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Ich bin Alice, 25 und leide seit über 10 Jahren an Agoraphobie mit einer Angst/Panikstörung. Ich habe mit einer Verhaltenstherapie begonnen. Wo genau alles angefangen hat, kann ich so pauschal gar nicht sagen, aber ich kann so viel sagen, dass meine Kindheit kein Zuckerschlecken war und ich sehr schnell erwachsen sein musste. Die Phobie kam nicht allein, sie brachte die Emetophobie mit. Angst vor dem Erbrechen. Meine Symptome: Übelkeit, Schwitzige Hände, weiche Knie, unregelmäßige Atmung. Ich mache die Therapie nun ein paar Monate und weiß noch nicht so genau, ob ich Fortschritte gemacht habe oder nicht. Ich weiß auch nicht, ob es jemals besser wird.

Was ich meide: Öffentlicher Nahverkehr, Menschenmassen, Ab und zu das Rausgehen im Allgemeinen, Termine (Ich mag dieses Pflichtgefühl nicht an einem Ort zu einer bestimmten Uhrzeit zu sein)

Ich kann mich nicht mit Freunden verabreden und spaß haben, weil die Symptome einfach zu heftig sind und da auch dieses Pflichtgefühl auftritt. Dazu kommt noch, dass ich unfassbar schnell erschöpft bin. Manchmal habe ich Tage, an denen ich gerne raus gehe und Einkaufen gehe und so weiter, aber dass kommt nicht oft vor. Ich fahre nur mit dem Uber zu meinen Zielen, wobei ich auch da schon die Symptome merke und teilweise es dann doch nicht schaffe. Ich beginne Beruhigungsmittel zu schlucken (manchmal) oder Esse nichts, weil ich mich nicht übergeben will. Meine Übelkeit sitzt richtig im Hals, nicht mal im Magen. Der Würgereiz ist quasi schon bereit, was das Ruhig bleiben noch erschwert. Ich bin sehr vorsichtig und Picky mit dem Essen geworden. Ich habe Angst direkt krank zu werden. Ich möchte nichts falsches Essen. Ich weiß nicht wie ich mit den Symptomen umgehen soll. Ich will, dass sie einfach weg sind. Ich kann nichts genießen weil sie immer im Mittelpunkt sind. Ich hatte durchaus schon Positive Erfahrungen machen können mit dem Bahn fahren. Aber sobald ich weiter weg von Zuhause bin, möchte ich direkt zurück. Ich merke so richtig, wie ich dann keine Lust mehr auf die eigentliche Aktivität habe. Wenn mir schlecht ist, denke ich immer, dass das vom Nicht-Essen kommt. Also snacke ich das, was ich mir in die Tasche gesteckt habe und das sind dann Salzstangen. Die bringen mich runter und dann gehts, aber das soll nicht immer so sein. Ich halte mich an etwas fest, was nicht gut ist. Jemand Tipps und Tricks? Gibt es hier auch Menschen die genauso fühlen? Oder auch Medikamentös eingestellt sind?

30.06.2023 00:38 • 17.07.2023 #1


10 Antworten ↓


Hallo,

ich habe seit 25 Jahren Angststörungen. Bist du in Therapie, vielleicht würde Dir ein Klinikaufenthalt auch helfen?

Was hilft, aber unangenehm ist: die Situationen nicht vermeiden und aushalten. Damit Du lernst, dass nichts passiert. Manche Therapeuten begleiten das auch.

Wovor schützt Dich die Angst? Warum tritt sie auf? Geh da mal in Dich.

Mir haben über 20 Jahre Verhaltenstherapie fast nix gebracht, erst die Tiefenpsychologie hat den Durchbruch gebracht. Was will die Angst sagen, was hält die Depression aufrecht?

LG Nicky

A


Wie leben mit Agoraphobie-Symptomen?

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Danke für deine Nachricht. Ich bin in Therapie und hatte auch schon Fahrten mit der Bahn mit ihr zusammen. Ich weiß dass mir nichts passiert aber oft schaff ich es nicht mal raus.. ich hab so eine schlimme Antrieblosigkeit. Ich habe das alles schon mit meiner Therapeutin durchgekaut und verstehe was mein Körper da mit mir macht.. aber es ist teilweise sooooo hart..

Ein Klinikaufenthalt wäre durch meine Arbeit nicht möglich.

