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Guten Tag Ihr Lieben,

ich bin total fertig. Mein Mitbewohner und ich sind im Juni umgezogen und meine Familie und Freunde der Familie haben sich heute für morgen zum Stühle rücken angemeldet. Eigentlich wird so was ja geheim gemacht, als Überraschung, aber da meine Mutter mich kennt, hat sie vorsichtshalber doch nachgefragt ob ich zu Hause bin und ob mir das recht ist.
Das ist es nicht. Ich frage mich, wie sie darauf kommt, das mir so etwas gefallen könnte. Na ja, bei meiner ersten Wohnung vor einigen Jahren, wurde ich damit überrascht und da war es okay, aber das ist lange her und einige meiner Symptome sind seit dem stärker geworden (ich habe Borderline, ÄvPs, SPs). Mein Mitbewohner und ich (wir waren früher einmal ein Paar), haben es auch nicht gerade leicht mit einander, haben uns gerade erst wieder nach einem Streit versöhnt. Außerdem habe ich nicht so einen engen Kontakt mit meiner Familie (außer den Eltern), geschweige denn zu den Freunden der Familie. Deshalb ist es ungünstig mit einem Besuch überrumpelt zu werden. Aber meine Mutter (die das Stühle rücken arrangiert hat) und die anderen geben die Hoffnung nicht auf, dass mir so etwas einmal nicht unangenehm ist, und dass der Kontakt wieder besser wird. Aber mir ist es total unangenehm, ich fühle mich schlecht bei dem Gedanken daran. Das habe ich auch gesagt, aber meine Mutter sagte, vielleicht überlegst du es dir nochmal. Mein Vater sagte sogar, das kann man jetzt nicht mehr rückgängig machen. Die Leute sind darauf eingestellt und haben schon dafür eingekauft. Aber ich will das nicht und werde es auch nie wollen. Und gleichzeitig tut es mir so leid, dass ich so etwas immer absage, dass ich so eine Enttäuschung bin. Denn sie wollen ja nur nett sein und haben mich lieb.
Ich bin traurig und wütend zu gleich. Nichts will mir mehr gelingen, seit dem ich davon weiß. Ich bin total antriebslos, obwohl es mir seit gestern gut ging. Aber meine Gefühle gehen sowieso dauernd auf und ab.
Dieser Umzug war keineswegs freiwillig, außerdem sind wir in den Ort gezogen, in dem ich am allerwenigsten leben wollte. Damit habe ich mich jetzt fast schon arrangiert. Und nun das.
Meine Mutter ist mir nicht böse, dass ich das Treffen absagen will und sie hätte auch kein Problem damit, den anderen abzusagen. Aber dennoch, wie soll ich mit dem Schuldgefühl fertig werden, wie soll das in Zukunft weiter gehen mit ähnlichen Situationen?

Das hier ist mein zweiter Versuch gewesen, den Beitrag zu schreiben, ich hoffe er ist verständlich.
Danke für´s lesen.

LG, Melancholy

09.07.2016 14:48 • 13.07.2016 #1


9 Antworten ↓


Meine Liebe, wenn's dir dabei nicht gut geht, dann sag einfach nein.

Und was ist denn Stühle rücken? Ist das was okkultes?

Dann schon dreimal nein.

A


Stühle rücken

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Hallo Melancholy,

ich weiß auch nicht, was Stühle rücken ist. Vielleicht kannst Du uns da nochmal aufklären.

Ich kann in etwa nachfühlen wie es Dir gerade geht. Vermutlich hast Du auch öfter mal das Problem NEIN zu sagen und fühlst Dich überrumpelt, weil andere Menschen Dir quasi vor diktieren, wann Du was in Deinem Leben zu machen hast. Hinterher ärgerst Du Dich dann, dass Du nicht deutlich Stellung bezogen hast und steckst in der Zwickmühle.

Vielleicht solltest Du Dich aber jetzt doch trauen, Deiner Mutter zu sagen, dass Du besagtes Stühle rücken nicht möchtest und sie bitte den anderen Menschen Bescheid geben möchte, dass das abgesagt ist. Wenn da irgend jemand sauer darüber ist, dann musst Du damit leben und es ist kein Weltuntergang.

Übe generell immer wieder, Deine Meinung sachlich und zeitnah kund zu tun. Sowas geht auch gut im Alltagsleben bei kleineren Begebenheiten. Das stärkt Dein Selbstbewusstsein und macht auch Deine Persönlichkeit besser sichtbar.

