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hallo,
ich habe mal ein Anliegen, ausnahmsweise nicht aus dem Hypochondrischen Themenbereich.
Eigentlich bin ich eine sozial gut eingebundene Frau Mitte 30 . Habe Kinder und führe ein relativ ruhiges und normales Leben . Habe einen Beruf erlernt, der viel Kontakt mit Menschen daherkommt. ( Krankenschwester ) und da auch keine Probleme im Umgang mit diesen.

Jetzt zu meinem Problem:
Ich habe irgendwie schon immer Probleme,
mein eigenes „ ich“ zu definieren . Das zeigt sich vor allem in Gesprächen mit
Menschen , die ich privat neu kennen lerne zb durch Kindergarten oder auch Nachbarn mit denen man ins Gespräch kommt. Ich fühle mich unsicher , einfältig und kann mich schlecht aufs Gespräch konzentrieren weil ich mich selbst dauernd beobachte und denke dass ich dann auch komisch wirke. Ich kann dann nichts entspanntes normales sagen sondern lege Zuviel „Wucht“ in manche Aussagen , störe mich an Augenkontakt und habe immer Angst davor irgendwie beschränkt oder seltsam zu erscheinen.
Als hätte ich keine gute „ Linie“ kein festes Wesen sondern hangel mich da völlig unbeholfen durch.
Manche Menschen , die sehr intelligent und selbstischer auftreten verstärken meine Unsicherheit massiv und ich habe Angst dass sie sich genauer mit mir befassen.
Auf der arbeiten bin ich sehr selbstbewusst und im Freundeskreis auch . Da habe Ich aber auch meine Rolle gefunden und bin
da gut etabliert.
Zudem ist mir aufgefallen dass ich oft andere imitiere, in Sprech- und Ausdrucksweise. Wenn ich das gut mache , gibt mir diese Rolle eines anderen etwas Sichheit in meiner konzeptlosigkeit.

Erkennt sich jemand wieder ?

Was auch sehr störend ist dass viele zu locker vor sich hinreden und ich zwanghaft darüber nachdenke was ich Schlaues sagen / fragen könnte …
Mein Mann ist Ingenieur und hat einen Freundeskreis mit vielen Akademikern , vorallem da will ich halt als schlau und schlagfertig wahrgenommen werden was ich dann oft zu sehr versuche zu verkaufen ‍

Heute 06:29 • 27.01.2025 #1


8 Antworten ↓


Zitat von KiraStuttgart26:
Erkennt sich jemand wieder ?

Ich.
Aber als ich jünger war.
Sehr schlechtes Selbstwertgefühl und sehr selbstunsicher.
Mit den Jahren, vor allem jenseits der 30, wurde es immer ein bissel besser.

Ich habe geguckt, mir selbst mehr wert sein zu können, stückchenweise. Und mich mit Menschen umgeben, für die ich fast keine Rolle spielen musste.

Dafür eignen sich sehr gut Menschen, die selbst Defizite oder gar Erkrankungen haben

A


Unbeholfen trotzdem Geltungsdrang

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@Dunkelbunte
Ja genau , wenn man jünger ist dann entwickeln sich viele Züge ja noch auch das Selbstbewusstsein muss reifen. Ich bin wie gesagt über das Alter hinaus , in dem man eine gewisse Unfertigkeit erwartet..
Mich stören halt Menschen sehr , die nicht einfach vor sich hinplaudern sondern diese , die genau hinsehen , hinhören .. als könnten sie meine Fassade durchdringen .

Zitat von KiraStuttgart26:
Zudem ist mir aufgefallen dass ich oft andere imitiere.

Das ist normal und ein sehr soziales Verhalten.

Ansonsten kenne ich das von mir auch, lief bei mir immer unter Schüchternheit. Ich taue erst auf, wenn ich Leute besser kenne.

Zur Zeit ist es egal, weil ich kaum Kontakt mit fremden Menschen habe. Aber generell ist es besser geworden mit dem Alter - du bist noch ziemlich jung. Ab einem gewissen Alter ist der Ruf sowieso ruiniert und es lebt sich gänzlich ungeniert (abgekupfert).

Irgendwann entscheidet man sich. Braucht man immer eine Rolle oder Fassade?
Ist Authentizität nicht sogar der beste Weg die Leute anzuziehen, mit denen man wirklich gut kann und jene loszuwerden, die einem eh nicht gut tun?

Ich bin jetzt 45 Jahre alt und in den letzten 10 Jahren fand sehr viel persönliche Entwicklung bei mir statt. Gerade was das Selbstwertgefühl betrifft.

Zitat von KiraStuttgart26:
als könnten sie meine Fassade durchdringen .

Welche Fassade? Was verbirgt sich dahinter schreckliches?
Das ist mir völlig egal. Bei mir gibt es keine Fassade, alles echt.

Schlau ist zu seinen Schwächen zu stehen und nicht sich als jemand zu verkaufen der du nicht bist.
Krankenschwester ist ein sehr anspruchsvoller Beruf! Die wenigsten Akademiker können einen ordentlichen Kornährenverband anlegen oder wissen was eine Klavikulafraktur ist. Stell dein Licht nicht unter den Scheffel!

Hier strohmern ein paar mal im Jahr zwei Professoren rum (Verwandschaft) Und bringen auch den ein oder anderen mal mit.
Ich kann ihnen nicht das Wasser reichen, aber glücklich kann ich sie machen. Ich höre ihnen zu! Und wenn du dir etwas erklären lässt ... was weis ich, wie eine Drehbrücke fuktioniert zum Beispiel oder was das besondere an der Golden Gate Brücke ist, hast du mehr Boden gut gemacht als mit einem verunglückten Versuch schlagfertig zu sein.

Versuche es so.

@Dunkelbunte zum Thema Authentizität… ich habe eben den Eindruck als hätte ich garkeine feste Persönlichkeit in dem Sinne.

Schüchternheit ist es auch nicht, eher eine Art Einfallslosigkeit und eine zu starke Selbstbeobachtungen.

Ich war jahrelang in Therapie wegen einer Hypochondrischen Störung, der Psychiater hat Anteile einer histrionischen Persönlichkeit benannt.
Vielleicht nicht im Sinne einer Persönlichkeitsstörung, aber Merkmale erkenne ich aufjeden Fall. Leitmerkmale sind unter anderem
dieses nach außen gerichtete, Hauptsache gefallen , kein eigenen Standpunkt haben.
Und auch das man sich selbst nicht richtig hat . Finde ich sehr zutreffend.

@Kara-velle
Das ist ein guter Ansatz.
Danke . Ich möchte sowieso lernen besser zuzuhören statt etwas von mir darzustellen .





Dr. Reinhard Pichler
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