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Zitat von ängstlicheKatze:
Ebenso verstehe ich nicht, dass bei uns überhaupt Menschen auf der Straße leben müssen, und dass es ihnen so schwer gemacht wird, wieder eine Wohnung zu finden.

Die Leute müssen nicht auf der Straße leben. Die, die das tun, wollen das so.
Auch wenn wir Wohnungshaber das nicht nachvollziehen können.

Wer wirklich von der Straße weg will, wird in Deutschland sehr gut unterstützt, erstmal zumindest ein Dach und ein Bett zu bekommen und dann ein Zimmer oder eine Wohnung. Allerdings muss der Betreffende natürlich bereit sein, sich dann um die Wohnung und ihre Bezahlung zu kümmern, andernfalls verliert er die Wohnung bald wieder, denn Vermieter brauchen auch Geld. Wer das aber auf die Reihe kriegt, bekommt ja die Wohnung von der Sozialhilfe/ALGII bezahlt.

Da fragt sich der gutbezahlte Grieche im öffentlichen Dienst: Ich trink Ouzo, was machst du so?

hab ich noch nie gehört, finde ich super diesen spruch
mal was zum lachen

A


Zu starkes Mitleid mit Menschen, oft unangebracht

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Ich hol diesen alten Thread mal hoch statt einen neuen aufzumachen.

Bin gestern mit meiner Psychotante auf dieses Thema gekommen. Sie meinte, es wäre ihr ein absolutes Rätsel, warum ich so verdammt viel Mitleid hätte. Ging in erster Linie um meinen Vater, der unsere Beziehung seitdem ich auf der Welt bin ruiniert hat, der respektlos, egoistisch, selbstfixiert ist, cholerisch, nie Fehler bei sich sucht... alles in allem ein sehrUnd unangenehmer Zeitgenosse, jederzeit kurz vorm Explodieren, der einfach keine Rücksicht nimmt und sich offenkundig nicht schert, wie er auf andere wirkt bzw. wie es anderen Leuten durch ihn geht. Ich möchte auch nichts mit ihm zu tun haben, obwoh ich ihn halt liebe, weil er halt irgendwie mein Vater ist. Ist ja auch egal. Auf jeden Fall habe ich ein unerträgliches Mitleid mit ihm. Ich denke er macht sich so unglücklich, merkt es nicht, kriegt Beziehungen nicht auf die Reihe, es muss ja was Schlimmes passiert sein, dass er so ist - und und und ... Und dann fühl ich mich wieder schuldig, dass ich am liebsten nichts mit ihm zu tun hätte und fühl mich verantwortlich dafür, dass er glückich wird, weil er allein absolut nicht in der Lage ist, etwas richtig zu machen und sich glücklich zu machen.
Psychotante sagt, ich entmündige ihn und entschuldige, dass er so sch... zu mir ist. Es wäre total falsch, Mitgefühl mi ihm zu haben. Er wär kein Opfer von mir, er würde mir schaden. Aber ich zerfieße fast vor Mitleid!

Naja, und dieses Prinzip zieht sich durch jeden Lebensbereich: je beschissener wer zu mir ist, desto mehr interpretier ich die Opferrolle in ihn hinen. Völlig unangebracht. Ich würde *beep* glaub ich noch in Schutz nehmen, hätte ich ihn persönllich gekannt. Das ist absolut falsch... Und sie weiß nicht, wo das herkommt.

Da das offensichtlich viele haben: hat jemand 'ne Idee? Was die Ursache dafür ist?

Mitgefühl finde ich wichtig und ich ertappe mich auch dabei, mit Leuten mitzufühlen, die es eigentlich nicht so gut mit mir meinten. Denn ich denke, es hat seinen Grund, warum jemand so oder so ist. Es gibt solche und solche Leute, haben alle ihre eigenen Erfahrungen machen müssen von Kindheit an. So gehts mir auch mit meinem Partner, der eigentlich auch keine einfache Kindheit hatte und es mich auch nicht wundert, warum er so ist, wie er ist...

Klar ist Mitgefühl wichtig, aber es kann eben auch zu viel sein: wenn man zum Beipsiel jemanden, der einem nur schadet, in seinem Leben lässt aus Mitgefühl und weil man dessen Wohelergehen über sein eigenes stützt. Wenn man aus mitgefühl keine Grenzen setzt oder vertritt, wenn man aus Mitgefühl sich selbst verbiegt ...
Und man kann ja auch zu viel Verständnis haben: klar hat jeder eine Geschichte, aber jeder hat auch die Wahl, ob er anderen Menschen schadet. Wenn man das nicht sieht, entmündigt man die Leute und spricht sie von jeder Verantwortung frei.
Und klar, es ist auch supernervig, wenn einem die Tränen in die Augen steigen, weil man einen Flaschendammler o.ä. sieht.

