Danke für Deine zielführende Rückmeldung. Wenn Du magst, können wir die Sache gemeinsam etwas weiter vertiefen?
Zitat von nopro89: Wow - vielen Dank für solch eine tiefgreifende Antwort.
Danke . Bereits Deine, ich nenne es mal begeisterte, Reaktion legt die Vermutung nahe, dass es Deinem Dasein
gefühlt etwas an Tiefgang mangelt? Und gleichzeitig legt es offen, dass Du
eigentlich ein Mensch mit Tiefgang bist. Wenn Du dieser Vermutung zustimmst, könnte schon mal notiert werden, dass dies ernsthaft als Lebens
konflikt angesehen werden kann: Ein von Natur aus feinfühliger Mensch findet diesbezüglich keine Erfüllung. Und erkennt gleichzeitig, dass letztendlich
er selber dafür verantwortlich (= zuständig)
wäre. Damit haben wir bereits
zwei Konflikte, die sich überdies
gegenseitig bedingen.
Zitat von nopro89: Schule, Abi, Studium, guten Job haben. Alles erreicht, weiterhin unzufrieden. Warum? Einfach einen Job genommen, der mir möglichst viel Geld einbringt und keinen der mich erfüllt.
Beachte:
Weiterhin unzufrieden! Also
immer noch nicht im Frieden!
Eine hoch
wertige Ausbildung (Abitur) bedingt ebenfalls
gefühlt einen hoch
wertigen Job. Aber
alles erreicht? Ein gut bezahlter, hochangesehener
Job ist nicht gleichbedeutend mit einem
für Dich guten
Beruf, oder? Auch hier ein
wechselseitig bedingter Konflikt.
Zitat von nopro89: Ich war als Jugendlicher leicht übergewichtig, was diese eine Person zum Mobbing veranlasst hat. Einhergehend mit körperlicher Gewalt (z.b. in die Wangen kneifen und ziehen). Dies war sicherlich ein Grund warum ich mit diesem Sport angefangen habe und ist sicherlich auch ein Grund, warum ich ihn seit über 17 Jahren betreibe.
Somit führte die
Bewertung seitens einer anderen Person dazu, dass Du einen wesentlichen Teil
Deines Lebens (!) darauf verwendest, Dir und der Welt etwas zu
beweisen. Doch diesen (vermeintlichen) Beweis kann die
Körperlichkeit (Dein durchtrainierter Body) nicht liefern, da Dein im Grunde tiefgründiges (
mentales!) Wesen eine ganz andere Art von Be
weis benötigt - nämlich
Weisheit: einen
wirklichen Sinn im Leben zu erfahren.
Bei genauer Draufsicht auch hier ein wechselseitig bedingter Konflikt in Form einer falschen Antwort (Körper) auf die richtige Frage (Geist/Seele).
Zitat von nopro89: Hier fixiere ich mich extrem auf eine sportliche Figur und schränke somit meine Freiheit deutlich ein.
Gut erkannt und wenige Profisportler würden sich so etwas wirklich eingestehen! Ernsthaftes Bodybuilding, egal ob mit oder ohne Wettkampf
ist Profisport, denn es umfasst nahezu alle Lebensbereiche.
Jedoch: während Dein
Körper (scheinbar) immer perfekter (Masse, Definition, Posing Routine) wird, verkümmert analog (
bedingt dazu!) Dein
Geist, Deine Seele. Ich selber habe auch jahrelang BB betrieben und kann diese Entwicklung im Nachhinein bei mir selber und auch bei vielen Gym-Kameraden bestätigen. Darüber könnte ich Romane schreiben - der Eisensport war buchstäblich meine Welt. Doch wie Du glücklicherweise erkennst: wir sind letztendlich Skla ven unseres Körpers. Sollte es nicht genau andersrum sein -
sollte nicht der Körper lediglich das bzw. ein Werkzeug des Geistes sein? Du musst zugeben: Wieder ein sehr manifester Konflikt...
Zitat von nopro89: Oftmals ist der Gedanke da, das Ganze zu beenden und einfach zu Leben. Macht der Kopf aber nicht mit, weil ich mich direkt unwohl fühlen würde, sobald etwas Fett drauf gekommen ist oder die Muskeln schwinden.
Das nur, weil Du etabliert hast, in Muskeln/Fett zu denken.
Sichtbare Leistung (Körper) steht für Erfolg.
Unsichtbare Erfolge haben in Deiner akuten Erlebenssicht keinen Platz - das Modul dafür fehlt.
Dein
Gedanke jedoch an das einfach-Leben würde immer noch die Schnittstelle für dieses Modul anbieten. Wir haben diese Schnittstelle ein Leben lang und sie wäre eigentlich immer passend. Dieses Unwagnis ist wieder ein Konflikt, der sich mit den Jahren verstärkt.
Zitat von nopro89: - mit beiden Händen am Bett gefesselt sein (ja ihr wisst wo sowas vorkommen kann), richtig schlimm mit Maske über den Augen
Ein gesunder Masochismus, oft im sexuellen Kontext ausgelebt, öffnet (vermeintlich) ein wenig die Schleusen. Dort (
und nur dort!)
erlauben wir uns,
ausgeliefert, abhängig, ein Spielball des Partners zu sein. Der Partner kann hier durchaus als etwas Allumfassenderes angesehen werden. Er steht für Schicksal, Chance und Abenteuer - kurz, alles was Leben potenziell zu bieten hätte. Auch der Org asmus steht letzten Endes für ein williges
Aufgeben der Kontrolle.
Zitat von nopro89: Selbstständig werden, den Sport deutlich zu reduzieren oder Auswandern sind Gedanken, die schon lange im Kopf sind, aber aufgrund meiner Denkweise und Erziehung bisher nicht umgesetzt wurden.
Versuche mal, hier nicht die
Äußerlichkeiten (Objekt=Körperlichkeit) als Lösung zu adressieren sondern Dein
Inneres (Subjekt=Geist/Seele) an die erste Stelle zu setzen: Fokussiere keine Dinge/Tätigkeiten/Veränderungen da draussen sondern lege Deinen Fokus auf
den, der erlebt.
Es gibt ein Erleben ohne äußerliche Bedingungen, ohne Abhängigkeiten. Zitat von nopro89: Hier spielt auch der eingetrichterte Sicherheitsaspekt eine Rolle, der mich davon abhält einfach zu machen. Ich bin ein starker Kopfmensch.
Naja, machen tust Du ja schon seit Jahren, eigentlich Dein ganzes Leben... Der Sicherheitsaspekt hat als Maßstab eben das Machen. Nicht-Machen steht dementsprechend für Maßlosigkeit, Orientierungslosigkeit und ergo für Misserfolg.
Ich rate dazu, die
Gegensätze mal wegzulassen. Machen oder Nicht-Machen, Sicherheit oder Unsicherheit - das sind letztlich alles Narrative, denen Du gelernt hast,
blind zu vertrauen. Bedenke, je sicherer wir leben, umso mehr Unsicherheit schaffen wir (potenziell), vor der wir uns fürchten. Erkennst Du sie - die gegenseitige Bedingtheit?