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Hallo,

ich rede gefühlt seit dem Jugendalter (weiß nicht so genau, ob es in früheren Jahren auch schon so war) deutlich und dennoch sehr schnell.
Der Höhepunkt - im negativen - findet statt, wenn ich vor mehreren Leuten offiziell reden soll. Dann versteht mich keiner mehr.
Vor ein paar Jahren habe ich eine Fortbildung gemacht, bei der es auch um Reden halten ging. Wir mussten dann selbst eine Rede halten, die auf Video aufgenommen wurde. Die Reflektion war furchtbar, ich habe praktisch nichts verstanden - von dem, was ich selbst gesagt habe. Das war echt grauenvoll :/ Selbst in kleinen Kreisen geht es mir so. Kolloquium in der letzten Ausbildung - 3 Leute, die ich kannte, vor mir. Ging fast gar nicht - zudem hab ich dann auch ziemlich viel von meinem Text vergessen. In der Reha mit Klinikleiter und Arzt, auch beide bekannt, da fühlte ich mich zudem klein wie eine Maus.

Kennt das Jemand und hat das irgendwie lösen können? Ich bin immer wieder recht verzweifelt, geht auch gerade um Jobsuche. Wenn einen keiner versteht, dann kann man auch nicht gut sagen, was man zu sagen hat. Wirkt sehr unprofessionell :/

Würde mich sehr freuen, wenn sich Jemand finden würde, der das auch kennt. Fühl mich damit ziemlich alleine seit vielen Jahren.

LG

23.07.2017 09:30 • 25.07.2017 #1


15 Antworten ↓


Ich glaube, da hilft nur ein spezielles Sprech- und Atemtraining. Ich kenne das Problem von mir selbst nicht, bin eher immer wegen meiner langsamen Sprechweise veräppelt worden bzw. stellt man mich meist in die steirische oder niederösterreichische Dialekt-Ecke (dort spricht man recht gezogen - schwer zu beschreiben). Ich kannte aber Menschen, die sehr schnell sprechen und da kommt mein Hirn überhaupt nicht mit. Gerade neulich sprach mich ein Bettler an und erzählte mir seine Lebensgeschichte (?), ich verstand fast gar nichts, weil der alles so runterratterte. Kann mir gut vorstellen, dass du darunter leidest. Vielleicht könntest du üben, indem du laut liest und dabei auf das Tempo achtest, z.B. nach jedem Punkt und Komma schön eine Pause machst?

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Zu schnelles Reden - Erfahrungen und Tipps?

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@ juwi - Danke für deine Antwort.

Ich bin am überlegen, welche Art Therapie die richtige sein könnte. Bzgl. des redens wäre eine VT wohl das Richtige. Wegen anderen Themen dann die TP.

Wie hast du gelernt, mit deinem Sprechtempo umzugehen - über die genannte Methode? Wie lange machst du das schon?

Ich hab schon lange keine Lust mehr drauf, mich deswegen schlecht zu fühlen. :/

Kannst du dich nicht selbst aufnehmen? Immer und immer wieder, bis du lernst, bei offiziellen Reden ein normales Tempo durchzuhalten?

Ich denke, das kann man gut lernen. Ich kenn das vom Reiten..hab immer soviel Power, und meine Pferde rennen quasi unter mir. Wenn ich der Meinung bin, dass wir uns schneckengleich bewegen, ist das dann richtig. Zwischenzeitlich krieg ich das hin. Dafür musste mir geholfen werden. Auch mit Videokamera und Korrektur.

Zitat von Sunflower77:
Wie hast du gelernt, mit deinem Sprechtempo umzugehen - über die genannte Methode? Wie lange machst du das schon?

Nein, ich habe gar nichts gemacht und habe auch nicht vor, etwas zu machen - ich stehe mittlerweile dazu. Ich werde ja verstanden, das ist die Hauptsache. Verspottet werde ich inzwischen nicht mehr, das haben die sich nur in der Schule getraut. Da habe ich schon darunter gelitten, dass ich nachgeäfft und ausgelacht werde. Meine Brüder machten das zunächst auch durch, aber die wehrten sich halt mit Fäusten, sodass rasch Ruhe war.
Ich habe ab und zu als Erwachsene sogar gesagt bekommen, dass es angenehm ist, mir zuzuhören, eben weil man mir durch das langsame, ruhige Sprechen gut folgen kann. Nur in einem Befund zur Depression steht etwas von schleppender, zögerlicher Sprache. In der Depression hat sich das wohl verstärkt, das ist jetzt - glaube ich - wieder besser geworden.

