Zitat von Sara80:Das letzte Wochenende hat mir mal wieder gezeigt, das ich unter vielen Menschen automatisch die Außenseiter Rolle einnehme. Ich musste auf eine Feier, weil ich mich nicht getraut habe abzusagen.Was macht ihr wenn ihr irgendwo eingeladen werdet?Es war schlimm, ich wusste nicht wo ich hinsehen soll, was ich sagen könnte, wie ich mich verhalten soll und wäre am liebsten nach 5 Minuten schon gegangen. Gegessen habe ich auch nur ganz wenig weil ich mich so unwohl gefühlt habe. Ich bin sicher negativ aufgefallen und mache mir Gedanken was man von mir denkt.
Ich habe mir leider schon seit meiner Jugend angewöhnt solche Einladungen auszuschlagen, weil ich unter vielen Menschen eben so viele sozial ängstliche Probleme hatte. Lange Zeit hat mir dies auch nicht viel ausgemacht, auch nicht, dass ich immer seltener und irgendwann auch gar nicht mehr eingeladen wurde.
Inzwischen bedaure ich dieses Vermeidungsverhalten, weil es sehr dazu beigetragen hat meine soziale Isolation zu zementieren.
Heute wäre es für mich hilfreich, wenn ich noch von irgendwem eingeladen werden würde, weil es eine Gelegenheit für mich wäre, um mit solchen Situationen noch besser umgehen zu lernen. Ich habe inzwischen eine Vielzahl von Bewältigungsstrategien im Umgang mit meinen Ängsten, aber mir fehlen eben die Situationen, wo ich diese im Kontakt mit anderen Menschen eben auch anwenden und üben kann.
Mir hilft beispielsweise die Akzeptanz, durch den ich Angstreaktionen usw. wertungsfrei so annehmen kann, wie sie momentan eben sind. Dadurch fange ich gar nicht erst mit dem Quatsch an, dass es irgendwie schlimm wäre, wenn ich nicht weiß wohin ich schauen soll, was ich sagen soll usw. weil dies bei einer sozialen Angststörung völlig normale Unsicherheiten sind, die ich mir sehr verständisvoll auch verzeihen kann. Überhaupt werden solche Situationen gewöhnlich erst dadurch so schlimm, weil man es ständig negativ und als schlimm bewertet. Diese Bewertung hat aber genau genommen mit der Situation nichts zu tun, sondern spielt sich ganz alleine im eigenen Kopf ab. Und mit etwas Übung kann man solche Bewertungen durchaus ändern, nicht unbedingt gleich so, dass man es als super toll empfindet, aber für den Anfang reicht es schon, wenn man es mal etwas neutraler zu betrachten versucht. Hier hilft es mir eben auch, dass ich solche Situationen als Gelegenheit bewerten kann, um an meinen sozialen Angstproblemen zu arbeiten, weil ich dadurch schon deutlich konstruktiver an die Sache herangehe.
Ich habe schon solche Situationen bewältigt, wo ich die ganze Zeit kaum mehr als nur still am Tisch gesessen habe, aber wodurch ich im Kopf durchaus viel gelernt habe, was den Umgang mit meinen Ängsten usw. angeht.
Solche Situationen abzusagen ist natürlich leichter, aber langfristig kann und wird es eher die Probleme verschlimmern, weil man sich so ja wirklich sozial ausgrenzt, wodurch man dann auch negativ auffällt, so dass die Menschen negativ über einen denken können. Dann traut man sich irgendwann vielleicht nicht mal mehr solche Einladungen überhaupt noch anzunehmen, eben weil man es schon zu oft abgesagt hat. Schlimmer noch ist aber, dass durch dieses sozial ängstliche Vermeidungsverhalten die eigenen Angstprobleme Stück für Stück größer werden können, weil der Kontakt mit Menschen eben eine gewisse Übung und Gewöhnung erfordert, die ja durch die ständige Vermeidung immer mehr fehlt.
Natürlich gibt es auch gute Gründe, um solche Einladungen auch mal auszuschlagen, und dies zu lernen gehört ebenfalls zum Bewältigen einer sozialen Angststörung. Aber wenn man es immer und immer wieder nur wegen der Angst macht, dann kann dies langfristig einen sehr hohen Preis haben, der weit höher ist als die kurzfristige Erleichterung, wenn man mal wieder so eine Situation erfolgreich vermieden hat. Irgendwann bedauert man dann vielleicht dieses Verhalten, so wie ich heute.
Zitat von Sara80:Ich weiß nicht wann das angefangen hat, ich war schon als Kind ruhig und ängstlich, vermutlich hatte ich diese Problematik schon immer, verschlimmert hat es sich später durch wiederholtes Mobbing am Arbeitsplatz.
Es hilft zwar durchaus, wenn man die Gründe für die für die eigenen Angstprobleme kennt, um ein Erklärungsmodell zu entwickeln.
Wichtig ist aber auch zu verstehen, dass diese Gründe in der Vergangenheit liegen, also unveränderbar ist, aber die Angstbewältigung nur in der Gegenwart gelingen kann, da dies veränderbar ist. Dazu ist es aber notwendig erkennen zu lernen womit man die eigenen Angstprobleme aufrechterhält und sogar füttert, um dies dann schrittweise durch brauchbarere Bewältigungsstrategien ersetzen zu können.