitzungen aber für uns war es so erholsam, dass wir ein Stück Verantwortung abgeben können. Jemand anderes schaut drauf und hinterfragt. Das war unheimlich beruhigend. Auch durch diese ganzen Prozeduren hat unsere Tochter gemerkt, dass wir ihr nur helfen wollen, dass der Kinderarzt nur helfen will, etc. und das sich alle Sorgen machen. Ihr wurde auch regelmäßig Blut abgenommen. Sie meinte mal, dass dies auch ziemlich unschön war und man doch überlegt - essen oder ständig blut abnehmen?!

Alles in allem war es ein langer, steiniger Weg - der viel nerven gekostet hat.
Aber es hilft ungemein sich Hilfe zu holen!

Ja, genau so ist es nämlich. Du hast total Recht. Die Sorgen sind existentiell. Und genau deswegen schafft man es nicht loszulassen. Ich habe in den letzten 6 Monaten gelernt wie wichtig es ist, Sicherheit und Gelassenheit auszustrahlen. Und im Laufe der Zeit habe ich es auch immer mehr geschafft und tatsächlich werden die Symptome der Angst (Übelkeit, Bauchschmerzen und Schwitzen) auch immer weniger. Weil man es schafft, die Angst zu hören und wahrzunehmen, aber ihr gleichzeitig nicht so viel Raum zu geben.
Deswegen ist es gerade beim Thema Essen so schwierig, den richtigen Umgang zu finden. Wir sind mittlerweile auch bei einer Psychotherapeutin in Behandlung. Sie geht aktuell erstmal auf Gefühle im Allgemeinen ein. Zwischendurch coacht sie auch nur mich. Ihr Ansatz ist allerdings, dass ich meine Tochter nicht zum Essen zwingen soll und es akzeptiere, wenn sie nicht essen möchte. Das fällt mir bei Max. 700 Kalorien am Tag jedoch sehr schwer. Unsere Therapeutin ist aber davon überzeugt, dass meine Tochter bewusst die Essenssituation einsetzt, weil sie natürlich auch Vorteile dadurch hat (sekundärer Krankheitsgewinn). Sie darf vor dem Fernseher essen, bekommt Aufmerksamkeit, wenn sie zu wenig isst etc. Ich merke auch, dass mich das Thema Essen so einnimmt, dass ich da kaum loslassen kann. Ich weiß nicht, ob meine Tochter nach 14 Tagen mehr essen würde, wenn ich es nicht so fokussieren würde…. Ich kann es mir kaum vorstellen, würde es natürlich gerne ausprobieren, aber ich knicke ein und immer wieder ist das Essen leidiges Thema bei uns.
Meine Tochter hat sehr viele Trigger. Sie hat nicht nur Angst, dass sie erbrechen könnte, sondern auch andere Personen. Weint oder hustet jemand, verlässt sie den Raum. Macht jemand ein komisches Geräusch beim Essen, bekommt sie Angst und geht aus der Situation. Sie möchte kein Karussell mehr fahren, da ihr übel werden könnte usw. Zuletzt hatte sie sogar Angst, in die Schule zu gehen, da sie Sorge hatte, in der Klasse zu brechen. Es ist für mich so traurig zu sehen, wie sehr sie ihre Lebensqualität einschränkt. Manchmal ist es für mich unerträglich. Und es kann einfach niemand nachvollziehen, der es nicht selber erlebt hat… hatte eure Tochter denn auch immer Bauchschmerzen? Oder wo hat sie ihre Angst gespürt? Und die regelmäßigen Blutabnahmen habt ihr gemacht, um zu schauen, ob sie Mangelerscheinungen hat? Deine Tochter scheint aber stark zu sein und einen Weg gefunden zu haben, um mit ihrer Angst zu leben. Dass sie mit dem Bus fährt trotz Übelkeit etc. Das heißt, sie konfrontiert sich täglich mit ihrer Angst. Das ist toll! Weil das Gehirn ja nur so lernen kann, das Erbrechen keine Gefahr darstellt. Deswegen bin ich eigentlich auch der Meinung, dass man sie auch beim Essen konfrontieren sollte (ähnlich wie ihr es gemacht habt. Kompromissbereit und steigernd). Weil das Gehirn dabei ja auch lernt, dass es ok ist, wenn es Nahrung zu sich nimmt.
Hat eure Tochter in den letzten Jahren
Denn mal Erbrochen? Und wie hat sie darauf reagiert? Unsere hat vor drei Monaten das letzte mal gebrochen. Mit der Konsequenz, dass sie 4 Tage lang kaum etwas gegessen hat. organisch haben wir soweit alles abklären lassen. Also wir haben keine magenspiegelung machen lassen, aber einen Ultraschall und Allergien und ein großes blutbild. Und meine Tochter äußert auch ganz klar, dass sie Angst vor dem Erbrechen hat. Sie spricht allerdings nur mit uns als enger Familie über ihre Ängste. Vor anderen behält sie es für sich.