Ich rede auch meist schneller als ich denke. Und ich nuschle dabei noch ein wenig. Aber dafür konnte ich mich mit meinem Arbeitskollegen ungestört unterhalten. Der hat genauso gesprochen. Außenstehende haben uns kaum verstanden.

Umso aufgeregter ich bin desto schneller rede ich.

Fühlst du dich unwohl, wenn du vor Publikum stehst?
Gibt es hinsichtlich der Redegeschwindigkeit einen Unterschied, ob du eine Rede abliest oder frei sprichst?

Wenn du jemanden im Publikum besser kennst, bitte die Person doch sich weiter nach vorne zu setzen und ein Handzeichen zu machen, wenn du zu schnell redest.
Ansonsten macht dir bewusst: Dich drängt niemand, alle im Raum müssen so lange zuhören, bis zu fertig bist. Nehme mal an, dass deine Reden inhaltlich in Ordnung sind und die Zuschauer interessieren...

@ petrus: Genau, je emotionaler, desto schneller. Nur wenn du dich selbst nicht mehr verstehst (Videofrequenz oder auf dem AB z.B.), dann ist es maximal frustrierend.

@ la2la2: Das hatte ich in einem 1-stündigen Referat auch so gemacht, meine Kommilitionen haben mir Handzeichen gegeben. Jedoch kann ich mich trotzdem nicht regulieren. Nachdem ich fast am Ende des Vortrags war, wurde es dann besser - wahrscheinlich hatten zwischendrin alle schon abgeschalten...

Mir gehen währenddessen 1000 Gedanken durch den Kopf - ist es sinnvoll, was ich sage, verstehen die anderen, was ich meine, hab ich zuviel erklärt, rede ich zu schnell, ... welche Fragen werden sie im Anschluss stellen, kann ich diese beanworten, was will der Dozenten noch wissen, ...

Ich stehe nicht gern so geplant im Mittelpunkt. Frei sprechen oder ablesen macht an sich keinen Unterschied. Außer dass ich beim ablesen wohl andere Methoden anwenden könnte. Zu meiner Schulzeit und auch in den Ausbildungen gab es nicht den Referatszwang wie heute... Dito war ich damit auch nicht so sehr konfrontiert.
Trotzdem beneide ich die Menschen, die das einfach so können. Die gelassen da vorne stehen und scheinbar in aller Ruhe reden können.

Um normal zu sprechen zu lernen habe ich mal versucht den Nachrichtensprechern nachzusprechen. Das kam mir dann aber irgendwie dämlich vor. Da ich ja eher selbst in der 3-4 fachen Geschwindigkeit rede. Beim Telefonieren zwinge ich mich immer relativ langsam zu sprechen, was aber auch nicht immer hinhaut.

@ Icefalki - ich komme zum Glück (oder zum Pech) nicht oft in die Gelegenheit, Vorträge usw.halten zu müssen. Es geht praktisch nur um den Ernstfall. Ich merke normalerweise nicht, wie schnell ich bin, bis ich es zufällig selbst mal höre.
Ich springe auch ganz gern in den Themen bzw. setze eine schnelle Auffassungsgabe beim Gegenüber voraus.
Ab und zu habe ich mich schon mal aufgenommen. Wobei ich glaub viel Übung bräuchte, um das Ganze grundlegend anders machen zu können.

@ Petrus: das wäre mal noch ne Idee - ich versuche schon, meine Sätze kurz zu halten und auf die eventuelle Langsamkeit des Gegenübers einzugehen. Ist ja nicht jeder so schnell und ich merke an schlechten Tagen, wie mich manchmal diese Begriffsstutzigkeit leicht aggressiv macht.

War das bei dir schon immer so mit dem schnellen Sprechen?

Zitat von Sunflower77:
War das bei dir schon immer so mit dem schnellen Sprechen?


Jedenfalls solange ich mich daran erinnern kann. Bekommst du manchmal auch eine Schnappatmung beim Reden?

Wenn ich mich aufrege oder es ist etwas in meinen Augen wichtiges passiert, dann überschlage ich mich beim sprechen fast, weil ich am liebsten alles auf einmal loswerden will.Ich hab auch immer schon zu schnell geredet,hab das aber mittlerweile gut unter Kontrolle .Hab auch ne ganze lange Zeit immer vorm Spiegel geübt und man soll viel lesen aber laut ,weil man dann schon mal lernt an den richtigen Stellen zu atmen und Pausen zu machen.Es kommt auch bei mir drauf an mit wem ich spreche.Wenn ich mit dem Vermieter oder fremden rede oder telefoniere dann hab ich das gut im Griff--da wo ich so sein kann wie ich bin ---bin ich eben ein Schnellsprecher

@ Petrus: Nein, das nicht. Ich merke nur ab und an hinterher, wie ich mich beim reden aufgeregt habe.

