App im Playstore
Pfeil rechts
82

Ich glaube, dass hier ein ganz wesentlicher Punkt übersehen wurde, das unterschiedliclhe Alter.
T-N_B, du bist noch sehr jung und für dich wäre es wirklich fatal dich zu begnügen, dir ein System der Überwindung und der kräfteschonenden Vermeidung aufzubauen, dies ist die Haltung eines Menschen der schon sehr lange mit der Angst lebte, ein noch junger Mensch sollte sich vielleicht damit nicht zufrieden sein.

Ich finde es gut, dass du auf diese Problematik aufmerksam gemacht hast, jeder möge sich die Frage stellen welche Anstrengungen er unternehmen möchte um sich von seinen Ängsten zu trennen oder ob man sich mit ihnen arrangiert wie Schlaflose es praktiziert. Ein alter Angsthase wie ich praktiziert es sicher ähnlich wie sie.

Zitat von Muck57:
Da gebe ich Dir vollkommen Recht. Gerade in der Verhaltenstherapie lernt man die Vermeidung durch Angst zu beseitigen oder zumindest zuverbeesern.

Was sollte man auch von einer Therapieform erwarten, die bereits in den 1970 Jahren entwickelt wurde
Die Angst bekämpfen zu wollen indem man über Verhaltensänderungen die Angst bedingte Vermeidung reduziert oder beseitigt mag zwar den Erwartungen vieler Betroffener entgegenkommen und manchen Betroffenen dabei helfen wieder besser zu funktionieren, aber damit lässt sich eine echte soziale Angststörung kaum wirklich heilen.

Wesentlich weiter sind da die modernere auf Akzeptanz und Achtsamkeit basierenden Therapiemethoden, wie die Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT), die zwar auch auf der Verhaltenstherapie aufbaut, aber beispielsweise davon ausgeht, dass man den Kampf gegen Gefühle wie Angst einstellen sollte, da dies Teil des Problems ist.
In der Verhaltenstherapie wird eigentlich nur Symtpombehandlung betrieben, was eigentlich oft auch nur eine andere Form der Gefühlsvermeidung ist. Man kann zwar lernen eine Angstsituation durch wiederholte Konfrontation aushalten zu lernen, aber dies bedeutet nicht, dass man sich wirklich mit dem Gefühl der Angst auseinandersetzt. Dem gegenüber berücksichtigt die ACT mehr die Angst als momentanen Gefühlszustand, den man akzeptiert und bewusst und vor allem auch wertungsfrei ihren Raum gibt, um auf diese Weise den Druck der Angst zu reduzieren. Auf diese Weise wird es dann mögich trotz der Angst wieder handlungsfähig zu werden, wobei dann gewisse persönliche Werte die Richtung angeben, die man aber nicht zwingen erreichen oder erfüllen muss, wenn die momentanen Ängste dies noch nicht zulassen. Auf diese Weise können sogar Betroffene mit schweren Angststörungen, Depressionen oder anderen psychischen Problemen lernen wieder ein erfülltes Leben trotz und mit diesen Problemen zu leben. Vor allem aber lernen die Betroffenen auf diese Weise sich auf diese unangenehmen Zustände einzulassen, sie zuzulassen, ohne unbedingt etwas dagegen tun zu müssen - schon alleine weil dies bei schwerer Ausprägung oft gar nicht möglich wäre, weil die Erkrankung zumindest momentan stark chronifiziert ist.

Einem Betroffenen mit einer bereits sehr lange bestehenden und daher chronischen Angststörung dazu zu raten, dass er gegen die Angststörung ankämpfen soll, ist im besten Fall einfach nur lächerlich, aber im schlimmsten Fall wirklich schädlich. Diese Betroffenen haben seit Jahren oder sogar Jahrzehnten immer nur die Erfahrung gemacht, dass sie rein gar nichts gegen ihre Ängste tun können, egal was sie versuchen und wie sehr sie es versuchen. Oft haben diese Betroffenen sogar schon einige entmutigende Therapieerfahrungen gemacht, die ebenfalls nicht geholfen haben. Und außerdem fehlt diesen Betroffenen irgendwann auch die Kraft und Energie, um noch einmal gegen die Angst anzukämpfen - zumal dieser Kampf endlos sein könnte.

A


Wie lebt man eigentlich normal?

x 3


Zitat von kritisches_Auge:
Ich glaube, dass hier ein ganz wesentlicher Punkt übersehen wurde, das unterschiedliclhe Alter.
T-N_B, du bist noch sehr jung und für dich wäre es wirklich fatal dich zu begnügen, dir ein System der Überwindung und der kräfteschonenden Vermeidung aufzubauen, dies ist die Haltung eines Menschen der schon sehr lange mit der Angst lebte, ein noch junger Mensch sollte sich vielleicht damit nicht zufrieden sein.

Ich denke, dass dabei noch ein weiterer wesentlicher Punkt übersehen wurde, und zwar der Fehler von sich auf Andere zu schließen.
Wenn man als Betroffener an einer psychischen Störung wie einer Angststörung leidet, und man durch Therapie oder sonst etwas die Erfahrung macht, dass dies einem geholfen hat, dann führt dies leicht zur irrigen Annahmen, dass dies der einzig richtige Weg für alle sein muss. Dieser Eindruck verstärkt sich noch, wenn man in Beschreibungen von anderen Betroffenen gewisse Parallelen zu den eigenen Problemen zu erkennen glaubt. Außerdem entwickelt man als Betroffener dem irgend etwas geholfen hat leicht ein gewisses Sendungsbewustsein, weil es sich gut anfühlt, wenn man Anderen damit helfen kann - oder man zumindest den Eindruck hat, dass man ihnen damit helfen konnte.
Dabei übersieht man dann leider auch leicht die Komplexität so einer Angststörung und vergisst, dass die Probleme der Betroffenen sehr individuell sein können.
Sich selbst einzugestehen, dass etwas das einem selbst geholfen hat anderen Betroffenen vielleicht gar nicht hilft, ist nicht leicht, weil es womöglich sogar das eigene Ego betrifft.
Eigentlich kann man in so einem Forum nur über die eigenen Erfahrungen und Meinungen schreiben, aber mit Sicherheit kennt hier niemand den Richtigen Weg der allen Betroffenen helfen würde.

