Zitat von Yuna1976: Hmm..., da ich ja nun das komplette Gegenteil davon erlebt habe, fällt es mir etwas schwer zu verstehen was mit Überbehütet genau gemeint ist bzw. wo da das Problem liegt?! In meinen Ohren hört sich das natürlich, geradezu paradiesisch an und in meiner Vorstellung davon, ...
Stimmt, das hört sich erst einmal toll an. Ich habe auch nich daran gedacht es so zu sehen.
Zitat von Schlaflose: Nee, überbehütet bedeutet eher Eltern, die einem keinen Freiraum lassen, sich zu entfalten, einem alles verbieten, was Spaß macht, aber gefährlich sein könnte wie draußen herumtoben, auf Klettergerüsten rumhampeln usw., einem alles abnehmen, was Probleme verursachen könnte u.ä.
Somit erziehen sie einen zur Lebensuntüchtigkeit.
Ich hatte eher viel Freiraum, so viel - da meine Eltern Selbstständig und nie zu hause waren. Ich war als kleines Kind schon allein draußen unterwegs, eigentlich sehr oft allein oder zu hause in Isolation. Mein Bruder total das Gegenteil von mir und wollte mit mir nichts zu tun haben. Er musste natürlich als wir Kinder waren viel auf mich aufpassen, sogar meine Hausaufgaben machen, da ich in der Schule -nichts- gelernt hatte und von der Lehrerin übersehen wurde. Meine Tests waren immer leer, es interessierte aber keinem. Starkes Mobbing und Gewalt inclusive. Das zog sich bis zum Ende hin und sogar ein Schulwechsel hatte nicht geholfen.
Einerseits durfte ich so einiges (raus, von der Schule runter, nichts machen müssen, keine Aufgaben haben) und habe viel an Kleinigkeiten bekommen, anderseits gab es für mich aber nur Brot mit Aufschnitt zum Essen den Tag über. 2 Scheiben und ein Joghurt oder Pudding und abends gegen 21-23Uhr wenn meine Eltern nach hause kamen dann warm Abendessen. Natürlich dann Dose, Fast Food oder schnelles Essen warm machen. Jeden Tag. Sowas wie selbstgemachter Kartoffelsalat war was besonderes zu Weihnachten oder Silvester. Ich durfte mir selbst kein richtiges Essen machen also die Küche benutzen, nicht einmal bis ich mit knapp 30 ausgezogen bin. Und das gilt auch für etliche andere Dinge: Die Wohnung sauber machen, was benutzen (musste Fragen und dann warten), kein männlichen Freund (ich war ja Kind). Und, wir hatten später auch kaum Möbel. Ich hatte einmal für ein paar Jahre ein eingerichtetes Zimmer, sonst war später alles nur noch in Kartons. Wegen 3x Umzug und meine Eltern hatte keine Zeit). Irgendwann lebte ich gewohnt nur noch mit Bett, PC+ kleinem Tisch und Stuhl und hatte mich stark isoliert gehabt.
Alles an Selbstständigkeit wurde für mich übernommen aber da gab ja auch nichts bei mir.
Bei mir also eher in Form von Du musst/darfst nichts machen und je älter ich wurde, desto schlimmer wurde es sogar.
Vor 6 Jahren haben meine Eltern den Laden verkauft und sind seitdem Rentner. Nein, es hat sich kaum hier was geändert und zum Pech, leben wir (Partner und ich) zurzeit wieder seit 2 Jahren hier bei meinen Eltern. Wir renovieren wegen einem Brand bei uns zuhause und mussten vorübergehend wo unterkommen.
Die Beziehung zu meinen Eltern wird aber jetzt besser und meine Eltern müssen mich erst einmal neu kennenlernen. Ich setze mich jetzt viel mehr durch und meine Eltern hören auch nun meine Wünsche und Bedürfnisse. Ich habe sie damals aber auch nie wirklich ausgesprochen, da ich meine hart arbeitenden Eltern nie Umstände machen wollte.
Es ist recht schwierig nach 10 Jahren wieder da zu sein und auf einmal sich zu äußern.
Liebe und Zuneigung habe ich eigentlich immer bekommen und fehlt mir auch nicht.