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Ich hätte da mal ein Problem und bräuchte bitte euren Rat oder eigene Erfahrungen oder Tipps.
Dazu muss ich zum besseren Verständnis etwas weiter ausholen.

Ich bin früher wahnsinnig gerne und lange mit dem Auto unterwegs gewesen.
Zwar auch schon lange nur als Beifahrer, weil ich selbst auf Grund des hohen Verkehrsaufkommens
in Berlin nicht mehr fahren wollte.
Wir sind oft an die Ostsee gefahren oder generell längere Strecken und ich liebte es.
Auch waren wir 15 Jahre lang Dauercamper an einem See, der gute 80 Km von Berlin entfernt
war. Dort waren wir jedes Wochenende. Ich habe die Fahrten allesamt genossen und wir hatten
nie einen Unfall.
Als wir dann von Berlin hierher zogen, war eine Strecke von hier zu unserem Dienst ca. 45 km.
Im ersten Sommer unserer täglichen Fahrten von hier zum Dienst im Jahr 2007 passierte es.
Am Morgen auf einer Bundessstraße nahm uns jemand die Vorfahrt und wir mussten extrem
ausweichen um nicht zusammen zu stoßen. Dabei prallten wir frontal an einen Baum.
Ich hab gerade wieder Gänsehaut am ganzen Körper, während ich darüber schreibe. Dann
ist es wieder so nah. Dieses Gefühl, als wenn das ganze Leben an einem vorbei zieht….
Wir hatten beide so einige Verletzungen, wurden auch mit Rettungswagen in die Unfallklinik
gebracht, aber es war zum Glück nichts lebensbedrohliches.
Von diesen Verletzungen erholte ich mich schnell wieder, nicht aber von dem Schock den
dieser Unfall in mir ausgelöst hat.
Und seitdem bin ich in Bezug auf Autofahren nicht mehr die Alte. Hier zum einkaufen und so,
ist alles kein Problem. Aber sowie es sozusagen raus aus meiner Komfortzone gehen soll,
gehts mir tagelang vorher schlecht. Dabei leben meine Kinder in Berlin, wir haben Freunde dort
und auch an anderen entfernten Orten, die für mich jetzt irgendwie unerreichbar scheinen.
Ich könnte das alles noch weiter ausführen, aber ich glaube einige hier verstehen mein Problem.
Dabei vertraue ich meinem Mann als Fahrer total, das sage ich ihm auch immer wieder, aber
ich vertraue nicht den anderen.
Ich kann nicht beschreiben wie ich mich fühle, auf längeren Strecken, meistens ja nach Berlin zu
unseren Kindern. Ich bin immer unglaublich erleichtert, danach wieder zu Hause zu sein.
Und nun wird unsere Enkeltochter am Wochenende 8 Jahre alt und freut sich uns alle zu sehen.
Ich freu mich auch so sehr auf diesen Tag, weil auch noch Menschen dabei sind, die ich schon
lange nicht gesehen habe, die Eltern meiner Schwiegertochter. Und vor allem natürlich auf die
Lütte ganz doll.
Aber gleichzeitig brodelt schon wieder die Angst in mir vor einer Fahrt die mickrige 40 Minuten
dauert. Wie kann ich die nur loswerden. Geht es vielleicht jemanden ähnlich und hat einen Rat für
mich? Darüber würde ich mich freuen, sehr sogar.

Bin froh, dass ich mich getraut habe, darüber zu schreiben und gehe jetzt erst nochmal kurz
zur Entspannung in den Wald.

22.04.2022 15:36 • 23.04.2022 x 2 #1


8 Antworten ↓


Beim Lesen habe ich gedacht: Dieses spezielle ️-Ereignis aus der eigenen Konfrontationstherapie ausklammern, weil es Dir so wichtig ist? Als Alternative zur Autofahrt in diesem speziellen Fall: Regionalverkehrsmittel? Wenn am Abend keine guten Verbindungen zurück bestehen, übernachten?

Ich hatte die erste Panikattacke meines Lebens im Auto. Als Studentin. Auf der Autobahn. Es gab keinen Unfall, war auch ohne traumatische Erfahrung wie Deine damals sehr schlimm für mich.

