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Hallo an alle.
Danke an jeden einzelnen von euch, der sich meinen Text durchliest.
Ich habe mich aus mehreren Gründen dazu entschieden, diesen Beitrag zu verfassen. 1. Weiß ich nicht weiter. 2. Habe ich Angst, mein komplettes Leben gegen die Wand zu fahren und 3. würde es mich freuen von euch evtl Ratschläge zu hören oder zumindest jemanden zu finden, der mir zuhört/mitliest und dem es vielleicht ähnlich ergeht.
So, nun zu meinem Problem. Vorwarnung, es könnte ein längerer Text werden.
Ich zeige ein paar Verhaltensweisen, die ich selber nicht richtig deuten kann, habe aber den Verdacht, dass es sich vielleicht um eine Soziale Phobie handeln könnte.
Ich werde zur Erklärung mal weit ausholen, und zwar bis zu meiner Kindheit. Ich war schon als Kleinkind sehr ängstlich, habe viel geweint, oft ohne erkennbaren Grund. Beispielsweise hatte ich immer panische Angst vor einem Arbeitskollegen meines Onkels, immer wenn ich ihn sah, habe ich geschrien und geweint, obwohl mir der Mann ja nie was getan hat. Auch hatte ich Probleme damit, mich gegenüber anderen Kindern zu behaupten. Meine Eltern hatten mich damals im Kindergarten, auf Anraten einer meiner Erzieherinnen, da ich mir (Zitat) Die Wurst vom Brot stehlen ließ, zu einer Art Trainingsgruppe für Sozialkompetenzen geschickt (denke mal, dass der Begriff am besten passt). In der Gruppe waren neben mir noch ein paar wenige andere Kinder mit der selben introvertierten, ängstlichen Art, als auch ein paar hyperaktive Kinder. Das Ganze erstreckte sich über ein paar Monate und hat mein Verhalten zumindest ein bisschen verbessert. Zudem hatte ich im Kindesalter enorme Verlust- und Trennungsängste, vor allem in Bezug auf meine Mutter, was rückläufig betrachtet wahrscheinlich dadurch ausgelöst wurde, dass meine Tante damals an Krebs verstarb und ich deshalb Angst hatte, auch meine Mutter verlieren zu können.
Soviel zu meiner Kinderheit. Heute habe ich immer noch enorme Probleme mit ängstlichem Verhalten gegenüber von Gleichaltrigen und zum Teil auch Jüngeren. Als Beispiel eine Situation von heute, hatte vorhin eine Telefonkonferenz mit ein paar Kommilitoninnen. Sobald die Kamera lief und alle etwas sagten, verfiel ich immer mehr in Passivität. Ich wurde innerlich sehr nervös und spürt wie eine Art Druck in der Bauchgegend. Die Nervosität stieg mit jeder Sekunde, da ich das Gefühl hatte, dass ich von meinen Kommilitoninnen als seltsam betrachtet werde, wenn ich nichts sage. Ich hatte auch selber auf einmal da Gefühl, einfach nur komisch und abnormal zu sein. Ein komischer Nerd, der für sein Alter viel zu schüchtern, zu dumm und vor allem auch zu dünn ist. Immer wenn ich dann was gesagt habe, um mich am Gespräch zu beteiligen, hatte ich sofort danach Gedanken wie Man du hörst dich an wie ein Depp, hochnäßig, Möchtegern schlau, außerdem war das, was du gesagt hast, total dumm. Ich hätte mich am liebsten in Luft aufgelöst.
Und genau dasselbe passiert mir auch wenn ich mit meinen Freunden unterwegs bin. Wenn wir in einer größeren Runde Karten spielen, kommt in mir die Angst auf, etwas falsch zu mache, was an dem Kartenspiel nicht zu verstehen, nicht mitzukommen, kurzum: mich zu blamieren. Ich fühle mich furchtbar, verletzlich und als kompletter Außenseiter, obwohl meine Freunde ja aktiv gar nichts tun, was mir dieses Gefühl vermitteln könnte. Was auch noch wichtig ist, zu erwähnen, ist, dass mir in solchen Situationen dann solche bereits genannten, negativen Gedanken massenweise durch den Kopf schießen, auch male ich mir dann Zukunftsszenarien aus, die auch sehr negativ sind und durch diese Gedankengänge kann mich dann auch nicht mehr auf das hier und jetzt konzentrieren, bekomme Gespräche nicht mehr richtig mit, werde deshalb von meinen Freunden auch als arg verpeilt angesehen (was sie aber nie negativ gemeint haben).
Ich studiere Heilpädagogik, heißt, ich werde viel mit Menschen arbeiten, bevorzugt eigentlich mit Kindern. Doch jagt mir inzwischen der Gedanke, Verantwortung für eine Kindergruppe zu übernehmen, immer mehr Angst ein. Ich habe vor meinem Studium ein FSJ (halbjährig im Ausland absolviert), in welchem ich auch mit Kindern arbeitete und das hat nach einer gewissen Eingewöhnungsphase auch ziemlich gut funktioniert und mir auch viel Freude bereitet, wodurch ich überhaupt auf die Idee kam, dieses Studium zu beginnen. Ich möchte Kindern helfen, welche einen schweren Stand im Leben haben mit dem Ziel, dass sie ein sorgenfreies und entspannteres als auch glückliches Leben führen können. Nach diesem halben Jahr absolvierte ich noch ein halbjähriges FSJ bei einer Ganztagesbetreuung an einer Grundschule hier in Deutschland, bei welchem ich mir sehr schwer getan habe, mich gegenüber den Kindern richtig zu behaupten, konsequent zu sein und mich auch nicht zu sehr stressen zu lassen. Nichtsdestotrotz habe ich das Studium begonnen mit dem Gedanken, dass mir im Rahmen des Studiums die notwendigen Kompetenzen vermittelt werden, um auch mit solchen Situationen umgehen zu können, das war aber bisher nicht der Fall. Mich plagen seit Monaten nun schon extreme Selbstzweifel, mir fehlt es immer schwerer, Entscheidungen zu treffen, vor allem, wenn diese eine große Tragweite haben und habe das Gefühl, komplett allein zu sein, sowie im Leben schon jetzt versagt zu haben und gebe mir auch vollumfassend die Schuld dafür.
Ich frage mich nun, ob die oben genannten Symptome wirklich zu einer sozialen Phobie passen oder eher nicht. Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?
Neige auch zu Perfektionismus, sei noch erwähnt.
Tut mir leid, dass der Text jetzt tatsächlich so lange geworden ist, deshalb noch Mal ein großes Danke an jeden, der oder die es sich durchgelesen hat.
Euer Juli0210
12.12.2019 20:19 •
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