Was du schreibst, dreamdance, kann ich sehr gut nachvollziehen.
Viele Jahre, vor allem in Kindheit und Jugend, habe ich mich nicht getraut, vor anderen meine Stimme zu erheben.
Das hat sich gründlich geändert. Heute kann ich in Versammlungen meine Meinung frei äußern. Es macht mir sogar Freude.
Was ich sagen will: Man kann es lernen.
Zitat von moo: Erst die Erfahrung mehrerer Tage gemeinsamer Stille lehrte mich echtes Zuhören und echtes Sprechen.
Ja. Diese Erfahrung habe ich auch gemacht. Sich ohne innere Masken begegnen und einfach nur gemeinsam dasein.
Zitat von moo: Es hat also mehr mit Deinem Interesse an Dir und Anderen zu tun, als mit einer generellen Hemmung. Angst überwindet man am schönsten durch Interesse.
Das sehe ich auch so.
Zitat von dreamdance: Auch allgemein an meiner Einstellung. Ich nehme mir alles immer so extrem zu Herzen. Denk oft, ah jetzt reden sie über mich, wenn etwas leiser gesprochen wird und der Blick auf mich fällt.
Sie reden leider nicht über dich. Wir haben alle unsere eigenen Geschichten im Kopf und drehen uns viel zu sehr um uns selbst, viel zu wenig um andere.
Ja, manchmal wird getuschelt, auch gemobbt.
Falls jemand über dich tuscheln sollte: Er oder sie kennt dich ja gar nicht. Also würden die Inhalte nicht den Tatsachen entsprechen. Warum sollte es dich tangieren, wenn du den Ball nicht auffängst?
Das hat mir geholfen:
1. In jeder Versammlung konsequent etwas sagen und sei es nur, eine kurze Frage zu stellen. Übung macht den Meister. Sich daran gewöhnen, die eigene Stimme zu erheben.
2. Sich mehr auf die anderen Menschen einlassen: Wer sind sie? Zuhören.
Früher habe ich mich hauptsächlich um mich selbst gedreht. Solche Fragen gingen mir durch den Kopf:
Wie sehen mich die anderen? Was halten sie von mir?Hab ich was Falsches gesagt? Was denken sie jetzt von mir? etc. Solche Gedanken stressen und verbrauchen viel Energie, so dass man eigentlich nicht mehr richtig zuhören kann.
Es hat mir geholfen, jeden Einzelnen innerlich anzunehmen, auch dann, wenn ich gerade nichts zu sagen hatte/habe. Innerlich bewusst Wohlwollen für die anderen während der ganzen Versammlung ausstrahlen. Öfter lächeln. Auch mal andere anlächeln...Natürlich nicht immer. Wahrhaftig bleiben.
3. In der Situation sein. Da sein. Früher habe ich mich hauptsächlich um mich selbst gedreht, siehe oben.
4. Sich sehr gut sachlich informieren zum Thema.
5. Tagebuch schreiben. Habe mich daran gewöhnt, eine Meinung zu haben und sie wichtig (genug) zu nehmen.
6. Die eigne äußere Stimme hören, sich daran gewöhnen. Habe dazu Aufnahmen gemacht, die ich dann angehört habe.
7. Die Stimme pflegen. Eine Zeit lang habe ich Gesangsunterricht (Einzelstunden) genommen und im Chor gesungen. Das stärkt das Zutrauen in die eigene äußere Stimme und ermöglicht dann Gemeinschaftserfahrung. Im Chor geht es um das Wir und das Einfügen in ein größeres Ganzes. Das geht auch ohne Gesangsunterricht.
8. Theaterarbeit hat auch geholfen.
9. Die innere Stimme pflegen durch Meditation.
Es gibt bestimmt noch viele andere Übmöglichkeiten, auch ganz einfache, im Alltag.
Alles Gute dir!