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Hallo, ich habe nun schon seit einigen Jahren eine Sozialphobie mit starken Depressiven Phasen und komme so immer wieder in für mich sehr unangenehme Situationen.
Ich habe immer das Gefühl das ich verfolgt werde und will dementsprechend auch immer wieder wegziehen, in der Hoffnung am nächsten Wohnort komme ich nicht wieder in eine peinliche Situation.
Es reicht schon ein lächeln auf der Straße aus und ich interpretiere sofort was schlechtes hinein und möchte dieser Person nie wieder begegnen. Ich hab das Gefühl das man mir ansieht wie es mir geht, weil ich mich auch meiner Meinung nach komisch Verhalte in solchen Momenten.
Nun meine Frage mit der anschließenden Scham wie geht ihr damit um ?
Wie kann ich diese Gedanken unterbinden oder überhaupt daran zu denken das sich jeder X-Beliebige Mensch auch noch nach Jahren an mich und diese Situation erinnert?

Lg

03.01.2022 10:32 • 06.01.2022 x 1 #1


7 Antworten ↓


Versuche dich drauf einzulassen, auf ein Lächeln auf der Straße oder einen kleinen smalltalk
Danach wirst du merken dass nichts dabei ist und du keine Sorgen haben musst dass etwas komisches geschieht.
Die Leute vergessen eh meistens was man gesagt hat wieder weil sie ihre eigenen Probleme haben
Man denkt immer zu viel , das macht einen nur kaputt
Liebe Grüße

A


Schamgefühl und soziale Phobie

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Du hast Angst vor Menschen? Was ist da im Vorfeld passiert?

Und ja, deine Abneigung sieht man dir an. Ist jetzt keine Schuldzuweisung, aber Menschen merken, wenn etwas nicht stimmt.

Bist du in Therapie ?

Danke für die Antworten
Nein ich befinde mich aktuell nicht mehr in Behandlung, war aber bereits mehrfach inklusive Medikation.

Alles gut, dass würde ich dir nicht mal abspreche dass ich evlt eine Abneigung habe. Wobei ich es eher als Angst definieren würde, was natürlich dann in Abweisung mündet.

Was im Vorfeld passiert ist, dass ich an einen Menschen geraten bin im Freundeskreis der eine Narzisstische Persönlichkeitsstörung hat (damals wusste ich natürlich nicht was das ist) zudem merkte man es die erste Zeit auch nicht, da sie sich dort ja von der Charmanten Seite zeigen.

Dieser Mensch war sehr bestrebt darin andere Menschen so zu manipulieren, dass sich immer mehr Freunde gegen mich eingeschossen haben, auch hin bis zu einem Familienmitglied von mir .
Es wurden Halbwahrheiten und Lügen verbreitet und vorallem mich und mein Leben als eine Lüge dargestellt .
Mir wurde nichts mehr geglaubt und alles was ich erlebt hatte wurde mir abgesprochen oder in Frage gestellt, sowie gleichzeitig auch eine systematische Hetzjagd veranstaltet. Letzten Endes blieb mir nur noch dort die Reißleine zu ziehen und quasi zu flüchten. Umgezogen bin ich nur 1x seit dem, doch dieser Drang immer in Bewegung zu bleiben ist noch da. Ich Umgebe mich auch nur noch mit Menschen die mich Lieben und würde sagen das ich dort nun ein stabiles Umfeld habe. Dennoch kommt es immer wieder hoch und man überträgt das natürlich auch in den Alltag, oder projeziert evtl. die ein oder andere Situation von damals in eine Situation von heute, auch wenn die Intention dieses Menschen gegenüber vielleicht nicht dieselbe ist.

Grüß Dich,

hast Du Scham schon mal genauer untersucht? Ich meine damit nicht nur die von Dir akut empfundene Scham, sondern auch so eine eher grundsätzliche, ursprüngliche Scham.

Fällt Dir dazu was ein?

Willkommen - schön dass Du da bist

@liebernormal ich glaub nicht dass es eine Abneigung gegenüber Menschen ist, sondern die Angst und Unsicherheit vor den Mitmenschen...wenn ich ne Abneigung hätte, dann wärs mir ja egal, was sie über mich denken..ich leide seit meiner Jugend an der SP und wenn ich in sozialen Situationen mich bewege, hab ich angst bin unsicher und tappe dann erst recht in Fettnäppchen..und Ja, wenn mir was peinliches passiert, dann will ich diese Leute auch nicht mehr sehen und meide diese...

@moo Danke für die Antwort ,
die Frage ist, gibt es diese ursprüngliche Scham ? Oder ist sie jedesmal nur ein Konstrukt, aus Erfahrung und Gesellschaftlich/Soziale Normen ? Vielleicht meinst du aber auch genau das , dann ist die Antwort ja .

@Kimsy Auch dir Danke für die Antwort ,
definitiv habe ich große Unsicherheiten, gerade im Umgang mit Menschen.
Das mit den Fettnäpchen kenne ich nur zu gut , man will eigentlich keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, aber tut es trotzdem. Wobei ich mich auch immer wieder ertappe, ist das ich Angst habe man würde mich wiederkennen , obwohl die Wahrscheinlichkeit bei solchen flüchtigen Begegnungen sehr gering ist. Vorallem ich erinnere mich nicht, an die Person wie sie Aussah, aber an die Situation an sich. Das sogar noch Jahre danach ....

@liebernormal Ebenfalls danke ,
Nein, diese gesellschaftlich-angelernte Scham meinte ich nicht - auch nicht die darin enthaltene Kollektivschuld- und -scham. Ich meine etwas viel persönlicheres, was nur uns selber betrifft. Etwas, das wir mit uns selber ausmachen. Ich hatte das von klein auf, ohne zu wissen, woher es rührt und gerade deshalb war es so schwierig, damit umzugehen.

