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Hallo zusammen,

mit vielem komme ich klar, wie z.B. mit meinen Ängsten und dass ich allein bin, aber meine Sensibilität macht mir zu schaffen und ich weiß nicht wie ich das ändern kann.

Wenn jemand etwas schroff mit mir redet, bin ich schon völlig eingeschüchtert und beängstigt.
Ein Streit ist für mich viel zu viel. Ich habe auch Angst vor Streitereien, weil sie für mich so belastend sind.
Das Problem ist auch, dass immer wieder Streitgespräche einfallen. Ich hatte meine Jobs aufgegeben, weil ich zu sensibel bin, es fällt mir schwer dem Jobcenter überhaupt ein Brief zu schreiben, weil mir einfällt wie die sich mir gegenüber verhalten und wenn ich z.B. ein Buch lese oder allgemein etwas lerne fällt mir ein wie mein Bruder sich über mich lustig machte. Ich bewerbe mich auch nicht, weil ich Angst vor Kritiken habe und mir einfällt wie ich kritisiert, gehänselt, bedrängt und ausgelacht wurde. Bei mir spielt sich immer zu ein Kopfkino ab. Heute habe ich aus Frust eine ganze Packung Schokolade gegessen.

Wie kann ich mich desensibilisieren, dass die Worte anderer mich nicht mehr so sehr treffen?

02.11.2015 00:33 • 26.08.2019 x 1 #1


22 Antworten ↓

Hallo Levent,

das ist wirklich eine gute Frage. Beziehst du jede Kritik auf dich als Person, oder kannst du da differenzieren zwischen Kritik an dir und Kritik an z.B. der Arbeit die du geleistet hast?

A


Wie desensibilisieren ?

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Hallo xoxoxoxo,
ich kann das schon differenzieren, aber es kommt auch auf den Ton an. Solange es konstruktiv ist, bin ich gerne kritikfähig.

Levent, wann hat das bei dir begonnen? War das schon in deiner Kindheit so? Haben deine Eltern auch ihren Anteil daran?

In meiner Kindheit war ich auch schon ein eher ruhiger, ängstlicher und zurückhaltender Typ, nur es lief alles recht - okey.
Ich hatte die zwölfte Klasse beendet, ohne Krisen, aber dann fingen die Streitereien in meiner Familie an und ich fing immer mehr an zu grübeln. Damals hatte ich niemanden zum reden. Meine Familie ist da immer noch nicht hilfreich.
Im Studium war ich überfordert und kam mit dem allein sein nicht zu recht und hatte mit einigen Kommilitonen Probleme. Es gab einige, die ziemlich unverschämt waren und sich lustig über mich machten. Mir fehlten auch die Freunde. Freunde oder noch besser eine Freundin zu haben bedeutet mir sehr viel. Irgendwie brauche ich jemanden um Kraft zu schöpfen.

Wie schon zu beginn geschrieben komme ich mit meinen Ängsten einigermaßen gut zu Recht, ebenso mit meiner wiederkehrenden Depression, aber ich weiß nicht wie ich mit meiner Sensibilität umgehen kann.

Gibt es Bücher oder Internetseiten über Sensibilität, die du empfehlen könntest?

Gruß

Levent, ich vermute mal, dass deine Ängste und depris mit deiner Sensitivität zusammenhängen.

Klarer ausgedrückt, dein nicht Zurechtkommen mit Auseinandersetzungen, das Infragestellen deiner Person.

Und da würde ich ansetzen. Warum kannst du mit diesen Problemen nicht umgehen?

Wo hast du gelernt, dass du, wenn du angegriffen wirst, oder es zu Streitigkeiten kommt, dich als Person total in Frage gestellt siehst?

Da würde ich ansetzen. Deine Familie hatte Streitigkeiten, die du nicht verkraftet hast.
Ist nur so mein Gedanke.

Weil du dich damals hilflos gefühlt hast? Und jetzt, warum fühltest du dich hilflos?

Meine These lautet immer, dass wir irgendwann Verhaltensweisen gelernt haben, die aus irgendeinem Grund immer wieder hochkommen, und ohne Wissen um das warum und wieso nicht richtig bewertet werden können.

D.h. Streit von früher wird von dir gefühlsmäßig immer noch mit Hilflosigkeit gleichgesetzt.

Dadurch gerätst du immer wieder, bei solchen Problemen, in dein Kindheitsmuster rein.

Sollte das zutreffen, frage nicht gleich nach der Lösung, sondern denke das in Ruhe durch.

