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Hallo zusammen,

ich muss im Vorhinein sagen, dass ich noch NIE mit irgendjemandem über folgendes gesprochen:

Ich leide seit ca 10 Jahren unter einer sozialen Phobie, die immer schlimmer wird. Es fing in der 7. oder 8. Klasse im Gymnasium an: Ich hatte sehr starke Angst vor Referaten. Konnte vorher tagelang nicht schlafen usw. Über die nächsten Jahre hat es sich immer weiter verschlimmert. In der 10. war es so schlimm, dass ich schon panische Angst davor hatte, mal im Unterricht aufgerufen zu werden und irgendetwas sagen zu müssen. Die Folge war dann, dass ich sehr oft die Schule geschwänzt und letztendlich auch ein Jahr vorm Abitur die Schule abgebrochen habe.
Habe dann eine Ausbildung gemacht, die ich zum Glück durchgezogen habe. In der Berufsschule habe ich auch ziemlich oft gefehlt. Bei Referaten habe ich mir dann immer eine 6 geben lassen und habe gesagt ich hätte es vergessen vorzubereiten (wie auch schon am Gymnasium)...
Nun bin ich seit einem halben Jahr arbeitslos. Die Angst geht schon so weit, dass ich mich gar nicht trau Bewerbungen zu schreiben, weil ich Panik davor habe, angerufen zu werden und womöglich noch zu einem Vorstellungsgespräch gehen zu müssen...
Bei Treffen mit langjährigen Freunden bekomme ich mittlerweile in Gruppen ab 4 Leuten keinen Ton mehr raus, erröte und zittere (was mir einfach extrem peinlich ist).
In Bars oder in der Bahn, habe ich Angst davor, zusammenzubrechen, keine Luft mehr zu bekommen und das Gefühl, dass mir schwindelig ist...
Entschuldigt die etwas längere Geschichte. Es ist mir nicht leicht gefallen, sie zu schreiben.

Mir ist klar, dass ich meine Phobien nicht alleine überwinden kann. Deswegen meine Frage:
Wie kann ich weiter vorgehen und kann mir jemand eventuell einen Therapeuten im Raum München empfehlen? Wie wäre der Ablauf im Allgemeinen?

Vielen Dank für eure Hilfe und eine schöne Restwoche

08.03.2018 18:46 • 13.03.2018 x 1 #1


5 Antworten ↓


Hallo,
Therapeut ist schon mal eine gute Idee. Für Raum München kann ich dir nichts empfehlen, aber ich würde auch schauen, ob du vielleicht in eine Tagesklinik gehen kannst, denn Therapeuten haben mitunter längere Wartelisten und in einer Tagesklinik kann man besser an Gruppenkontakten arbeiten, als allein bei einem Therapeuten.
Grüße

A


Soziale Phobie - geringe Lebensqualität

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Zitat von Muenchner1993:
Mir ist klar, dass ich meine Phobien nicht alleine überwinden kann. Deswegen meine Frage:
Wie kann ich weiter vorgehen und kann mir jemand eventuell einen Therapeuten im Raum München empfehlen? Wie wäre der Ablauf im Allgemeinen?


Bei einer Angststörung ist es wirklich schwer alleine wieder rauszukommen, es ist zwar nicht unmöglich aber ich empfehle dir auch die Hilfe eines Therapeuten. Dennoch kannst du auch selber an deinen Ängsten arbeiten, indem du dich mal mit ihnen auseinandersetzt. Was genau bereitet dir Angst? Was wäre das schlimmste das passieren könnte? Welche negativen Erlebnisse hattest du in deiner Vergangenheit die zu dieser Angst geführt haben?

Schön dass du dich öffnen und darüber schreiben kannst!
Hast du denn jemanden in deinem Umfeld mit dem du darüber sprechen kannst?

Du kannst dich zunächst natürlich mal an deinen Hausarzt wenden.
Da es dich in deiner Berufsausübung/Berufssuche einschränkt macht eventuell auch eine Krankschreibung und/oder Reha Sinn. Eine Reha soll einen für das Berufsleben wieder stärken und einen unterstützen, auch bei der Jobsuche/-auswahl, und natürlich ein paar Hilfsmittel in Richtung Therapie. 6 Wochen reichen als Therapie natürlich für keine Heilung, könnte aber - jetzt oder später - durchaus sinnvoll sein.
Mir hat meine Reha durchaus viel gebracht.

Ansonsten ist einen Psychiater finden und einen Psychotherapeuten die Startpunkte (an die dich auch der Hausarzt verweisen wird).

Generell verstärken sich Angststörungen bei Vermeidung nur immer mehr.
Insofern kannst du auch selbst versuchen dich immer wieder herauszufordern, in kleinen unangenehmen Schritten, wo du noch handlungsfähig bist.

