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Liebe Community,

das Thema ist sehr belastend für mich und ich hoffe, dass ihr mit viel Empathie reagiert.

In den letzten 5 Jahren steht mein Leben Kopf. Ich war in einer toxischen Beziehung mit einem gewalttätigen Partner, seit mein Sohn 6 Monate alt ist ziehe ich ihn alleine groß, ohne jegliche Unterstützung seines Vater.
Nach etwa zwei Jahren vor Gericht bekam ich endlich das alleinige Sorgerecht.
Im letzten Jahr hatte ich unverschuldet einen schweren Autounfall, der Wagen hatte einen Totalschaden und mein Sohn und ich lagen über eine Woche im Krankenhaus. Daraufhin war ich 4 Monate arbeitsunfähig. In der Zeit hatten wir auch viele finanzielle Sorgen.
Anfang diesen Jahres mussten wir dann abrupt unsere Wohnung verlassen aufgrund von Eigenbedarf.

Wie ihr seht war eben einfach viel los…
In diesem Zeitraum habe ich eine unglaubliche Angst vor dem Briefkasten entwickelt. Es fällt mir schwer ihn regelmäßig zu öffnen, immer mit der Angst schlechte Nachrichten zu erhalten. Mein Gehirn blendet ihn komplett aus, jeder Gedanke daran bringt mich zum schwitzen, ich habe stark ausgeprägte Panikattacken.

Ich fühle mich dabei sehr schuldig und wie ein hilfloses Kind. Dabei habe ich mein Leben sonst vollkommen im Griff. Den Haushalt führe ich ohne Probleme, ich bin gerne Mutter und liebe meinen Sohn und den Alltag mit ihm, ich arbeite als Krankenschwester auf Teilzeit und habe noch einen Nebenjob.

Bitte … ich würde mich über einen Austausch mit euch freuen, über Unterstützung, Verständnis und ehrliche Hilfe.
Danke !

16.12.2023 17:21 • 17.12.2023 #1


4 Antworten ↓


@Evanice
Erst einmal herzlich willkommen hier im Forum. Ein Grundsatz hier ist, dass sich niemand über die Angst eines anderen lustig macht, wie seltsam sie einem auch vorkommen mag. Du kannst also ganz beruhigt sein.

Jetzt zu Deinem Problem: da es sich um eine recht isolierte und spezifische Angst handelt, und Du sonst im Alltag keine weiteren Probleme hast, wirst Du sie mit einer Kurzzeit-Verhaltenstherapie gut in den Griff bekommen können. Das Problem ist nur, dass es im Moment fast unmöglich ist, einen Therapieplatz zu bekommen. Ich würde daher an Deiner Stelle schnell handeln und einmal die Verhaltenstherapeuten in Deiner Nähe abtelefonieren. Vielleicht hast Du Glück, und kanst irgendwo dazwischen rutschen oder Dich auf die Warteliste setzen lassen.

Du kannst auch schauen, ob es bei Dir in der Umgebung ein Institut gibt, an dem Psychotherapeuten ausgebildet werden. Dort bekommt man oft schneller einen Platz - besonders wenn es sich um einen nicht so schweren Fall wie bei Dir handelt.

In der Zwischenzeit würde ich mir an Deiner Stelle einschlägige Literatur besorgen. Vielleicht kannst Du das Problem mit ein bisschen Hintergrundwissen und jemandem, der Dir beistehen kann, auch schon selbst angehen.

A


Angst vor dem Briefkasten

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@Kruemel_68
Danke für deine Antwort !
Tatsächlich habe ich das alles schon getan. Zur Zeit befinde ich mich auf der Warteliste für eine Tagesklinik. Die Wartezeit für eine Psychotherapie beträgt hier mehr als 6 Monate, ich stehe bei drei Therapeuten auf der Warteliste.
Ich habe zu große Angst mit Freunden oder näheren Angehörigen darüber zu reden, der Gedanke verurteilt zu werden hemmt mich extrem.
Nur bis dahin schaffe ich es einfach nicht das ganze alleine anzugehen.

@Evanice
Wichtig fände ich zu wissen, ob Du mit schlechten Nachrichten rechnest oder ob sich tatsächlich aufgrund der Vergangenheit eine eigentlich unbegründete Angst vor der Post entwickelt hat.

Oder anders gesagt: hat sich bei dir soweit alles geklärt so dass eigentlich keine „bösen Briefe“ zu erwarten sind, oder kann da noch was kommen?

Das wären m. M. n. nämlich zwei völlig unterschiedliche Probleme die auch ganz anders angegangen werden müssten.

Zitat von Evanice:
In diesem Zeitraum habe ich eine unglaubliche Angst vor dem Briefkasten entwickelt.


Meiner Meinung nach suchen oder finden wir einen greifbaren Grund, dem wir dann mit unserer Angst begegnen können. Aber unterm Strich ist dein Briefkasten nur die Überschrift über ich kann nimmer, oder ich will nimmer..... ich ertrage keine weiteren Stressoren, ich fühle mich hilflos und ausgeliefert.

Wenn das deine Richtung ist, kannst du immer versuchen, dass du einen Realitätscheck machst wie:

Trotz allem Mist in der Partnerschaft, du hast das volle Sorgerecht und für dein Kind da.

Der Unfall mag zwar heftig gewesen sein, aber auch das hast du überstanden.

Unterm Strich bist du ganz schön taff, allerdings mit den Nerven ziemlich am Ende.

Und deswegen hab Verständnis für dich, dass dich weitere Botschaften im Moment natürlich triggern würden. Aber stehen die zur Zeit auch tatsächlich an?

Und was bei diesen Ängsten auch hilft: Jeden Tag mindestens 3 mal den Briefkasten öffnen. Je mehr das wieder normal wird, desto leichter.

Allerdings wird man dann wieder etwas Neues finden, das triggert, das ist so bei Angsterkrankungen.





Prof. Dr. Borwin Bandelow
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