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Guten Abend,

erstmal sorry, falls die Frage bereits gestellt wurde, ich habe nach etwas Suche nichts passendes gefunden.
Die Frage steht grundsätzlich im Titel, wo ist für euch die Grenze zwischen Schüchternheit, Redeangst, diversen spezifischen sozialen Ängsten und einer sozialen Phobie? Also, ab wann ist der Begriff soziale Phobie angebracht?

Falls ihr so eine Antwort auf die Frage habt, dann freue ich mich, falls nicht, dann versuche ich es hier noch etwas konkreter zu werden. Ihr könnt aber auch einfach auf den oberen Abschnitt eingehen.
Der eigentliche Ursprung meiner Frage ist, dass mir vor Kurzem gesagt wurde ich hätte eine soziale Phobie, wobei ich mir aber nicht sicher bin, ob das wirklich passt.
Denn im Umgang mit Freunden (und auch meistens mit einzelnen Fremden) wirke ich hauptsächlich ziemlich normal oder eben schüchtern. Manchmal kommt aber auch eine Portion Unsicherheit durch und so Sachen wie einige fremde Personen (besonders Gleichaltrige) zu treffen, mich in ein soziales Umfeld zu integrieren, ein Zimmer mit mehreren Leuten betreten, Autoritätspersonen, unerwartete Wendungen in einem Gespräch und ähnliches führt bei mir zu Unwohlsein und/oder Unsicherheit (in verschiedenen Abstufungen). Das sieht man mir dann wohl auch an bzw. hört es, falls ich rede.
Bei Vorträgen, Bewerbungsgesprächen und auch gerne mal bei Arztgesprächen oder bei einer kurzen Wortmeldung (z.B. in der Uni) fange ich dann an zu zittern, das Herz wird deutlich spürbar (rast/klopft stark), ich verkrampfe und meine Stimme wird schnell, ziemlich unsicher und/oder stottrig. Auch etwas wie eine Beziehung kann ich mir auch nicht wirklich vorstellen.
Wo schätzt ihr das in der Abgrenzung ein? Ist das für euch schon eine (schwächere) soziale Phobie oder doch eher Schüchternheit/Unsicherheit mit Redeangst oder etwas ähnliches? Wie grenzt man das ab?

Ich freue mich über jede Antworte!

31.03.2021 18:56 • 30.05.2021 #1


6 Antworten ↓


Also eine Phobie ist ja per Definitionem eine übertriebene, irrationale Angst vor Lebewesen, Objekten oder Situationen.

Wenn jemand einen leeren Platz nur unter fürchterlichen Angst überqueren kann oder schon hyperventiöiert, wenn er das Bild einer Spinne sieht, würde ich das als Phobie bezeichnen.

Vor einem Vortrag, bei dem womöglich viele Menschen zuhören, man sehr exponiert präsentieren muss bei schwieriger Materie und man dann Herzrasen, Magenkrämpfe, nasse Hände und Hyperventilation bekommt, dann würde ich von klassischem.Lampenfieber sprechen. Kann man Wochen schon nicht mehr schlafen und meidet die Präsentation durch Krankmeldung, dann geht es vielleicht schon Richtung Phobie/Panik.

Generell würde ich aber nicht in Phobie und nicht Phobie unterscheidet, sondern in krankhaft, problematisch und normal. Krankhaft wäre, wenn es sehr belastet und das Leben einschränkt, problematisch wäre, wenn Situationen machbar, aber schwierig sind und normal wäre, wenn man nicht groß drüber nachdenken muss.
Beispiele:
- man meidet Situationen mit unbekannten Menschen
- man merkt, dass man überdurchschnittlich gehemmt ist bei fremden Menschen
- man nimmt wahr, dass man nicht so locker ist bei fremden Menschenrechte wie unter Freunden, kommt aber klar damit bzw. Es macht gar nicht aus.

Hilft dir das?

A


Wo beginnt für euch soziale Phobie?

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Das hilft mir auf jeden Fall, vielen Dank!

Es gibt ja noch die Unterscheidung zwischen ängstlich-vermeidender Persönlichkeitsstörung und sozialer Phobie. Eine soziale Phobie zeichnet sich gerade dadurch aus, dass man vor bestimmten sozialen Situationen
Angst hat. Ist die Angst fast allgegenwärtig und wird schon als Teil des eigenen Charakters/der eigenen Persönlichkeit empfunden, spricht man von einer ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstörung.

Wenn deine sozialen Ängste also in bestimmten Situationen da sind, kann es eine soziale Phobie sein. Ich würde da auch den Leidensdruck und wie stark du dich eingeschränkt fühlst als Maßstab nehmen. Aber ich würde mein Leben auch nicht zu stark von dieser Diagnose vereinnahmen lassen. Ich habe oft den Fehler gemacht, mich nur noch darüber zu identifizieren, nur noch in Kreisen anderer Ängstlicher/psychisch Kranker aktiv zu sein etc. Die zu starke Beschäftigung damit / ständige Problematisierung des eigenen Verhaltens tut einem (auf Dauer) nicht immer gut.

Zitat von Pauline333:
Wenn jemand einen leeren Platz nur unter fürchterlichen Angst überqueren kann oder schon hyperventiöiert, wenn er das Bild einer Spinne sieht, würde ich das als Phobie bezeichnen.

Das stimmt defintiv nicht. Es heißt soziale Phobie, weil es etwas mit sozialen Situationen zu tun, also im Zusammenhang mit Kontakten zu anderen Menschen.
Wenn jemand Angst hat über einen Platz voller Menschen zu gehen, weil er sich dadurch im Mittelpunkt und beobachet, dann ja. Die Abgst davor, einen leeren Platz zu überqueren, nennt sich Agoraphobie. Und Angst vor Spinnen ist Arachnophobie.

Zitat von Schlaflose:
Das stimmt defintiv nicht. Es heißt soziale Phobie, weil es etwas mit sozialen Situationen zu tun, also im Zusammenhang mit Kontakten zu anderen ...

Ich fürchte, ich verstehe deinen Punkt nicht. Was stimmt definitiv nicht? Dass Agoraphobie und Arachnophobie Phobien sind...?

Zitat von Pauline333:
Ich fürchte, ich verstehe deinen Punkt nicht. Was stimmt definitiv nicht? Dass Agoraphobie und Arachnophobie Phobien sind...?


Ich hatte da wohl etwas falsch gelesen. Ich dachte, du hast das alles Soziale Phobie bezeichnet, weil der Titel des Threads ja speziell auf soziale Phobie bezogen ist.





Dr. Reinhard Pichler
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