Außerdem kann es auch für noch junge Betroffene der falsche Rat sein, wenn man dazu rät gegen die Angst an kämpfen zu müssen. Auch junge Betroffene können bereits von extrem schweren Ängsten betroffen sein, wodurch sie schon viel zu oft die Erfahrung gesammelt haben, dass sie einfach nicht dagegen ankämpfen können, egal wie und was sie auch versuchen.

Ich persönlich habe früher auch immer geglaubt, dass man nur genug gegen diese Ängste ankämpfen müsste, weil ich glaubte dass dies so sein müsste, schon alleine weil mir dies von anderen Menschen auch immer wieder so gesagt wurde. Leider hat dies nie funktioniert, und mein ganzes Leben ruiniert, die Angst vor der Angst explodieren lassen und mein eh schon geringes Selbstvertrauen noch weiter zerstört. Am Ende musste ich mir dann fast erst das Leben nehmen, um endlich die Akzeptanz kennen zu lernen, durch die ich gelernt habe, dass der Kampf gegen die Angst Teil des Problems ist.

Ich denke nicht, dass die Gegenüberstellung verschiedener Therapieformen hier sinnvoll ist. Wichtig ist nur, dass eine Therapie grundsätzlich wichtig ist. Mehr muss man dann im einzelnen Fall gucken und muss auch der Therapeut angemessen empfehlen.

Zitat von Avalon:
Die Angst bekämpfen zu wollen indem man über Verhaltensänderungen die Angst bedingte Vermeidung reduziert oder beseitigt mag zwar den Erwartungen vieler Betroffener entgegenkommen und manchen Betroffenen dabei helfen wieder besser zu funktionieren, aber damit lässt sich eine echte soziale Angststörung kaum wirklich heilen.

Doch, lässt sie sich allerdings, wenn man es richtig macht. Du brichst die Aussagen hier auf ein Minimum runter, damit sie irgendwie in deinen Satz passen. Wenn es so einfach wäre und nur um Vermeidgung ginge, wäre eine Therapie auch überflüssig.

Zitat von Avalon:
In der Verhaltenstherapie wird eigentlich nur Symtpombehandlung betrieben, was eigentlich oft auch nur eine andere Form der Gefühlsvermeidung ist.

Das sehe ich anders. Ein Auseinandersetzen mit der Angst ist so ziemlich das Gegenteil von Gefühlsvermeidung.

Zitat von Avalon:
Dem gegenüber berücksichtigt die ACT mehr die Angst als momentanen Gefühlszustand, den man akzeptiert und bewusst und vor allem auch wertungsfrei ihren Raum gibt, um auf diese Weise den Druck der Angst zu reduzieren.

Dieser Satz sagt leider nichts aus. Der ist so allgemein, den kann man auf alles anwenden. Leider kenne ich durch deinen Beitrag noch immer nicht die Unterschiede der Therapieformen.

Zitat von Avalon:
Auf diese Weise wird es dann mögich trotz der Angst wieder handlungsfähig zu werden, wobei dann gewisse persönliche Werte die Richtung angeben, die man aber nicht zwingen erreichen oder erfüllen muss, wenn die momentanen Ängste dies noch nicht zulassen.

Aha, also scheint ja auch hier das Ziel zu sein, dass die Angstzustände sich verbessern.

Zitat von Avalon:
Vor allem aber lernen die Betroffenen auf diese Weise sich auf diese unangenehmen Zustände einzulassen, sie zuzulassen, ohne unbedingt etwas dagegen tun zu müssen

Lernt man bei einer Verhaltenstherapie das nicht auch?

Zitat von Avalon:
schon alleine weil dies bei schwerer Ausprägung oft gar nicht möglich wäre, weil die Erkrankung zumindest momentan stark chronifiziert ist.

Deswegen kann man Intensitäten ja auch steigern.

Zitat von Avalon:
Einem Betroffenen mit einer bereits sehr lange bestehenden und daher chronischen Angststörung dazu zu raten, dass er gegen die Angststörung ankämpfen soll, ist im besten Fall einfach nur lächerlich, aber im schlimmsten Fall wirklich schädlich.

Man könnte nach deinem ersten Absatz denken, du seist selbst der Meinung, eine Therapie sei die richtige Lösung für dieses Problem. Hier sagst du jetzt was Anderes. Schädlich ist es, nichts gegen seine Ängste zu tun, was eben genau das ist, was in diesem Thread geraten worden ist.

Zitat von Avalon:
Diese Betroffenen haben seit Jahren oder sogar Jahrzehnten immer nur die Erfahrung gemacht, dass sie rein gar nichts gegen ihre Ängste tun können, egal was sie versuchen und wie sehr sie es versuchen. Oft haben diese Betroffenen sogar schon einige entmutigende Therapieerfahrungen gemacht, die ebenfalls nicht geholfen haben. Und außerdem fehlt diesen Betroffenen irgendwann auch die Kraft und Energie, um noch einmal gegen die Angst anzukämpfen - zumal dieser Kampf endlos sein könnte.

