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Puhhh spannende Diskussion

Ich denke wir müssen darauf achten, genauer zu Unterscheiden ob wir von einer Persönlichkeitsänderung oder einer Verhaltensänderung sprechen. Ein Schauspieler kann ein völlig anderes Verhalten an den Tag legen, je nachdem welche Rolle er gerade spielt. Dazu gehört viel üben, über einen längeren Zeitraum. Dennoch findet dadurch keine Persönlichkeitsänderung bei ihm statt. (wäre auch schlimm)
Wie schon gesagt wurde, ein eher ängstlicher Mensch wird immer ein ängstlicher Mensch bleiben. Er kann aber lernen anders damit umzugehen, dadurch ändert sich dann aus der Sicht eines Außenstehenden sein Verhalten. An seiner Persönlichkeit (seinem Fühlen) hat sich allerdings nichts geändert. Ob die betreffende Person nun einen guten Zugang zu seinem Unterbewusstsein hat oder nicht spielt im Grunde keine Rolle. Ob wir nun durch eine Psychotherapie, Traumdeutung, Rituale oder Hexenmeister uns ins Bewusstsein gebracht haben warum, bzw. was der Grund dafür ist, das wir ein ängstlicher Mensch geworden sind, ändert nichts an der Tatsache das wir ein ängstlicher Mensch sind. Wir können die Erkenntnisse höchstens dazu nutzen um gezielte Strategien der Verhaltensänderung zu erarbeiten.
Sein Verhalten zu ändern, in eine bestimmte Richtung zu gehen, obwohl einen das Gefühl genau in die entgegen gesetzte Richtung drängt, ist ein schwieriges Unterfangen. Es wäre viel einfacher, könnten wir in unserem Unterbewusstsein nach blieben, Knöpfe und Schaler so umstellen, dass z.B. aus einem ängstlichen Menschen ein abenteuerlustiger Mensch wird. Leider ist das nicht möglich. Es bleibt nur die Verhaltensänderung, auch wenn sie schwer fällt. Was es dann mit der Zeit leichter macht ist die Gewöhnung, das bedeutet aber nicht das sich unsere Persönlichkeit geändert hat. Sobald wir nachlässig werden, fallen wir wieder in die alten Muster zurück.

Zitat von Mojoh:
Ich denke wir müssen darauf achten, genauer zu Unterscheiden ob wir von einer Persönlichkeitsänderung oder einer Verhaltensänderung sprechen.

Das sehe ich nicht so. Da ein Mensch seine Persönlichkeit vermutlich nicht verändern kann, brauchen
wir auf nichts zu achten.
Um zu einer Verhaltensänderung zu kommen, braucht es zunächst einmal noch etwas anderes, sehr wichtiges.
Das bewusste Denken muss immer stärker geübt werden und logische Zusammenhänge sollten
immer häufiger mit einbezogen werden, wenn man denkt.

Zitat von Mojoh:
Wie schon gesagt wurde, ein eher ängstlicher Mensch wird immer ein ängstlicher Mensch bleiben.

Das sehe ich ähnlich. Es ist aber nicht schlimm. Als ängstlicher Mensch kann man sehr entspannt,
zufrieden und erfolgreich leben. Ängstliche Menschen haben anderen Menschen gegenüber teilweise große
Vorteile, weil sie Risiken viel besser erkennen und abschätzen können.

Zitat von Mojoh:
Er kann aber lernen anders damit umzugehen, dadurch ändert sich dann aus der Sicht eines Außenstehenden sein Verhalten.

Das ist so. Außenstehend werden das machmal gut finden. Manchmal aber auch sehr unangenehm.
Es kommt immer darauf an.
Viel wichtiger ist. Wer lernt, mit seinen Gefühlen anders umzugehen, der wird nach und nach innerlich
ruhiger, entspannter und entscheidungsfreudiger.

Zitat von Mojoh:
An seiner Persönlichkeit (seinem Fühlen) hat sich allerdings nichts geändert.

Zitat von Mojoh:
Ob die betreffende Person nun einen guten Zugang zu seinem Unterbewusstsein hat oder nicht spielt im Grunde keine Rolle.

Ich glaube kaum, dass man einen guten oder weniger guten Zugang zu seinem Unterbewusstsein hat.
Man hat aber vermutlich einen guten oder weniger guten Zugang zu seinen Gefühlen.

Unsere Gefühle kommen aus dem Unterbewusstsein
Unsere Gefühle sind aber nicht das Unterbewusstsein!


