Zitat von Hotin:Zitat:Der Mensch braucht den Glauben, um sich mental an etwas klammern zu können.
Dies scheint mir der einzige Satz in dem Artikel zu sein, der den Kern trifft.
Weil dies so ist, gibt es in jeder Kultur irgendeine Religion.
Alles andere würfelt der Schreiber meiner Meinung nach wild durcheinander.
Verstanden scheint er einige Zusammenhänge meiner Meinung nach nicht zu haben.
Ich denke eher, das Problem liegt in der persönlichen Definition des Glaubens. Über diesen scheinen du wie auch @Gerd50 zu stolpern.
'Glaube' ist deutlich vielschichtiger und m. E. vom Menschen für's tägliche Überleben benötigt. Der Mensch
muss glauben, dass er von seinen Artgenossen geliebt, geschätzt wird (vergleiche Maslowsche Bedürfnispyramide) Ebenso, dass sein Partner ihn liebt, das er dieser, jener Herausforderung gewachsen ist. Selbstbewusstsein ist wesentlich durch Glauben an sich und die eigenen Fähigkeiten bedingt. Den umgekehrten Fall kennen wir alle; den eigentlich hochqualifizierten Mitmenschen mit vielen Talenten und Fähigkeiten, der diese aber selber noch nicht entdeckte. So mehr ein Schattendasein führt.
Glaube und Religion haben zwar wesentliche Berührungspunkte, denn, wenn ich schon nicht an mich und meine Fähigkeiten glaube ist ein Ersatz durch ein höheres Wesen hilfreich (Oder eine Mischung aus beiden) sie sind aber nicht identisch! Mehr noch, der Begriff Glaube ist deutlich weiter zu fassen als Religion.
Zitat von Gerd50::D Der Mensch der labil ist benötigt m A nach den Glauben. Einer der mit beiden Beinen im Leben steht nicht, noch weniger sich an was Unreales zu klammern
Meine Meinung.....
Leider ist es m. E. nicht ganz so einfach. Ich kenne einige Menschen, die mit beiden Beinen im Leben stehen und einen großen Teil ihrer Kraft gerade aus ihrem Glauben schöpfen. Ebenso kenne ich Atheisten, die auf Basis ihrer Überzeugung mit beiden Beinen nicht weniger fest im Leben stehen. Auf die Goldwaage gelegt ist eigentlich Beides je eine Glaubensrichtung, einmal von der Existenz eines Gottes, einmal von der Nichtexistenz eines Gottes. Natürlich 'mit Vorteil Atheismus'. Er basiert auf wissenschaftlich verifizierbaren Fakten, dem Darwinismus, nicht zuletzt gibt es eine mathematische Formel, die die Nichtexistenz eines Gottes 'beweist'.
Nur, genauso wenig wie ein religiöser Mensch kann der Atheist sämtliche zugrunde liegenden Fakten überprüft haben. Er muss letztendlich auch 'glauben', was andere vor ihm als Fakten eruierten. Und die Formel? Die ist selbst mir als Mathematiker 5 Nummern zu hoch.
Aber zurück zum Kern 'Glauben'. Unabhängig von Religiosität habe ich oft genug Menschen erlebt, die allein aufgrund Ihres Glauben an sich, an die Sache oder woran auch immer, unwahrscheinliche Erfolge erzielten. In einem Fall war ich indirekt beteiligt. Mein damaliges Team und ich hatten einem Unternehmer ein Rettungskonzept für seinen Laden errechnet. Aus Zeitgründen wurden ausschließlich Chancen und Ansätze besprochen, die Risikoanalyse nur ausgehändigt. Beim Folgebesuch nach etwa 7 Monaten stellten wir gemeinsam fest, der Unternehmer hatte seinen Laden nicht nur aus der Krise, sondern auch auf einen sehr erfolgreichen Kurs gesteuert. Bei der Besprechung fiel jedoch die Risikoanalyse aus den Unterlagen. Er gestand uns, diese noch nicht einmal aufgeschlagen zu haben. Bei einem späteren Anruf 'gestand' er mir; wenn er die Zahlen damals gekannt hätte, hätte er es wohl nicht einmal versucht.
Dennoch will ich deine These von der Labilität nicht völlig von der Hand weisen. Wir alle suchen von Zeit zu Zeit einen 'Fels in der Brandung'. Als Kinder die Eltern, als Erwachsene den erfahrenen Ratgeber, den Freund. Von daher kann ich es mir schon als vorteilhaft vorstellen, einen starken Partner im Rücken zu haben. Selbst wenn dieser nur imaginär sein sollte...
Zitat von Hotin:Zitat:Der Mensch braucht den Glauben, um sich mental an etwas klammern zu können. Das war schon immer so.
Aber der Mensch braucht keine Religion, um zu glauben. Das ist ein eklatanter Unterschied.
Wer kann mir diesen Widerspruch erklären?Das der Mensch den Glauben braucht, kann ich nachvollziehen.
Was der Mensch glaubt, nennen wir doch Religion, oder sehe ich das falsch?Warum kommt er Schreiber dann zu dem Schluss, dass der Mensch keine Religion braucht um zu glauben?
Ist mit meiner Sichtweise der scheinbare Widerspruch erklärt?