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@Mojoh

Hallo Mojoh,

herzlich willkommen im Forum.
Natürlich gibt es viele Menschen, die genau so empfinden, wie Du. Dir wünsche ich, dass Du
hier gute Ansätze findest, Deine Sichtweisen zu hinterfragen und zu verbessern.

Viele Grüße

Bernhard

Ich erfahre hier zum ersten Mal von ÄVPS, vermute aber, dass gerade das mir zu schaffen macht.
Würde mich interessieren, wie sich das bei anderen Menschen anfühlt.
Ich persönlich fühle mich einfach umzingelt, und ich weiß, es liegt an mir, nicht an den anderen.
Jemand aus meinem familiären Umfeld ist der Meinung, ich hätte ADS. Das würde aber meine unlogische Scheu, Menschen zu kontaktieren, die ich schon oft (aus meiner Sichtweise ZU oft) kontaktiert hatte, nicht erklären. Ich lebe ständig im Glauben, dass ich anderen lästig bin, das hat mir mitunter auch sehr geschadet, wenn es darum ging, einfach meine Rechte einzufordern oder auch nur anzusprechen.

Beste Grüße
gutnacht

A


Soziale Phobie / ängstlich verm Persönlichkeitsstörung

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Was hier teilweise geschildert wird, finde ich schon krass, hatte zwar auch meine Tiefpunkte, aber im Vergleich dazu habe ich noch Glück gehabt. Ich hatte zum Beispiel fast immer mindestens ein, zwei gute Freunde, in deren Gegenwart ich mich ungehemmt fühlen konnte, doch meine Freunde haben sich weiter entwickelt, wollten auch was mit neuen Leuten machen, neue Dinge ausprobieren, und da konnte ich nicht mithalten, habe mich dann meistens abgeseilt und die Freundschaften sind mit der Zeit versandent. Hatte aber das Glück das immer wieder neue Leute in mein Leben getreten sind, die mich hochgezogen haben und sehr wichtig für mich waren (meistens ohne es selber zu merken). So wurde mir immer wieder aufgezeigt das meine Sicht auf die Welt nicht die einzig Wahre ist, sondern das man das Leben auch ganz anders angehen kann.
Das ändert aber leider nichts daran das die bei der ÄVPS beschriebenen Symptome jeden Tage mein Leben bestimmen. Was mich schon so lange ich denken kann begleitet ist diese innere Zerrissenheit, einerseits sehne ich mich nach sozialen Kontakten, und vor allem danach mich in Gesellschaft frei entfalten zu können, doch gleichzeitig sitzt mir ständig die Angst davor was Andere über mich denken könnten im Nacken, und führt meistens dazu das ich erst gar nicht in den Kontakt gehe. Das wirkt dann jedes mal wie eine Niederlage, was meinem Selbstwert natürlich nicht gut tut.

Ja, das steckt tief, ich glaube, da hat man aber persönlich keine Schuld daran, weil es eben so tief steckt. Deshalb sollte man es nichrt als Niederlage sehen. Irgendwann muss man auch von den anderen so akzeptiert werden, wie man ist.

Das Problem ist das nur sehr wenige Menschen mich so kennen wie ich wirklich bin, die meisten Menschen lernen nur die Maske kennen die ich mir aufsetzte. Und darunter leide ich selbst am Meisten, denn ich möchte mich jedem Menschen so zeigen wie ich tatsächlich bin. Jedes mal wenn ich das nicht schaffe hat die ÄVPS gegen meinen Willen gewonnen, und es fühlt sich an wie eine Niederlage.

Vielleicht ist das gar keine Maske, sondern eine Facette deiner eigenen Persönlichkeit. Du musst auch nicht jedem alle deine Facetten zeigen. Es ist gut, dass du Freunde hast, es müssen ja nicht viele sein, wichtig ist, dass es gute Freunde sind, denen du vertrauen kannst. Die können auch ruhig deine Facetten sehen, die du selbst vielleicht nicht so magst (berechtigt oder unberechtigt).
Man kann sich ja nicht so zuschneiden, dass man jedem gefällt, man würde sich verstümmeln.
Meine Unzulänglichkeiten (die auch tief sitzen) stören mich nur, wenn ich dadurch schaden nehme, psychisch oder materiell, natürlich ist das dann sehr ärgerlich.

Worin unterscheidet sich ÄVPS von Schizoide PS?
Eure Meinung würde mich mal interessieren.

Die einen können nicht (Angst), die anderen wollen nicht?

Schizoide Personen werden vermutlich zufrieden sein mit ihrer Lebenssituation.
Also genau wie du es geschrieben hast, die einen wollen nichts ändern die anderen mit ÄVPS können aus Angst faßt nichts ändern oder nur mit viel Anstrengung und dann dauert es trotzdem Jahre.

