Hi Linchen!
Dieses Ohnmachtsgefühl kann ich absolut nachvollziehen. Die Metapher mit der Tür ist sehr passend. Momentan geht’s mir ganz ähnlich. Das Gefühl, zu wissen, was falsch ist und nicht dagegen anzukommen ist echt fies. Ich kenne das aus so vielen Situationen. Wenn man etwas erst hinterher begreift kann man sich sagen, dass man es jetzt besser weiß und beim nächsten Mal dann anders macht. Aber wenn man mitten drin steckt und es merkt und es dann nicht schafft etwas zu ändern, ist das wirklich frustrierend.
Ich müsste z.B. seit ein paar Tagen eine beruflich echt wichtige Mail schreiben… aber ich trau mich nicht ran und habe Angst vor dem was dann passiert. Ich werd ganz kribbelig und alles zieht sich innerlich zusammen wenn ich nur dran denke. Jeden Tag ärgere ich mich mehr über mich selbst und fühle mich total doof, weil ich ja weiß, dass es immer schwerer wird, je weiter ich es aufschiebe und mir selbst nur immer mehr Angst davor mache, indem ich mir mehr Zeit gebe darüber nachzugrübeln. Trotzdem tue ich alles Mögliche außer diese Mail zu schreiben. Und irgendwann ist der Punkt erreicht wo ich am liebsten den Kopf gegen die Wand hauen möchte.
Meine Therapeutin meinte: „Seien Sie nicht so hart zu sich, wenn sie etwas tun wollten und nicht gemacht haben. Wenn Sie es in dem Moment problemlos gekonnt hätten, hätten Sie es ja einfach getan.“ Da hat sie recht, aber es ist schwer das zu verinnerlichen.
Hab Geduld mit dir selbst. Du hast so viele Jahre daran gearbeitet innere Mauern und Gerüste aufzubauen, um irgendwie mit allem zu leben. Nun dauert es eben, all das wieder abzubauen und manchmal muss man erst suchen, wo man ein einen Stein rausziehen kann oder ein Brett wegnehmen, damit es weiter geht und nicht alles über einem einstürzt.
Es ist schon echt seltsam, dass man sich als Kind beibringen kann, so viele schlimme Dinge zu verkraften, über die man als Erwachsener nachdenkt und sich fragt: Wie habe ich das bloß ausgehalten? Nur irgendwann holt es einen eben ein und macht sich an irgendeiner anderen Stelle bemerkbar. Aber du hast recht, wenigstens weiß man so, dass man stark ist.
Tut mir leid zu hören, dass es bei dir bis zum Zusammenbruch gekommen ist. Aber hey, du hast den Weckruf gehört – und jetzt bist du schon wieder aufgestanden und losgelaufen! Daran kannst du sehen, wie stark du bist. Es gibt nahezu keine ausweglosen Situationen, es geht immer irgendwie weiter. Manchmal braucht es nur etwas Geduld oder eine ganz kleine Veränderung und plötzlich sieht man einen Weg, oder bekommt irgendwoher die Kraft oder Hilfe etwas zu tun, was man vorher nicht konnte und dann geht es immer leichter.
Das mit den Freundschaften ist bei mir auch, wieder mal, ganz ähnlich wie bei dir. Ich habe auch lange gezweifelt, ob es sich lohnt, die Zeit und Mühe zu investieren nur um dann am Ende vielleicht enttäuscht zu werden. Damals ging es dann aber irgendwie ganz von allein und irgendwann hab ich nicht mal mehr drüber nachgedacht – die Freunde waren einfach da. Als damals meine erste Therapie zu Ende ging hatte ich wirklich das Gefühl, dass ich sie auch gar nicht mehr brauchte.
Mittlerweile habe ich echt viele Freunde, nette Bekannte und Kumpels - eben so viele, dass ich nicht mehr hinterherkomme. Dabei bin ich aber immer hin und hergerissen zwischen dem Bedürfnis, die Leute auf Distanz zu halten und dem, mich ihnen anzuvertrauen. Je älter man wird und je länger und besser man sich kennt desto komplizierter werden viele Beziehungen. Jeder schleppt seine eigenen Probleme mit und ja, du hast so Recht, Freundinnen machen Drama!