Also ich leide ebenfalls unter Agoraphobie und mit Panikstörung. Ich kann sehr gut nachvollziehen, was du durchmachst, insbesondere in Bezug auf das Vermeidungsverhalten. Eine Therapie ist definitiv hilfreich, jedoch finde ich persönlich, dass sie oft zu kurz ist. Deshalb ist es wichtig, auch in der Freizeit zu üben. Am besten anfangs zusammen mit einer Person, der du vertraust, und später dann alleine. Die Angst kann nur überwunden werden, wenn du dich ihr stellst. Es genügt nicht zu wissen, dass die Situation nicht gefährlich ist. Wenn du das nicht tust, wird sich die Angst immer weiter ausbreiten. Du könntest auch eine Reha bei der Rentenversicherung beantragen, wodurch dein Arbeitgeber dich freistellen müsste.

Warum wäre ein Klinikaufenthalt aufgrund Deiner Arbeit nicht möglich? Wenn Du jetzt irgend eine andere Erkrankung hättest und z. B. eine OP hättest, dann müsstest Du doch auch in die Klinik?

Ich bin Selbstständig und sehr darauf fokussiert. Mit jemanden rauszugehen ist auch schwer, weil ich angst habe mich zu übergeben. Es kam mal vor das mein Ex so getan hätte, als würde er mich nicht kennen als ich mich übergeben hatte. Seitdem mache ich alles allein.. Für mich wäre es der Horror wenn ich mich vor meinem Freund oder vor meinen Freunden übergeben müsse.. Ich will nicht dass sie mich so sehen..

Dann bleibt Dir ja eigentlich nur die Option, es mit einem Antidepressivum zu versuchen, parallel zur Therapie. Jedenfalls muss der Angst-Kreislauf unterbrochen werden. Mir haben die KH-Aufenthalte damals sehr gut getan und geholfen überhaupt wieder die Wohnung verlassen zu können. Im jetzigen Zustand ist Deine Lebensqualität gleich Null und ich bezweifele, dass eine ambulante Therapie allein Dich da wird rausholen können. Du müsstest erstmal von Grund auf stabilisiert werden und wenn das geschehen ist, kannst Du auf ambulant gehen. Das ist meine persönliche Erfahrung, die ich Dir ans Herz lege.

Ich stimme Perle voll und ganz zu. Es wäre ratsam, erstmal ein Krankenhaus aufzusuchen, um zur Ruhe zu kommen und herauszufinden, woher deine Angst kommt, um sie zu überwinden. Indem du die Angst vermeidest, bestärkst du sie nur noch mehr. Also warte nicht, bis es schlimmer wird!

Falls du nach Medikamenten suchst, habe ich hier ein paar Empfehlungen für dich:

Johanniskraut: Es hat stimmungsaufhellende Eigenschaften und kann nervöse Unruhe lindern. Es kann langfristig eingenommen werden. Bitte achte darauf, ein Produkt aus der Apotheke zu wählen, wie zum Beispiel Laif 900.

Opipramol: Es wirkt beruhigend, angstlösend und leicht stimmungsaufhellend. Es kann ebenfalls langfristig eingenommen werden und wird von den meisten Menschen gut vertragen.

Johanniskraut und Opipramol stellen mögliche Ersatzoptionen für Antidepressiva wie Escitalopram dar.

Für Notfälle, wenn du akut Angst hast, gibt es ein Medikament namens
Alprazolam: Im Gegensatz zu anderen Benzodiazepinen wirkt Alprazolam in therapeutischer Dosierung hauptsächlich angstlösend und beruhigend, weniger krampflösend und muskelentspannend. Sei jedoch vorsichtig, da es abhängig machen kann.

@mkaufmann
Ich danke dir für deine Antwort. Sind das alles Sachen die ich auf Rezept bekomme oder Freiverkäuflich sind?

Johanniskraut ist freiverkäuflich.

Laif900 gibt es auf Rezept.
Laif900 Balance ist freiverkäuflich.

Mir geht es mit der Agoraphobie gleich, vielleicht auch noch etwas schlimmer als dir. Ich glaube, mit den Medikamenten ist wirklich jeder Mensch anders. Es kann ne Weile dauern, bis man das Passende gefunden hat. Ich empfehl' dir aber sehr gern Passionsblume-Tabletten, die haben kaum Nebenwirkungen (und wenn machen sie einfach müde) und wirken wirklich recht gut. Oft kommen diese Ängste von irgendwo her, daher rate ich dir wirklich zu schauen, ob es an ein Ereignis geknüpft sein könnte - dann hilft EMDR sehr gut.

Und vor allem - viel, viel Geduld mit dir selber und deiner Angst. Ich weiss nicht ob dir das hilft, aber ich versuch liebevoll mit meiner Angst umzugehn. Es ist halt ein natürliches Gefühl, das einen vor irgendwas beschützen will. So schwierig es ist, versuch, die Angst auch ein Stück weit anzunehmen, wenn du sie spürst.

Ich hoffe, es waren 1, 2 brauchbare Tipps dabei

A


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Prof. Dr. Borwin Bandelow
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