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Emetophobie beim Kind? - wissen nicht weiter

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So war es bei uns auch. Sobald jemand stark hustete oder beim Essen ein komisches Geräusch machte, war das Essen für sie beendet. Dachte sie nur für einen Augenblick, jemand erbricht sich, hat sie sich der Situation entzogen.
Da meine Tochter stark untergewichtig war, hat der Arzt regelmäßig Blut kontrolliert. Sie hatte schon einen B12 und D Mangel. Dies wurde halt öfters kontrolliert.
Ja, sie hatte seitdem auch wieder erbrochen. Toll findet sie es nicht, aber es war ok. Hatten alle MagenDarm. Es war schon anstrengend für sie und man hat auch gemerkt, dass sie etwas zurück wirft. Aber einen Tag nachdem es sie getroffen hat, hat sie nen HotDog gegessen. Sie kommt also wieder gut auf die Bahn.
Unser Therapeut hat auch gesagt, sie würde dies tun um Aufmerksamkeit zu erhalten. Keine Ahnung, ob es wirklich so einfach ist.

Ich hab unsere Tochter gestern mal gefragt, was sie denkt, warum sie dann wieder mehr gegessen hat. So richtig weiß sie es auch nicht, aber sie meinte, dass sie schon durch die ganzen Arztbesuch verunsichert war. Am meisten hat sie es allerdings getroffen, die Bilder von den Mädchen zusehen, die ganz dünn sind und teilweise mit Magensonde ernährt werden. Sie wollte auf keinen Fall ins Krankenhaus. Ich war kurz erschrocken, da ich mich daran gar nicht mehr erinnert hab. Aber ja, wir haben in Absprache mit dem Arzt, ihr den schlimmsten Fall gezeigt. Ihr Arzt hat ihr ja auch schon erklärt, dass er sie ins KH einweisen muss, wenn sie weiter abnimmt. Wir haben ihr dann Mädchen gezeigt auf Fotos die stark abgemagert waren und mit Sonde ernährt wurden. Ob das wirklich so richtig war, wussten wir damals auch nicht.

Unsere Tochter hatte nicht wirklich Bauchschmerzen. Ihr Magen fing an zu grummeln (sagte sie immer). Das wäre dann ein Zeichen dafür, dass sie aufhören muss mit essen, da es ihr sonst übel würde.
Sie hat auch deutlich gesagt, dass sie Angst vorm Erbrechen hat bzw andere sieht/hört die sich erbrechen.

Zitat von Sorgenmaus:
Sie hat auch deutlich gesagt, dass sie Angst vorm Erbrechen hat bzw andere sieht/hört die sich erbrechen.

Ist für mich auch der Horror. Keine Ahnung wie man das weg bekommt.

Es ist oft schwierig den Auslöser für die Angst vor dem Erbrechen zu finden. Vielleicht verstecken sich andere Ängste dahinter, die sich dann als Emetophobie zeigen könnten. Früher gab es Mal ein Forum über Emetophobie und viele haben diese Angst schon seit kleinauf und können sich keinen Reim daraus bilden, warum man diese Angst hat, sofern es jetzt kein großes Erlebnis gab, wo man sich z.B. vor anderen Leuten übergeben musste und diese dann negativ darauf reagierten.

Ich habe auch das Gefühl, dass diese Angst nie ganz weggehen wird (sorry das klingt so pessimistisch ). Es kann immer wieder Trigger geben, die die Angst wieder hervorholen kann. Mal gibt es Phasen, wo man nicht die ganze Zeit an Erbrechen denken muss, dann kann das plötzlich wieder kommen. Es geht einem nicht gut und schön verknüpft man das mit diesem Thema. Wichtiger ist es, dass man immer besser damit umgehen kann. Ich finde es übrigens sehr toll, dass ihr eure Kinder ernst nimmt mit dieser Angst Die größte Hilfe ist es, dass man einen sicheren Hafen hat, da ist schon viel geholfen Klar, Menschen, die diese Angst nicht kennen, können natürlich nicht nachvollziehen, weswegen man wegen einer natürlichen Körperreaktion das Leben einschränken lässt, aber das ist ja auch bei vielen anderen Ängsten so.