Habe (über die Jahrzehnte) einen Umgang damit gefunden, dass ich meine Angst als Freundin gesehen und angesprochen habe. Klingt komisch. Ich weiß. Mir hat es geholfen. Hallo Angst, da bist du ja wieder. Setz dich zu mir. Und dann habe ich mich auf meinen Atem konzentriert. So hat sich bei mir die Angst vor der Angst nicht aufgebaut.

Meine Therapeutin sagt immer, dass mein System Säbelzahntiger funkt, obwohl eigentlich ein Hauskätzchen vor mir sitzt.

Ich weiß, dass es hier viele Menschen mit anderen Symptomen gibt. Ich schreibe von meiner Erfahrung nur in meinem eigenen Bezugssystem.

Hast Du schon einmal über Hypno-Therapie zum Thema Auto nachgedacht? Oder auch EFT (Klopfen entlang der Akkupunkturpunkte). Es gibt klinisch erwiesene Erfolge mit dieser Technik.

Bin gespannt auf andere Rückmeldungen
liebe Grüße

A


Angst als Beifahrer bei längeren Strecken

x 3


@Maha
An Bahnfahrt hatten wir auch öfter schon gedacht, scheitert aber momentan daran, dass ich es nicht
solange unter FFP2 Maske aushalte. Das reicht mir schon beim einkaufen.
Diese Angst anzunehmen und zu akzeptieren fällt mir so schwer. Ich fühle mich so schwach, weil das
auch so wenige verstehen, leider.
Eine Freundin z.B. betont immer und ständig dass ich ja mit ihr gar nicht mehr weg fahre wie früher,
mal Tagesausflüge irgendwohin. Sie denkt immer das hat mit ihr zu tun.

Über deine beiden Therapievorschläge muss ich mich mal schlau machen, habe noch nie davon
gehört, danke dir

Ich hatte 2006 einen schweren, unverschuldeten Autounfall. Beide Kinder waren mit im Auto, damals 6 und 2 Jahre alt.

Es war solch ein schwerer Unfall, der mich 2 Jahre meines Lebens gekostet hat, im wahrsten Sinne des Wortes.

Mir hat dann seinerzeit EMDR geholfen, das war bei einer Therapeutin, welche mir vermittelt wurde von der Krankenkasse. Da haben mir bzgl. des Fahrens 3 Sitzungen gereicht.

Wenn jetzt Flashbacks hoch kommen, auch als Beifahrer, wende ich erlernte Skills an.

Frag doch bei deiner Krankenkasse bzgl. EMDR mal an.

Zitat von Mahala:
An Bahnfahrt hatten wir auch öfter schon gedacht, scheitert aber momentan daran, dass ich es nicht
solange unter FFP2 Maske aushalte

Man muss keine FFP2 Maske tragen, OP-Maske reicht.
Ich kann dein Problem insofern nachvollziehen, dass ich auch Angst vor dem Autofahren habe, allerdings nur vor dem Selbstfahren. Als Beifahrer nicht, weil ich da nicht die Verantwortung habe. Meine Angst war von Anfang an da, direkt nach der Fahrprüfung. Solange der Fahrlehrer nebendran saß und die Verantwortung hatte, hatte ich keine Angst. Das ist jetzt 41 Jahre her und ich habe immer noch Angst und fahre nur zum Einkaufen und hier bei uns im Umkreis von 5-10km und auch nur dorthin, wo ich mich gut auskenne. Ich bin aber mit ÖPNV überall hingekommen, wohin ich wollte. Und wo es nicht geht, gehe ich halt nicht hin.

Zitat von Grace_99:
Ich hatte 2006 einen schweren, unverschuldeten Autounfall. Beide Kinder waren mit im Auto, damals 6 und 2 Jahre alt.

Es war solch ein schwerer Unfall, der mich 2 Jahre meines Lebens gekostet hat, im wahrsten Sinne des Wortes.

Oh je das muss einfach schrecklich gewesen sein.
Um so schöner, dass du so eine gute Therapeutin hattest und dir geholfen werden konnte.

Zitat von Grace_99:
Mir hat dann seinerzeit EMDR geholfen, das war bei einer Therapeutin, welche mir vermittelt wurde von der Krankenkasse. Da haben mir bzgl. des Fahrens 3 Sitzungen gereicht.

Dankeschön, ich werde mich diesbezüglich mal sachkundig machen, vielen Dank.

