Zitat von DanDanDan:muss derzeit Behördengänge erledigen schwitze mich dabei immer tot.
Es ist eine echte Überwindung das Haus zu verlassen, denn sobald ich draußen bin, verändert sich meine Wahrnehmung.
Schwer zu beschreiben irgendwie... Sobald ich durch die Tür gehe, habe ich den Eindruck Spotlight an, alle Augen auf mich (auch wenn überhaupt keine da sind) ich fühl mich so gelähmtdenke, ich würde mich merkwürdig bewegenschwitze (was auch vom Sertra kommt) innere Dialoge fangen an, mich zu quälen.
Wenn ich dann angekommen bin, kann ich mich kaum konzentrieren, weil mir gleichzeitig dieser ganze andere sch. durch den Kopf geht.
Wenn ich so etwas wie Behördengänge vor mir habe, dann hilft es mir gedanklich die Stunden bis runter zu den Minuten zu zählen bis dies hinter mir liegen wird. Ich achte dann darauf den Fokus meiner Gedanken auch gefühlsmäßig darauf auszurichten, dass ich es so oder so bewältigen werden, so wie bisher auch immer.
Mir ist zudem die Akzeptanz sehr wichtig, daher habe ich auch gelernt die Angst mitzunehmen, da sie sowieso meine Begleiterin sein wird. Daher akzeptiere ich dann auch jede Angstreaktion möglichst wertungsfrei eben als den momentanen IST-Zustand, und lasse es damit bewusst zu ohne etwas dagegen zu machen, und gebe ihr damit ihren Raum. Auf diese Weise nehme ich dann schon sehr viel Druck aus der Sache, weil eine zugelassene Angst bzw. Angstreaktion durchaus erträglicher ist.
Bei mir war es weniger das Schwitzen, es war vor allem die innerlich aufsteigende Hitze und die Angst vor dem Erröten, die mich früher sehr belastet haben. Daran habe ich dann eine ganze Zeit arbeiten müssen, also verstehen, zulassen, bewusst provozieren usw. , bis ich immer gelassener damit umgehen konnte, so dass es letztlich von alleine verschwand. Nur noch hin und wieder habe ich diese aufsteigende Hitze, aber dies fürchte ich nicht mehr.
Vergleichbar habe ich dann auch andere körperlichen Angstsymptome, wie dem Zittern, trockenen Mund usw. bewältigt.
Dadurch habe ich gelernt, dass nie das körperliche Angstsymptom oder die Angstreaktion das Problem sind, sondern die Angst davor und der dysfuntkonale Umgang damit.
Die Sache mit der veränderten Wahrnehmung kenne ich, allerdings noch weitaus krasser. So hatte ich früher in starken Angstsituationen das Gefühl regelrecht aus dem Körper zu fallen. Überhaupt kann starke Angst zu einer Art Hyperwahrnehmung führen, so dass die Realität irgendwie seltsam überzeichnet wirkt.
Was die Wahrnehmung angeht, dass man das Gefühl hat von allen Seiten beobachtet zu werden, daran habe ich lange kabbern müssen. Zunächst musste ich wieder lernen dies akzeptieren und zuzulassen, auch um leichter mich darauf einzulassen, um dies dann wiederum genauer zu studieren zu können. Dazu bin ich beispielsweise ganz bewusst durch die Einkaufsstraße gegangen, um darauf zu achten, was ich dabei so alles wahrnehme?
So glaubte ich zu spüren, dass alle anderen Menschen auf mich schauen würden. Wenn jemand irgendwo lachte, dann glaubte ich zu spüren, dass diese Person über mich lachte. Um es kurz zu machen, es war schon sehr paranoid, aber mir war durchaus irgendwie klar, dass dies von meiner Angst kam. Daher begann ich diese Gefühle zu hinterfragen, also ob es logisch wäre, dass wirklich alle Menschen auch mich achten. Wenn ich durch so eine Einkaufsstraße gehe, dann achte ich ja eigentlich auch nicht auf einzelne Menschen, weil ich ja mit mir selbst und dem was ich zu tun vor habe beschäftigt bin. Es ist nur logisch, dass andere Menschen ähnlich ticken. Hierzu hat es mir auch geholfen ich mit der menschlichen Wahrnehmung zu beschäftigen, beispielsweise dem Experiment, wo bei einem Handballspiel ein Typ im Affenkostüm über das Spielfeld geht, ohne dass die meisten Zuschauer dies bemerken.
Jedenfalls hinterfragte ich so einiges, und versuchte es dann auch auf die Probe zu stellen. Ich tat bewusst Dinge die auffälliger waren, okay es war anfangs kaum wahrnehmbar, so trug ich einfach mal ein verdrecktes T-Shirt oder den Pullover falsch herum, oder ich ließ etwas fallen usw., wodurch mir mehr und mehr klar wurde, dass meine Wahrnehmung nicht die Realität widerspiegelt.
Hilfreich war es zudem mich mit der Angst und ihren Symptomen als eine völlig normale Schutzreaktion des Körpers zu beschäftigen. So ist es durchaus völlig normal, dass Angst zu einer veränderten Wahrnehmung der Umgebung führt, weil man ja im Alarmzustand ist.