Mit dem Essen gibt es leider kein Patentrezept, da ist auch jeder Betroffene anders. Hatte durch die Emetophobie, vor allem wo es richtig anfing auch Probleme mit dem Essen und auch einiges abgenommen durch die Dauerübelkeit. Am Anfang denkt man auch, dass es besser wäre nichts zu essen, aber durch die Unterzuckerung wird es dann noch schlimmer. Da habe ich auch manchmal auch nur Kartoffelchips, Melone etc. gegessen (auch nur aus dem Grund, weil ich mir sagte, dass ich mich davon nicht übergeben muss ) Wenn es ganz schlimm war, half auch Traubenzucker. Pfefferninsbonbons beruhigen mich auch, aber wie gesagt das Thema Essen ist sehr sensibel und geht jeder anders mit um!

So eine allgemeine Lösung gibt es leider nicht. Es kann eine Therapie helfen oder auch was Anderes, aber den größten Teil habt ihr schon selbst beigetragen: Dass ihr euer Kind ernst nimmt und das ist schon die halbe Miete Mit der Zeit kann man auch vieles besser einordnen und umgehen, nur nicht aufgeben

@Sorgenmaus
War für euch das größte Thema also auch das Essen? Ich denke, dass ich so extrem reagiere, weil ich selber so ein Thema mit dem Essen für mich habe. Ich weiß nicht warum, aber schon als meine Tochter noch keine Emetophobie hatte, war es mir wichtig, dass sie gut isst, ich habe verhältnismäßig viel darauf geachtet… und jetzt natürlich umso mehr. Ich merke auch, dass meine Laune von ihrem Essverhalten abhängt. Wenn sie gut isst, bin ich ruhig und gelassen. Wenn sie nicht gut isst, bin ich gereizt und den Tränen nahe. Bei den anderen themen, die die Angst betreffen (z.B. Bauchschmerzen) kann ich mittlerweile gut umgehen und loslassen. Mantramässig sage ich dann, dass wir das ja schon kennen und dass die Bauchschmerzen kommen und auch wieder gehen. Das akzeptiert Ind sie lässt sich dann auch schnell in ein Spiel einbinden und die Gedanken umlenken. Aber beim Thema essen kann ich eben nicht locker lassen. Ich habe schon überlegt, über Lob zu gehen.. bislang ist es so , dass ich eher Druck schiebe und enttäuscht reagiere, wenn sie wenig isst. Seit 2 Tage Lobe ich sie , wenn sie gut isst und schenke ihr keine Aufmerksamkeit, wenn sie schlecht isst. Ich weiß nicht, ob es der richtige Weg ist. Aber wenn es wirklich so ist, wie fie Therapeutin sagt und meine Tochter versucht, dadurch Aufmerksamkeit zu bekommen, dann versuche ich es mal. Obgleich ich schon einschätzen kann, wann es eben ein betteln um Aufmerksamkeit ist und wann es ehrliche Tiefe Angst ist…

@Schokowaffel_97
Hallo schokowaffel, es ist spannend auch mal mit einer betroffenen Person zu sprechen. Darf ich fragen, wie lange du schon unter der Emetophobie leidest? Und wie du Wege gefunden hast, damit zu leben und umzugehen? Ich denke auch, dass die Angst vor dem Erbrechen die Schwachstelle meiner Tochter bleiben wird. Aber ich hoffe, sie findet Wege damit umzugehen. Klar habe ich immer wieder die Angst, dass sie sich völlig abkapselt und in eine totale Vermeidung geht. Aber das wäre wirklich auch die schlimmste Entwicklung, die ich mir vorstellen kann. Eigentlich ist meine Tochter ein total glückliches , offenes Mädchen, das lebensfroh ist, sich mit Freunden trifft etc. Aktuell ist es Allerdings so, dass sie sich nur bei uns zu Hause treffen möchte. Ich gehe diesem Wunsch nach, sehe aber, dass sie sich da natürlich einschränkt. Das macht mich schon traurig.
Meine Tochter hatte zu Beginn der angststörung oft ein komisches Gefühl im Hals. Ich nehme an, dass es sich um einen Kloß im Hals handelt, Übelkeit irgendwie. Das hat sie jetzt Kaum noch. Jetzt hat sie Bauchschmerzen. Sie spürt ihre Angst im Bauch. Warst du selber bei einer Therapeutin? Und wann hast du gemerkt, dass es besser wurde? Erzähl mir gerne von deinem Verlauf. Und was dir geholfen hat…

