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Hallo ihr Lieben da draußen,

ich möchte hier heute gerne meine ganz persönlichen Erfahrungen mit euch teilen, meinen Weg aus der sozialen Phobie heraus und hinein in ein befreites und unbeschwertes Leben. Vielleicht wird sich in den nächsten Zeilen der ein oder andere selbst wieder erkennen. Ich wünsche mir von Herzen, dass ich mit meinen Worten helfen und Hoffnung geben kann.

Wir alle, die geplagten Opfer einer sozialen Phobie, können die Symptome dieses Krankheitsbildes im Schlafe herunter rattern. Wie oft haben wir im Internet nach Rat gesucht, Foren durchforstet und nach dem einen Strohhalm Ausschau gehalten, an den wir uns klammern können? Entspannungsmethoden, Hypnosen, Verhaltens-Therapien, Tipps von selbst ernannten Experten, angeprießene Medikamente. Jedem von uns sagen diese Begriffe etwas, lösen vielleicht sogar Erinnerungen in uns aus. Ich weiß, dass ich nicht die erste sein werde die das nun sagen wird, aber: Das ist alles (halber-) Unsinn. Gut, es hilft immer, wenn man eine Portion Gelassenheit mit an den Tag bringt, die man durch diverse Entpannungstechniken erlangt hat. Aber nichts von den oben aufgezählten Möglichkeiten wird dauerhaft helfen, die fest in dir verankerte Sozialhobie zu heilen. Vielleicht kommt es auch auf den Grad der Krankheit an, aber ich persönlich kann behaupten, dass ich alles versucht hatte und nichts gewirkt hat.

Man liest ja auch überall immer, dass man an seinem eigenen Selbstvertrauen arbeiten muss, um diesen schweren Pfad in seinem Leben verlassen zu können. Ich habe zwar immer daran geglaubt, dass dort ein Funke Wahrheit drin steckt, aber so wirklich anpacken konnte ich das Problem mit diesem Lösungsweg dann auch nicht. Denn wie arbeitet man denn an seinem Selbstvertrauen? Kommt es da denn nicht auch darauf an, in welchen Bereichen im Leben die eigenen Prioritäten liegen?

Ich bin nun 24 Jahre alt. Seit meinem Eintritt in die Schule wurde ich gehänselt und von meinen Klassenkameraden gemobbt. Das ging auch weiter, als ich in die Oberschule ging und von dort aus einmal die Schule gewechselt habe. Ich dachte immer, es läge an meinem Gewicht, weil ich nicht so schlank war wie die anderen Mädels. Und so bin ich im zarten Alter von 16 Jahren in eine 2-Jährige Esstörung mit Anorexia gerutscht. Zu dieser Zeit fühlte ich mich gut, denn ich war ja dünn. Konnte der wahre Grund hinter diesem gut fühlen nicht viel eher die Tatsache sein, dass ich mir etwas vorgenommen hatte und dieses Ziel dann durch eigenes Zutun erreichte? Ich hatte Punkte zu meinem Selbstvertrauen addiert.
Doch dann nahm ich wieder zu, denn durch meine Ausbildung hatte ich keine Chance mehr zu Hungern. Rückwirkend bin ich dankbar dafür, denn wer weiß, wo ich heute sonst stünde. Durch das verloren gegangene Ziel hatte ich das Gefühl, wieder in meine Schulzeit zurück versetzt zu sein und auch der Umgang meiner Chefin mit mir, als Azubi, hatte sehr an meinem Selbstbewusstsein gebohrt.
Ich werde nie den Tag vergessen, an dem ich plötzlich nicht mehr mit anderen am Tisch sitzen konnte, um zu essen. Es ging ganz plötzlich. Da war ein Zittern in meiner Hand, die das Besteck hielt und die Angst, jemand anderes könnte das bemerken und sich sonst etwas von mir denken. Als sich diese Angst vor anderen zu essen auch auf den familiären Bereich übertrug, fiel ich in ein tiefes, antisoziales Loch. Ich aß nicht mehr mit anderen, versteckte mich in meinem Zimmer, benutzte Ausreden wie ich habe keinen Hunger, ich habe schon gegessen, nur um dann alleine und gut geschützt vor Blicken meine Mahlzeit zu mir zu nehmen. Alles litt darunter. Freundschaften, Bekanntschaften, Grillfeste und Abende die ich verpasste, weil ich Angst hatte. Weil ich mich schämte. Goldene Momente, die mich vielleicht geprägt hätten und Dates, aus denen eine Zukunft geworden wäre. Ich habe mich gesellschaftlich völlig zurück gezogen. Ich habe recherchiert. Ich las von Medikamenten, welche sedierend wirken, so dass ein Zittern unterdrückt wird. Ich glaubte, an Parkinson erkrankt zu sein. Und ich redete mit niemandem darüber. Die jahre verstrichen, ich glaube insgesamt 6 Jahre habe ich nun mit dieser Zurückgezogenheit gelebt. Wenn ich Alk. trank, war natürlich alles verschwunden, ich fühlte mich super, ich zitterte kein einziges Mal. Und da wurde mir klar, dass es etwas psychisches sein musste. Irgendwann war ich mutig genug, einen Psychologen aufzusuchen, doch der half mir nicht weiter. Ich solle eine Verhalten-therapie anfangen, für die ich allerdings erst einen freien Platz bräuchte, was bis zu 6 Monaten dauern kann.
Das hatte mich alles ganz schön entmutigt. Ich begann, mir Videos auf Youtube anzusehen über Personen, die sich selbst als geheilt erklärten. Ich lauschte ihren Tipps, versuchte diese im Alltag anzuwenden. Doch es wurde immer schlimmer, nun war es nämlich die Angst vor der Angst, die mich so vollkommen im Griff hatte und mir die schlimmsten Szenarios ausmalte, sollte ich mit anderen Personen am Tisch sitzen.