Soziale Phobie hat gegebenenfalls auch viel mit der Selbstwahrnehmung, geringem Selbstwert, Perfektionismus, hohem Selbstbild, unrealistische negative Erwartungen bei anderen, schlechte Erfahrungen, schlimme nicht validierte Befürchtungen zu tun.

Es gibt viele Möglichkeiten an diesen Dingen anzusetzen.
Sich die eigenen Ängste zugestehen und zu akzeptieren, und ihnen damit etwas Kraft zu nehmen.
Und die Ängste dann zu analysieren und zu rationalisieren. Vor was habe ich Angst, was sind meine Befürchtungen, was sind meine gelernten Grundannahmen?
Ich habe Angst vor x, und das aus gutem Grund, aber die Angst ist übertrieben, und die Befürchtungen unrealistisch.

Du schreibst du hast in der Bahn Angst davor zusammen zu brechen, vor körperlichen Symptomen. Aber was ist damit verbunden? Was sind die Grundannahmen und Befürchtungen darüber hinaus? Wie realistisch sind die? Und wie schlimm sind sie, entgegen der gefühlten Stärke, tatsächlich?
Wenn du zusammen brichst werden dir sicher Menschen helfen, was eine positive Reaktion und Interaktion ist, und es wird für dich keine mittelfristig schlechten Folgen haben. Mit den Menschen hast du ja sonst nichts zu tun, und würdest du, wenn jemand anderes zusammen bricht, das als unverzeiliche Schwäche sehen, oder der Person helfen wollen und Mitgefühl haben?

Hi Muenchner1993,

genau diese Schwierigkeiten hatte bzw. habe ich auch. Das Abi konnte ich auch nicht schaffen, weil ich seit meinem Wechsel von der Realschule zur Gesamtschule große Ängste vor anderen Mitschülern hatte. Ich konnte mir das auch nicht erklären, weil ich eigentlich keinen Grund hatte Angst zu haben, gemobbt wurde ich nämlich nicht. Aber die Anderen hatten bald erkannt, dass ich sehr zurückhaltend bin und ließen mich dementsprechend eher in Ruhe. Dieses ungute Gefühl vor Vorträgen oder Präsentationen kenne ich nur zu gut. Daraus resultierten dann häufige Fehltage, besonders während meiner Zeit auf der Berufsschule. Aber ich habe mich dann in den schriftlichen Arbeiten besonders reingehängt und konnte so meine fehlenden Leistungsnachweise von den Präsentationen ausgleichen. Heute treffe ich mich noch ab und zu mit ein paar Freunden von früher, aber die meiste Zeit geht eh leider für meine Arbeit drauf.

Sehr wichtig ist meiner Meinung nach, dass du dich nicht selber fertig machen darfst, dass du diese Ängste hast. Lerne das zu akzeptieren und zu versuchen immer mal wieder den Kontakt zu anderen zu suchen. Wenn ich bei meinen Freunden bin, sind auch öfters mal ein paar neue Leute da, auf die ich mich auch erstmal einstellen muss und mir fällt das auch nicht immer leicht.

Guten Abend liebe Mitmenschen,

ich kenne das alles zu gut, mir ging und geht es manchmal teilweise noch ähnlich.

Meine persönliche Meinung dazu ist folgende:
Deine geschilderten Symptome sind meiner persönlich Meinung nach, auf ein geringes Selbstwertgefühl zurückzuführen.

Ich empfehle dir täglich an deinem Selbstwertgefühl zu arbeiten und jeden einen Schritt in Richtung starkes und gesundes Selbstwertgefühl zu gehen.
Eine Therapie ist eine gute Grundlage um die ganzen Ängst und Selbstzweifel auszusprechen, es ist wirklich befreiend seine Ängste, Sorgen und seine Gefühle zu offenbaren und sich diese auch beewusst zu werden.

Aber einmal in der Woche zur Therapie zu gehen und reden wird dir nicht helfen. DU musst an DIR arbeiten, wenn du wirklich ein besseres Leben haben möchtest und dir deine Wünsche erfüllen willst!

    Konkret, tausche dich mit anderen Menschen aus, die diese Hürde schon genommen haben und Frage nach Tipps. Wenn man sich bewusst macht, das andere sich genauso gefühlt haben und es geschafft haben, ist ein mega Gefühl! Weil du es auch kannst!

    Decke dich mit bestimmten Büchern ein und studiere diese Bücher.

    Wende dieses Wissen an, das ganze Wissen bringt nichts, wenn du es nicht anwendest.

    Nimm dir jeden Tag eine kleine Aufgabe vor und erfülle diese. Nimm dir z.B vor am einen Tag einen fremden Menschen zu grüßen oder anzugucken.

    Führe ein Erfolgsjournal.

Erfolg kennt nur drei Buchstaben! TUN

Ich stehe gerne für Fragen zur Verfügung.

Grüße





Dr. Reinhard Pichler
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