ihr lieben!
ich habe hier auch schon geschrieben über meine angst vor den knallgeräuschen (ich glaube im frühjahr 2013)... was mir auffällt beim lesen eurer beiträge, dass es viel darum geht es verstehen zu wollen (kann ich ja gut nachvollziehen). also mit dem kopf an die sache ran gehen zu wollen.
bei vielen hab ich auch gelesen, dass sie die angst schon seit immer haben, also quasi schon bevor der kopf logisch denken konnte.
ich für meinen teil habe so wahnsinnig viel energie investiert in das verstehen wollen, habe sogar schon eine psychoanalyse gemacht, viele jahre. es ist nur so, dass es so zahlreiche erklärungen gibt, und es könnte vieles zutreffen, aber was bringt es mir. es ist so. es ist schrecklich. jedes jahr wieder. ich bin total zurückgezogen, ganz weit weg von den menschen, aber habe trotzdem angst, dass sich ein knall zu mir verirren könnte. wenn der wind ein brett umwirft dreh ich auch schon durch, weil ich dachte hier schleichen böllernde kinder rum. zum kotzen.
das einzige was mir gerade hilft ist, mich nicht zu verurteilen, mich anzunehmen, so wie ich bin. so wie ich eben ein kleines verschrecktes kind auch annehmen und trösten würde. nicht sagen: das ist doch nicht schlimm, stell dich nicht so an, sondern: oh, für dich ist das echt schlimm, das tut mir leid. ich bin bei dir...
u so sitze ich alleine u sympathisiere mit den wildtieren und auch den haustieren, und mit euch, die so schrecklich angst haben.
hier noch meine tipps für vermeidungsstrategien, die sich bei mir in der vergangenheit mehr oder weniger bewährt haben, aber wenn ich unter stress stehe wird wiegesagt jedes unbekannte knallartige geräusch (u wenns auch nur das umgefallene brett war) zum horror.
*reise in ein muslimisches land, z.B. ägypten, da wird kein sylvester gefeiert. habe ich 2mal gemacht, hat gut geklappt, war gut gegen winterdepression und schön still. -aber teuer...
*miete dir ein wohnmobil u fahr in die pampa
*es gibt naturschutzgebiete, in denen böllern verboten ist. z.B. in den bergen/alpen. dort gibt es manchmal auch selbstversorgerhütten vom DAV, muss man aber früh buchen... oder zelte in der pampa, is aber so eine wettersache...
*es gibt stadtgebiete (ich glaub z.B. quedlingburg oder so), die denkmalgeschützt sind u viel fachwerk/holz haben. da ist feuerwerk verboten, wie auch oft in norddeutschland, wo es viele schilffdächer gibt. angeblich gibts sogar böllerfreie inseln in der nordsee, aber ich trau der sache nicht so ganz..
*beim erkundigen nach feuerwerksfreien sylverstermöglichkeiten kannst du ganz leicht sagen, dass es wg deinem hund ist, da haben die menschen immer ganz doll verständnis für. (wenn du sagst du magst das geknalle nicht kommt immer: hä wieso sieht doch toll aus u macht spass... KOTZ!)
*gehe in ein abgelegenes Kloster, z.b. buddhistisch. dort wird der Jahreswechsel oft in Stille verbracht. schau vorher auf googlemaps, ob es wirklich abgelegen ist...
*suche dir einen band-proben raum, die sind meistens schallisoliert. allerdings ist es etwas fad, da alleine drin zu hocken. zumal es ja nicht nur um die zeit um 0uhr geht, sondern die tage vorher u nachher das eigetnlich schlimme u einschränkende sind.
*ein jahr habe ich auch schlaftabletten genommen. haben zwar ewig nicht gewirkt, aber ab einer gewissen dosis dann doch. prinzipiell finde ich medikamnte aber schei.. und helfen eben auch nichts gegen die tage davor/danach.
An alle unter 18 jährigen, ich bin -zum glück schon 29- ich kenne diese schreckliche zeit mit der familie, die kein verständnis dafür hat, eher nur spott. damals war es für mich wirklich nicht zu ertragen, ich musste mit auf diese beschissenen feiern, habe versucht mir auf dem klo die ohren abzuschneiden, es war alles nur noch schrecklich. öfter bin ich auch auf der intensivstation gelandet weil ich durchgedreht bin. ich bin so froh dass ich jetzt selbstbestimmt leben darf u mich zurückziehen kann, wenn ich es möchte. das ist echt viel wert. haltet durch, ihr lieben.