Niemand sagt was Anderes. Nicht jeder hat die Kraft oder will die Kraft aufbringen, Ängste zu bekämpfen. Aber eben damit nicht noch mehr Menschen so lange darunter leiden müssen, sollte man ihnen zum Versuch raten, die Ängste so früh wie möglich zu bekämpfen. Jeder Mensch ist anders, klar. Nicht bei jedem klappt es gleich gut, gleich schnell oder gleich erfolgreich. Nicht jeder hat die passenden Lebensumstände. Nicht jeder hat das Glück eines guten Therapeuten. Aber der Versuch zählt. Es muss klar gemacht werden, dass Angst bekämpft werden kann und dass Therapien erfolgreich sein können.

Zitat von Avalon:
Außerdem kann es auch für noch junge Betroffene der falsche Rat sein, wenn man dazu rät gegen die Angst an kämpfen zu müssen. Auch junge Betroffene können bereits von extrem schweren Ängsten betroffen sein, wodurch sie schon viel zu oft die Erfahrung gesammelt haben, dass sie einfach nicht dagegen ankämpfen können, egal wie und was sie auch versuchen.

Eben deswegen ist es wichtig, klar zu sagen, dass es eben doch Möglichkeiten gibt, dagegen was zu unternehmen.

Zitat von Avalon:
ch persönlich habe früher auch immer geglaubt, dass man nur genug gegen diese Ängste ankämpfen müsste, weil ich glaubte dass dies so sein müsste, schon alleine weil mir dies von anderen Menschen auch immer wieder so gesagt wurde. Leider hat dies nie funktioniert, und mein ganzes Leben ruiniert, die Angst vor der Angst explodieren lassen und mein eh schon geringes Selbstvertrauen noch weiter zerstört. Am Ende musste ich mir dann fast erst das Leben nehmen, um endlich die Akzeptanz kennen zu lernen, durch die ich gelernt habe, dass der Kampf gegen die Angst Teil des Problems ist.

Dein Post wirkt nach diesem letzten Satz ziemlich heuchlerisch. Es tut mir sehr leid, dass du es nicht geschafft hast, die Angststörung zu besiegen. Offensichtlich haben bei dir einige Dinge nicht richtig funktioniert.
Die Sache ist halt die: Du strickst dir deine eigene Definition des Kampfes gegen die Angst zusammen, wahrscheinlich basierend auf deinen Erfahrungen. Im Endeffekt ist aber nicht der Kampf an sich das Problem, sondern die Art des Kampfes muss natürlich passen. Denn niemand übersieht, so wie du es vermutest, die Individualität, die jeder Mensch hat. Wahrscheinlich hast du für dich die falsche Art gewählt, vielleicht hatten da Therapeuten auch einen Einfluss drauf. Dass du dann nach langer Zeit keinen Ertrag siehst und dein Problem einfach nur akzeptieren möchtest, ist verständlich, wenn auch traurig. Ich bin aber für jeden Menschen froh, der den Willen in sich trägt, die Angst zu besiegen. Und diese Menschen suchen oft den Weg übers Internet und landen auf Seiten wie diesen.

@The_Nexus_Bloom

Ich habe Deine Beiträge gelesen. Vorweg - ich leide weder unter Ängsten noch Panikattacken - bin also nicht betroffen. Was mir bei Deinen Beträgen jedoch aufgefallen ist, dass sie (meines Erachtens) so verfasst sind, als gäbe es ein Allheilmittel. Jeder Ängstler stellt sich seinen Ängsten, egal wie, und dann ist alles gut.
Ich frage mich natürlich, wieso es überhaupt noch Angstpatienten gibt? Wieso sind die Kliniken voll von Menschen, die Ängste haben und nicht erst seit gestern?
Depression ist auch nicht gleich Depression (Erfahrung). Ich habe sie recht schnell nach einem Klinikaufenthalt (ohne anschließende therapeutische Behandlung) überwunden. Was bei mir funktioniert hat, funktioniert bei anderen anscheinend nicht, sonst würden sie ja nicht jahrelang! kämpfen und das trotz Therapie.

Man sollte sich den Ängsten stellen. Bestimmt ein guter Ratschlag, jedoch allzeit anwendbar bezweifle ich. Im Straßenverkehr. Jemand hat Angst Auto zu fahren. Sich unter diesen Umständen den Ängsten zu stellen, fände ich grob fahrlässig gegenüber sich selber und den anderen Verkehrsteilnehmern.

Wie einige User mit ihren Ängsten umgehen, finde ich völlig legitim. Warum sollten sie sich dauernd massivem Stress aussetzen, wenn es für sie persönlich andere Lösungen gibt? Nicht jede Therapie ist für jeden geeignet und nicht jede Therapie schlägt sofort an.

Wenn Deine Therapie bei Dir zum Erfolg geführt hat, ist das prima für Dich. Herzlichen Glückwunsch. Aber bei anderen scheint es wohl nicht immer so erfolgreich zu laufen. Jede Krankheit verläuft anders, jeder Mensch ist anders, jeder Mensch hat ein anderes Umfeld....

Ich finde nicht, dass Avalons Post heuchlerisch ist. Ich finde es von Dir beinahe schon frech, zu schreiben, dass er es leider nicht geschafft hat, die Angststörung zu besiegen. Bei ihm hätten einige Dinge offensichtlich nicht richtig funktioniert.

Du weißt ja anscheinend, wie man die Probleme in den Griff bekommt. Nun ja, Ärzte und Therapeuten sollten sich wirklich langsam Gedanken machen, ob ihre Therapiemethoden nicht die falschen sind.