Noch interessanter war es als ich mich bezogen auf soziale Ängste mit dem Thema psychische Projektionen (zumindest nannte ich es so) beschäftige, dabei geht es darum dass man die eigenen negativen Überzeugungen über sich selbst unbewusst auf andere Menschen projiziert. Damit versucht man das Problem zu lösen, dass man die Gedanken anderer Menschen ja nicht lesen kann, aber genau davor Angst hat, weil diese negative Gedanken und Bewertungen über einen beinhalten könnten, was dann zu befürchteten Situationen führen könnte. Also beginnt man irgendwann davon auszugehen, dass alle andere Menschen in der Umgebung etwas negatives bzw. abwertendes über einen denken oder fühlen könnten, entsprechend glaubt man dann, dass alle einen beobachten würden, weil sich dies richtig anfühlt.
Letztlich konnte ich dies lösen indem ich dies als sozial ängstliches Kontroll- und Sicherheitsverhalten erkannt habe, womit ich es nur durch das Aufgeben von Kontrolle und Sicherheit überwinden konnte. Dies bedeutete, dass ich gedanklich anderen Menschen erlauben musste mich zu beobachten, etwas negatives über ich zu denken oder mich negativ zu bewerten. Falls jemand also dies tun sollte, dann erlaube ich es ihm, und letztlich ist es sein Problem, und nicht meins.
Das etwas etwas verrückte und schwierige daran ist, dass dies nichts mit den realen Menschen zu tun hatte. Den anderen Menschen dies zu erlauben bezog sich nur auf meine innere Gefühlsebene und Wahrnehmung. Wobei es durchaus wiederum mit realen Menschen zu tun haben kann, da es durchaus im sozialen Umfeld Menschen geben kann, die einen wirklich ständig beobachten und bewerten, daher auch der Gedanke, dass dies deren Problem ist. Letztlich ging es mir darum auf der Gefühlsebene zu lernen nicht mehr die möglichen Gedanken anderer Menschen kontrollieren zu wollen.
Was das Grübeln und die inneren Dialoge angeht, da habe ich schon während der Überwindung meiner Depression gelernt, dass die innere Wortmaschine viel zu viele Gedanken produziert, die mir nicht weiter helfen. Durch das Aufschreiben der Gedanken und nachträgliche bearbeiten habe ich gelernt sie konstruktiver zu gestalten. Dazu war es aber auch nötig verstehen zu lernen, dass solche Gedanken immer auch eine Funktion haben. Als es daran ging dies Angst bezogenen Gedanken zu bearbeiten, da wusste ich bereits, dass ich deren Funktion ergründen muss. Hierzu ist es hilfreich, wenn man weiß, dass es bei einer Angststörung bei allen dysfunktionalen Bewältigungsstrategien vor allem um Kontrolle, Sicherheit oder Vermeidung geht, und dies findet sich dann eben auch in diesen Gedanken wieder. Dazu hilft es, wenn man den inneren Dialog schriftlich festhalten kann oder vielleicht aufzeichnen kann, um es es sich später wieder anhören zu können. Hier hat es mir geholfen ,dass ich durch die Arbeit an meiner Depression gelernt hatte an solchen Dingen nur zu arbeiten, wenn es mir neutral oder gut geht. Nur so wahr ich eher in der Lage objektiver und realistischer daran zu arbeiten, statt vom Leidensdruck getrieben.
Bei mir war es dann beispielsweise oft so, dass ich vor einem wichtigen Termin überlegt habe, was ich sagen und wie ich es sagen könnte? Auf Diese Weise versuchte ich das bevorstehende Gespräch schon vorher zu kontrollieren. In der Realität klappte dies allerdings nie, weil ich dann meist kein Wort raus bekam oder nicht wusste, wann ich das Zurechtgelegte sagen sollte?
Bewältigen konnte ich dies dann indem ich wieder lernte den IST-Zustand so gut wie möglich zu akzeptieren und zuzulassen, um Druck aus der Sache zu nehmen. Dann lernte ich die Kontrolle schrittweise fallen zu lassen indem ich mich bewusst möglichst wenig auf solche Situationen vorbereitet habe, also nur die wirklich nötigen Vorbereitungen, keine vorbereiteten Formulierungen oder so. Meine Überlegung dabei war, dass es für solche Situationen sinnvoller wäre geistig flexibler zu werden. Natürlich geht so etwas nicht von heute auf morgen, aber mit etwas Übung kann man lernen in solchen Situationen geistig flexibler zu werden indem man eben auf jede Kontrolle und Sicherheit verzichtet. Interessanterweise erhöht sich dadurch auch die Konzentrationsfähigkeit, weil man eben nicht mehr so viel gedanklichen Kram mit sich herum schleppt.
Verstärken lässt sich dies noch damit, dass man mit Hilfe von Achtsamkeitsübungen lernt die eigene Wahrnehmung bewusster zu lenken. So habe ich damals mal eine ganze Zeit mich darin geübt während einer Situation bewusst meine Wahrnehmung auf etwas im Raum zu lenken. Erst nur auf Dinge im Raum, weil ich noch große Schwierigkeiten damit hatte anderen Menschen ins Gesicht zu schauen. Mit der Zeit lernte ich dann meine Wahrnehmung direkt auf das Gespräch oder das zu lenken, was momentan wichtig ist. Dies wiederum reduziert dann auch wieder die Gedanken im Kopf, eben weil man gelernt hat sich auf das wirklich wichtige zu fokussieren bzw. zu konzentrieren.
Sehr hilfreich ist es zudem, wenn man lernt darauf zu achten nach so einem Termin dies noch einmal konstruktiv nach zu bearbeiten. Also was man alles gut gemacht hat, was dies mal besser gelaufen ist. Dabei wird alles nicht so gute akzeptiert und verziehen. Der letzte Gedanke ist dann immer konstruktiv
Ich hoffe, dass dies irgendwie Sinn ergibt und vielleicht sogar nachvollziehbar ist.