Zitat von Amyg.Dala:ich gebe zu, es fällt mir etwas schwer, nun noch was dazu zu sagen.
Doch hoffentlich nicht auch, weil ich so stur wirke?
Zitat von Amyg.Dala:Du hast eine Sozialphobie und dabei insbesondere Angst vor dir attraktiv erscheinenden Frauen.
Die Frauengeschichte muss ich jetzt doch mal etwas ausführen. Wen das nicht interessiert, der darf den folgenden Absatz mit ausdrücklicher Erlaubnis überspringen.
Es ist nämlich nicht ganz so simpel, dass ne Frau für mich attraktiv sein muss und bäm, schon hab ich diese Ängste. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist erst mal, dass noch andere Leute drum herum sind, die meine Unsicherheiten mitbekommen könnten und diese ganze Spirale quasi ununterbrechbar anheizen. Bahn, Café, einfach nur Innenstadt, alles furchtbar, zumal ich im absoluten Katastrophenfall dann auch nicht so ohne weiteres weg, fliehen könnte. Alleine zu zweit im Wald wäre das mit Sicherheit viel weniger ein Problem, auch wenn die Vorstellung jetzt wieder ziemlich creepy klingt.
Und auch ansonsten reicht rein 'attraktiv' nicht aus. Es gibt auch (für mich) attraktivere Frauen, bei denen die Reaktionen weniger dramatisch wären als bei (für mich) weniger attraktiven Frauen. Richtige Probleme gibts immer dann, wenn die Frauen so selbstbewusst und/oder allgemein männeranziehend wirken (was aber nicht mit meinen Attraktivitätsvorstellungen übereinstimmen muss), dass ich ihnen dadurch einen gewissen Mindestanspruch an männliches Selbstbewusstsein unterstelle. Dadurch habe ich diesen Frauen gegenüber dann viel größere Angst vor Unverständnis und ablehnenden Reaktionen als bei einer, die ich richtig süß finde, und wo dementsprechend der Druck durch das Beziehungspotential viel höher ist. Wahrscheinlich macht das jetzt keinen Riesenunterschied, heißt aber doch zumindest, dass es nicht in erster Linie Beziehungsgedanken und -druck triggern, wie man wahrscheinlich (z.B. auch mein Ex-Therapeut) erwarten würde?!
Zitat von Amyg.Dala:Ich habe damit eine 20 Jahre währende Angsterkrankung so weit verbessert, dass ich nicht mehr darunter leide.
Gratulation! Finde ich momentan ziemlich beeindruckend und das kann, nachdem sich die Welt 8 Seiten lang nur um mich gedreht hat, ja auch mal hervorgehoben werden!
Zitat von Amyg.Dala:Vielleicht ist dann der nächste Schritt, Teilziele zu fokussieren, zur Zeit habe ich das Gefühl, das du bei jedem Einkauf erwartest, sofort eine Auswirkung auf deine Gesamtsituation zu spüren. Aber - es ist nur ein Einkauf. Ein Sporttermin ist ein Sporttermin und eine Bahnfahrt eine Bahnfahrt. Dabei Schweißausbrüche zu haben heißt nicht, dass du niemals eine Freundschaft wirst schließen können. Andersrum heißt das nächste Lächeln der Kassiererin ohne Schweißausbrauch bei Dir auch nicht, dass du nächste Woche mit ihr vorm Traualtar stehst.
Najaa, ganz so überzogene Anforderungen stelle ich dann auch nicht. Eigentlich kommt die Idee auch von meinem Therapeuten, solche Situationen abzuarbeiten (alleine unter Menschen zu gehen, egal ob Hallenbad, Kino, Café oder was auch immer), ohne direkt auf Tuchfühlung mit anderen zu gehen. Und solange das Niveau gleichbleibend schwer bleibt oder nicht sprunghaft ansteigt, fallen mir diese Dinge mittlerweile auch fast gar nicht mehr schwer und ich versuche die Latte langsam immer höher zu legen. Alles schön und gut, nur wirkt es sich ja anscheinend doch nicht im geringsten auf die direkte Kontaktangst aus, da wo wirklich meine Einschränkungen und Verbesserungsbedarf liegen. Sobald ich diese magische Grenze auch nur mit dem kleinen Zeh übertrete, stehe ich wieder bei gefühlt 0. Da macht sich also schon langsam so etwas wie Verzweiflung breit, weil das dann ja nur heißen kann, dass bald nur noch die Ar. ins ganz kalte Wasser übrig bleibt, und ich weiß nicht, wie ich die schaffen soll...
Dass die Schweißausbrüche mal aufhören, ist deshalb mein größtes Anliegen, denn solange ich in all diesen Situationen überhaupt nicht erst davon loskomme, mich zu 150% nur mit mir selbst zu beschäftigen und die Panik selbst anzuheizen, werde ich da auch nie vorwärts kommen. Das ist aber bei etwas so dermaßen Offensichtlichem und Unangenehmem (ich mag Schwitzen prinzipiell überhaupt nicht) einfach völlig unmöglich...
Zitat von Amyg.Dala:Genau das scheint mir einer deiner falschen Gedanken zu sein zu sein. Du könntest anfangen die Lage zu verbessern, auch ohne das du vollständig überzeugt bist, die Überzeugung wächst mit der Zeit. Dich dazu zu bringen, damit anzufangen halte ich auch für eine Aufgabe deines Therapeuten.
Da ist zugegeben was dran. Ich bin aber, glaube ich, auch nicht so bedingungslos wie da jetzt aufgeschrieben. Ich hab z.B. auch meinem Therapeuten vertraut, als er mir vorgeschlagen hat, alleine ins Café o.Ä. zu gehen, denn ich war zu dem Zeitpunkt felsenfest davon überzeugt, dass ich das auch angstfrei nicht tun würde, weils für mich ein klassisches Gesellschaftsevent und alleine einfach langweilig ist (und weil die überwältigende Mehrheit auch nie alleine ins Café oder Kino geht). Trotzdem, der große Unterschied war da aber, dass ich mir zumindest halbwegs vorstellen konnte, das noch zu überstehen. Sobald der Gedanke also erst mal gepflanzt ist, mach ich das dann auch alleine, aus meiner inneren Überzeugung heraus, nicht unbedingt, was die Aktion selbst angeht, aber zumindest, dass sie was bewirkt.
Das Gefühl brauche ich vorher auf jeden Fall und es gibt noch viele, viele Konfrontationen, bei denen es sich ums Verrecken nicht einstellen will. Deshalb diskutier ich ja auch so angestrengt gegen euch an und schreib immer solche Romane. Damit vielleicht irgendjemand mal den entscheidenen Pfeiler ins Wanken bringt und ich dann zu genau dieser nötigen Einstellung komme.
Es tut mir ja Leid, wenn das selten bis nie auf Anhieb passiert. Zu gerne würde ich eure rührende Hilfe damit belohnen, aber ganz so unkompliziert bin ich dann leider doch nicht...