Und ich bin mir sicher, dass die meisten Menschen sehr wohl versuchen, ihre Ängste und Krankheiten in den Griff zu bekommen. Manche haben etliche Therapien hinter sich, wie man hier oft lesen kann... Deine erfolgreiche Therapie muss nicht automatisch das Allheilmittel für alle Betroffenen sein.

Zitat von Avalon:
Was sollte man auch von einer Therapieform erwarten, die bereits in den 1970 Jahren entwickelt wurde
Die Angst bekämpfen zu wollen indem man über Verhaltensänderungen die Angst bedingte Vermeidung reduziert oder beseitigt mag zwar den Erwartungen vieler Betroffener entgegenkommen und manchen Betroffenen dabei helfen wieder besser zu funktionieren, aber damit lässt sich eine echte soziale Angststörung kaum wirklich heilen.

Wesentlich weiter sind da die modernere auf Akzeptanz und Achtsamkeit basierenden Therapiemethoden, wie die Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT), die zwar auch auf der Verhaltenstherapie aufbaut, aber beispielsweise davon ausgeht, dass man den Kampf gegen Gefühle wie Angst einstellen sollte, da dies Teil des Problems ist.
In der Verhaltenstherapie wird eigentlich nur Symtpombehandlung betrieben, was eigentlich oft auch nur eine andere Form der Gefühlsvermeidung ist. Man kann zwar lernen eine Angstsituation durch wiederholte Konfrontation aushalten zu lernen, aber dies bedeutet nicht, dass man sich wirklich mit dem Gefühl der Angst auseinandersetzt. Dem gegenüber berücksichtigt die ACT mehr die Angst als momentanen Gefühlszustand, den man akzeptiert und bewusst und vor allem auch wertungsfrei ihren Raum gibt, um auf diese Weise den Druck der Angst zu reduzieren. Auf diese Weise wird es dann mögich trotz der Angst wieder handlungsfähig zu werden, wobei dann gewisse persönliche Werte die Richtung angeben, die man aber nicht zwingen erreichen oder erfüllen muss, wenn die momentanen Ängste dies noch nicht zulassen. Auf diese Weise können sogar Betroffene mit schweren Angststörungen, Depressionen oder anderen psychischen Problemen lernen wieder ein erfülltes Leben trotz und mit diesen Problemen zu leben. Vor allem aber lernen die Betroffenen auf diese Weise sich auf diese unangenehmen Zustände einzulassen, sie zuzulassen, ohne unbedingt etwas dagegen tun zu müssen - schon alleine weil dies bei schwerer Ausprägung oft gar nicht möglich wäre, weil die Erkrankung zumindest momentan stark chronifiziert ist.

Einem Betroffenen mit einer bereits sehr lange bestehenden und daher chronischen Angststörung dazu zu raten, dass er gegen die Angststörung ankämpfen soll, ist im besten Fall einfach nur lächerlich, aber im schlimmsten Fall wirklich schädlich. Diese Betroffenen haben seit Jahren oder sogar Jahrzehnten immer nur die Erfahrung gemacht, dass sie rein gar nichts gegen ihre Ängste tun können, egal was sie versuchen und wie sehr sie es versuchen. Oft haben diese Betroffenen sogar schon einige entmutigende Therapieerfahrungen gemacht, die ebenfalls nicht geholfen haben. Und außerdem fehlt diesen Betroffenen irgendwann auch die Kraft und Energie, um noch einmal gegen die Angst anzukämpfen - zumal dieser Kampf endlos sein könnte.





Ich finde was du hier geschrieben hast echt gut. Wenn ich so überlege ist es ja bei der Verhaltenstherapie wirklich so, dass man lernt sich anders zu Verhalten gegen Gefühle und Gedanken. Manchmal hilft es auch in einer Situation . Aber die Angst vor der Angst damit in dem Griff zu bekommen? Vorallem wenn man schon viele Jahre damit zu kämpfen hat.

Zitat von Iro-Nie:
ch habe Deine Beiträge gelesen. Vorweg - ich leide weder unter Ängsten noch Panikattacken - bin also nicht betroffen. Was mir bei Deinen Beträgen jedoch aufgefallen ist, dass sie (meines Erachtens) so verfasst sind, als gäbe es ein Allheilmittel. Jeder Ängstler stellt sich seinen Ängsten, egal wie, und dann ist alles gut.

So einfach ist es nicht - und das sage ich auch nicht. Es ist aber die richtige Richtung, wenn man Ängste bekämpfen möchte.

Zitat von Iro-Nie:
Ich frage mich natürlich, wieso es überhaupt noch Angstpatienten gibt? Wieso sind die Kliniken voll von Menschen, die Ängste haben und nicht erst seit gestern?
Depression ist auch nicht gleich Depression (Erfahrung). Ich habe sie recht schnell nach einem Klinikaufenthalt (ohne anschließende therapeutische Behandlung) überwunden. Was bei mir funktioniert hat, funktioniert bei anderen anscheinend nicht, sonst würden sie ja nicht jahrelang! kämpfen und das trotz Therapie.

Hier nochmal: Ich wollte nicht den Eindruck vermitteln, als könne man Ängste einfach besiegen, und auch nicht den Eindruck, als ob es simpel sei. Und eigentlich schreibe ich das in meinen Beiträgen auch mehrfach. Natürlich ist eine Depression nicht gleich eine Depression und natürlich ist das bei Ängsten genauso. Aber komplett verschieden ist etwas eben auch nie. Denn genau dafür gibt es diese Diagnosen, damit man katalogisieren kann. Gewisse Kriterien sind und müssen gleich sein.