@mel: Gut dass es bei dir nicht immer so ist - das ist schon mal ein Vorteil!

Hallo Sunflower77,

ich hatte auch ein Problem mit dem zu schnellen Sprechen und zusätzlich hab ich auch noch Wortteile verschluckt,
in meinem Fall nennt man das poltern.

Im Hintergrund steht eine starke Gehetzheit, wo ich mich unbewusst so extrem unter Druck gesetzt hatte, schnell
das zu sagen was ich will, bevor mir evtl. das Wort abgeschnitten wird (mangelnde Akzeptanz in der Kindheit war
hier ein wichtiger Faktor).

Zusätzlich bestand bei mir auch noch ein Problem mit dem sog. Monitoring (damit ist gemeint, dass man die Worte,
bevor man sie ausspricht, auf seinem geistigen Schirm ablaufen lässt und diese dann gewissermaßen von da abliest).
Dieses Ablesen gelang mir deshalb nicht konzentriert, weil ich (genau wie du) immer schon mit meinen Gedanken
woanders war (verstehen es die anderen, gehen sie mit mir konform, hoffentlich kritisiert mich keiner usw.).

Ein drittes Problem war dann auch noch, dass ich die Buchstaben nicht korrekt mit dem Mund geformt hatte und
dadurch auch noch undeutlich sprach.

Die Atmung war bei mir kein Problem, da ich schon als 15-jähriger auf die Bauchatmung umgestellt hatte (ich machte
damals Kung Fu und da spielt die Bauchatmung eine ganz erhebliche Rolle).

Ich habe mich dann aus diesen und anderen Problemen getrieben gefühlt, mich mit sehr vielen verschiedenen Therapie-
Methoden und spirituellen Lehren zu beschäftigen, um meine seelisch-mentalen Probleme aufzuarbeiten.

Heute spreche ich zwar nicht langsam aber eben auch nicht mehr zu schnell und andere können mich gut verstehen
und das, obwohl ich ein Bayer bin.

Aus meiner Erfahrung kann ich dir nur raten deine Zeit nicht mit einem geistlosen Sprechtraining (la, le, lö, li, lu, lo usw.)
zu verschwenden, denn die Ursache des Problem ist geistig-mentaler natur und da hilft kein runterrattern von Silben oder
ein Weinkorken zwischen den Zähnen.

Der erste Schritt ist also einen Weg zu finden, wie du deine geistig-mentalen Probleme löst, die dich innerlich zu so einer
Gehetztheit treiben.

Der zweite Schritt ist dann das Monitoring zu kultivieren und der dritte Schritt ist dann die Buchstaben und Worte mit dem
Mund korrekt formen zu lernen.

Die Bauchatmung sollte nebenher laufen, weil man das innerhalb von 15 Minuten umstellen lernen kann.

Ich hoffe dir mit meinen Ausführungen ein wenig weitergeholfen zu haben und falls du noch Fragen hast, kannst du hier im
Forum ja nochmal posten.

Viele Grüße
M.E.

@ michael-erichsen

Hallo M.-E.,

vielen Dank für deinen Beitrag.
Manchmal vergisst man tatsächlich, was man schon alles so getan hat, um die Störung zu beseitigen.

Ich war kurzfristig mal bei einer Logopädin, wobei das nicht viel gebracht hat. Habe mich u.a. deshalb auch gefragt, seit wann das bei mir so ist und woher das kommt. Die Angst, dass mir nicht zugehört wird ergo mein Gesagtes nicht wichtig ist spielt sicher eine große Rolle. Ursache liegt in der Kindheit, Ablehnung durch meinen Vater, der wiederrum auch seine eigene Geschichte hat.

Das mit der Bauchatumung ist ein guter Hinweis, ich merke die Anspannung nach dem Reden und mittlerweiler teilweise währenddessen sehr stark im Brust-/Halsbereich.

Ich bin grad auf Therapeutensuche, das ist auf jeden Fall auch ein Thema, dass ich bearbeiten will.

Merci!

LG, Sunflower

A


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Dr. Reinhard Pichler
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