@Sorgenmaus
Wir waren auch schon beim Kinderarzt und er hat meiner Tochter auch gesagt, dass sie über eine Nadel im Arm ernährt wird, wenn sie nicht vernünftig isst. Die Konsequenz war, dass sie nie wieder zu diesem Arzt möchte… vielleicht muss man wirklich abschreckende Bilder zeigen. Im Moment isst sie aber noch so viel, dass ich diesen Schritt noch nicht in Erwägung ziehe. Ich werde ihn aber im Hinterkopf behalten.

@juuliet wie lange hattest du die Phase?

@Sabse1983
Huhu
Also erstmal ist das echt eine schwierige Situation, in der ihr euch befindet. Einerseits die Angst, dass deine Tochter sich irgendwann vollkommen abkapselt und andererseits die Angst sie zu überfordern, wenn sie sich quasi aus ihrer Komfortzone rauswagt. So wie ich es verstanden hab, geht deine Tochter auch zu einer Therapeutin? Ist das eine Verhaltenstherapie? Es gibt wahrscheinlich nicht ganz so Viele, die sich mit Emetophobie auskennen, aber wurden schon dort ein paar Strategien erarbeitet, wie sie mit der Angst umgehen könnte oder generell, wie sie überhaupt die Situation einordnet kann? Gerade am Anfang und bestimmt auch als junges Kind ist es schwieriger überhaupt das Ganze einzuordnen, vor allem wenn auch körperliche Symptome im Spiel sind. Zumindest war es bei mir Anfangs so, dass ich erstmal gar nicht so recht verstanden hab, dass das nur” die Psyche ist und mit großer Wahrscheinlichkeit nicht das eintrifft, was man befürchtet, aber es fühlt sich einfach so real an.

Unter Emetophobie leide ich, seit ich denken kann. Bzw. Was heißt leiden….^^ Als Kind war die Phobie noch nicht in dem Sinne ausgeprägt, dass sich alles nur um dieses Thema drehte und mein Alltag eingeschränkt hat. Es hat sich erstmal darin geäußert, dass ich immer angefangen hab zu weinen, wenn sich jemand übergeben musste und wenn ein Kind sich übergeben hat, dann bin ich immer weggerannt und konnte nicht in dessen Nähe sein.

So richtig ging es mit der Angst los, als ich 14 war (bin jetzt 25). Wahrscheinlich hat der weitere Schulwechsel das Fass zum überlaufen gebracht. Es kam dort zu einer für mich unangenehmen Situation, in der Übelkeit eine große Rolle spielte. Da ich schüchtern war, fiel es mir schwer Anschluss zu finden und dadurch wurde ich irgendwann ausgegrenzt. Dadurch kommt neben der eigentlichen Angst vor dem Erbrechen auch der soziale Aspekt hinzu, dass ich auch Angst hatte, dass es in der Öffentlichkeit passiert und ich mich damit blamieren könnte. Nun ja, wie das dann so ist, drehte sich mein Alltag nur um dieses Thema… vom Aufstehen bis hin zum schlafengehen - überall einfach :/
Diese Übelkeit im Hals, von der du geschrieben hast, ist auch so ziemlich typisch.

Ich war auch bei einer Therapeutin, aber leider kann ich darüber nichts Positives berichten Die Chemie stimmte einfach nicht, aber immerhin war ich bei ihr ein Jahr (leider aber nichts gelernt) und danach habe ich das auch abgebrochen. Ich ging auch einige Jahre zu einer Jugendberaterin. Klar, sie war keine Therapeutin, aber um ehrlich zu sein hat sie mir mehr geholfen als die professionelle” Dame Wie es bei vielen Ängsten so ist, spielt auch das Selbstwertgefühl eine enorme Rolle, gerade auch bei Angst sich vor anderen Menschen übergeben zu können: Angst vor negativen Reaktionen, Ablehnung, Kontrollverlust etc. Es ist einfach wichtig überhaupt jemanden zu haben, wo man einfach alles von der Seele reden kann. Dadurch verschwindet der Druck erstmal.