Zitat von Iro-Nie:
Man sollte sich den Ängsten stellen. Bestimmt ein guter Ratschlag, jedoch allzeit anwendbar bezweifle ich. Im Straßenverkehr. Jemand hat Angst Auto zu fahren. Sich unter diesen Umständen den Ängsten zu stellen, fände ich grob fahrlässig gegenüber sich selber und den anderen Verkehrsteilnehmern.

Das sehe ich nicht anders als du. Sind in dem Fall eben spezielle Umstände und man muss das im individuellen Fall gucken.

Zitat von Iro-Nie:
Wie einige User mit ihren Ängsten umgehen, finde ich völlig legitim. Warum sollten sie sich dauernd massivem Stress aussetzen, wenn es für sie persönlich andere Lösungen gibt?

Ich finde das auch völlig legitim. Und genau das hab ich nun auch mehrfach geschrieben. Ich weiß nicht, wieso mir das schon wieder vorgeworfen wird. Es geht mir aber darum, dass man anderen Menschen, die diese Entscheidung nicht getroffen haben, dazu rät. Und das darf nicht passieren. Menschen mit solchen Beschwerden MÜSSEN darauf aufmerksam gemacht werden, dass man gegen Ängste etwas unternehmen kann. Ihen sollte nicht empfohlen werden, das hinzunehmen. Denn Menschen mit diesen Problemen, die hierher finden, tun das für gewöhnlich, weil sie Lösungen für ihre Ängste suchen. Und ich fände es schön, wenn man ihnen deutlich mitteilen könnte, dass man mit diesen Ängsten eben nicht leben muss, anstatt ihnen zu einem Umgang zu raten, der nicht nur die Lebensqualität einschränkt, sondern auch noch großes Potential dazu birgt, dass die Ängste sich verschlimmern.

Zitat von Iro-Nie:
Nicht jede Therapie ist für jeden geeignet und nicht jede Therapie schlägt sofort an.

Auch das habe ich genauso gesagt wie du.

Zitat von Iro-Nie:
Wenn Deine Therapie bei Dir zum Erfolg geführt hat, ist das prima für Dich. Herzlichen Glückwunsch. Aber bei anderen scheint es wohl nicht immer so erfolgreich zu laufen. Jede Krankheit verläuft anders, jeder Mensch ist anders, jeder Mensch hat ein anderes Umfeld....

Ich habe zu keinem Zeitpunkt über mich selbst geredet. Außerdem, was willst du damit genau sagen? Der wichtige Punkt ist doch, Ängste kann man besiegen. Natürlich kann es wegen bestimmer Umstände auch nicht klappen. Das ändert aber nichts daran, dass es möglich ist. Und darum geht es doch.

Zitat von Iro-Nie:
Ich finde nicht, dass Avalons Post heuchlerisch ist. Ich finde es von Dir beinahe schon frech, zu schreiben, dass er es leider nicht geschafft hat, die Angststörung zu besiegen. Bei ihm hätten einige Dinge offensichtlich nicht richtig funktioniert.

Wieso findest du das frech? Er hat es doch selber gesagt, dass er die Angststörung nicht besiegt hat, obwohl er es sehr lange versucht hat. Das hab ich doch nur aufgegriffen. Leider deswegen, weil ich es schade finde, wenn Menschen das nicht schaffen. Ich verstehe nicht, was daran frech ist, wenn ich es besser finde, dass Menschen nicht unter Ängsten leiden müssen.

Zitat von Iro-Nie:
Du weißt ja anscheinend, wie man die Probleme in den Griff bekommt. Nun ja, anscheinend sollten sich Ärzte und Therapeuten wirklich so langsam Gedanken machen, ob ihre Therapiemethoden nicht die falschen sind.

Ich denke nicht, dass solche Polemik irgendwas Sinnvolles beiträgt.

Wenn man sich den ganzen Tag über mit Angst und Panik beschäftigt, auch in verschiedenen Foren lenkt dies nicht unbedingt ab.

Die vielleicht wenigen Angstfreien Momente die Betroffene durch Ablenkung vielleicht hätten sind somit ebenfalls wegprogrammiert. Weil man sich ständig nur mit diesem Thema beschäftigt, beraubt man sich der Zeit die mal angstfrei sein könnten. Wenn es nur noch ein Thema gibt welches Angst heißt, dann bleibt man auch in dieser Gedankenspirale. Wann kommt die nächste Attacke, Fühle ich mich schon wieder ängstlich, Werde ich die Angst jemals wieder los, ect.

Und natürlich kann man auch wieder gesunden. Kenne Leute die Jahrelang Panik hatten und plötzlich war die Panik weg. Andere brauchten 5 oder 6 Therapien oder 48 Einweisungen in Psychiatrien oder erstmal ne Runde Alk. um die Panik zu ertragen und dann 2 Probleme zu haben die später beide verarbeitet wurden.

Der Mensch ist halt individuell. Da gibt es kein Patentrezept.

Verkehrt sind Therapien keinesfalls denke ich. Man lernt sehr viel und kann viel mitnehmen. Wenn man sich selbst öffnet und bereit ist über sich selbst zu reden auch wenn es unangenehm ist kann einem schon viel geholfen werden.

Ist man aus der Langzeitherapue raus gilt es sich zu bewähren. Selbsthilfegrupoen sind dann Gold wert.

Manchmal muss man auch etwas an seinem Leben ändern. Vielleicht etwas was man sich schön geredet hat oder lange aufgeschoben hat. Kann die Trennung von einem Partner sein, ein Wechsel der Arbeitsstätte oder die endgültige Lösung vom Elternhaus ect.