Früher war das weniger relevant für mich, aber mittlerweile denke ich einfach wieder (zu) viel darüber nach und versuche, mich gegen alles abzusichern, weil ich eben schlechte Erfahrungen gemacht habe. Meinen Glauben an „beste Freundinnen“ habe ich endgültig verloren, fürchte ich. Ich versuche bei angehenden Freundinnen (ich finde die Bezeichnung ganz passend! ) einzuschätzen, was für ein „Drama-Potential“ sie hat und denke gleich darüber nach, wie die Freundschaft wohl irgendwann enden könnte. Seit ein paar Jahren führt das eigentlich immer genau zu dem, was du schriebst: „lieber immer alles eher schwammig und somit keine basis für ein drama.“
Aber ich weiß, dass es gut für mich wäre, Leute zu haben, mit denen ich über persönliche Dinge reden kann. Momentan habe ich die Therapie, aber irgendwann ist die vorbei. In den letzten Jahren war mein Partner mir zwar noch eine große Stütze und ich kann auch über das meiste mit ihm sprechen, aber ich habe Angst, ich könnte die Beziehung irgendwann überstrapazieren. Zumal es eben auch in der Beziehung Schwierigkeiten gab, die noch nicht vergessen/verziehen sind und immer mal wieder hochkommen. Wenn wir Stress miteinander haben merke ich jedes Mal, dass ich noch jemand anders brauche.
Das mit dem (ex)Freund hatte ich missverstanden, sorry. Aber so wie du es beschreibst kann ich mir deine Zwickmühle gut vorstellen. Wenn man jemand einfach als Menschen liebt oder wie ein Familienmitglied, dann ist es echt schwer, sich zu lösen. Andererseits gibt es keine Verpflichtung zur Liebe, auch nicht in der Familie. Schuldgefühle, Verantwortungsgefühle, Verlustangst und ein paar schöne Erinnerungen sind nun mal nicht dasselbe wie Liebe und auch nicht gleichwertig. Entschuldige, wenn ich das so hart sage, ich bin da irgendwie sehr nüchtern. Natürlich kannst nur du einschätzen, ob die Beziehung dir noch gut tut und ob du die schlechten Aspekte mit guten wieder aufwiegen kannst.
Deine vorhandenen und gefühlsmäßigen Männer-Beziehungen klingen für mich erstmal ziemlich kompliziert und konfus. Keine Sorge, ich mache mir jetzt deswegen kein schlechtes Bild von dir. Aber ich stelle mir das alles ziemlich anstrengend vor. Vielleicht ist es – auch wenn es schmerzhaft für dich ist – sogar momentan die beste Lösung, wenn du erstmal Abstand hast und dich mit keinem von ihnen persönlich auseinandersetzt? Denn dann gerät womöglich jedes Mal alles wieder durcheinander oder verunsichert dich.
Du veränderst dich ja momentan, durch das Nachdenken und die Therapie usw., da brauchst du deine Energie für dich selbst. Du solltest dich auch nicht unter Druck setzen lassen – wenn jemand dich liebt und dir vertraut, wird er dir die Zeit geben, dir Klarheit zu schaffen. In einer Weile wirst du wahrscheinlich viele Dinge anders sehen, anders beurteilen, dich anders verhalten als vorher und dann stehen alle Personen und Beziehungen um dich herum in einem anderen Licht da und es wird sich sicher so manches in deinem Leben ändern. Und bei dem einen scheint es ja auch so zu sein, dass vieles gerade stark in Bewegung ist.
Bist du denn zu deiner Therapie hingegangen? Oder hast ein paar Leute getroffen?
Ich glaube, es heißt jetzt einfach: durchhalten, nicht aufgeben, kleine Schritte machen und sich immer wieder sagen, dass manches vielleicht jetzt noch nicht klappt, aber es wird!
