Zitat von Entwickler:Zitat von GreenTree:Ich komme darauf,weil Du sehr verstandesorientiert wirkst : ich vermute,dass das so ist,weil Du Deinen eigenen Gefühlen und Wahrnehmungen nicht trauen kannst und Dich aufgrund dessen nurnoch auf Deinen Verstand verlässt.
Ein Verstand ohne Intuition/Vertrauen in die eigene Wahrnehmung kann schnell in die Irre führen.
Der Verstand steht aber über den Gefühlen, solange sein Ausfluss nicht zu widerlegen ist. Wenn dadurch die Gefühle der Betroffenen verletzt wird, ist es deren Problem. Ich beschäftige mich zur Zeit mir irrationaler Sturheit. Sehr viele Menschen werden durch Logik regelrecht aggressiv, wenn irrationale Überzeugungen dagegenstehen. Wenn jemand sachlich widerlegt wurde, und diese Widerlegung seine Gefühle verletzt, sehe ich nicht ein, mich deswegen zu verstellen, nur um demjenigen zu gefallen. Gefühle sind eigentlich ein Relikt aus der Primatenzeit, wo es darauf ankam, dass die Horde um jeden Preis zusammenzuhalten hat, also jede Menge Konventionen und Einigung auf den kleinsten gemeinsamen Nenner. Ist heute im Zeitalter der künstlichen Intelligenz eigentlich nicht mehr zeitgemäß. In Zukunft wird nur noch der Verstand zählen, und wer stur auf seinem gefühlsduseligen Standpunkt besteht, wird im Abseits landen.
Eine Aussage, die wohl ausschließlich auf durch Autismus/Asperger Betroffene 'zutrifft' und den größten Teil ihrer Probleme im Umgang mit nicht durch Autismus/Asperger Betroffenen zu erklären im Stande ist. Wobei ich aber deutliche Zweifel anmelde, das ein solches Vorgehen selbst bei durch Autismus oder Asperger betroffene erfolgreich umsetzbar ist.
Gut, eine 'Borg'-Gesellschaft mag eine solche Denkweise noch hoch bewerten, bei einer 'vulkanischen'' würde sie eher zu heftigen Diskussionen führen.
Mal unabhängig von Autismus/Asperger:
Beim gesunden Cro Magnon steht der Verstand nur scheinbar über den Gefühlen. Auch wird er - gerade in westlich industriell orientierten Gesellschaften - meist 'falsch' eingesetzt. Tatsächlich werden alle Entscheidungen nur etwa zu 20 % durch den Verstand beeinflusst, die restlichen 80 % durch 'irrationales'. Tatsächlich durch unterbewusste Entscheidungsgründe.
Unser Großhirn hat seine Fähigkeiten primär in technischer, mathematischer ... Kreativität. U. A. im Zwischenmenschlichen 'versagt es aber'. Allein schon, weil es dafür nicht vorgesehen ist. Soziales oder Zwischenmenschliches hat seine 'Steuerung' im deutlich älteren und diesbezüglich erfahreneren Teil des Hirnes, dem Unterbewussten. (Kleinhirn, Rautenhirn) Daneben hat das Großhirn bei weitem nicht den exklusiven Zugriff auf die Sensorik des Körpers und die Speicherfähigkeit des Inputs. Das Großhirn hat die Felgen des Sportwagens von gestern bereits vergessen, wenn sie nicht von besonderem Interesse waren. Aus dem Unterbewussten ist diese Information neben einer Vielzahl anderer noch nach Jahrzehnten abrufbar.
So kann ich mich dem Charme des Begriffes Ausfluss nicht erwehren, wenn damit das 'Ergebnis' einer Hirnaktivität gemeint ist, die weder beide Hirnhälften noch das Unterbewusste einbezog. Aus vergleichbaren Grunde sehe ich auch die Probleme mit der 'Lehre der reinen Vernunft' oder reiner Logik. Sie berücksichtigt vielleicht mit viel Übung unter enormen Zeitaufwand 25 % des verfügbaren Inputs. Nützlich vielleicht bei Spartenbegabungen, nicht jedoch für einen Menschen oder ein Ergebnis, welches sich flexibel einem vielfältigen Leben stellen muss.
