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Hallo zusammen,

ich habe mich hier eben eingeloggt und werde mal meine Geschichte erzählen. Ich bin übrigens weiblich und 36 Jahre alt. Vielleicht findet sich ja jemand in meinen Worten wieder und kann mir den ein oder anderen Ratschlag geben oder mir zumindest das Gefühl geben, nicht komplett gestört zu sein.

Ich kann wirklich nicht sagen, dass ich unter Einsamkeit leide, ich habe viele Freunde, lerne auch neue Leute kennen, die mich sehr offen aufnehmen und keiner dieser Menschen würde etwas wie eine soziale Phobie bei mir vermuten. Ganz im Gegenteil sogar, ich gelte als witzig, eloquent, viele Freunde beneiden mich darum, dass ich bei anderen Menschen gut ankomme, ich habe eine Menge Interessen, könnte eigentlich alles prima sein, ist es aber nicht. Trotz all dieser Tatsachen bin ich innerlich die unsicherste Person, die man sich vorstellen kann. Das war schon als Kind so und dieses Gefühl hat sich eigentlich nie geändert.

Ich habe auch schon mehrere Therapien gemacht, bzw. bin auch noch mitten in einer, mir ist klar, wo die Ursachen liegen, aber trotzdem bleibt diese Angst bzw. manchmal denke ich sogar, sie wird schlimmer. Das äußerte sich bei mir schon in der Schule, auf der einen Seite war ich ein sehr offenes, waches Kind, auf der anderen Seite hatte ich aber immer panische Angst zu versagen oder kritisiert zu werden. Ich habe das damals wohl schon immer gut überspielt, ging sogar in die Richtung, dass ich phasenweise eine Art Klassenclown war und eigentlich immer zu den Leuten gehörte, die allgemein als cool angesehen waren.

Irgendwann während meiner Studienzeit verschlimmerte es sich so weit, dass ich in Seminaren gar nicht mehr den Mund aufbekam, wenn ich ein Referat halten musste, zitterte ich wirklich am ganzen Körper, konnte meine Blätter überhaupt nicht mehr ruhig halten, komplette Panik, die man körperlich richtig gesehen hat. Trotzdem habe ich alles gut hinbekommen, gehörte zu den Besten meines Jahrgangs und bin mittlerweile seit 10 Jahren im Beruf, wo auch immer alles ganz gut hingehauen hat. Bis heute aber gibt es für mich Situationen, die unerträglich sind. Wenn ich beispielsweise jobbedingt mit jemandem essen gehen muss, kann ich meine linke Hand nicht mehr vernünftig zum Mund führen, weil ich so zittere. Ich schneide dann alles klein, hoffe, kein Mensch merkt etwas und esse dann alles mit rechts, weil das einigermaßen ohne zu zittern funktioniert. Vorstellungsgespräche sind auch immer der pure Horror, genauso wenn ich mit Vorgesetzten zu tun habe, stehe ich komplett neben mir und quatsche wie in Trance nur noch Blödsinn, ich bin dabei teilweise so nervös und abgespalten, dass ich nach solchen Gesprächen kaum noch weiß, was ich gesagt bekommen habe und vor allem, was ich selbst gesagt habe.

Wenn ich im Job ein Meeting habe und wir nacheinander etwas sagen müssen, könnte ich wirklich sterben, meine Stimme zittert dann und es merkt mir jeder meine Nervosität an. Von mir aus sage ich gar nichts, sehr oft übrigens ärgerlich, weil ich oft gute Ideen habe, die ich mich aber nicht zu äußern traue. Auch wenn ich abends ausgehe und besonders was das andere Geschlecht angeht, bekomme ich gar nichts mehr auf die Reihe. Sobald mir ein Typ gefällt, werde ich total bescheuert, verliere ich sämtlichen Witz, jede Idee, was ich sagen könnte. Deswegen wird am Wochenende meist auch das ein oder andere B. zu viel getrunken, weil ich es dann besser auf die Reihe bekomme, aber selbst das hilft meist auch nicht. Das geht so weit, dass wenn mich ein Typ anschaut, den ich gut finde und eigentlich das Interesse eindeutig ist, ich den gesamten Abend nicht einmal mehr in dessen Richtung schaue und auf komplett desinteressiert mache. Ich würde es nie, nie, nie fertig bringen, einfach mal zurück zu lächeln und zu signalisieren, dass ich mich freuen würde, angesprochen zu werden. Ich vermute sogar, dass das bei anderen als ablehnend oder arrogant rüberkommt und kein Mensch schnallt, dass ich nur krankhaft schüchtern bzw. panisch bin.