Hallo Icefalki,
vielen Dank für deine Hilfe. Ich fühle mich hilflos, unter Druck und weiß nicht so recht was ich tun soll. Es ist nicht einfach nur Angst und Depression. Ich habe mir Notizen gemacht, nachdem ich dein Beitrag gelesen habe und werde mir Gedanken darüber machen. Es wäre echt toll, wenn ich mein Problem mal verstehen und ein Weg raus kennen würde.
Gruß

Ich habe vor ein paar Jahren die Diagnose soziale Phobie und ängstliche (vermeidende) Persönlichkeitsstörung bekommen und seitdem komme ich mit mir selbst viel besser zurecht als vorher. Davor habe ich mich immer zerfleischt und mich minderwertig gefühlt, weil ich bestimmte Dinge, die für andere Leute selbstverständlich sind, nicht kann. Seit der Diagnose kann ich mich so akzeptieren wie ich bin und seitdem kann ich auch mit vielen Situationen besser umgehen als davor. Ich betrachte das als Krankheit, für die ich nichts kann und schäme mich nicht mehr für meine Defizite.

Es ist, wie auch schlaflose schreibt, wenn wir uns kennen, und unsere Probleme verstehen, dann kann man einfach besser damit umgehen.

Bei mir war das so, als ich mein immer wieder gleiches Muster erstmal erkannt habe, auch
woher das gekommen ist, versteht man es besser. Und das führt dann zum nächsten Schritt, Situationen anders, oder mit Verständnis zu bewerten.

Dazu gehört dann aber auch, das Annehmen von einem selbst.

Wenn deine Hilflosigkeit aus, jetzt nur als Beispiel, aus dem Kindheitserleben resultiert, dann Ist es ja kein Wunder, wenn man als Erwachsener damit seine Probleme hat.

Und hier fängt dann dein Verständnis für dich selbst an. Diese Eingestehen, jetzt wirds mir klarer. Und ich erlebe das immer wieder und habe es nur noch nie so im Zusammenhang gesehen.

Hallo Schlaflose,
ich habe meine Diagnosen schon seit fünfzehn Jahren und ich stimme dem auch völlig zu, aber ich habe es noch nicht geschafft ein für mich passendes Leben zu gestalten. Vielleicht habe ich meine Erkrankung noch nicht gut genug akzeptiert.
Gruß

Hallo Icefalki,
ich fühle mich vor allem hilflos gegenüber den ganzen Streitereien. Kontra zu geben fällt mir viel zu schwer. Ich bin auch viel zu dünnhäutig, um es zu ignorieren. Ich habe mir heute zwei psychologische Bücher gekauft. Vielleicht finde ich da Antworten.
Gruß

Ist doch schon eine Erkenntnis. Und wer sagt, dass du Kontra geben musst, wenn es dich triggert? Das wäre viel Zuviel verlangt..

Du darfst daran arbeiten, dass es dich so belastet. Das ist das Thema. Hilflosigkeit und Dünnhäutigkeit hast du erlernt. Kontra geben, vielleicht ist das später gar nicht mehr nötig.
Im Streit fühlst du dich in deiner ganzen Person bloßgestellt. Daran kann man durchaus arbeiten.

Es geht auch in die Richtung, was habe ich falsch gemacht, wenn mich jemand angreift. Wie sehe ich meine eigene Fehler? Man kann viel über sich selbst lernen, wenn du dich ehrlich reflektieren kannst.

Und Bücher sind immer gut. Das, was du für dich mitnehmen kannst, nimm es. Aber mach es ohne Druck.

Veränderungen und Verstehen dauert. Und, so blöd es klingt, beginne dich zu mögen. Ist so abgedroschen aber so wahr.

Wir alle wären gerne toll und super, interessant, geistreich und und und.

Erst wenn man das akzeptiert, dass man auch seine Schwächen hat, kann man sich mögen lernen. Gerade, weil man Schwächen hat.

Hallo Icefalki,
vielen Dank für deine Worte. Ich habe ein ernsthaftes Problem und ein hohen inneren Druck.
Heute habe ich mich immer wieder, über Stunden, sehr real daran erinnert wie ich bedrängt, ausgelacht, gemobbed wurde ... daran zu denken ist so als ob ich es noch einmal erlebe und ich habe ein ständigen Frust in mir deswegen.
Ich habe in den letzten ca. drei Wochen circa fünf Kilo zugenommen. Ich habe es immer noch nicht geschafft ein Therapeuten anzurufen und müsste ja noch Wochen warten. Aber ich brauche dringend psychologische Hilfe.
Ich mache mich fix und fertig und ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalten kann.
Es ist für mich kaum möglich ein Buch zu lesen, weil ich mir dann sehr real vorstelle bzw. mich daran erinnere wie mein älterer Bruder mich ausgelacht und als dumm bezeichnet hat.
Gruß

Lieber Levent, du gehst jetzt ohne therapeutische Hilfe in diese vergangenen Situationen.