Zitat von Entwickler:Zitat von Daishō:Auch wären 'Sieg und Niederlage' eher Begriffe von Rabulistik oder Dialektik. So weit will ich gar nicht gehen. Bleiben wir in der einfachen Dialogtechnik.
Würde nicht eine Reactio auf eine aggressive Actio dem 'Impulsgeber' beweisen, er hat sein Ziel 'getroffen'? Betrachtet man menschliche Dialoge, was würde in Folge passieren?
In der Dialogtechnik geht es nicht nur darum, dass der Impulsgeber beweisen will, dass er getroffen hat, sondern dass der Empfänger diese Schüsse nachhaltig abstellen will. Und das geht in der heutigen, egozentrierten und abgestumpften Welt nur, in dem man sehr schnell zurückschießt, und zwar so, dass es wehtut.
Eine 'etwas' sehr eigenwillige Definition der Dialogtechnik. Ich würde deine Darstellung eher der Eristik oder der Rabulistik zuordnen. Ich selber definiere Dialogtechnik eher als Teil der Rhetorik im Sinne sprachlich partnerschaftlichen Umganges. Und da haben weder Dialektik, noch Eristik oder Rabulistik etwas zu suchen.
Zwar gebe ich dir teilweise recht; dem Impulsgeber muss das Interesse genommen werden, 'Schüsse' zu wiederholen. Wenn ich jedoch zurück schieße das es weh tut habe ich folgende Optionen: Ist der Impulsgeber 'stark', habe ich eine massive Auseinandersetzung, welche sich in keinem Falle produktiv auswirken wird. Ist er weniger stark, wird er den Schnabel halten, aber ich haben einen Feind gewonnen, der eine Chance, einen schwachen Moment meinerseits nutzen wird, mir zu schaden. Oder aber meine Retourkutsche zerbricht ihn. Damit hätte ich vielleicht das 'Scharmützel' gewonnen, die Schlacht - einen vielleicht tollen Partner - aber auf Dauer verloren. Mit jeder der vorgenannten Optionen zeige ich jedoch getroffen worden zu sein.
In meinen Augen ist eine solche Reaktion (Rhetorik) nur Beweis zyklischen, barbarischen, machtorientierten Denkens, Auge um Auge, Zahn um Zahn. Wie meinte Ghandi dazu? Auge um Auge, und wir werden eine Welt voller Blinder sein.
Wenn ich aber den Impuls von mir abperlen lasse, fehlt dem -Geber ein erwartetes Rück-Signal, welches er für den Aufbau der nächsten Stufe benötigt. Die nicht erfüllte Erwartungshaltung führt zu einer Verwirrung, dem Gefühl der Fehleinschätzung der Situation und allein daraus einer Verringerung des Interesses eines weiteren Angriffes. Sicher kann noch kommen, ohne Echo schwindet das Interesse aber schnell.
Gelingt es über das 'abperlen' (z. B. in einer Gruppe) hinaus, den Impuls humorvoll zu retournieren, ohne das der Impulsgeber 'sein Gesicht verliert', kommen noch weitere Elemente zum Tragen. Der Angegangene zeigt sich auf diese Art als nicht angreifbar stark. Durch die Lacher in der Gruppe verschiebt sich das Machtverhältnis unterschwellig zugunsten des Angegriffenen. Der Faktor Gruppendruck kommt - ebenso unterschwellig - gegen den Aggressor zum Tragen.
Dies entspricht mehr meiner Sicht von produktivem, antizyklischen Denkens und Vorgehens. Meiner Erfahrung nach erspart sie bei der Interaktion von Menschen einen Haufen Zank und Streit.