Hallo zusammen,
ich habe mir nicht jeden einzelnen Beitrag durchgelesen, wollte aber etwas zum Thema beitragen, da ich mit dem gleichen Problem betroffen bin. Vielleicht hilft es einigen bei ihrem Umgang damit.
Grundsätzlich mag ich es erstmal nicht diese Störung beim Namen zu nennen. Da fängt das Problem meiner Meinung nach nämlich auch schon an. Wir manifestieren die Unfähigkeit zu schlucken und zwar mit einem Wort namens Phagophobie oder Schluckangst. Ich glaube jedoch grundsätzlich, dass Persönlichkeitsmerkmale oder bestimme Erscheinungen des Körpers (wie zB. Juckreiz, Husten, Kopfschmerzen, Krankheiten etc..) kommen und gehen. Sobald wir sagen: Ich habe etwas oder ich bin etwas, setzt sich dieses etwas in uns fest. Aber das Leben verläuft in Phasen und hat Höhen und Tiefen. Wir müssen uns die Möglichkeit einräumen etwas verlieren zu dürfen und nicht dauerhaft an etwas gekoppelt zu sein.
Diese Beschwerde nicht schlucken zu können, habe ich seit meinem ca. 12. Lebensjahr. Ich bin jetzt 28.
Teilweise war es über Jahre nicht da. Oft beobachte ich, dass es im Winter kommt und im Frühling geht. Ich vermute, dass es dadurch entstand, dass ich mir als 12-jähriger bei ein paar Mahlzeiten zu viel Gedanken um den Schluckprozess gemacht habe und dabei irgendwie auf Ängste gestoßen bin. Anders kann ich es mir bis heute nicht erklären.
Was mir hilft:
- Zeit für das Essen nehmen (Trinken ist bei mir sehr selten das Problem): Also alles vorbereiten, Tisch decken, nicht durch ein Handy abgelenkt sein etc.. Also ein Ritual daraus machen.
- Intensiv auf das Schlucken konzentrieren. Also das zu schluckende im Mund behalten, ruhig bleiben, durchatmen und so lange warten, bis man den Mut gefasst hat, einen Happen einer selbst gewählten Größe zu schlucken. Nach und nach die Happen vergrößern. Sich also selbst konditionieren.
- da ich kein Problem mit dem Trinken habe, hilft es mir Wasser zum Essen zu trinken
- das Thema offen vor Leuten ansprechen, mit denen man isst. Also bei mir ist es besonders schwer, wenn Menschen mit mir essen, die ich noch nicht so gut kenne, oder gar der Chef oder die Eltern meiner Freundin. Dadurch verliere ich die Angst, etwas verstecken zu müssen. Nicht bei anderen Leuten vor dem Symptom verstecken
- in einer Psychotherapie wurde mir der Tipp gegeben, vor dem Schlucken tief einzuatmen, den Atem zu halten und wieder auszuatmen. Das hilft mir auch oft.
- Meditation, Yoga, Ruhe, ausgeschlafen sein
- ich vermute bei mir tiefere Gründe, warum ich Angst vor dem Schlucken habe. Das hängt bei mir ganz individuell mit meinem Lebensweg zusammen. Ich weiß zur Zeit noch nicht genau, ob die Richtung in meinem Leben, die ich eingeschlagen habe, richtig ist. Also sich fragen: Gibt es eine größere Aufgabe, ist alles mit meiner momentane Lebenssituation in Ordnung und ist diese Schluckangst nur ein Nebenprodukt?
- mir hilft auch Backpacking, also in andere Länder reisen, andere Sachen sehen. Ab ca. 2-3 Wochen reisen, verschwinden sämtliche Erscheinungen komplett.
Vielleicht konnte ich einigen hiermit weiterhelfen. Momentan habe ich seit ein paar Monaten wieder diese Beschwerden. Aber ich bin überzeugt, dass das nur vorübergehend ist und je nachdem was ich in meinem Leben mache, welche Entscheidungen ich treffe und wieviel Ruhe ich mir gönne, wird es wieder verschwinden.
LG
lagun4
12.12.2015 18:29 •
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