Ändert man nichts, bleibt es so wie es eben ist.

Selbsteinsicht wäre eines der Dinge die Therapeuten einem Patienten als erstes beibringen sollten.


Zitat von Peppolino:
Kenne Leute die Jahrelang Panik hatten und plötzlich war die Panik weg. Andere brauchten 5 oder 6 Therapien oder 48 Einweisungen in Psychiatrien oder erstmal ne Runde Alk. um die Panik zu ertragen und dann 2 Probleme zu haben die später beide verarbeitet wurden.



In diesem Thread geht es aber nicht um Panik, sondern um soziale Phobie. Das ist ja etwas ganz anderes.

@Schlaflose

Da hast Du Recht, irgendwie sind wir wohl vom Thema abgekommen.

Zitat von The_Nexus_Bloom:
Dein Post wirkt nach diesem letzten Satz ziemlich heuchlerisch. Es tut mir sehr leid, dass du es nicht geschafft hast, die Angststörung zu besiegen. Offensichtlich haben bei dir einige Dinge nicht richtig funktioniert.
Die Sache ist halt die: Du strickst dir deine eigene Definition des Kampfes gegen die Angst zusammen, wahrscheinlich basierend auf deinen Erfahrungen. Im Endeffekt ist aber nicht der Kampf an sich das Problem, sondern die Art des Kampfes muss natürlich passen. Denn niemand übersieht, so wie du es vermutest, die Individualität, die jeder Mensch hat. Wahrscheinlich hast du für dich die falsche Art gewählt, vielleicht hatten da Therapeuten auch einen Einfluss drauf. Dass du dann nach langer Zeit keinen Ertrag siehst und dein Problem einfach nur akzeptieren möchtest, ist verständlich, wenn auch traurig. Ich bin aber für jeden Menschen froh, der den Willen in sich trägt, die Angst zu besiegen. Und diese Menschen suchen oft den Weg übers Internet und landen auf Seiten wie diesen.

Mag sein, dass dies irgendwie für dich heuchlerisch klingt, mir fällt es halt schwer über solche Dinge, meine Erfahrungen usw. zu schreiben, da dies nur schwer in Worte zu fassen ist.

Eigentlich ist es so, dass ich längst in der Lage wäre meine eigene soziale Angststörung endgültig zu überwinden. Im Vergleich zu frühen Jahren ist mein Angststörung auch nur noch ein kleiner Bruchteil von dem was einmal war. Ich weiß sogar, dass eine solche Angststörung überwindbar ist und ich jede Situation auf achtsame und konstruktive Weise bewältigen kann, und dass meine Ängste in den meisten Situationen inzwischen eher schwach ausfallen.
Für mich stellt sich eher die Frage, warum ich es mit der Angstüberwindung überhaupt schaffen wollen sollte?
Eigentlich interessierte ich an diesem Thread wirklich die Frage in der Überschrift, also wie lebt man eigentlich normal?
Mir fehlt leider jede realistische Vorstellung davon, weil ich diese Angstprobleme schon seit meiner Kindheit und Jugend habe und nichts anderes kenne. Außerdem haben diese Angstprobleme mein Leben sehr stark geprägt und ruiniert, so dass ein halbwegs normales Leben kaum möglich oder erstrebenswert erscheint. Irgendwelche idealisierten Vorstellungen vom Leben der Anderen habe ich inzwischen nicht mehr, und wenn ich das Leben der Anderen mit meinen Vergleiche wirkt deren Leben manchmal kaum weniger erbärmlich.

Dass mein auf Akzeptanz und Achtsamkeit basierender Weg nicht so falsch sein kann weiß ich auch, weil meine damalige Therapeutin sich davon beeindruckt zeigte - besonders davon, dass ich bereits eigenständig eine recht schwere Depression mit einer entsprechende Suizidalität überwunden hatte, und dies auch noch ohne die Angststörung oder mein ruiniertes Leben zu ändern. Diese Therapeutin verstand sogar, dass meine Bemühungen inzwischen zum Stillstand gekommen waren. Es ist eben schwer einen Weg zu gehen, der besonders am Anfang voller großer Steine ist, und wo man nicht wissen kann, ob sich all dies überhaupt lohnen wird?

Du sprichst halt über Akzeptanz und Achtsamkeit, als seien es exklusive Dinge für irgendwas, aber das sind sie nicht. Man kann sie überall benutzen, auch in einer Verhaltenstherapie.

Ein normales Leben gibt es halt auch gar nicht, aber es gibt eben viele Menschen, die ein Leben führen können, das weniger durch Angst eingeschränkt wird. Ich denke auch nicht, dass man die eigene Lebensqualität relativ zu anderen Menschen bewerten sollte. Inwiefern hilft es dir, zu wissen, dass es manchen anderen ebenso schlecht geht? Das verstehe ich nicht. Es sollte eigentlich nur die Vorstellung vom eigenen Leben eine Rolle dafür spielen.

Zitat von The_Nexus_Bloom:
Menschen mit solchen Beschwerden MÜSSEN darauf aufmerksam gemacht werden, dass man gegen Ängste etwas unternehmen kann. Ihen sollte nicht empfohlen werden, das hinzunehmen.


Der Leidensdruck und die Beeinträchtigung der Lebensqualität durch eine Angsterkrankung ist in aller Regel so gross, dass man keinen Betroffenen auf die Möglichkeit einer Therapie hinweisen muss. Das ist komplett wirklichkeitsfern.
Ebensowenig wie man einen Menschen mit Wurzelspitzenentzündung auf die Möglichkeit einer Zahnbehandlung hinweisen muss.

