Zitat von GastB:Hi
zum einen möchte ich sagen, dass ich deine Schreib-/Ausdrucksweise sehr ansprechend finde und von daher bin ich ziemlich sicher, dass du bei anderen Frauen auch gut ankommen würdest, wenn du überhaupt mal was zu ihnen sagen würdest.
Danke für das Kompliment
Aber ja, wie du selbst schon bemerkt hast, steckt der Teufel dann wohl im letzten Satzteil.
Zitat:Mit den bisherigen Erklärungen deines Verhaltens.
Ja? Mein Therapeut hat mir immer erzählt, dass es enorm wichtig sei, sich genau bewusst zu machen, von was und welchen (Angst)gedanken man da geritten wird, weil man sie sonst nie wird kontrollieren können. Ich versuche ja auch schon zunehmend, jegliche Nachdenk- und Schreibkapazitäten irgendwie in Aktion im echten Leben anzulegen, aber ich weiß größtenteils nicht so recht, wo ich da anfangen soll. Ich habe mittlerweile im Prinzip überhaupt kein soziales Netz mehr und mich dann alleine irgendwelchen schon bestehenden und homogenen Gruppen anzuschließen, hat so ganz am Anfang noch massives Überforderungspotential. Die Energie lässt sich oft also nur durch exzessives Grübeln und Aufschreiben loswerden.
Zitat von silkySmooth:Dein Vater war nicht geduldig? Wie hat sich das geäußert? Was ist das früheste, an das du dich dabei erinnern kannst? (Schlaf erstmal drüber, bevor du das beantwortest.)
Da hätte ich nicht drüber schlafen brauchen. Ich hab schon oft und angestrengt darüber nachgedacht, weil mich die Ursache für das alles schon rein interessehalber brennend interessieren würde. Aber meine Erinnerungen an die Kindergartenzeit sind schon sehr bruchstückhaft und davor kann ich mich bis auf vereinzelte Fetzen, die keinen negativen Kontext haben, an gar nichts mehr erinnern.
Wie sich die Ungeduld geäußert hat? Er war halt relativ schnell genervt und durch kindlichen Stress leicht auf die Palme zu bringen. Und wenn meine Schwester und ich es zu sehr übertrieben haben, ist er uns eben aufs Dach gestiegen und hat uns, je nach Vergehen auch mal mit Ar. o.Ä., zur Raison gebracht. Deshalb waren wir auch alle Mamakinder, denn die hat schon immer mehr durchgehen lassen und war grüner mit uns.
Ich habe sogar erzählt bekommen, dass ich früher öfters mal ne Tracht Prügel kassiert haben soll, aber ich war wie gesagt nicht einfach und kann mich speziell daran gar nicht mehr erinnern.
Zitat von silkySmooth:Und du warst ein Draufgänger, verstehe ich das richtig? An was kannst du dich denn da erinnern?
Mit Draufgänger verbinde ich irgendwie Frauenheld, und nein, das war ich garantiert nie.
Aber ja, meine Mutter schwärmt noch heute von meinen Wutausbrüchen und dass ich immer Hummeln im Hintern hatte und eigentlich nie Ruhe gegeben habe, was dann wieder mit den Interessen meines Vaters kollidiert ist...
Deshalb ist es mir wahrscheinlich ziemlich oft passiert, dass ich wegen diverser Fehltritte zurechtgestutzt worden bin, aber ich befürchte, dass ich mit jedem Schlitten gefahren wäre, der mir keine Grenzen gesetzt hätte. Dass ich mich auch so gar nicht mehr an solche potentiell prägenden Momente erinnern kann, spricht ja irgendwo auch dafür, dass sie nicht stattgefunden haben oder zumindest nicht diese Wirkung hatten oder?
Ich kann mir das ehrlich gesagt auch nicht vorstellen. Man würde, glaube ich, unzählige Kinder finden, die mich um die Erziehung und Kindheit, die ich mit meinen Eltern und meiner Familie genossen habe, beneiden würden. Dass da etwas so schief gelaufen ist, würde mich wirklich schwer überraschen.
Zitat:Inwiefern? Was hattest du denn im Kindergarten mit Mädchen für Probleme? Erzähl mal.
Nee, im Kindergarten jetzt noch nicht. Das war ja noch die Phase, in der man als Junge prinzipiell alle Mädchen doof fand. Aber gegen Ende der Grundschule gehts dann ja i.d.R. schon los mit den ersten Frühlingsgefühlen. Da war ich sogar schon in ein Mädchen aus meiner Klasse verliebt, aber es war in dem Alter und in meiner Generation noch so spektakulär, diese virtuelle aber strikte Trennung zwischen Mädchen und Jungen zu überbrücken, dass ich diesen Gedanken irgendwie nie aus meinem Kopf bekommen habe. Selbst dann nicht, als ein normaler zwischengeschlechtlicher Umgang irgendwann ab der Mittelstufe längst unspektakulärer Alltag für alle anderen war.
Zitat:Kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. Aber weiß ich natürlich nicht. Trotzdem, ich würde an deiner Stelle mal tiefer bzw. früher graben. Ich bin ziemlich sicher, dass es da etwas auszugraben gibt.
Ich dachte auch lange Zeit, dass da irgendwas vorher gewesen sein muss, aber so, wie er es mir erklärt hat, hat es schon Sinn ergeben. Aus dieser Zeit fallen mir dann nämlich auch recht viele Momente und Situationen ein, die sehr peinlich für mich waren. Ich bin da auch ne Zeit lang nicht mehr gerne in die Schule gegangen und fand das total anstrengend, in regelmäßigen Abständen total dick mit meinen Freunden zu sein und sie dann wieder zu hassen und nix mehr mit ihnen zu tun haben zu wollen. Ich war zwar wie gesagt kein Mobbing-Opfer, die Hänseleien meiner Clique haben aber jeden getroffen und den Gedanken, dass sich meine Freunde urplötzlich gegen mich verbünden und mich wegen irgendwelcher Fehltritte bloßstellen können, hat mein Therapeut dann auch für ganz entscheidend gehalten.