Dann beschloss ich, für ein Jahr in's Ausland zu reisen. Ich glaubte, sowieso nichts mehr verlieren, sondern nur gewinnen zu können und der Gedanke, sich am anderen Ende der Welt vor anderen zu blamieren, wirkte irgendwie erträglicher. Und somit ging es nach Australien. Ich sammelte viele Eindrücke, Erfahrungen, zusammen mit anderen Menschen doch das Essen vor anderen mit Besteck war noch immer nicht möglich.

Nun bin ich seit einem Monat wieder zurück in der Heimat. Und was hat sich geändert? Ich habe es gewagt, mich mit meiner Familie an den Tisch zu setzen, das Besteck in die Hand zu nehmen und einfach zu essen. Ich habe nicht mehr nachgedacht, denn ich wollte es so sehr. Es gab nichts, das ich mir sehnlichster gewünscht habe und somit habe ich es einfach getan. Und was ist passiert? Ich lebe noch. Und ich bin so glücklich wie nie zuvor. Nun esse ich jeden Tag mit anderen, um dieses Verhalten auch beizubehalten und es zu verinnerlichen.

Ich glaube, der Weg zur Heilung ist schlicht und ergreifend machen. Wirklich, ich hätte niemals geglaubt das meine ganzen Probleme, meine Ängste, meine Ausreden, meine versteckten Tricks mit dieser einfachen Methode verschwinden würden. Einfach machen. Was soll schon passieren? Nichts. Man muss nur ein einziges Mal diesen kleinen Mut aufbringen und in das kalte Wasser springen und dann bringt man ein ganzes Uhrwerk zum laufen. Jeder ist es wert, sein eigenes Leben voll und ganz auszukosten. Mut. Einfach machen. Es ist der schnellste und heilendste Weg, der mir selbst und ganz persönlich widerfahren ist. Und ich bin mir selbst unendlich dankbar dafür, dass ich es gewagt habe. 6 Jahre voller Angst und nun sitze ich wieder mit meiner Familie zusammen und esse, als wäre es das Normalste auf dieser ganzen weiten Welt.

Ich versuche nun, dieses Erfolgserlebnis auf alle anderen Bereich in meinem Leben auszubreiten und mit der gleichen Taktik an entstehende Probleme zu gehen.

Hoffentlich werdet auch ihr bald den Mut finden, über den Schatten der Angst zu springen. Es ist möglich und nichts ist verloren. Nie. Sobald ein neuer Tag beginnt, ist da auch die Chance, ihn zu dem Tag der Änderung zu machen. Vergeudet keine Zeit mehr. Bitte traut euch.

Alles Liebe,
Melli

14.05.2018 22:52 • 08.07.2018 x 3 #1


6 Antworten ↓


Hört sich eher nach Spontanheilung an.

A


Sozialphobie geheilt (Angst vor anderen zu essen)

x 3


Es war auch echt überraschend wie plötzlich das ging. Denn ich hatte ja erwartet, wieder zu zittern. Aber alleine dadurch das ich mich getraut habe den Schritt zu machen hatte ich Mut genug um das Essen jetzt einfach durchzuziehen?