Im Endeffekt habe ich im Laufe meines Lebens herausgefunden, dass es keine Scham war, sondern ein grundlegender Konflikt, den ich jedoch nicht wahrhaben wollte. Diese Lage erzeugte die Emotion von Scham. Das ist ein bedeutsamer Untschied...:

1. Konventionelle Scham:

In der Regel schämt man sich für etwas und das impliziert, dass es ein Objekt (Tat, Ansicht, Denkweise) gibt, wofür das Subjekt (idR Ich) sich schämt. Die Scham ensteht hier dadurch, dass das Objekt nicht mit den etablierten Moralvorstellungen konform geht. Somit stellt die Scham einen gewissen emotionalen Ausgleich dar. Sie entsteht in Abhängigkeit, hat einen direkten, erkennbaren Bezug.

Ihr ist relativ einfach beizukommen, indem man für die sie bedingende Tat, Ansicht oder Denkweise entweder offen einsteht (= sich zu ihr bekennt - inkl. den sich daraus ergebenden Konsequenzen) oder sich dafür entschuldigt. Damit ist sozusagen die Luft aus dem Kessel und die Kompensation in Form der Scham nicht mehr notwendig.

2. Ursprüngliche Scham:

Dies ist die oben bereits genannte Emotion Scham, die aus einem idR unbewussten Konflikt herrührt. Für den Betroffenen besteht sie für sich, singulär und scheinbar selbsterhaltend, ohne dass ein direkter Bezug erkennbar wäre. Es fühlt sich an, als gehöre sie zu uns wie z. B. unsere Haare oder unsere Augenfarbe - sie ist da und man hat deshalb auch nie gefragt: Warum?

Irgendwann im Leben spüren wir sie jedoch ganz klar als eine Emotion. Da wir diese Emotion inzwischen aus anderen Lebenssituationen in sichtbar bedingter Form (siehe 1.) kennen, schließen wir daraus, dass es auch für sie eine berechtigte, also ableitbar (un-)moralische Ursache geben muss. Diese ist jedoch nicht ersichtlich! Das Resultat: wir schämen uns und wissen nicht, warum.

Anstatt sich nun zu fragen, ob es überhaupt eine Ursache (im Sinne von 1.) dafür gibt, akzeptieren wir - meist unbewusst - dass die Emotion Scham irgendwie berechtigt ist. Die Folgen sind mitunter fatal: geringes Selbstwertgefühl, Sozialphobie, Entscheidungsunfähigkeit, Ängste, Sucht, Isolation, Depression, Paranoia etc. Darüber hinaus wirken wir u. U. für narzistisch veranlagte Menschen anziehend.

Der Lösungsweg ist grundsätzlich einfach, aber nicht leicht . Einfach insofern, als es keine umfangreiche und intensive Therapie dafür braucht. Nicht leicht jedoch deshalb, weil den ersten Schritt eben das Suchen nach dem grundlegenden Konflikt (s. o.) darstellt. Ich habe festgestellt, dass sich bereits mit dem Aufdecken des Konfliktes ca. 90% der Ursprünglichen Scham auflösen. Die restlichen 10% bedürfen einer gewissen Achtsamkeit im Alltag und benötigen ihre Zeit.

Wenn Du nun den Eindruck hast, dass Du Dich hier irgendwie erkennst, beginne mit der zunächst vorentscheidenden Frage:

Wofür schäme ich mich? Varianten wären: Was habe ich mir wirklich vorzuwerfen? Wo habe ich eindeutig Schuld auf mich geladen? etc.

Solltest Du eine oder mehrere Antworten darauf finden, gehe zu 1. (s. o.) und versuche, die Sache(n) entsprechend zu erledigen. Findest Du jedoch keine klare(n) (!) Ursache(n), stelle Dir ganz existenziell die Frage:

Welchen Grundkonflikt gibt es in meinem Leben?

Wie bereits aus dem unter 2. Gesagten ersichtlich, geht es hier nicht um einen banalen Schuld-/Scham-Konflikt, sondern um einen sprichwörtlich existenziellen Grundkonflikt in Deinem Leben. Die Antwort auf diese Frage kann schon längere Zeit in Anspruch nehmen und das ist ja auch nur folgerichtig, sonst hättest Du sie schon viel länger auf dem Schirm. Gehe davon aus, dass es schwierig ist, sie zu erkennen aber vertraue darauf, dass es NICHTS mit Schuld oder Scham zu tun hat!

Ich kann Dir, wenn es als Beispiel dient, meinen Grundkonflikt gerne skizzieren, aber letztendlich muss man wirklich selber draufkommen, um eine echte Verwandlung durchzumachen. Gehe ruhig mit dieser Frage eine Weile lang schwanger und stelle sie Dir immer und immer wieder - ohne Druck, sondern mit Interesse.

Dass Du Deine richtige Antwort (es können auch mehrere sein) gefunden hast, wirst Du daran erkennen, dass eine immense Last von Deinen Schultern fällt - eine sprichwörtliche Erleichterung, die auch tatsächlich anhält. Es fühlt sich ein wenig an, wie neu geboren...

Abschließend möchte ich daran erinnern, dass Du Dich bei der Antwortsuche nicht zu stark bei anderen Personen und was sie Dir evtl. angetan haben, aufhalten solltest. Vertraue auf die Tatsache, dass letztendlich der Geist Dich und wie Du die Welt siehst, erschafft.





Dr. Reinhard Pichler
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