Erstmal zu Beginn, meine Entwicklung lief nicht wirklich gut. Ich glaube die Tatsache dass ich einen Vater hatte war schlimmer als wenn ich keinen gehabt hätte. Er hat zwar nie etwas schlimmes getan und auch weder körperlich noch seelisch misshandelt, aber ich habe nie seine Anerkennung oder Zustimmuing erhalten. Meine Beziehung zu ihm war immer angespannt, und als ich mich halbwegs behaupten konnte habe ich versucht um seine Anerkennung zu kämpfen oder ihn zu dominieren, wobei mir meine Mutter geholfen hat und immer auf meiner Seite war.
In der Schule war ich eher unterdurchschnittlich, hatte aber nie wirklich Freunde, weil ich mich einfach nicht integrieren konnte. Steht auch so in meinen Grundschulzeugnissen. Im Gymnasium wurde daraus dann Mobbing, das hat zu Konflikten und das zu Einsamkeit geführt. In der Pause allein herumstehen, im Sport nicht ins Team gewählt werden, schlechte Noten .
Jetzt bin ich 32, habe ein Studium abgeschlossen und seit 7 Jahren einen festen Job. Stehe finanziell solide da und habe alles was ich möchte (materiell gesehen), aber diese Thematik ist geblieben. Ich habe mir zwar einen Bekanntenkreis aufgebaut, aber ich fühle mich einfach niemandem nahe. DIe Leute mit denen ich zu tun habe kenne ich teilweise übers Internet (Sportaktivitäten oder Datingwebsites), aber ich fühle mich niemandem wirklich nahe. Ich habe das Gefühl dass ich es nicht wert bin auf einer Stufe mit den anderen zu stehen, und deshalb habe ich immer ein verkrampftes Gefühl, ich rechne irgendwie unterbewusst dass ich verurteilt werde wenn ich nicht irgendwie besonders toll bin oder der anderen Person einen Gefallen tue. Ich habe auch große Probleme in Gruppen zu sprechen und meine Meinung kundzutun, im Job trete ich deswegen auf der Stelle. Wenn ich mitbekomme dass andere sich treffen ohne mich einzuladen fühle ich mich minderwertig und ausgeschlossen. Ich fühle eine soziale Ohnmacht, ich sehe wie sich die anderen freuen und locker und spontan kommunizieren, aber ich kann das nicht. Wenn ich sehe wie sehr ich mich von den anderen unterscheide ist mir das peinlich und ich meide diese Situationen wo es offfenkundig wird dass ich sozial gesehen minderwertig bin.
Ich habe mir im Lauf der Zeit ein paar verhaltensmerkmale und Programme antrainiert welche es mir erlauben bspw. Frauen erfolgreich abzuschleppen oder sportliche Aktivitäten mit anderen zu genießen. Aber ein Gefühl dazuzugehören hatte ich noch nie, nichtmal bei meiner Familie. Es ist ein Teufelskreis. Ich bin auf einer Party, werde freudig begrüßt, mir wird ein B. in die Hand gedrückt, in meinem Kopf geht das Karussell los: Was erwartet Person jetzt wie ich mich verhalten soll? Ich fühle mich nicht vor Freude strotzdend sondern bin vorsichtig/zurückhaltend, merkt das mein Gegenüber? Muss ich jetzt so tun als ob ich locker bin und mich freue dabei zu sein? Was wenn ich rot werde oder schwitze? Was wenn . All diese Fragen bringen mich dazu dass ich innerlich total angespannt bin und kaum mit Leuten in Kontakt bin. Die Scham darüber verstärkt das nur und die Höllenspirale wird in Gang gesetzt und ich hab erstmal wieder genug von sozialen Aktivitäten.
Auf der anderen Seite muss ich auch selbstkritisch sagen dass ich nicht viel tue um dazuzugehören. Es ist ein Vermeidungsverhalten, da ich es vermeiden möchte Ablehnung zu kassieren. Ich habe noch nie meinen Geburstag gefeiert und noch nie Leute zu mir nach Hause eingeladen (hatte schon Gäste, aber entweder einzelne Personen oder Verwandte). DAbei würde ich so gerne mal Leute einladen und was kochen oder einen Spieleabend machen. Der Gedanke daran dass ich es so gern würde aber ich mich nicht traue macht mich ganz kirre. Ich sehe es ja bei ein paar Leuten, die teilweise gar keinen Bock auf Spieleabend haben, einfach weil sie das in ihrer Jugend oft genug hatten. Mein Gedanke ist dann, was denken die über mich, wenn sie erkennen dass ich sozial gesehen auf dem Entwicklungsstand eines 3-Jährigen bin.
Ich würde so gern unbefangen und frei mit Leuten in Kontakt treten, aber ich kann es nicht. Ich werde rot, fange mit dem Schwitzen an, werde nervös, und gebe dem anderen einfach keinen Grund sich mit mir abzugeben. Irgendwie ist soziale Kompetenz das von mir am höchsten angesehene Gut, und Leute die dieses Gut haben - so nehme ich es wahr oder fürchte ich - verurteilen mich weil sie sehen dass ich 0 Sozialkompetenz habe. Ich weiß, es ist ein Widerspruch, gerade Leute mit Sozialkompetenz und Empathie sollten nicht vorschnell urteilen, aber es ist einfach so dass es mich abschreckt mit solchen Leuten in Kontakt zu treten, weil sie mich ja als das entlarven könnten was ich bin, was ich so gut es geht verberge, weil ich mich dafür schäme.
Dabei würde ich so gerne .
27.06.2020 21:42 • • 13.07.2020 #1