Zitat von GastB:Aus deinen Aussagen klingt immer wieder ganz deutlich hervor, dass du dich nur im - vermeintlichen oder realen - Spiegel anderer siehst. Das ist auch eine Form von Eitelkeit.
Jetzt hack doch nicht permanent auf meiner Eitelkeit rum.
Zu dem Schluss sind wir auch schon innerhalb meiner Therapie gekommen. Ich glaube aber, um diesen Spiegel abzulegen, muss man erst mal die (positiven) Erfahrungen gemacht haben, dass man auch Leute begeistern kann, wenn man sich nicht nur massenkonform verhält. Sich normal entwickelnde Leute machen das so ca. in bzw. kurz nach der Pubertät. Ich dagegen habe immer noch das Gefühl, dass es nicht gut endet, wenn ich diese Linie verlasse.
Zitat von GastB:Warum hast du dich eigentlich silkySmooth genannt? Seidig-weich?
Meine Nicknames haben mittlerweile selten eine tiefere Bedeutung. Dafür bin ich schon in zu vielen Foren registriert und zu faul, mir da jedes mal was kreatives Neues auszudenken. Hab ich also bestimmt von einer Waschmittelpackung oder so und mittlerweile find ich ihn auch doof.
Zitat von GastB:Nachvollziehen? Natürlich kann man das nachvollziehen, du bist ja nicht der erste und einzige, dem das so geht. Aber was hast du davon, dass andere das nachvollziehen? Willst du von uns die Absolution und die Genehmigung, dich weiter so zu verhalten? Oder willst du etwas ändern?
Nein, gar nicht, aber je besser ich mich verstanden fühle, desto mehr Vertrauen habe ich in Lösungsideen.
Zitat von GastB:Hier sind genügend Leute davon betroffen oder betroffen gewesen.
Wie sieht das denn konkret aus, wenn du dich schwächlich und unvermögend präsentierst?
(Das Wort präsentieren spricht übrigens wieder dafür, dass du dabei nicht einfach du selber bist.)
Indem ich anderen Leute von diesen angstbedingten Einschränkungen meines Privatlebens erzähle. Das, also nicht mit für andere nachvollziehbaren Ängste umgehen zu können, und sich ihnen ~15 Jahre lang zu ergeben und seine Jugend wegzuwerfen, dabei würden diese Gefühle mitschwingen.
Und das präsentieren bezieht sich darauf, dass ich der Situation nicht die Dramatik nehmen könnte, indem ich diese Tatsachen nüchtern und selbstsicher erzähle und die Sache nicht so spektakulär aufbausche, sondern meine Unsicherheit und Scham für alle deutlich erkennbar wäre, was die oben genannten Gefühle bestätigt und noch verstärkt.
Zitat von GastB:Und zwar? Konkret?
Hab ich doch danach ausgeführt.
Zitat von GastB:Aha. Du willst dich also mit jemandem identifizieren. Was ist mit deinem Vater? Abwesend? Hattest du gar keinen? Versager? Da scheint mir des Pudels Kern zu liegen.
Nein, nicht unbedingt. Aber so jemand wäre eine gute Orientierungshilfe für mich, wie man mit seinen vermeintlichen Schwächen anderen gegenüber umgeht und trotzdem mit seinem Leben klarkommt.
Doch, ich hatte einen Vater, meine Kindheit war wunderschön und ich hab keine Ahnung, woher diese sozialen Ängste kommen. Meine Familie hat jedenfalls sowohl mütterlicher als auch väterlicherseits so gut wie keine Probleme auf andere Leute zuzugehen.
Zugegeben, mein Vater ist/war schon etwas gefühlskälter als z.B. meine Mutter und hat seine Schwächen selten offen rausposaunt (wenn überhaupt in dem Ausmaß gehabt), aber das gilt sicherlich für viele andere Väter auch.
Zitat von GastB:In deinem Alter aber eher nicht in punkto Partnerin. Wenn du nur deshalb eine Frau willst, weil die meisten anderen auch eine haben, dann tut mir die potenzielle Partnerin jetzt schon leid.
Wie kommst du denn darauf? Eine Partnerin will ich schon rein aus eigenem Interesse heraus.
Integriert sein will ich aber z.B. da, wo es um einen meinem Alter angemessenen Umgang mit dem anderen Geschlecht bzw. um Partnerschaft, Liebe und Sex geht.
Zitat von GastB:Möglichst gut? Wie wäre es, es überhaupt irgendwie zu machen? Selbst beim Ablegen der Fassade willst du wieder möglichst gut dastehen.
Jein. Mir gehts nicht darum, wieder ein möglichst unangreifbares Bild abzugeben, sondern die Aktion so zu gestalten, dass es mir möglichst leicht fällt und viel bewirkt. Aber sich solche Sachen möglichst einfach zu machen, ist auch etwas, das mir mein Therapeut immer ausdrücklich erlaubt hat.
Zitat von GastB:Ah, jetzt kommst du zu deiner Lebensgeschichte. Kannst du davon erzählen, was dir da so auf der Seele lastet?
Es ist jetzt leider nichts spektakulär Neues, aber wenn ich Leute mit solchen pikanten und weltfremden Details überrasche, wie dass ich mit 27 Jahren noch absolut keinen Kontakt zum anderen Geschlecht hatte oder alle diese Dinge nicht erlebe und tue wie andere in meinem Alter, dann muss ich auf die mit Sicherheit folgenden Nachfragen ja irgendeine Begründung liefern. Und ich weiß nicht, ob es da so vorteilhaft ist, nach den ersten paar Sätzen oberflächlichem Kennenlern-Smalltalk irgendjemand x-beliebigem gleich meine ganze Angstgeschichte zu erzählen. Ich denke schon, dass das so direkt Überforderungspotential hat.
Auch Leute, die das besser hinkriegen, empfehlen da unisono die Salami-Taktik. Aber das finde ich momentan noch ganz schlimm. Über einen so langen Zeitraum ständig mit der Ungewissheit auskommen zu müssen, dass mich der/die andere beim nächsten Detail, das ich offenlege, doof findet.