Zitat von Genoveva:Ab wann fängt ein Mensch an, Überzeugungen zu bilden? Doch sehr, sehr früh ...
Das, was du Überzeugungen nennst, würde ich eher evolutionsbedingte Strategien bezeichnen. Sie entstehen zum Zeitpunkt der Befruchtung der Eizelle und entwickeln sich parallel zur Reife des Organismus.
Durch Abweisungen und Desinteresse der Eltern an ihrem Kind entstehen psychische Reifeverzögerungen. Das Kind steht unter Belastung, die es daran hindert, mit bestimmten Lebenssituationen angemessen umzugehen. Und das lässt sich eben durch Ängste kompensieren, sie sind die Überlebensstrategie der unstabilen Psyche. Ein Nichtschwimmer fürchtet sich vor tiefem Wasser, wodurch sich das Risiko, zu ertrinken, minimiert.
Zitat von Genoveva:Wenn ich zum Beispiel seit Schultagen nicht in der Lage bin, vor vielen Menschen frei zu sprechen, dann muss doch etwas in meiner jüngsten Kindheit passiert sein, das mich zu der Überzeugung gebracht hat: Rede besser nicht, das könnte sehr gefährlich sein!
Ja eben - nicht ins tiefe Wasser gehen. Man ist psychisch unstabil, verletzlich.
Zitat von Genoveva:Muss ich also nach einem Ereignis schauen, das mich massiv verunsichert hat? Oder können Eltern einem dieses Gedankengift einflößen?
Das Kind liebt seinen Erzeuger, sieht in ihm sein Vorbild. Das ist von der Natur aus so, sicher nicht zuletzt aufgrund der existenziellen Abhängigkeit. Das Kind wird also i. d. R. die Denkweise seiner Eltern übernehmen. Wird es von den Eltern abgewertet, entwickelt es eine negative Einstellung zu sich selbst. Wird es von den Eltern abgelehnt, nimmt es an, dass es von niemandem angenommen oder geschätzt werden kann. Das ist der Grundstein der sozialen Ängste.
Zitat von Genoveva:Wie erfahre ich da mehr drüber? Mit Hypnose? Oder mittels einer systemischen Aufstellung? Hat jemand Erfahrung damit?
http://de.wikipedia.org/wiki/TiefenpsychologieDie Behandlung dauert 2 bis 3 Jahre, eine Therapiestunde pro Woche reicht meistens nicht aus. Hat Vor- und Nachteile. Zwischen dem Therapeuten und Patienten entwickelt sich eine enge Beziehung; es können Abhängigkeiten entstehen usw., den Erfolg kann niemand garantieren. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt und abbrechen kann man immer. Das also wäre eine Möglichkeit.
Hypnose empfehle ich niemandem, dies aber höchstwahrscheinlich aufgrund meiner persönlichen Vemeidungsstrategie... ; )
Familienaufstellungen - ist m.W. Esoterik. Nur für den geeignet, der es mag.
Zitat von Genoveva:Ich möchte diese irrigen Überzeugungen sehr gerne aufgeben ... sie sind massiv ... und gehen nicht einfach so von alleine weg ...
Man kann auch selbst viel tun, anstatt gedankengesteuert zu fühlen und zu handeln, Gedankenprozesse selbst beeinflussen. Es ist schon mühselig, aber wenn man sich einmal für diesen Heilungsweg entschieden hat, kann es eigentlich nur noch vorwärts gehen.