Zitat von Brombeere:ch betrachte die Verabreichung nunmal kritisch und das kann jede/r so sehen, wie er/sie das möchte. Ebenso kann jede/r für sich selbst entscheiden, ob er/sie Medikamente nehmen möchte oder eben nicht.
Ja natürlich kann das jeder selbst entscheiden, es aber nicht von vornherein ablehnen, ohne sich darüber zu informieren und es ausprobiert zu haben. Ich lehne es auch ab, zu rauchen und Alk. zu trinken, aber zu dieser Entscheidung bin ich gekommen, nachdem ich beides suprobiert und festgestellt habe, dass mir Zig. und Alk. nicht schmecken.
Wenn man schon seit Jahren unter einem solchen Leidensdruck steht wie nemo852 und schon schon so oft und lange erfolglos in Behandlung war, wäre ein Versuch mit Medikamenten sinnvoll.
Zitat von nemo852:Die Leute wirken wie Zombies und sind so nervös und warten auf Ihre Medikamente. Das hat mich auch sehr abgeschreckt.
In der Psychiatrie sind vor allem Patienten, die eine psychiatrische Erkrankung (z.B Schizophrenie, Psychosen etc.) haben und Neuroleptika in höchster Dosierung bekommen. Diese haben diese Wirkung, dass die Leute wie Zombies wirken.
Du würdest aber andere Medikamente bekommen und die Dosis ist ambulant sowieso immer niedriger als in der Psychiatrie. Mann hat die erste Zeit meist verschiedene Nebenwirkungen (je nach Medikament unterschiedlich), aber die lassen in der Regel nach 2-3 Wochen nach und dann tritt langsam die positive Wirkung ein. Bis dahin muss man halt aushalten. Du würdest sich wundern, wenn du wüsstest, wie viele Leute, die du auf der Straße siehst, Medikamente nehmen, von denen du das nie erwartet hättest, weil man es ihnen nicht anmerkt. Bei mir würde nie jemand darauf kommen, der es nicht weiß.
Zitat von nemo852:sind Ihre Probleme weg gegangen?
Ich habe die Medikamente angefangen zu nehmen, weil ich aus psychischen Gründen extreme Schlafstörungen hatte. Es sind Antidepressiva die sedierend und schlafanstoßend sind. Und ja, sie haben mir gut geholfen. Ohne sie hätte ich damals wahrscheinlich meine Arbeit nicht mehr geschafft und wäre zum Sozialfall geworden. Letztendlich habe ich vor 5 Jahre dann doch mit derm Beruf (ich war Lehrerin am Gymnasium) aufgehört, denn die es war die Arbeit selbst, die zu den Schlafstörungen geführt hat. Seit ich eine andere Arbeitin der Verwaltung habe, geht es viel besser. Ich hatte aber auch eine Psychotherapie von 50 Sitzungen und war auch 8-wochen in einer psychomatischen Reha, die allerdings nichts gebracht hatte.
Zitat von nemo852:hatte immer etwas Übergewicht aber jetzt 85 Kilo zu wiegen bei 182 das war nicht mein Ziel. Wog immer zwischen 90-92 kilo.
85 Kilo bei 182 ist völlig im normalen Bereich. Du kannst das ja mal mit eine BMI-Rechnen im Internet ausrechen. 90-92 wäre schon im Bereich des Übergewichts. Also hast du deinem Körper durch das Abnehmen sogar etwas Gutes getan.
Zitat von nemo852:Wie ist Ihre Wohnsituation ? Haben sie ein Partner und Arbeit?
Ich habe vieles mit dir gemeinsam
Ich habe auch eine soziale Phobie und eine ängstliche (vermeidende) Persönlichkeitsstörung. Ich hatte auch noch nie eine Beziehung, aber ich wollte es auch nie wirklich, denn ich habe Angst vor Männern und vor allem vor körperlicher Liebe. Nachdem mein Vater vor über 30 Jahren gestorben ist, habe ich auch mit meiner Mutter (79) und meiner Oma zusammengelebt. Meine Oma starb vor 13 Jahren und war auch lange Zeit zuhause ein Pflegefall. Meine Mutter hat sich um sie gekümmert.
Bis jetzt ging es meiner Mutter gesundheitlich sehr gut, aber vor einer Woche hatte sie einen Schlaganfall und liegt im Krankenhaus. Es war zum Glück ein relativ leichter Schlaganfall, sie hat keine Lähmungen, sie kann nur nicht richtig sprechen. Bald kommt sie noch in eine Reha. Dieses Ereignis hat mich jetzt ziemlich schockiert, denn wir haben ein sehr enges Verhältnis zueinander und sie ist die einzige nahe Verwandte, die ich noch habe. Es gibt zwar noch eine Cousine und einen Cousin mit ihren Familien, aber die wohnen 300km weit weg.
Wir wohnen auch eher ländlich, aber nicht ganz so extrem wie du. Es gibt ganz gute Verbindungen im öffentlichen Verkehr. Ich habe zwar Führerschein und Auto, aber ich habe Angst vor dem Autofahren. Die letzten 5 Jahre bin ich mit der Bahn zur Arbeit gefahren und das Auto nur hier im Ort zum Einkaufen benutzt. Jetzt musste ich, um meine Mutter im Krankehaus zu besuchen, täglich wieder mehr fahren. Es gibt zwar auch einen Bus, aber das ist mir zu teuer.
Meine soziale Phobie ist auch nicht so stark ausgeprägt wie deine. Mein größtes Problem dabei ist, vor Leuten zu reden und im Mittelpunkt zu stehen, bei größeren Veranstaltungen teilzunehmen, wo man mit Leuten Smalltalk halten muss und auf Fremde zuzugehen. Ich war aber nie wirklich isoliert. Ich hatte auch immer in der Schule und später im Studium einen kleinen Freundeskreis. Danach waren es eher nur lockere Kontakte zu Kollegen bei der Arbeit. Eine richtige Freundin habe ich aber.
Mir macht das häufige Alleinsein jedoch nichts aus, ich fühle mich nicht einsam. Ich mache viel Sport allein, entweder draußen Joggen, Fahrradfahren oder Schwimmen, oder ich gehe ins Fitnessstudio.
Ich habe keine Angst unter Menschen zu sein und auch mal ein paar Worte mit ihnen wechseln (z.B. im Studio oder im Freibad mit den Stammgästen, aber engeren Kontakt möchte ich nicht.
Ich würde an deiner Stelle ein Medikament einfach mal für ein paar Wochen ausprobieren. Aufhören kann man immer noch, wenn es nichts ist.