Ich habe nicht alles verstanden, aber ich will dir wirklich Mut machen. Es kann sein, dass da wirklich was hinter deinem Rücken abläuft, wahrscheinlicher ist aber eine Überinterpretation einer vermuteten Gefahr. Besonders nach Mobbing oder emotionalem Missbrauch entwickeln sich dieses alles-auf-sich-beziehen und die Paranoia als Schutzreaktionen und haben als solche gewürdigt zu werden.
Beides war früher hilfreich, um sich vor realer Gefahr zu schützen. Ich spreche da aus Erfahrung. Ich bin mir bis heute sicher, dass meine Mutter hinter meinem Rücken über mich geredet hat, denn es gibt Email-Belege dafür und sie hat mir ja auch offensiv Beleidigungen ins Gesicht geschleudert. Ja, sie wollte mir helfen, aber sie wusste nicht, was das Beste für mich ist. Immerhin hat sie sich dafür eingesetzt, dass ich nicht in eine Klinik komme und dafür bin ich ihr dankbar. Ich bin später freiwillig in Therapie gegangen, und das bringt mir viel mehr als die Therapien, zu denen sie mich gegen meinen Willen geschleift hat. Ich kann meine Paranoia mittlerweile von mir trennen. Ich habe gelernt: Sie war früher hilfreich, weil ich durch sie vor realen Feinden geflohen bin, aber heute ist sie nicht mehr hilfreich. Ich sage mir: Es ist das Jahr 2019, und heute will mir niemand mehr etwas Böses, denn sonst hätte er es schon längst getan.
Man muss also trennen: Was an dem, was meine Eltern für mich tun, ist gut für mich und was nicht? Offenbar ist es nicht gut für dich, dass sie Geheimnisse vor dir haben, also würde ich sie an deiner Stelle offen damit konfrontieren. Mir persönlich hat es geholfen, meine Mutter am Telefon zu belauschen (das ist wahrscheinlich kein guter Rat), denn dadurch habe ich selbst festgestellt, dass sie nichts Schlechtes über mich geredet hat. Ich muss dazu sagen, ich bin mit 19 ausgezogen und nur noch Weihnachten und Ostern dort. Aber wenn ich dort bin, kommen paranoide Gedanken häufiger auf. Vielleicht ist es die Umgebung, die deine Gedanken verstärkt, dann wäre es gut, mal da rauszukommen und in die Klinik zu gehen. Das würde aber bedeuten, dass zuhause wirklich was im Argen liegt.
Vertraue deiner Wahrnehmung. Wenn du noch nie akustische Halluzinationen hattest, kriegst du wohl auch keine mehr. Wenn du weißt, dass es Paranoia sein könnte, dann bist du nicht verrückt. Glaub nicht alles, was andere sagen. Betrachte es vielmehr aus der Vogelperspektive: Was haben sie wörtlich gesagt und in welchem Zusammenhang? Haben sie wirklich über dich geredet oder über jemand ganz anderes? Fazit: Ich denke, sie haben es gesagt, aber nicht zwangsläufig böse gemeint.
03.01.2019 16:41 •
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