Zitat:
Schizoide Personen werden vermutlich zufrieden sein mit ihrer Lebenssituation.


Nicht unbedingt. Ich bin zufrieden mit meiner Situation, mir wurde aber trotzdem keine schizoide Persönlichkeitsstörung diagnostiziert. Bei mir fehlen entscheidende Faktoren, die die Schizoide PS ausmachen z.B. habe ich 0 Fantasie und kann sehr wohl Gefühle empfinden und ausdrücken.

Hier wird gut beschrieben, welche Aspekte die schizoide Persönlichkeitsstörung ausmachen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Schizoide...%C3%B6rung

Einige Aspekte stimmen mit der ÄVPS überein, andere, ganz entscheidende sind aber genau entgegengesetzt, wie z.B. bei Reaktion auf Kritik. Ein Hautpsymptom der ÄVPS ist die Angst vor Kritik, Blamage und Ablehnung. Den Schizoiden ist das egal.

Zitat von Mojoh:
doch gleichzeitig sitzt mir ständig die Angst davor was Andere über mich denken könnten


Zitat von Schlaflose:
Ein Hautpsymptom der ÄVPS ist die Angst vor Kritik, Blamage und Ablehnung.


Zitat von Mojoh:
und es fühlt sich an wie eine Niederlage.


Die Angst vor Ablehnung , vor Blamage oder Kritik besteht wohl deswegen, weil man den Wert der anderen über seinen eigenen stellt. Daher verstehe ich das mit dem Gefühl der Niederlage. Wenn du einfach sein könntest, wie du bist, ohne dich darum zu kümmern, was die anderen denken, dann würdest du dich erst mal selbst so annehmen wie du bist. Das merken die anderen und macht es ihnen leichter, dich so anzunehmen wie du bist. Du musst es zuerst selbst tun: Dich mit all deinen Fehlern annehmen.
Das ist oft leichter gesagt als getan...

Folgenden Text habe ich vor etwa einem halben Jahr in mein Tagebuch geschrieben. Damals war mir noch nicht bekannt das es die ÄVPS als Krankheitsbild gibt. Dennoch, glaube ich, beschreibt der Text die Symptome ganz gut.

Die Stimme, die aus meinem Unterbewusstsein zu mir spricht, ist nur ein Teil von mir. Sie ist das second mind, der innere Kritiker, das innere Kind. Aus dieser Perspektive betrachtet, kann ich ihr zuhören, sie ernst nehmen, aber auch beobachten, ohne mich mit ihr völlig zu identifizieren. Im Kern haben diese Gedanken ihre Berechtigung, denn sie wollen mich vor Verletzungen schützen. Besonders in sozialen Situationen, in denen ich mich unsicher fühle, sind die Stimmen sehr stark. In Situationen in denen ich das Gefühl habe das mir die Übung, und die Fähigkeit fehlt, diese so zu gestalten das ich mich nicht blamiere, in dem meine Unsicherheit deutlich wird. Das Ziel dieser Gedanken ist allerdings immer die Vermeidung, und die Flucht aus der Situation, das hilft mir nicht und blockiert andere, positive Gedanken, wie Neugierde, Lebenslust, Humor, Leichtigkeit, Genuss, und generell alle Sinneswahrnehmungen.

Wie man sieht, versuche ich schon seit einiger Zeit, mich selbst zu analysieren, und mich selbst zu verstehen. Habe mich in den letzten Jahren viel mit Psychologie beschäftigt, und bin mein eigener Pseudopsychiater geworden. Das hat sogar erstaunlich gut funktioniert, mir ist immer mehr klar geworden, ich verstehe jetzt (zumindest glaube ich das) warum ich so bin wie ich bin, und gebe mir selbst nicht mehr die alleinige Schuld daran. Was mir jetzt noch fehlt, ist ein konkreter Plan, wie ich da Schritt für Schritt raus kommen kann. Ich habe schon viel zu viel Zeit verloren, so viele Dinge verpasst, manchmal fehlt mir auch die Hoffnung, das es besser werden könnte, das sind dann die schlechten Tage.

Vor allem Schritt für Schritt und nicht wie ich mit Siebenmeilenstiefeln und dann auf dem Bauch gelandet.
Auch wenn man schon so viel versäumt hat.
Das Toleranzfenster immer etwas ausdehnen.
Wo andere von Komfortzone sprechen, was ich unverschämt finde.
Ich weiss ja nicht wie alt du bist.
Nein. Man ist daran nicht Schuld.
Im Gegenteil, wir müssen immer etwas mehr kämpfen.