Lg vom Blatt
Dieses Ohnmachtsgefühl kann ich absolut nachvollziehen. Die Metapher mit der Tür ist sehr passend. Momentan geht’s mir ganz ähnlich. Das Gefühl, zu wissen, was falsch ist und nicht dagegen anzukommen ist echt fies. Ich kenne das aus so vielen Situationen. Wenn man etwas erst hinterher begreift kann man sich sagen, dass man es jetzt besser weiß und beim nächsten Mal dann anders macht. Aber wenn man mitten drin steckt und es merkt und es dann nicht schafft etwas zu ändern, ist das wirklich frustrierend.
Ich müsste z.B. seit ein paar Tagen eine beruflich echt wichtige Mail schreiben… aber ich trau mich nicht ran und habe Angst vor dem was dann passiert. Ich werd ganz kribbelig und alles zieht sich innerlich zusammen wenn ich nur dran denke. Jeden Tag ärgere ich mich mehr über mich selbst und fühle mich total doof, weil ich ja weiß, dass es immer schwerer wird, je weiter ich es aufschiebe und mir selbst nur immer mehr Angst davor mache, indem ich mir mehr Zeit gebe darüber nachzugrübeln. Trotzdem tue ich alles Mögliche außer diese Mail zu schreiben. Und irgendwann ist der Punkt erreicht wo ich am liebsten den Kopf gegen die Wand hauen möchte.
Meine Therapeutin meinte: „Seien Sie nicht so hart zu sich, wenn sie etwas tun wollten und nicht gemacht haben. Wenn Sie es in dem Moment problemlos gekonnt hätten, hätten Sie es ja einfach getan.“ Da hat sie recht, aber es ist schwer das zu verinnerlichen.
Hab Geduld mit dir selbst. Du hast so viele Jahre daran gearbeitet innere Mauern und Gerüste aufzubauen, um irgendwie mit allem zu leben. Nun dauert es eben, all das wieder abzubauen und manchmal muss man erst suchen, wo man ein einen Stein rausziehen kann oder ein Brett wegnehmen, damit es weiter geht und nicht alles über einem einstürzt.
Es ist schon echt seltsam, dass man sich als Kind beibringen kann, so viele schlimme Dinge zu verkraften, über die man als Erwachsener nachdenkt und sich fragt: Wie habe ich das bloß ausgehalten? Nur irgendwann holt es einen eben ein und macht sich an irgendeiner anderen Stelle bemerkbar. Aber du hast recht, wenigstens weiß man so, dass man stark ist.
Tut mir leid zu hören, dass es bei dir bis zum Zusammenbruch gekommen ist. Aber hey, du hast den Weckruf gehört – und jetzt bist du schon wieder aufgestanden und losgelaufen! Daran kannst du sehen, wie stark du bist. Es gibt nahezu keine ausweglosen Situationen, es geht immer irgendwie weiter. Manchmal braucht es nur etwas Geduld oder eine ganz kleine Veränderung und plötzlich sieht man einen Weg, oder bekommt irgendwoher die Kraft oder Hilfe etwas zu tun, was man vorher nicht konnte und dann geht es immer leichter.
Das mit den Freundschaften ist bei mir auch, wieder mal, ganz ähnlich wie bei dir. Ich habe auch lange gezweifelt, ob es sich lohnt, die Zeit und Mühe zu investieren nur um dann am Ende vielleicht enttäuscht zu werden. Damals ging es dann aber irgendwie ganz von allein und irgendwann hab ich nicht mal mehr drüber nachgedacht – die Freunde waren einfach da. Als damals meine erste Therapie zu Ende ging hatte ich wirklich das Gefühl, dass ich sie auch gar nicht mehr brauchte.
Mittlerweile habe ich echt viele Freunde, nette Bekannte und Kumpels - eben so viele, dass ich nicht mehr hinterherkomme. Dabei bin ich aber immer hin und hergerissen zwischen dem Bedürfnis, die Leute auf Distanz zu halten und dem, mich ihnen anzuvertrauen. Je älter man wird und je länger und besser man sich kennt desto komplizierter werden viele Beziehungen. Jeder schleppt seine eigenen Probleme mit und ja, du hast so Recht, Freundinnen machen Drama!