Ausserdem suggeriert es das Bild des psychisch Erkrankten als orientierungslos und uninformiert. Als jemanden, der nicht in der Lage ist sich die (richtige) Hilfe zu organisieren, wenn er sie braucht.............
Und als jemanden, der sofort willenlos jegliche Motivation und jede Hoffnung auf Überwindung seiner Erkrankung aufgibt, sobald jemand Therapiekonzepte relativiert.

Ich halte dieses Bild für grundfalsch.

Zitat von The_Nexus_Bloom:
Du sprichst halt über Akzeptanz und Achtsamkeit, als seien es exklusive Dinge für irgendwas, aber das sind sie nicht. Man kann sie überall benutzen, auch in einer Verhaltenstherapie.

Akzeptanz und Achtsamkeit sind keine exklusiven Dinge, aber sie sind auch nicht so selbstverständlich, wie man denken mag.
Früher als ich noch geglaubt habe, dass man nur gegen die Angst ankämpfen muss bedeutete Akzeptanz für mich das Gleiche wie Aufgeben. Und zu so etwas wie Achtsamkeit, besonders im Sinne von Selbstachtung, war ich damals gar nicht fähig, weil ich mich ja dafür viel zu sehr für diese Ängste geschämt und selbst abgelehnt habe. Gegen die Ängste zu kämpfen bedeutete für mich damals, dass ich mich nur genug selbst unter Druck setzen müsste, und wenn dies nicht gelingt eben Druck durch Selbstvorwürfe, Selbstkritik und letztlich Selbsthass ausübe.
Die Akzeptanz lernte ich daher erst als ich wirklich gar nicht mehr anders konnte, weil ich akzeptieren musste, um trotz allem irgendwie weiter leben zu können.
Die Achtsamkeit habe ich dann später von der Akzeptanz abgeleitet, weil es irgendwie logisch erschien mich selbst besser akzeptieren zu können, wenn ich so etwas wie Selbstachtung lebe. Außerdem versuchte ich damals meine Wahrnehmung wieder in den Griff zu bekommen, die völlig von der Angst und Depression verzerrt war. Dabei halfen mir Achtsamkeitsübungen wie das achtsame Sehen, das achtsame Fühlen usw. .
Akzeptanz und Achtsamkeit sind daher für mich Dinge die man wirklich erlernen und verinnerlichen muss, was extrem schwer sein kann, wenn man es bisher völlig anders gewohnt ist.
Sicherlich gibt es auch Therapeuten die Akzeptanz und Achtsamkeit in der Therapie verwenden, aber was ich bisher so über Verhaltenstherapie gehört und gelesen habe spricht nicht unbedingt dafür.

Zitat von The_Nexus_Bloom:
Ein normales Leben gibt es halt auch gar nicht, aber es gibt eben viele Menschen, die ein Leben führen können, das weniger durch Angst eingeschränkt wird. Ich denke auch nicht, dass man die eigene Lebensqualität relativ zu anderen Menschen bewerten sollte. Inwiefern hilft es dir, zu wissen, dass es manchen anderen ebenso schlecht geht? Das verstehe ich nicht. Es sollte eigentlich nur die Vorstellung vom eigenen Leben eine Rolle dafür spielen.

Es gibt vielleicht kein normales Leben, aber es gibt durchaus ein normaleres Leben.
So finde ich es absolut schwer einen halbwegs normalen Menschen kennenlernen zu wollen, weil ich überhaupt nicht weiß worüber ich mit ihm sprechen könnte?
Aufgrund der Angststörung habe ich nur wenige Interessen, die auch nur auf das Alleinsein ausgelegt sind. Ich fahre auch nie in Urlaub, weil dies mit sozialen Ängsten und durch Erwerbslosigkeit bedingter Armut kaum möglich ist. Über den Beruf kann ich auch nicht sprechen, da ich ja schon lange nicht mehr arbeite. Und über die Gründe für dieses Anders sein, also die Angststörung, möchte ich auch nicht unbedingt sprechen, auch wenn ich mich nicht mehr dafür schäme.
Ich könnte zwar versuchen meine Interessen anzupassen, vieleicht mal irgendwie in Urlaub fahren oder mir irgendwie eine Aushilfsarbeit suchen, aber dann würde ich mich nur verbiegen, um den Anderen zu gefallen, und dies wohl mit mäßigem Erfolg.

Ich vergleiche auch weniger meine Lebensqualität mit denen der Anderen, es ist nur so, dass ich das Gefühle habe dass sich deren Lebensqualität ohne diese Ängste nicht wirklich so deutlich unterscheidet. Diese Anderen rennen den ganzen Tag zur Arbeit, um dann am Ende des Monats auch kein Geld mehr zu haben. Oder diese Menschen machen sich das Leben mit irgendwelchen Beziehungsproblemen oder sonstigen Dingen selbst schwer.
Wobei ich eigentlich längst weiß, dass dieser Vergleich mit den Anderen eigentlich bei mir direkt mit der Angst zu tun hat, der Angst davor es überhaupt versuchen zu müssen

Zitat von Chingachgook:
Der Leidensdruck und die Beeinträchtigung der Lebensqualität durch eine Angsterkrankung ist in aller Regel so gross, dass man keinen Betroffenen auf die Möglichkeit einer Therapie hinweisen muss. Das ist komplett wirklichkeitsfern.
Ebensowenig wie man einen Menschen mit Wurzelspitzenentzündung auf die Möglichkeit einer Zahnbehandlung hinweisen muss.