Zitat von Mojoh:
Die Stimme, die aus meinem Unterbewusstsein zu mir spricht, ist nur ein Teil von mir. Sie ist das second mind, der innere Kritiker, das innere Kind.


Zu mir spricht nie eine Stimme aus meinem Unterbewusstsein Ich bin es selbst, ganz bewusst, der entscheidet, ob ich etwas mache oder vermeide. Ich analysiere die Situation, ob es wichtig ist, etwas zu machen, obwohl ich Angst davor habe oder ob es nicht wichtig ist, und dann lasse ich es sein.

Zitat von Schlaflose:
Zu mir spricht nie eine Stimme aus meinem Unterbewusstsein Ich bin es selbst, ganz bewusst, der entscheidet, ob ich etwas mache oder vermeide. Ich analysiere die Situation, ob es wichtig ist, etwas zu machen, obwohl ich Angst davor habe oder ob es nicht wichtig ist, und dann lasse ich es sein.


Woher weißt du dann ob du vor einer Situation Angst hast oder nicht?

Zitat von Mojoh:
Woher weißt du dann ob du vor einer Situation Angst hast oder nicht?

Das spürt man doch körperlich.

Zitat von Schlaflose:
Das spürt man doch körperlich.


Interessant, da musste ich drüber nachdenken. Es ist lange her das ich das letzte mal tatsächlich körperlich Angst empfunden habe. Ich habe eher Angst vor der Angst. Meine Befürchtung ist Angst zu empfinden, mit den dazu typischen körperlichen Reaktionen, und das diese von anderen Menschen wahrgenommen wird. Ich käme mir entblößt vor, und würde mich schämen. Und die Stimme in meinem Kopf erzählt mir immer wieder, das ich in so eine Situation geraten werde, deshalb vermeide ich vieles.
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Zitat von Mojoh:
Und die Stimme in meinem Kopf erzählt mir immer wieder, das ich in so eine Situation geraten werde, deshalb vermeide ich vieles.


Diese Stimme im Kopf mag dich manchmal tatsächlich warnen, ebenso die Angst. Es ist ja auch klug, erst mal abzuwägen, bevor man handelt. Aber es darf halt nicht zu einem grundsätzlich vermeidendem Verhalten führen.

Dass du ein Tagebuch führst und dich selbst beobachtest finde ich gut. Dadurch kennst du dich selbst ein Stück weit, auch wenn sich das Unterbewusste sehr gut tarnen kann...

Vielleicht kannst du dem Kind in dir auch mal eine Experimentierphase einräumen, in der es sich auf dem sozialen Feld erproben darf und auch Fehler machen darf? Du kannst es ja bei Fehlern trösten und neue Strategien mit ihm ausdenken.

Das Tagebuch kannst du vielleicht zeitweise zu einem Dankbuch umgestalten, indem du dort bewusst deine sozialen Erfolge notierst. Dann bekommst du mit der Zeit einen positiven Blick auf deine wachsenden sozialen Fähigkeiten.

Zitat von Mojoh:
Es ist lange her das ich das letzte mal tatsächlich körperlich Angst empfunden habe.


Ich empfinde fast jeden Tag vor etwas Angst, auf jeden Fall jedesmal, wenn ich morgens zur Arbeit fahre und auch während des Arbeitstages oft, weil ich Angst habe, Fehler gemacht zu haben, die mir total peinlich sind. Aber ich ertrage das, weil ich Geld verdienen muss. Es gibt nur einige Dinge, die ich immer vermeide, z.B. vor Leuten zu reden, etwas zu organisieren und etwas zu tun, wo die Verantwortung bei mir liegt. Bei mir macht sich Angst durch Beklemmungsgefühl, starkes Herzklopfen, Schwitzen und Stuhl- und Harndrang bemerkbar. Damit kann ich aber leben. Mir macht es nichts aus, wenn andere mitbekommen, dass ich Angst habe. Bei mir auf der Arbeit wissen meine engen Kollegen alle Bescheid, was mit mir los ist.

Zitat von Schlaflose:
Mir macht es nichts aus, wenn andere mitbekommen, dass ich Angst habe. Bei mir auf der Arbeit wissen meine engen Kollegen alle Bescheid, was mit mir los ist.

Ich glaube, das ist entscheidend - der Vertuschungsdruck (keiner soll mir die Angst ankennen), den man sich selbst macht, stresst zusätzlich. Das spart man sich, wenn man dazu steht. Fällt mir aber schwer - ich will immer den bestmöglichen Eindruck machen und lege wahnsinnig viel Wert auf die Bewertungen meiner Person und Leistung durch andere.

A


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Dr. Reinhard Pichler
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