Verliere dich nicht zu sehr darin. Noch hast du keinen Therapeuten, der dich da durchleiten wird..

Was wichtig ist, dass du dir die Situationen zwar anschauen kannst, aber nur aus der Sicht des jetzt Erwachsenen. Und da bedarf es therapeutischer Hilfe..

Der Unterschied zwischen Kindheit und jetzt ist wichtig. Dazu braucht es die richtigen Denkanstöße , die in einer Therapie gegeben werden.

Und mach bitte einen Termin aus. Schieb es nicht mehr lange raus..

Nochmals, deine Vergangenheit ist vergangen, du weißt den Grund für deine Probleme.

Lass das erstmals in Ruhe. Die Tatsache, dass du hast leiden müssen, reicht erstmals aus.

Lass die Mobber jetzt nicht wieder gewinnen. Distanziere dich davon. Das war in der Vergangenheit, und das hängt eben drin. Raus kommst du mit Therapie.

Akzeptiere erstmals , dass es eben so war. Und kämpfe nicht dagegen an. Das macht einen sonst kaputt.

dieses Annehmen, akzeptieren, das Loslassen, das ist wichtig.

Hallo Icefalki,
vielen Dank für dein Ratschlag, den ich auch befolgen werde. Alleine geht es nicht. Ich mache mich nur verrückt. Mir fehlt die Distanz und die Stabilität.
Ich denke, ich werde jetzt erst einmal schauen, dass ich möglichst schnell ein Therapieplatz finde, das wird eh schon lange dauern, dass ich mich mehr um meine Stabilität kümmere und meine Sachen erledigt bekomme.
Nochmals vielen Dank.
Gruß
Levent

Finde ich gut. Wenn du wieder ins Hirnen kommst, versuche es mit Akzeptanz. Ansonsten quäle dich nicht länger. Du weißt warum, und das reicht erstmals. Ist eben so.

Drück dir die Daumen, dass du schnell fündig wirst.

Danke.
Sponsor-Mitgliedschaft

Ich habe mach mal halblang von matt Haig gelesen. kann ich empfehlen..... auch die andren beiden Rome sind spannend und unterhaltend geschrieben. (ich und die Menschen / wie man die Zeit anhält)
- weiß jetzt nicht ob dir das irgendwie weiterhilft.
schöne woche
lg

Ich werde mich erkundigen. Vielen Dank für die Buchempfehlungen. Leider hasse ich meine Sensibilität so ziemlich.

Vielen Dank, ich wünsche Dir ebenso eine schöne Woche.


Hallo Levent,

ich kann Dich gut verstehen, ich habe ebenfalls die Diagnose ängstlich-vermeidende PS und weiß, was für ein quälender Begleiter diese Diagnose ist. Ich kann sie auch nicht gut leiden und stehe ziemlich auf Kriegsfuß mit ihr, da sie mein Leben so sehr einschränkt. Ich habe noch zwei weitere Persönlichkeitsstörungen, aber diese greift gefühlt am meisten in meinen Alltag ein.

Ich bin sehr, sehr froh, dass Du auf Icefalkis warnende Worte gehört hast und nicht weiter versuchst, im Alleingang ohne therapeutische Hilfe an Dir tiefergehend zu arbeiten, als ich das gelesen habe, war auch mein erster Gedanke: Das klingt so gar nicht nach einer guten Idee.
Das ist sehr gefährlich. Darum freue ich mich umso mehr, dass Du Dir jetzt Hilfe holst.
Da Du Deine Diagnosen schon länger hast, weiß ich jetzt nicht, wie therapieerfahren Du bist, du hast aktuell keinen Therapeuten, aber Diagnosen, wer hat die denn damals gestellt? Warst Du da in Therapie oder einer Klinik? (Bitte entschuldige, falls du das schon irgendwo geschrieben hast, ich bin noch neu hier im Forum und bin noch nicht vollständig orientiert.)