Ausserdem suggeriert es das Bild des psychisch Erkrankten als orientierungslos und uninformiert. Als jemanden, der nicht in der Lage ist sich die (richtige) Hilfe zu organisieren, wenn er sie braucht.............
Und als jemanden, der sofort willenlos jegliche Motivation und jede Hoffnung auf Überwindung seiner Erkrankung aufgibt, sobald jemand Therapiekonzepte relativiert.

Ich halte dieses Bild für grundfalsch.

Dem stimme ich zu.
Ich hatte das unangenehme Gefühl als ob hier missioniert werden sollte, in dem Sinn (ich übertreibe) tue etwas gegen deine Angst anstatt dich bequem auf ihr auszuruhen.
Du bist deines Glückes Schmied.
Manche Prägungen sitzen so tief dass sie therapieresistent sind und der Betreffende nur lernen kann, besser damit umzugehen.

Hallo Juliya,
Zitat:
Mit normal meinte ich eigentlich nur, dass man es einfach schafft seinen Alltag zu bestreiten.


Was hindert Dich denn daran, Deinen Alltag zu schaffen? Kannst Du das beschreiben?
Zitat:
Bestes Beispiel heute: wie so oft habe ich versucht mir ein paar schöne Klamotten zu kaufen.
Doch sowie ich in den Läden ankomme, ist es wie ein Black Out, ich weiß nicht was mir gefällt,
was mir steht...ich will einfach nur noch raus wegen den anderen Menschen.


Kann es sein, dass Du Dein hauptsächliches Problem noch nicht so richtig erkannt hast?

Wenn Du Dich wegen der Nähe anderer fremder Menschen völlig verunsichert fühlst, dann
verstehe ich, dass Dir einkaufen und in Ruhe etwas anschauen keinen Spaß macht.
Seit wann stört es Dich wenn andere Menschen in Deiner Nähe sind?

Guten Abend zusammen, erst einmal vielen Dank für die zahlreichen Kommentare.
Vielleicht hole ich nochmal kurz zu meiner Geschichte aus:
Vor ca.3 Jahren konnte ich ein komplettes Jahr nicht mehr arbeiten gehen. Es hatte begonnen mit starkem Schwindel, Kopfschmerzen, Benommenheit, Nackensteifigkeit...dann wurde es immer schlimmer ich hatte einen extremes Schweregefühl in Armen und Beinen und es ging eigentlich gar nichts mehr. Nach unzäligen Untersuchungen stellte sich herraus das ich körperlich kerngesund bin. Dann ging die Suche auf der psychischen Ebene weiter. Es wurde als Diagonse ein Burn Out gestellt, in der Gesprächstherapie stellte sich dann raus dass ich schon seit langer Zeit an einer sozialen Phobie leide. Dank der Therapie kann ich wieder arbeiten gehen und in meiner Freizeit etwas unternehmen. Aber nun würde ich halt gerne noch eine Schippe drauf legen, und auch Dinge tun, die ich nur vermeide weil ich davor Angst habe.
Sponsor-Mitgliedschaft

Zitat von Hotin:
Wenn Du Dich wegen der Nähe anderer fremder Menschen völlig verunsichert fühlst, dann
verstehe ich, dass Dir einkaufen und in Ruhe etwas anschauen keinen Spaß macht.
Seit wann stört es Dich wenn andere Menschen in Deiner Nähe sind?


Das hat schon in der Schule ca.5 Klasse begonnen. Könnte mich mündlich kaum beteiligen.

Hallo Juliya,
Zitat:
wenn Du schon als Kind an sozialen Ängsten gelitten hast, dann verstehe ich Dich viel besser.


Um ein von Dir so genanntes normales Leben zu führen, ist es hilfreich, Dein
Selbstwertgefühl zu steigern.
Dann werden auch Deine starken Symptome deutlich nachlassen.
Zitat:
Aber nun würde ich halt gerne noch eine Schippe drauf legen, und auch Dinge tun, die ich nur vermeide weil ich davor Angst habe.


Das hast Du hervorragend beschrieben!
Dann gehe häufiger unter Menschen und lerne dabei. Du bist nicht die einzige Frau,
die Ängste hat. Alle Menschen denen Du begegnest, auch Deine Ärzte und Therapeuten haben Ängste.
Sie gehen allerdings anders damit um.
Was Dir vermutlich hauptsächlich fehlt, ist das Wissen, wie Du Dich am besten abgrenzen kannst, also wie Du Dich gegen
andere Menschen wehren kannst, ohne Schaden zu nehmen.
Dies ist leichter zu lernen, als Du es vermutlich denkst.

Ohne alles vorher gelesen zu haben, würde ich gerne direkt mal auf den Threadtitel antworten.

Ich als Sozialphobiker stelle mir ein normales Leben so vor, dass ich einfach mal Angst habe vor der eigentlichen Sache die mir bevorsteht und nicht vor der sozialen Situation die das ganze mit sich bringt.

Beim Friseur nervös sein, wegen der neuen Frisur. Nicht ob man schwitzt, wenn man auf dem Stuhl sitzt.
Beim Zahnarzt mal vor der Behandlung Angst haben. Nicht weil man rot wird oder schwitzt.
Beim Mitarbeitergespräch mal Angst haben, ob es mit der Beförderung klappt. Nicht ob man sich zum Clown macht, weil man rot wird.
Meine Meinung sagen zu können, weil sie wertvoll ist. Nicht weiter zu schweigen, weil ich Angst habe mich bloß zu stellen.

A


x 4


Pfeil rechts




Dr. Reinhard Pichler
App im Playstore