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Hallo an Alle,

ich habe mich heute hier angemeldet und habe schon einige Beiträge gelesen.
Ich war schon als kleines Kind immer schüchtern und recht zurückhaltend. Aber ich finde, es wird bei mir, je älter ich werde, immer schlimmer. Ich bin mittlerweile 25 und habe jegliches Sebstvertrauen verloren.
Ich habe letztes Jahr meine Ausbildung zur Handelsfachwirtin beendet (im Verkauf). Bis dieses Jahr einschließlich Februar habe ich dann im Verkauf gearbeitet. Und es war die Hölle für mich, ich habe gekündigt.
Ich habe ständige Angstzustände gehabt. Wenn ich an der Kasse stand und ich gemerkt habe, dass mich jemand anschaut, bin ich dofort rot geworden und habe einen Schweißausbruch bekommen. Ich konnte mich auch nicht mehr konzentrieren.
Musste ich zu meiner Chefin ins Büro (egal was sie wollte) wurde mir vorher schon immer heiß und ich hatte Angst, vor ihr rot zu werden, Angst etwas falsch gemacht zu haben.
Je mehr Leute in dem Raum waren, umso schlimmer war es. Am Schlimmsten ist es vor Männern und jungen Frauen.
(Als ich 5 Jahre alt war, wurde ich von meinem Bruder sexuell missbraucht,vielleicht daher das Problem bei Männern)
Das Schlimmste war aber immer in der Schule. Ich bin schon mit klopfendem Herz dorthin gelaufen. Ich war ständig in Panik, dass mich jemand ansprechen könne, dass ich rot werden könne. Es war jeder Tag die Hölle. Ich habe meine Haare wachsen lassen und sie offen getrage, um mein Gesicht wenigstens ein bißchen verstecken zu können. Oft habe ich kurze Oberteile getragen, damit ich nicht soo sehr schwitze und habe immmer was getrunken, während sich jemand mit mir unterhalten hat. Habe ich gemrkt, dass es schlimmer wir, bin ich schnell aufs Klo gerannt. (auffällig)
Mittlerwile bin ich seit 2 Monaten arbeitslos und traue mich nicht,mich zu bewerben, weil ich Angst habe, das Gleiche wieder durchmachen zu müssen, oder, dass ich nicht gut genug für den Job bin.
Ich habe kaum noch Freunde, weil ich Kontakte vermeide. Ich sitze fast nur zuhause, weil ich mich nicht unter Leute traue, selten traue ich mich alleine einkaufen zu gehen.
Ich gehe eigentlich nur in Begleitung meines Freundes vor die Türe.
Ich habe Angst ans Telefon zu gehen, wenn ich die Nummer nicht kenne und ich traue mich nur selten, die Haustüre zu öffnen, wenn es klingelt.
Hat hier jemans ähnliche Erfahrungen? Würde mich über einen Austausch sehr freuen. Ich möchte einfach wieder eine normales Leben führen.
Bin für eure Hilfe sehr dankbar.
Alles Gute!

13.05.2008 15:35 • 15.05.2008 #1


3 Antworten ↓


Halli Hallo,
also erstmal möchte ich loswerden, dass ich identisch dasselbe Problem habe wie du(außer das mit dem Telefon)!
Bis vor kurzem dachte ich, ich bin ein totaler Freak, aber es hat mir schon mal sehr geholfen nicht alleine zu sein!
Ich bin Schülerin und habe die schlimmste zeit mit der Angst schon hinter mir!
Im November bis Dezember war ich fast 4 Wochen von der Schule befreit, habe jegliche soziale Kontakte gemieden und bin nur noch aus dem Haus um die nötigsten Dinge zu erledigen bzw. Alk. zu kaufen, den ich gebraucht habe um unter Menschen gehen zu können.Jetzt nichts falsches denken- bin mit Freunden auf Parties (meine einzigen sozialen Kontakte in dieser Zeit).
Irgendwann ist mir bewusst geworden, dass ich aus dem Haus gehen muss und es nicht besser wird wenn ich im Bett bleibe bzw. nur Alk.! Es war schwer, klar wurde ich rot oder hab mir die Situationen so ,,gebastelt``, so dass ich nicht rot wurde (d.h. ich habe ein ziemliches Kontrollproblem, also wenn ich die Situation im Kontakt mit anderen nicht kontrollieren kann, werde ich rot).
Also zum Beispiel im Mittelpunkt stehen etc.
Ich weiß nicht wie es bei dir ist, aber wenn ich jemanden anspreche passiert nichts bei mir.
Damit war die Sache aber noch nicht gegessen (ist sie bis heute lange nicht)!
Du musst unter Menschen gehen, Situationen nicht meiden (Jetzt red ich leicht daher, ich weiß), aber ich habe mich so an mein Bett und das Allein-Sein gewöhnt, dass es mir jedesmal doppelt so schwer fiel aus dem Haus zu gehen als ich noch trotz angst zur schule ging!
Suche keine extremsituationen auf, fang klein an!
Geh an einen kiosk und hol dir Zig. oder triff dich mit ein paar freunden....dann siehst du schon wies geht und kannst weiter gehen!
Was ich dringend empfehlen würde ist eine Verhaltenstherapie zu machen!Ich bin gerade dabei und es hilft mir sehr...ist zwar kein Zuckerschlecken, aber irgendwann muss man sich ja mit sich selbst beschäftigen!
Und da ist der springende Punkt!Du selbst!
Dieses Erröten kommt nicht von irgendwo (habe ich heute gelernt).
Bei vielen eryothrophobikern ist das so, dass sie gelernt haben, gefühle zu unterdrücken, stark zu sein, für andere unnahbar zu sein!
Ich weiß nicht ob das für dich zutrifft, aber denk mal darüber nacht!Weißt du, die unterdrückten gefühle, meist über viele jahre, suchen sich ihren weg nach draußen!
Manche werden Alk., manche werden depressiv oder andere gewalttätig!
Naja und wir werden eben rot!
Ich habe gelernt, gefühle muss man ZULASSEN!
Es bringt niemandem was wenn man immer cool und abgebrüht ist, die situation im griff hat.Du baust innerlichen Frust auf, andere finden dich total unsympathisch!
Jeder hat seine eigene Vorgeschichte, wo er sich die unterdrückung von gefühlen angeeignet hat.
Deshalb-Versuchs mit einer Therapie und komm deinem Selbst auf die Schliche!Du wirst sehen-Es befreit dich und kann dir helfen, dich von schei., die in dir drin ist, zu befreien...weil wie gesagt, die angst bzw. das erröten kommt nicht von irgendwo!
Ich hoffe ich konnte dir ein bisschen helfen
Würde mich freuen Antwort zu bekommen, wies bei dir weitergeht oder einfach mal so zum austauschen!
Liebe Grüße