Ganz zu Beginn meiner Therapie habe ich auch eher zu den Themen Hochsensibilität, Hypersensitivität etc. gelesen, da stand die Diagnose noch nicht und es hat mich persönlich leider null weitergebracht. Erst als ich zu einem Therapeuten kam, der Klartext gesprochen hat, konnte ich diese Schiene wieder verlassen. Dieser sagte ganz klar, dass ich den Fokus in Richtung Persönlichkeitsstörung verschieben muss, und die Bücher zu diesem Thema haben mich sehr viel weiter gebracht, weil sie die Kern der Problematik besser packen, denn im Wesentlichen sind ja so gut alle Persönlichkeitsstörungen Emotionskontrollstörungen, die ängstlich-vermeidende PS auf jeden Fall. Worauf ich hinaus möchte: Ich bin auch ein sehr großer Freund von Literaturrecherche und lese auch viel, ich empfinde das als hilfreich und habe zum Glück auch Therapeuten, die dieses eher wissenschaftliche Interesse an meinen Erkrankungen unterstützen und mich mit guten Literaturempfehlungen füttern, z.B. Oldham/Morris: Ihr Persönlichkeitsportrait oder Fiedler/Herpertz: Persönlichkeitsstörungen, das wären zwei Bücher, die ich hilfreich fand und die mich wirklich weitergebracht haben (ergänzend zur Therapie).

Und nach allem, was ich in all den Jahren ambulant und stationär gelernt habe, würde ich Dir gerne Folgendes raten, wenn ich darf:
Persönlichkeitsstörungen gehören mit zu den schwersten psychischen Erkrankungen, die man haben kann, weil sie so schwer therapierbar sind. Die gedanklichen Muster sind sehr tief eingegraben, sie sind sehr rigide und nur ganz schwer zugänglich bzw. veränderbar. Darum gehören da in der Behandlung wirklich erfahrene Therapeuten ans Steuer, und im Alleingang kann man das nicht schaffen. Das Gute ist, dass sie behandelbar sind (auch wenn man immer wieder Gegenteiliges hört), man wird sie zwar nie ganz wegkriegen können, dafür sind sie zu sehr integraler Teil der Persönlichkeit, aber man kann lernen, die symptomatische Belastung zu reduzieren, sich mit der Erkrankung zu arrangieren und den Leidensdruck, von dem Du ja auch sprachst, zu reduzieren. Radikale Akzeptanz gehört leider auch dazu.

Ich bin kein Mensch, der Symptome über die Maßen pathologisiert, aber in Deinem Fall könnte ich mir gut vorstellen, dass ein Klinikaufenthalt Dir helfen könnte. Die Suche nach einem ambulanten Therapeuten ist trotzdem ganz, ganz wichtig und sollte auf jeden Fall Priorität haben, aber die Suche kann dauern und einen auch ziemlich demoralisieren. Darum würde ich zweigleisig fahren und mir zusätzlich eine Klinikeinweisung holen. Bei Deiner Symptomatik und dem Leidensdruck kann es ein guter Weg sein, die Behandlung ein gutes Stück voranzubringen, da Du in einer Klinik ein allumfassendes Therapieprogramm bekommst, dass an vielen Stellen ansetzt und viele Deiner geschilderten Symptome behandeln wird.
Ich war damals sehr froh, dass stationär gleich eine entsprechende Therapie eingeleitet werden konnte, ich habe einen richtigen Crash-Kurs bekommen, der mir dann geholfen hat, die anschließende ambulante Therapie besser für mich nutzen zu können, als das zuvor der Fall war (z.B. habe ich von Tiefen- auf Verhaltenstherapie gewechselt). Und wenn ich mir Deine Beiträge jetzt durchlese, bin ich voller Mitgefühl für Dich und Deine Situation und kann gleichzeitig sehen, dass die Jahre der Therapie mich doch sehr weit gebracht haben auf meinem Weg, mit der Erkrankung Frieden zu schließen. Was ich damit sagen möchte: Es gibt einen Weg, das Leiden zu reduzieren, es ist möglich! Es erfordert viel harte therapeutische Arbeit mit erfahrenen Therapeuten, aber es lohnt sich!

Darum wäre mein Tipp: Nimm' Deine Erkrankung ernst und gehe die Behandlung mit der entsprechenden Ernsthaftigkeit an, das hast Du mehr als verdient! Suche Dir erfahrene Helfer und kehre nicht wieder dahin zurück, es alleine schaffen zu wollen. Wir waren in meinen letzten Klinikaufenthalten jedes Mal mehrer Patienten mit ängstlich-vermeidender PS, und alle haben sehr profitiert.

Ich wünsche Dir viel Erfolg!

LG Silver

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Dr. Reinhard Pichler
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