Trotzdem sollte man professionelle Hilfe nicht unterschätzen und eigentlich ist sehr wichtig die Angst professionell behandeln zu lassen, aber es ist einfacher gesagt als getan. Es ist nicht so einfach jemanden Gutes zu finden, dem man vertrauen kann.
Ich meine aber auch, dass man sich über die Jahre auch selbst einige Strategien erarbeitet oder weiß, welche Hilfsmittel etwas bringen für den Moment. Vielleicht lehne ich mich zu weit aus dem Fenster, um das zu behaupten, aber über die Jahre lernt man diese Zustände” immer besser kennen und weiß auch, dass auch wieder bessere Zeiten kommen. Bei mir war es so, dass ich 2 Jahre überhaupt keine Probleme hatte und als es dann wieder soweit war” ^^, konnte ich es einfach besser einordnen, dass es nur” die Angst ist, als noch zu Beginn der Angststörung.

Wenn ich unterwegs bin, habe ich oft ein paar Gegenstände dabei, die mir etwas Sicherheit geben, wie z.B. starke Pfefferminzbonbons (betäubt” dieses komische Gefühl im Hals), einen Knetball oder ein kleiner Stein, weil es mir irgendwie hilft, wenn ich etwas in der Hand hab und seit neustem nehme ich auch eine kleine Flasche mit ätherischem Öl und rieche daran, da gibt es viele Geruchsrichtungen, aber Lavendel ist richtig gut

Ich muss auch zugeben, dass mir die medikamentöse Behandlung (wegen generalisierter Angststörung) sehr viel geholfen hat. Ab da habe ich gemerkt, dass es besser wurde. Die psychosomatischen Beschwerden gingen zurück, daneben auch diese Übelkeit. Allerdings war ich um einiges älter (18) als deine Tochter… Ich verteufel Medikamente nicht, aber bei so jungen Kindern ist das vielleicht noch was anderes und vielleicht zu hart”, wenn du verstehst was ich meine? Bin natürlich keine Mutter, aber falls du Bedenken diesbezüglich hast, dann verstehe ich das auch vollkommen! Da ist es eher wichtig, dass eventuell auch mithilfe ihrer Therapeutin Hilfsmittel (wie z.B. bestimmte Gegenstände) gefunden werden, dir ihr helfen könnten, wenn sie Angst hat. Medikament allein ist auch nicht alles, da werden erstmal nur die Symptome behandelt, aber nicht primär der Umgang mit den Problemen.

Um es nochmal auf den Punkt zu bringen: Ich bin von der Angst nicht geheilt und Heilung an sich, ist für mich persönlich nicht mehr das große Ziel, sondern das Ziel ist es zu lernen mit der Angst umzugehen, sei es durch eine Therapie, egal welche Art etc. Durch die letzten 11 Jahre habe ich auch selbst viel über Ängste gelernt, auch im Austausch mit anderen Betroffenen, denn irgendwie muss man sich auch helfen ^^ Durch die lange Zeit kommt man vielleicht immer besser mit der Situation/ Erkrankung klar oder kann besser damit umgehen (zumindest bei mir). Ich möchte auch nichts pauschalisieren, weil jeder Mensch anders ist und auch deine Tochter einen ganz individuellen Weg gehen wird. Das Wichtigste und Schönste ist einfach, dass du ihr Ängste ernst nimmst und sie sich bei dir nicht verstecken braucht Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass meine Mutter (ich möchte sie nicht verurteilen und bin auch nicht darüber sauer), nicht so oft Verständnis dafür hatte und durch dieses Unterdrücken” und zu versuchen, dass alles in Ordnung ist, kam dann noch dieser zusätzliche Druck auf, was die ganze Sache nicht besser machte :/ Aber naja, so ist das halt und man muss nach vorne schauen

Ich wünsche deiner Tochter und dir alles Gute! Falls du noch fragen hast oder dir noch welche einfallen, kannst du mich gerne fragen