Früher war das weniger relevant für mich, aber mittlerweile denke ich einfach wieder (zu) viel darüber nach und versuche, mich gegen alles abzusichern, weil ich eben schlechte Erfahrungen gemacht habe. Meinen Glauben an „beste Freundinnen“ habe ich endgültig verloren, fürchte ich. Ich versuche bei angehenden Freundinnen (ich finde die Bezeichnung ganz passend! ) einzuschätzen, was für ein „Drama-Potential“ sie hat und denke gleich darüber nach, wie die Freundschaft wohl irgendwann enden könnte. Seit ein paar Jahren führt das eigentlich immer genau zu dem, was du schriebst: „lieber immer alles eher schwammig und somit keine basis für ein drama.“
Aber ich weiß, dass es gut für mich wäre, Leute zu haben, mit denen ich über persönliche Dinge reden kann. Momentan habe ich die Therapie, aber irgendwann ist die vorbei. In den letzten Jahren war mein Partner mir zwar noch eine große Stütze und ich kann auch über das meiste mit ihm sprechen, aber ich habe Angst, ich könnte die Beziehung irgendwann überstrapazieren. Zumal es eben auch in der Beziehung Schwierigkeiten gab, die noch nicht vergessen/verziehen sind und immer mal wieder hochkommen. Wenn wir Stress miteinander haben merke ich jedes Mal, dass ich noch jemand anders brauche.
Das mit dem (ex)Freund hatte ich missverstanden, sorry. Aber so wie du es beschreibst kann ich mir deine Zwickmühle gut vorstellen. Wenn man jemand einfach als Menschen liebt oder wie ein Familienmitglied, dann ist es echt schwer, sich zu lösen. Andererseits gibt es keine Verpflichtung zur Liebe, auch nicht in der Familie. Schuldgefühle, Verantwortungsgefühle, Verlustangst und ein paar schöne Erinnerungen sind nun mal nicht dasselbe wie Liebe und auch nicht gleichwertig. Entschuldige, wenn ich das so hart sage, ich bin da irgendwie sehr nüchtern. Natürlich kannst nur du einschätzen, ob die Beziehung dir noch gut tut und ob du die schlechten Aspekte mit guten wieder aufwiegen kannst.
Deine vorhandenen und gefühlsmäßigen Männer-Beziehungen klingen für mich erstmal ziemlich kompliziert und konfus. Keine Sorge, ich mache mir jetzt deswegen kein schlechtes Bild von dir. Aber ich stelle mir das alles ziemlich anstrengend vor. Vielleicht ist es – auch wenn es schmerzhaft für dich ist – sogar momentan die beste Lösung, wenn du erstmal Abstand hast und dich mit keinem von ihnen persönlich auseinandersetzt? Denn dann gerät womöglich jedes Mal alles wieder durcheinander oder verunsichert dich.
Du veränderst dich ja momentan, durch das Nachdenken und die Therapie usw., da brauchst du deine Energie für dich selbst. Du solltest dich auch nicht unter Druck setzen lassen – wenn jemand dich liebt und dir vertraut, wird er dir die Zeit geben, dir Klarheit zu schaffen. In einer Weile wirst du wahrscheinlich viele Dinge anders sehen, anders beurteilen, dich anders verhalten als vorher und dann stehen alle Personen und Beziehungen um dich herum in einem anderen Licht da und es wird sich sicher so manches in deinem Leben ändern. Und bei dem einen scheint es ja auch so zu sein, dass vieles gerade stark in Bewegung ist.
Bist du denn zu deiner Therapie hingegangen? Oder hast ein paar Leute getroffen?
Ich glaube, es heißt jetzt einfach: durchhalten, nicht aufgeben, kleine Schritte machen und sich immer wieder sagen, dass manches vielleicht jetzt noch nicht klappt, aber es wird!
Lg vom Blatt
06.02.2012 17:19 • #21