Ihr Lieben,
als erstes muss ich Euch sagen, dass ich unglaublich glücklich bin, dieses Forum entdeckt zu haben. Endlich einmal jemand, der einen versteht und nicht pikiert schaut oder dämlich grinst, nur weil man plötzlich nicht mehr Essen kann. Auch wenn es mir natürlich gleichzeitig sehr leid tut, dass Ihr ähnliche Ängste habt, denn das wünsche ich niemanden!
Ich kann sehr gut verstehen was Du schreibst, liebe Julie, da es mir sehr ähnlich geht wie Dir. Bei mir fing das vor 7 Monaten, ausgerechnet im Urlaub an. Ich hatte mich so sehr auf diesen Urlaub gefreut, die Stimmung war toll, wir haben gemeinsam gekocht, genascht, gelacht und dann war da dieses Stück Wurst, dass plötzlich im Ganzen irgendwo in mir verschwunden war, erst in Richtung Nase, dann scheinbar im Hals stecken geblieben und ich bekam keine Luft mehr. Dann war da nur noch Panik und Todesangst. Ich war mir fast sicher, daß war es jetzt und hatte unglaubliche Angst zu ersticken, war absolut hilflos, habe getrunken, gewürgt, einfach alles, doch nichts besserte sich.
So fing das an und so blieb es. Bei jedem Gott verdammten Versuch, irgendwie Nahrung aufzunehmen. Der HNO-Arzt hat endoskopiert, alles frei,organisch ok. Sollte ich lachen oder weinen? Am Anfang konnte ich gar nichts, nicht einmal mehr trinken. Und ich habe dann auch wirklich gar nichts mehr an Nahrung aufnehmen können, da schon allein der Gedanke daran wieder zu dieser extremen Panik geführt hat. Irgendwann war es so extrem dass mir ständig schwindelig war, einmal auch schwarz vor Augen und da wusste ich, stopp, jetzt musst Du anfangen gegen die Angst zu kämpfen. Der Gedanke, irgendwo in einer Klinik aufzuwachen, war dann noch beängstigender.
Inzwischen bin ich soweit, dass ich zumindest wieder normal trinken kann. Essen aber auch nur wenn jemand in der Nähe ist, der mir im Notfall helfen könnte. Kann er letztlich auch nicht, weiß ich und diese Vorstellung finde ich besonders beängstigend.
Trotzdem kann ich zumindest abends schon fast wieder alles essen (wohl weil ich da am entspanntesten bin), jedoch ist es noch immer jedes Mal ein heftiger Kampf und wirklich viel geht auch nicht. Mittag irgendeine Tütensuppe, die ich durchs Sieb gießen muss, um sie essen zu können, früh mit ganz viel Überwindung ein Joghurt. Da das ganze nun schon so lange geht, kommen weitere Probleme dazu, ich nehme immer mehr ab, mir ist sehr oft schlecht, auch schwindelig, ich fühle mich ständig erschöpft, bei kleinsten Anstrengungen.
Na kein Wunder, dass man keine Energie hat, man führt dem Körper ja auch keine zu. Aber wie auch ohne was wirklich nahrhaft zu essen? Ein Teufelskreis... Kennt Ihr das Gefühl auch? Was tut ihr dagegen? Könnt Ihr Euch irgendwie austricksen? Sind Euch Techniken bekannt, wie man besser schlucken kann?/ diese blöde Panik los wird?
Ich wäre Euch so unendlich dankbar! Das ist ja kein Zustand mehr... Ich werde deshalb auch zunehmend depressiv, gerade weil ich jetzt auch umziehen werde und eigentlich Kraft brauche.
Trotz all meinen Sorgen, all den Fragen, möchte ich Euch aber gleichzeitig mit diesem Beitrag auch Mut machen. Kämpft,hört nur bloß nicht auf zu kämpfen! Ich weiß, ich bin selbst auch noch lange nicht da, wo ich hin will, was mich traurig und wütend zugleich macht. Aber seht auch die kleinen Fortschritte und denkt daran, Ihr steht nicht allein da.
Allein diese Erfahrung jetzt hier gemacht zu haben, hat mir unglaublich Kraft gegeben.
Danke!
03.04.2019 03:16 •
#107