Jetzt ist heute der absolute Hammer passiert und ich habe ungefähr vier Stunden gebraucht, bis ich mich wieder beruhigt hatte. Ich bin auch auf der Plattform Facebook vertreten und habe dort auch eine große Anzahl Bekannter. Wie das auf so einer Plattform so ist, schreibt da ja jeder dauernd etwas Neues, sei es einfach nur ein Musikvideo, was man mit seinen Freunden dort teilen möchte oder Fotos, die hochgeladen werden etc. Manche meiner Bekannten dort geben täglich irgendetwas zum Besten, mal interessant, mal weniger interessant, manche machen mir das auch den Tacken zu viel, aber ich habe schon oft gedacht, das würde ich jetzt gerne mitteilen, bspw. ein Konzert das bald stattfindet, posten, oder, oder, oder. Und jedes Mal, wenn ich das machen möchte, bekomme ich vorm Rechner schweißnasse Hände, schon der Gedanke daran reicht, dass ich alle Symptome einer extremen Panikattacke bekomme. Das muss man sich mal vorstellen, ich meine, diese Menschen, sitzen mir doch noch nicht mal gegenüber.

So, und heute habe ich gedacht, schei. drauf, ich werde jetzt auch etwas schreiben. Das tat ich dann und habe es online gesetzt. Danach habe ich angefangen zu zittern, zu schwitzen und war den gesamten Nachmittag komplett fertig, habe mir Gedanken gemacht, dass die Leute jetzt denken, dass ich etwas Peinliches vom Stapel gelassen habe oder das uninteressant war. Nach ca. 20 Minuten hatten schon einige Leute drauf reagiert und wie auch eigentlich nicht anders zu erwarten sehr nett, fanden es witzig, was ich geschrieben habe und eigentlich hätte doch alles gut sein müssen, aber ich habe durch diese kleine Aktion derart viele Stresshormone o.ä. ausgeschüttet, dass ich nach wie vor total fertig bin. Das ist doch komplett daneben! ich weiß echt nicht mehr, wie das noch weiter gehen soll. Ich würde ja auch wirklich gerne mal wieder jemanden kennen lernen und eigentlich sind dafür alle Voraussetzungen ganz gut. Ich gehe aus, finde immer mal wieder jemanden ganz sympathisch, merke auch, dass ich nicht schlecht ankomme, aber wenn es dann zur besagten Situation kommt, verhalte ich mich abweisend. ich merke, dass mich das immer fertiger macht und ich immer weniger glaube, das mal zu überwinden.

Vielleicht kann das hier jemand zumindest ein bisschen nachvollziehen.

Beste Grüße
Jonsi

19.02.2010 10:44 • 20.02.2010 #1


1 Antwort ↓

Hallo Jonsi!

Dein Beitrag hat mich echt berührt. Ich weiß wie hart es ist tagtäglich mit seinen Ängst klarkommen zu müssen und das hat mich bei dir erstaunt. Du scheinst ein echt interessanter Mensch zu sein der vieeeel Durchhaltevermögen besitzt, wenn man nach Erzählungen deiner Vergangenheit geht. Nicht jeder kommt in so einer langen Zeit mit starken Ängsten klar. Das heißt in dir sitzt eine Kämpferin die DICH noch nicht aufgegeben hat!
Ich leide ca. seit 2,5 Jahren an Redeangst und habe in der Zeit ähnliche Sachen durchgemacht die Du beschreibst. Wenn ich vor einem halben Jahr nicht beschlossen hätte meine Ängste, mein ich und meine kompletten Glaubensätze anzugehen, wäre ich heute nicht so frei wie ich es damals gewesen bin.

Ich glaube bei dir sind eine Menge negative Glaubensätze vorhanden, die dich lähmen und blockieren. Ein Bsp. hierfür wäre Ich darf vor anderen nicht zittern oder Wenn andere sehen das ich Angst habe werden sie mich nicht akzeptieren. Sind diese GS in irrgend einer Weise wahr? NEIN! Die Umkehrung, welche dieser GS dir sagen möchte ist viel wahrer! Ich darf nicht vor mir selbst zittern
Wenn ICH sehen das ich Angst habe werden ICH mich nicht akzeptieren

Ist das nicht so? Du bist die jenige die Ihre Angst nicht akzeptiert und dadurch verkrampfst. Angst kann man nicht bekämpfen genau so wenig wie man auf Knopfdruck einfach nicht mehr zittern kann. Wer versuchst gegen sich selbst zu kämpfen, und die Angst gehört zum einem selbst wie die Luft zum atmen, der wird NIEMALS frei sein.

Ich sage dir es gibt einen Weg sich daraus zu befreien und dich mit deinen Ängsten zu akzeptieren. Es sind 4 Fragen und eine Umkehrung und das Ganze heißt the work. Informiere dich darüber und schau ob es dir helfen kann. Mir hat es geholfen im Hier und Jetzt zu leben, frei von Glaubensätzen. Und wenn mal wieder meine Gedanken um etwas negatives kreisen, mache ich wieder thework und bin ein freier Mensch.

Die Richtung habe ich Dir jetzt gezeigt - aber den Weg musst du selber gehen!

in diesem Sinne

Beste Grüße

Dominik





Dr. Reinhard Pichler
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