Zitat von Schlaflose:
Man muss keine FFP2 Maske tragen, OP-Maske reicht

Echt nicht? Mir war so als hätte ich gelesen, dass im ÖPNV FFP2 Pflicht ist.
Aber auch die OP Masken, würde ich nicht anderthalb Stunden ertragen, fürchte ich.
Irgendwie hab ich da leider immer Erstickungsangst.

Zitat von Schlaflose:
Meine Angst war von Anfang an da, direkt nach der Fahrprüfung. Solange der Fahrlehrer nebendran saß und die Verantwortung hatte, hatte ich keine Angst. Das ist jetzt 41 Jahre her und ich habe immer noch Angst und fahre nur zum Einkaufen und hier bei uns im Umkreis von 5-10km und auch nur dorthin, wo ich mich gut auskenne.

Das ist ja mal auch eine lange Leidensgeschichte. Wahnsinn was diese Ängste anrichten.
Mir reicht als Beifahrer auch der von dir geschilderte Umkreis, er ist mir vertraut und dauert
nicht Stunden.


Zitat von Schlaflose:
Und wo es nicht geht, gehe ich halt nicht hin.

Das halte ich im Allgemeinen auch so, nur bei meinen Kindern gibts halt ne Ausnahme.
Aber leider immer mit dieser Angst. Auch wenn ich die Zeit dort genieße.
Sowie wir dort auf den Parkplatz kommen gehts mir gut.
Wenn wir dann später für die Heimfahrt wieder ins Auto steigen ist die Angst sofort wieder
da. Und wenn wir dann hier in unseren Umkreis ankommen, bin ich glücklich.

Sowohl EMDR (Eye Movement Desenzitation and Reprocessing) als auch EFT (Emotional Freedom Techniques) haben beide ihre jeweiligen Vorteile. Beide Methoden sind in klinischen Studien erprobt, EMDR ist sogar die best erforschte Methode bei Trauma-Patienten. Sie finden auch oft zusammen Anwendung. EFT lässt sich nämlich sehr schnell erlernen und überall ohne Dritte anwenden. Auch im Auto direkt und/oder in den Tagen vorher. In meinem EFT-Buch wird auch mit Skalierung gearbeitet. (Und am Rande mit Augenbewegungen.) Dass zuerst gespürt wird: Ich habe Stufe X Angst vor der Fahrt... So werden Bewegungen auf der Skala nach oben oder unten auch sichtbar. Gibt dazu Youtube-Videos oder auch Bücher, in denen die Klopftechnik erklärt und gezeigt wird. Ich kenne sie persönlich aus eigener Anwendung und kann sie sehr empfehlen. Ein weiterer Vorteil: Sobald du anfängst, die Akkupressur-Punkte bewusst zu klopfen, kommst du automatisch in den gegenwärtigen Moment. Dann b i s t du mit der Angst selbst und nicht mit deinen Gedanken über die Angst und mit der Angst vor der Angst. Für mich war das immer sehr wichtig. Dieses: So, liebe Angst, jetzt kümmere ich mich um dich (und mich selbst).

Beim EMDR werden im Wachzustand - vergleichbar mit der RapidEyeMovement-Tiefschlafphase - Erlebnisse im Gehirn so abgespeichert, dass die emotionalen Belastungen, die mit dem Unfall beispielsweise verknüpft sind, losgelassen und neu verarbeitet werden. Das Erlebte wird nicht weggemacht oder vergessen, aber es kommt eine Zeit durch diese Methode, in der es zu einem Erlebnis von vielen aus dem eigenen Leben wird. Die automatischen Reaktionen beim Denken an und Sprechen über das Ereignis verschwinden.

Wenn Ihr heute fahrt, wünsche ich Dir das Beste für die Feier und den Weg hin und zurück
Partyyyyyy und Happy Birthday für die Enkeltochter

@Maha danke für deine ausführliche Erklärung
Werde mich auf jeden Fall damit befassen und mir auch diesbezügliche Videos anschauen.
Klingt jedenfalls vielversprechend, auch dass man das unter Umständen selbst erlernen
kann, diese Klopfmethode.


Zitat von Maha:
Wenn Ihr heute fahrt, wünsche ich Dir das Beste für die Feier und den Weg hin und zurück
Partyyyyyy und Happy Birthday für die Enkeltochter

Dankeschön, wir fahren erst morgen.

Dir einen schönen Tag





Prof. Dr. Borwin Bandelow
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