Zuviel ist nie gut, da gebe ich dir völlig recht.

für mich sind die beiden Begriffe etwas völlig unterschiedliches, Mitleid und Mitgefühl. Zuviel Mitleid kann schädlich für einen selbst sein, zuviel Mitgefühl kann man irgendwie gar nicht haben, schon gleich nicht in der heutigen Kälte da draußen in der Welt.

indem ich mich sehr in andere hineinversetze, stresse ich mich manchmal selbst, das ist richtig, aber: ich kann das Gegenüber auch viel öfters besser verstehen und das wiederum hilft ja dann uns beiden

Das sehe ich genauso, tasia.

Darüber lässt sich streiten, aber hat jemand 'ne Ahnung, wo das herkommt?

Achso, in der Psychologie Heute Kompakt über Menschenkenntnis stand was über Mitgefühl und Empathie drin. Ich glaube, was du mit dem kann-nie-zu-viel-sein Mitgefühl meinst, das ist Empathie. Man versteht den anderen, indem man eine gewisse Distanz bewahrt und nicht vor Mitleid zerfließt. Bei Mitleid/Mitgefühl fühlt man halt nur nach, was der andere fühlt, also Wut, Ärger, ..., ohne die nötige Distanz, ohne es zu hinterfragen, zu verstehen, ...

Ich merke, dass wenn es mir schlecht geht, ich vermehrt / zu viel? Mitleid mit anderen Menschen habe. Wenn es mir gut geht, liegt das Mitleidsempfinden meist im gesunden Maß.
Daher die Überlegung: Fliehe ich vielleicht vor mir selber, vor meinen eigenen Probleme, indem ich mich vermehrt mit dem Leid der anderen beschäftige? Vielleicht sollte ich lieber einmal mehr Mitleid mit mir selbst haben, als mit anderen? So würde ich mich vielleicht eher mit meinen Sorgen und Problemen auseinandersetzen, statt meine Gedanken abzulenken, indem ich an das Leid anderer denke?

für mich hat Mitleid auch eine anmaßende Komponente. Ich urteile darüber, ob es dem anderen Menschen gut oder schlecht geht. Bsp.: Warum hat ein behinderter Mensch ein schlechteres Leben als ich? Warum habe ich Mitleid mit ihm? Das Mitleid ist doch nur meine Sicht der Dinge. Aber es geht doch nicht um mich, sondern um den anderen Menschen.

Hallo!

Finde ich interessant, worüber ihr da gerade sprecht!

Mir ist folgende Unterscheidung bekannt:

1) Mitleid = Mit-Leiden. Dann leide ich selbst. Zweifach blöd: 1. ich empfinde Schmerz o.ä. und 2. ich kann mein Gegenüber gar nicht mehr wirklich wahrnehmen oder verstehen, weil ich dann ja mit meinen eigenen unangenehmen Gefühlen beschäftigt bin. Und es wird nicht nur Mitgefühl (s.u.) aktiviert, sondern eben Leiden - und wir verstricken uns mitunter in unserem eigenen Leid.

2) Mitgefühl = ich empfinde etwas in Reaktion auf andere. Das muss noch kein Leid sein, ist insofern vielleicht neutraler. Mir fällt da immer der Buddhismus ein, in dem alles mit allem als verbunden angesehen wird (Menschen, Tiere, Natur...). Wenn ein Wesen Schmerz empfindet, dann ist es, als würde ein Teil von uns Schmerz empfinden. Insofern ist Mitgefühl aus dieser Sicht heraus ganz natürlich. Wir empfinden mit. Aber eben nicht zwingend leidend.

3) Empathie / Einfühlung. Hierbei kann es sein, dass ich mich selbst, meine eigenen Gefühle, vielleicht sogar bewusst mal hintenanstelle und versuche, mich in den anderen einzufühlen. Das hat dann nichts damit zu tun, intellektuell oder verstandesmäßig zu verstehen/analysieren/Probleme attestieren/Ratschläge oder Lösungen anzubieten o.ä. Und eben auch nicht, selbst den Schmerz zu fühlen (Mitgefühl oder auch Mitleid). Sondern den Gefühlen/Bedürfnissen des anderen Raum zu geben, sich auf den anderen und sein Erleben einzuschwingen. Was da helfen kann, ist Spiegeln also z.B. nachzufragen Bist du gerade traurig?. (Mitleid oder auch Mitgefühl wäre stattdessen übrigens z.B. Das macht mich ganz traurig wenn ich das höre... - denn dann bin ich schon wieder bei mir (meinem Schmerz) und nicht beim anderen...)