A


Was soll ich tun, um normal zu leben?

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Hi,
vielen lieben Dank für deine Antwort. Hat mir sehr geholfen. Vor allem zu wissen, dass ich da nicht alleine bin.
Mir ist das auch alles so bewusst, was ich tun sollte. wie zb. vor die Tür gehen, mich mit Freunden treffen, etc. Aber ich kann mich einfach nicht überwinden.
Dass das Erröten nicht von ungefähr kommt, ist mir auch klar
Ich habe al kleines Kind (seitens meines Erzeugers) nicht viel gegolten, ich war in seinen Augen immer die Kleine, die ja eh nichts konnte. Ich war für alles immer zu klein. Danach hat meine Ma neu geheiratet, habe somit einen neuen Vater und er ist wirklich toll. Leider hat er 3 Kinder, die zu viel Aufmerksamkeit gefordert haben. Daher bin ich, als funktionierendes Kind, nicht mehr so wahrgenommen worden.
Ich habe mich nicht gebraucht gefühlt und das tue ich heute noch. Darin liegt wohl auch das Problem mit meinen Bewerbungen. Ich denke mir immer, warum sollten die denn gerade MICH brauchen oder wollen??
Dabei habe ich sehr gute Zeugnisse und eine super Ausbildung gemacht.
Ich habe einfach kein Selbstvertrauen zu mir. Ich fühle mich minderwertig.
Das mit dem Alk. kenne ich. Ich trinke eigentlich überhaupt nichts, außer mal auf ner Party.
Aber neulich hat sich ein alter Bekannter bei mir gemeldet, dass er in meiner Stadt zu Besuch ist. Da hab ich abends auch daheim vorgetrunken, um mch locker zu machen.
Da hab eich gemerkt, dass es echt nicht gut um mich steht.
Wie ist das mit der Therapie? Ich habe mir das auch schon überlegt, aber wie fängt man denn da an? Muss ich vorher zu einem Arzt, der mich für krank erklärt? Zahlt das die Krankenkasse?
Ich danke Dir vielmals für deine Hilfe. Tut echt gut, sich auszutauschen.
Dir alles Liebe und hoffe auf Bald.

Schön, dass du nochmal schreibst!
Also das mit der Therapie ist zwar aufwand, aber wenn du es wirklich willst, musst du dich nur reinhängen!
Wenn du nicht privat versichert bist, geh zu deinem hausarzt und lass dir eine überweisung für einen Verhaltenstherapeut geben (Die einzig staatlich anerkannte therapieform, die von der kasse bezahlt wird)!
Danach musst du dir einen therapeuten suchen, bzw. schon vorher, denn wir sind weiß gott nicht die einzigen mit psychischen störungen!Die Praxen sind immer ziemlich voll! Ich habe nur durch glück jetzt schon einen platz!
Aber gib nicht auf, ruf bei vielen therapeuten an, auch bei welchen, die nicht gerade in deiner heimatstadt sind (hab ich am anfang auch gemacht).
Wenn du privat versichert bist, ruf noch bei der kasse an!Die schicken dir unterlagen zu, die dein hausarzt und dein therapeut ausfüllen müssen!Aber alles weitere erfährst du!

Naja und was ich so aus deiner kleinen vergangenheitsgeschichte raushören kann, ist da auf jeden fall therpiebedarf zur aufarbeitung deiner vergangenheit da!
Bei mir war es ähnlich und durch meine angst bzw. die therapie wäre ich nie drauf gekommen was bei mir alles falsch gelaufen ist.Noch besser, was jetzt falsch läuft, dass ich ein mensch bin, der alle jahre abgebrüht und oft gefühllos war!
Ich bin zwar momentan nicht wirklich glücklich über meine angst, aber sie hat einen sinn!
Und im endeffekt sollten wir froh über sie sein, dass unser körper uns sagt: STOP!Du hast dein leben lang etwas unterdrückt, und jetzt will es rauslassen!
Wir dürfen uns nicht über die angst ärgern, sondern mit ihr wachsen!
(hört sich einfach an, aber wenn du darüber nachdenkst, das auf dich beziehst, wirds dir wahnsinnig helfen)!
Ich hoff, du schreibst mal wieder...





Dr. Reinhard Pichler
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