LG, Martina

Liebe Icefalki und Perle,

danke für Eure Antworten. Stühle rücken ist eine Art Wohnungseinweihungsparty bei der Leute spontan zu Besuch in die neue Wohnung kommen und Essen und Trinken mitbringen. Das hat bei uns in der Region Tradition. Es ist nichts weltbewegendes, aber für mich unangenehm, da ich erstens noch überhaupt nicht hier angekommen bin und zweitens spontane Besuche schrecklich finde, da es eine Grenzüberschreitung für mich ist.
Ich habe gerade mit meiner Mutter telefoniert und versucht ihr meine Sicht der Dinge zu erklären. Aber sie ist enttäuscht und versteht es einfach nicht und es fällt ihr schwer das zu akzeptieren, denn sie steht jetzt vor der Aufgabe den anderen abzusagen, was ihr doch zu schaffen macht. Das ist aber ihr Problem, auch wenn es gemein klingt. Niemand hat sie dazu gezwungen den Leuten eine Party zu versprechen. Aber mich will sie zwingen, weil sie denkt ich müsste mehr unter Leute kommen, mit der Familie zusammen sein. Das ist auch nicht gerade nett.
So deutliche Worte habe ich bei meiner Mutter nicht gefunden. Sollte ich ihr das noch mal so deutlich sagen?

LG, Melancholy

Also, ich denke, dass Du ihr das sinngemäß doch am Telefon schon gesagt hast. Das Wichtigste in diesem Moment ist doch, dass die Einweihungsparty abgesagt ist. Kann mir schon vorstellen, dass das jetzt für Deine Mutter nicht angenehm ist, den ganzen Menschen Bescheid zu geben. Aber es ist eben auch ihre eigene Inszenierung. Sie hat das alles bestimmt gut gemeint aber sie hat Dich und Deine Bedürfnisse in dem Moment übergangen und nun muss sie diese Suppe eben auslöffeln.

Du kannst ja in einigen Tagen, wenn alle Gemüter sich wieder beruhigt haben, noch einmal mit ihr sprechen und ihr Deine Sicht der Dinge erläutern. Aber nur, wenn Du das möchtest. Man muss nicht immer alles im Leben erklären. Ein Nein ist ein Nein und kann auch so für sich stehen bleiben.

LG, Martina

Danke, Perle. Ja, so sehe ich das auch. Ich habe ausgesprochen, wie ich es empfinde und es ist besser, das erstmal so stehen zu lassen. Vllt. spreche ich das Thema später noch einmal an.
Es ist schwer bei den Eltern Klartext zu reden, ohne noch in die Rolle des kleinen Kindes zu fallen. So denken die Eltern leicht, sie können ihre Meinung über die der Kinder stellen. Das lerne ich wohl noch mit der Zeit.
Übrigens hätte mein Schematherapeut mir etwas ähnliches erzählt, wenn ich mit ihm hätte sprechen können.
LG

Ich find das super. Wende dieses Nein ruhig öfters an, wenn es eben ein Nein ist.

Und auch ein Ja. Das sind klare Aussagen.

Auch wenn es deine Mutter gut meint, so ist das nicht immer gut gemacht. Wird sie auch noch lernen, und wenn die Beziehung in Ordnung ist, verrutscht da auch nichts.

Diese klaren Aussagen von uns, unsere Abgrenzungen, merken und wissen, was uns gut tut, das ist es doch, was wir u.a. In der Therapie lernen dürfen.

Hast du heute angewendet, weil es um dich dabei ging. Nicht, um andere Menschen vor den Kopf zustoßen, oder sie zu ärgern, nein, um dich zu schützen.

Und wenns dir gut geht, dann kommt das Ja. Jetzt bin ich angekommen, jetzt würde es mir auch Spaß machen.

@Icefalki, ja, so sehe ich das auch. Wenn ich mehr zu mir selbst stehe, werde ich auch lockerer und kann auch mal ja zu solchen Unternehmungen sagen.
Ich bin froh, dass ich mich ans Forum gewendet habe und fühlte mich gleich etwas besser, als ich Perles und Deinen Kommentar gelesen habe.
Schönen Abend noch!
LG, Melancholy

Tag Ihr Lieben!

Ich habe diese ganze Geschichte gut überstanden. Ab und zu war ich noch wütend, vor allem auf meine Mutter. In der Situation befand ich mich im Kleinkindmodus und die große Melancholy hat der kleinen Melancholy gut zu geredet, sie an die Hand genommen mit den Worten, ich verstehe deine Gefühle und wir stehen das gemeinsam durch. Das ist eine für mich sehr hilfreiche Methode, die ich in der Schematherapie gelernt habe.
Mit meiner Mutter kann ich wieder normal umgehen und habe ihr auch verziehen. Sie ist ein liebevoller Mensch und hat es gut gemeint. Manchmal will sie etwas zu viel auf eine nicht so gute Weise durchsetzen, das hat sie verstanden und wird es lernen. Am Montag war ich wieder beim Therapeuten und er fand ich habe in der Situation eine gute Lösung gefunden.

LG, Melancholy

Setze Grenzen. Fertig.

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Dr. Reinhard Pichler
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