Liebe Grüße

Hallo ihr Lieben! Ich hab jetzt lange das Internet durchforstet und bin wirklich froh, dass hier so reger Austausch über das Thema herrscht. Ich bin Mama von zwei Kindern 7, 4 Jahre alt. Bei meiner Tochter wurde Anfang des noch aktuellen Jahres eine Phobie diagnostiziert. Eine Phobie vor dem Erbrechen. Und noch ein paar andere Sachen aber darauf komme ich später. Sie hat im November 2021 zu viel Schokolade gegessen und musste sich fürchterlich erbrechen. Das hat ihr anscheinend so viel Angst eingejagt, dass sie seitdem eine Essstörung entwickelt hat. So richtig Klick hat es bei uns erst als wir sie mal gewogen haben. Wir haben zwar gemerkt, dass sie sehr wenig isst bzw fast gar nichts mehr. Aber wer sitzt denn bei einem 7 Jährigen Kind denn permanent daneben und kontrolliert was sie zu sich nehmen? Wir hatten auch jegliche Besuche beim Arzt, Klinik usw. Eine stationäre Einweisung habe ich abgelehnt, da meine Tochter hochsensibel ist und sie dadurch wahrscheinlich noch mehr gelitten hätte. Wir haben das Ganze mit einer Gesprächstherapie (in die meistens nur ich gehe um zu berichten), Homöopathie, Osteopathie und viel Zuwendung und Akzeptanz von unserer Seite her in den Griff bekommen. Leider musste sich in der Klasse vor ein paar Wochen ein Kind übergeben und seitdem ist der Wurm wieder drinn und unsere Tochter hat wieder stark abgenommen. Ich weiß mittlerweile nicht mehr weiter. Soll ich es hinnehmen, soll ich Druck machen, soll ich mir einreden, es verwächst sich irgendwann? Mal kann ich sehr gut damit umgehen und auch ganz offen mit ihr darüber reden, mal komme ich überhaupt nicht damit zurecht. Es macht mich einfach ziemlich traurig und ich will ihr so gerne helfen!

Vielleicht ist hier Jemand bereit, sich mit mir auszutauschen. Das würde mich sehr helfen.

Liebe Grüße MamaK

Hallo!
Ich habe mich gerade neu im Forum angemeldet.
Meine Tochter ist 8 Jahre alt und hat seit Frühjahr 2022 immer wieder Bauchweh. Habe es beim Arzt abklären lassen, nichts gefunden.
damit hätten wir uns auch abgefunden, wenn sich daraus nicht eine handfeste Essstörung heraus gebildet hat. Ich bin am verzweifeln.
Sie isst nur noch zu Hause, will nicht mehr zu ihren Freundinnen nach Hause, allgemein keine Lust mehr, etwas zu unternehmen.
Haben auch schon Osteopatie und Bachblüten versucht, bis jetzt keine Besserung
Sie war immer so fröhlich und offen, es macht mich traurig, das mit ansehen zu müssen.
Ich hoffe, hier Anregungen zu finden, wie man die ganze Sache angehen kann.
Viele Grüße F

Hallo Lina77!
Erst mal Herzlich Willkommen hier im Forum. Ich bin auch erst seit ein paar Tagen dabei. Gab es bei deiner Tochter denn irgendeinen Auslöser der Bauchschmerzen? Liebe Grüße

Uns ist kein Auslöser bekannt.
Die Kinderärztin meinte, das wäre das typische Bauchweh-Alter, gerade Mädchen in der Grundschule hätten einfach Bauchweh.

Leider kann man immer schwer etwas raten. Sagt sie denn, warum sie nicht mehr zu Freunden nach Hause möchte? Hat sie stark abgenommen? Wie läuft es in der Schule? Ist da vielleicht etwas vorgefallen?

@MamaK
Sie war schon immer ein schlechter Esser und ziemlich dünn. Da sie zu Hause annähernd normal isst, denke ich hat sie nicht abgenommen. Müsste sie mal wiegen...
Sie geht (zum Glück) nach wie vor gerne zur Schule und isst auch ihr Frühstück dort. Hab mit der Lehrerin schon gesprochen, ihr ist nichts negatives aufgefallen.
Das Hauptproblem ist, dass sie im Restaurant, bei Freunden, Kindergeburtstag,... nichts isst. Kaum draußen aus dem Restaurant sagt sie, sie hat Hunger. Sie sagt, sie hat Angst, außer Haus Bauchschmerzen zu bekommen.
Sie ist generell seit ein paar Monaten sehr ängstlich in vielen Punkten. ZB heute an Silvester hat sie Angst, dass das Haus abbrennt.
Der kleine Bruder hatte neulich eine Entzündung im Hals. Jetzt hat sie immer, wenn sie mal leichte Halsschmerzen hat, Angst zu ersticken.
Ich versuche, ihr jegliche Ängste zu nehmen, zwinge sie nicht zum Essen, versuche Verständnis zu haben. Aber bis jetzt wird es eher schlimmer als besser.
Auffällig ist auch, dass es in den Ferien generell schlimmer wird.
Sie denkt in der freien Zeit immer sehr viel nach

Ich würde mit beiden Kindern zum Kindertherapeuten gehen. Als Eltern ist man da hilflos überfordert.

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Prof. Dr. Borwin Bandelow
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