Zitat von Azure: Aber ich kann mir vorstellen, dass eine Erläuterung von dir etwas anderes beinhaltet, als das Ergebnis das ich beim darüber nachdenken erziele...
Das denke ich auch. Macht aber nix, denn so wie ich Dich zu kennen glaube, näherst Du Dich den Arten des Schweigens sowieso auf Deine eigene, hochinteressante Weise. Zudem würde dieses Thema bei mir eine Schleuse öffnen, deren Rückhalt ich keinem (nicht mal mir selber) antun will. Vielleicht aber wäre es einen separaten Thread wert?
Zitat von Azure: Da frage ich mich manchmal, wieviel Zeit und Energie Leute, die einen guten Wortschatz haben wohl dafür investieren...
Ich kenne einige wenige dieser Menschen und interssanterweise ist das glänzendste Beispiel dafür jemand, der seit einigen Jahren so gut wie nie aktiv spricht, weil er sehr zurückgezogen lebt. Dafür schreibt (und liest!) er sehr viel. Wenn wir uns dann aber mal wieder treffen, dann habe ich idR einen Redebesitzanteil von gefühlt 5% im Vergleich zu ihm. Er hat sich schon mehrmals dafür entschuldigt, denn es ist gar nicht so einfach ihm zu folgen. Der Wiener Kabarettist alias Gunkl wäre da ein guter Vergleich.
Zitat von Azure: Über das Charaktersache muß ich noch nachdenken...
Ich glaube, dass hier die individuelle Ausprägung des Egos
mitentscheidend ist. Mancher muss sich akustisch
äußern um etwas zu ver
innerlichen. Sie
nehmen sozusagen aktiv ein Wort in ihren (Wort-)Schatz auf.
Andere hingegen mögen selber lieber still den Sinn (und Wert) eines Wortes einfließen lassen und werden dann eher selbst
Teil des Begriffs. Sie häufen also - funktionell - eigentlich keinen Wortschatz an sondern überlassen sich dem Spiel (und dem Potentzial) des Wortes.
Letzterer Typ erscheint mir authentischer als Gesprächspartner, auch wenn dieser idR weniger Worte benötigt, da sie bei ihm flexibler wirken.
Zitat von Azure: Du bist ein Beispiel für Personen, die ab und an aus meiner Sicht ziemlich treffende Begriffe schreiben.
Oh, das freut mich.
Zitat von Azure: Manchmal sind sie so genau, dass ich feststelle, dass es mir nicht nur an Begriffen sondern auch am Verständnis oder vielleicht an der Fähigkeit zum Verständnis fehlt.
Seltsam, ich habe eigentlich den Eindruck, dass wir uns idR sogar ziemlich gut verstehen. Umso überraschender für mich, da ich in meiner Wahrnehmung eben nicht allzu verständlich formuliere. Zudem neige ich dazu, Sätze inhaltlich stark zu verdichten, was es für den Leser (und Zuhörer) umständlich macht.
Andererseits weiß ich Deine höchst angenehme Bescheidenheit zu schätzen. Deine eigenen Threads wirken auf mich wie Glätteisen in diesem Forum - positiv gesprochen: obwohl das Projekt Azure erkennbar ist, finde ich keinerlei Seichtgebiete, nur offene und klar formulierte Erlebens- und Lebensführungsanalysen. Das macht es für uns Leser meist äußerst gut nachvollziehbar.
Zitat von Azure: Ich suchte hier hier noch nach einem Begriff, was eher einfache Worte beschreibt, die von einem größeren Teil der Bevölkerung verwendet werden, weil sie eher einfache Medienkost konsumieren - fiel und fällt mir nicht ein, würde ich vermutlich ( ich spreche ja aus Eitelkeit nicht alles aus )
Das ist m. E. ein schönes Beispiel für die charakterbedingten Wort- und Schweigearten.
Zitat von Azure: wichtige oder die wichtigsten Mermale, die einen Menschen oder Produkt ausmachen
Da würde
ich z. B. markant verwenden, ohne mir groß Gedanken über dessen Herkunft zu machen.
Zitat von Azure: Das ist dann ein Beispiel dafür, dass ich mich darüber ärgere, dass ich sprachliche Schwierigkeiten habe..
Geht mir ganz oft ganz genauso, aber ich glaube derlei Probleme sind u. a. auch der z. T. überstrapazierten Innenschau geschuldet. Hier sind wir vielleicht auch schon wieder bei den beiden oben skizzierten Charaktertypen.
Zitat von Azure: Ich beließ es nach einigen Kürzungen dann bei diesem Satz.
Danke für die erhellende Erklärung. Ist es nicht interessant, welcher Effekt dadurch (z. B. bei mir) erzielt wurde!? Und das eigentlich ohne diesbezügliche Absicht...
Zitat von Azure: Hier bin ich mir nicht sicher, was die bessere Charaktereigenschaft ist:
a) sich selbst treu bleiben, egal mit wem man spricht
b) auf das Gegenüber eingehen.
Während ich das so lese, bilde ich mir ein, dass ich inzwischen bereits einen sehr gefestigten Charakter habe, weil ich inzwischen recht gut das eine vom anderen unterscheiden kann und situativ anwende.
Den Eindruck habe ich von Dir auch - zumindest hier im Forum. Insofern erübrigt sich vielleicht eine Bewertung.
Und was das sich selbst treu bleiben angeht bezweifle ich sowieso, dass uns mittelbar etwas anderes übrig bleibt, egal welche Worte wir absondern...
Zitat von Knipsi: Was ich fuer mich aber weiß, wenns darum geht empathisch zu sein und Mitgefuehl zu zeigen, denn bin ich 1a und sehe darin meine Staerken.
Schönheit der Worte hat ihre Grenzen. Ehrliches Mitgefühl und Empathie überschritt schon sämtliche Grenzen, bevor Sprache diese erschuf...
Zitat von Knipsi: Um auf den Punkt zu kommen: ich denke an Theorie und Praxis gleichzeitig zu schrauben ist ein großes Vorhaben.
Vielleicht kann es aber auch nur so funktionieren (und auch längerfristig interessant und somit lohnend sein, wie es m. E. in Azures Fall eben seit einiger Zeit hier protokolliert wird).
Zitat von Knipsi: Sprich mich auf die Laenge meiner Aussage zu fokussieren. Mir einen zeitlichen Rahmen zu setzen.
Ich glaube, hier könnte es helfen grundsätzlich
nicht zu zeitnah zu antworten sondern sich bezüglich der Worte eine gewisse Askese aufzuerlegen. Stelle Dir vor, Du hättest z. B. nur 10 Worte zur Verfügung - welche drücken Deine Haltung im aktuellen Kontext am treffendsten aus?
Gehe zudem davon aus, dass es grundsätzlich
niemals 100% Übereinstimmung mit Dir und dem Begriff geben
kann. Vertraue notfalls eher auf Knipsi statt auf die (vermeintlich) beste Wortwahl. Die ganze Knipsi wirkt effektiver als die tollsten Sätze...
Zitat von Knipsi: Bin ich jetzt eigentlich vom Thema abgekommen?
Ich glaube, wir stoßen gerade erst zum Kern des Themas vor...