Viele Grüße

Hat man selbst ne labile Zeit ist übertrieben starkes Mitleid wohl normal...kenne ich von mir so

Zitat von malory:
Hat man selbst ne labile Zeit ist übertrieben starkes Mitleid wohl normal...kenne ich von mir so


Bäh, dann hab ich schon seit Jahren 'ne labile Zeit - aber will ich nicht ausschließen
Und ja, es ist tatsächlich anmaßend, mit anderen Mitleid zu haben - vor allem, wenn man nichtmal weiß, wie es ihnen eigentlich geht. Alles höchst unproduktiv.
Aber wie kann man das ganze auf ein Normalmaß reduzieren?

Zitat von Katatro-Fee:
Aber wie kann man das ganze auf ein Normalmaß reduzieren?

Indem man sich bewußt macht, das sind meine Gefühle, aber was fühlt denn eigentlich der andere, der eigentliche Betroffene? Wie geht es ihm selbst in seiner Situation?

Ich erzähle sehr selten, wenn es mir mal schlecht geht, weil es mich ank. dass ich mir dann ständig die Geschichten von anderen anhören muss. Ja, bei mir war es auch so, oder bei dem war es so ähnlich oder noch schlimmer....
Wenn es mir schlecht geht, dann will ich mich mit meinem Schmerz auseinandersetzen und nicht mit dem von anderen. Das mache ich dann wieder, wenn es mir gut/besser geht.

ah, Rohdiamant, das ist ein klasse Beitrag, wie ich finde bzw. du hast es super auf den Punkt gebracht!

wie ich es hasse, wenn das Gegenüber nur von sich spricht, ich halte das oftmals kaum aus, mache dann komplett zu, um mich vor so viel Egoismus zu schützen.

@Auch-einsam?

Danke, für deine Ausführung, das ist in meinen Augen tatsächlich so. Sehr interessant, es regt zum Nachdenken an.

Habe oft auch Mitleid mit den Leuten weil jeder mir seine Lebensgeschichte aufdrückt....die Leute denken eben wenn man Therapeutin ist muss man alles verstehen und auch privat anhören! Wobei mich im Alltag seltsamerweise mein Job schon abgehärtet und etwas stumpf gemacht hat. Wenn man schlimm erkrankte Patienten hat, Amputationsopfer und und und. Aber wenn ich total am Ende bin tut mir das plötzlich auch stark leid
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Zitat von Rohdiamant:
Ich erzähle sehr selten, wenn es mir mal schlecht geht, weil es mich ank. dass ich mir dann ständig die Geschichten von anderen anhören muss. Ja, bei mir war es auch so, oder bei dem war es so ähnlich oder noch schlimmer....
Wenn es mir schlecht geht, dann will ich mich mit meinem Schmerz auseinandersetzen und nicht mit dem von anderen. Das mache ich dann wieder, wenn es mir gut/besser geht.


Ganz genau so ist es bei mir auch. Wenn es mir schlecht geht, dann interessiert es mich absolut nicht, wie es jemandem andern geht. Wenn es mir gut geht, kann ich zumindest so tun, also ob mich die Probleme von anderen berühren (was aber nicht der Wahrheit enstpricht).

Zitat von tasia:
wie ich es hasse, wenn das Gegenüber nur von sich spricht, ich halte das oftmals kaum aus, mache dann komplett zu, um mich vor so viel Egoismus zu schützen.

Genau, darum habe ich es aufgegeben meinen Schmerz mit jemanden zu teilen. Hinterher habe ich mich meist noch elender gefühlt.

Zitat von Schlaflose:
Ganz genau so ist es bei mir auch. Wenn es mir schlecht geht, dann interessiert es mich absolut nicht, wie es jemandem andern geht. Wenn es mir gut geht, kann ich zumindest so tun, also ob mich die Probleme von anderen berühren (was aber nicht der Wahrheit enstpricht).

Na, ja, die Probleme der anderen berühren mich auch nicht so, bin da wohl sozusagen ziemlich gefühlskalt. Aber, ich versuche herauszufinden, ob derjenige nur jammern möchte (dann höre ich mir halt seine Sorgen mal an und gut) oder ob er etwas daran ändern möchte. Dann fange ich an mich zu interessieren und versuche ihm dabei zu helfen. Das Interesse zeigen ist dann oft mal schon ein guter Ansatz und allein das hilft dem anderen schon.

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Dr. Reinhard Pichler
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