Nö das ist keine Spontanheilung, das ist ganz simple Konfrontation. Denn die Ängste die wir da entwickelt haben, stammen ja grösstenteils aus der Vergangenheit oder entspringen unserer Phantasie, wenn wir mit der Situation konfrontiert werden, lernen wir, dass die Realität eigentlich völlig anders aussieht und unsere Befürchtungen praktisch nie eintreffen werden bzw. es nicht so schlimm ist wie wir uns das immer vorgestellt haben. Das funktioniert eigentlich mit jeder Angst so. Meistens ist halt zuerst etwas geistige Arbeit nötig, damit wir uns überhaupt in so eine Situation trauen bzw. darin bleiben bis die Angst kleiner wird und das tun leider die wenigsten.

Haben wir einmal erlebt, dass die Ängste kleiner werden, wenn wir in der Situation bleiben, steigert dies das Selbstvertrauen ungemein und motiviert uns dazu es wieder und wieder zu tun.
Es ist wirklich keine Hexerei.

Freut mich, dass du aus deinen Ängsten ausbrechen konntest. An seinem Selbstvertrauen zu arbeiten ist halt insofern wichtig, damit man sich in die Angstsituation wagt, aber auch generell hilft es einem ein zufriedeneres und entspannteres Leben zu führen. Dies kann man z.B. aktiv tun, indem man seine negativen Glaubenssätze heraussucht und auflöst, vor allem Bezüglich der Angst.

Ich dachte schon jetzt kommt wieder ein Wunderheiler mit Dr. Fearless Supertropfen.
Aber einfach mal so nach Australien für ein Jahr ist ein hartes Brett.
Ich bin ja schon froh, wenn ich im Strassenlokal sitze und keine Panikattacken bekommen.
Gestern war ich am See, hab meine Angst ausgehalten. Und Abends gemerkt dass ich vollkommen überszresst war. Ich fing an zu zittern, hatte Panik, mein ganzer Körper war ein zusammengezogener Muskel. Da habe ich wohl Übertrieben.
Also einfach machen ist nicht so einfach.
Aber ich verstehe das Prinzip.

Ja, wenn sich die soziale Phobie nur auf eine ganz bestimmte Situation bezieht, kann man es mit Konfrontation schnell überwinden. Das ist aber eher die Ausnahme. Bei den meisten Sozialphobikern gibt es etliche Situationen in unterschiedlichen Bereichen, die ihnen Angst machen.
Ich habe eine soziale Phobie, aber ich hatte nie ein Problem damit, in der Öffentlichkeit zu essen. Meine Probleme liegen darin, persönliche Kontakte aufzunehmen und zu pflegen, mich an Gesprächen mit mehreren Personen zu beteiligen, vor Leuten zu sprechen, in irgendeiner Weise aufzufallen u.ä.

Hallo Melli,

das freut mich für dich das es dir jetzt besser geht, ich weiß das einige in sich diesen Mut aufbringen könnten über eine Sache gar nicht so stark nachzudenken zu müssen sondern einfach diese tun könnten. das habe ich auch schon des öffteren versucht aber ich falle immer wieder zurück.
Ich war mit einem Kollegen in der Kantine beim essen. Er hatte keinen Hunger und setzte sich vorher schon an einen Tisch und wartete auf mich. habe ber nicht gesehn wo er sitzt erst als ich dann mit meinm Teller kam sah ich das an diesem Tisch noch 8 Frauen saßen und auch scon Mittag machten. Dann setzte ich mich neben dem Kollegen und alle haben gegessen nur er trank seinen Kaffee. Es war sehr ruhig am Tisch.ich bemerkte bei mir schon wieder den ersten Schweiß auf der Stirn nachdem er mir was sagte, Er redete ganz locker mit mir aber mir war es schon peinlich und ich antwortete nur kurz mit ja, nein oder aha. Dann sah er mich an als er wieder was sagte schaute dann aber wieder weg und gleich aber wieder zu mir da er mir im gesicht ansah das etwas mit mir nicht stimmte. weil so kennt er mich gar nicht da ich im zweier gespräch ja keine Probleme habe. ich weiß nicht ob es dafür eine Therapie mit erfolg gibt, denn alle wollen nur verdienen und versprechen dir das beste nur um dich zu gewinnen.


VG





Dr. Reinhard Pichler
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