Zitat von Mojoh:
Wir können die Erkenntnisse höchstens dazu nutzen um gezielte Strategien der Verhaltensänderung zu erarbeiten.

Das kannst Du so sehen. Das Wichtigste scheinst Du dabei nicht zu berücksichtigen.

Unser Unterbewusstsein ist ein teilweise veränderbarer Speicherplatz.
Durch ein anderes Denken ergibt sich ein anderes Verhalten. Und dies hat starke Auswirkungen auf
unser Unterbewusstsein. Ein Mensch der viel Neues lernst, sammelt zahlreiche Erfahrungen.
Und das hat enorme Auswirkungen auf unser Unterbewusstsein.

Zitat von Mojoh:
Es wäre viel einfacher, könnten wir in unserem Unterbewusstsein nach blieben, Knöpfe und Schaler so umstellen, dass z.B. aus einem ängstlichen Menschen ein abenteuerlustiger Mensch wird.

Im Prinzip kannst Du das machen. Das braucht nur viel, viel Zeit. Und es erfordert ständiges lernen und weiterentwickeln. Die Menschen wollen aber möglichst nicht lernen - Sie wollen nur leben.
Und das hat wiederum negative Auswirkungen auf das Unterbewusstsein.
Übertrieben gesagt, schläft es förmlich ein. Es wiederholt nur noch das, was es früher einmal
gelernt hat. Neues kommt selten dazu.

Zitat von Mojoh:
Sobald wir nachlässig werden, fallen wir wieder in die alten Muster zurück.

So ähnlich kann man das beschreiben. Wer auf einem Fahrrad sitzt und nicht in die Pedale tritt,
der kommt nicht vorwärts.
Wie ich vorstehend sagte. Wer nicht weiter lernen will, der bleibt meistens gedanklich und mit
seinen Gefühlen dort stehen, wo er gerade steht.
Ohne zu Denken und ohne etwas zu tun, wird es eher schwierig sein, zufrieden zu werden.

A


Soziale Phobie / ängstlich verm Persönlichkeitsstörung

x 3


@Hotin

Wenn ich dich richtig verstanden habe, gehst du davon aus, dass die Persönlichkeit zwar nicht direkt durch rationale, kognitive Prozesse veränderbar ist, indirekt allerdings schon. Durch bewusstes Denken, steuern wir unser Verhalten, dies führt dann zu neuen Erfahrungen, diese überschreiben dann die alten Erfahrungen im Unterbewusstsein, wodurch dann über den Umweg der Verhaltensänderung eine Veränderung der Persönlichkeit stattgefunden hat. Das wäre dann das Prinzip fake it till you make it.
Ich befürchte allerdings das sich die tiefer liegenden Schichten der Persönlichkeit (ich beziehe mich hier auf das neurobiologische Modell der vier Ebenen der Persönlichkeit - könnt ihr gerne googeln), selbst durch neue Erfahrungen nicht beliebig überschreiben lassen.
Zum Thema Gefühle: Richtig, Gefühle sind nicht das Unterbewusstsein. Sie sind die Informationseinheit bzw. der Code in dem die unterbewusst arbeitenden Ebenen des Gehirns mit der bewussten Ebene kommunizieren. Durch ein Gefühl wird uns in kürzester Zeit eine große Menge an Informationen bewusst. Aber nicht nur das, Gefühle können sogar eine Handlung in Gang setzen, noch bevor sie uns bewusst werden. In dem wir z.B. zusammenzucken, noch bevor uns bewusst wird wovor eigentlich.
In dem Zusammenhang würde mich interessieren ob Menschen die eine Konfrontationstherapie abgeschlossen haben, um z.B. ihre Angst vor Spinnen zu bewältigen, nicht mehr zusammenzucken wenn eine Spinne in ihr Blickfeld gerät.

Zitat von Mojoh:
Ob wir nun durch eine Psychotherapie, Traumdeutung, Rituale oder Hexenmeister uns ins Bewusstsein gebracht haben warum, bzw. was der Grund dafür ist, das wir ein ängstlicher Mensch geworden sind, ändert nichts an der Tatsache das wir ein ängstlicher Mensch sind.

Hm. Da habe ich teilweise andere Erfahrungen gemacht. Früher war ich ein sehr ängstlicher Mensch, heute wesentlich weniger.

Zitat von Mojoh:
Sein Verhalten zu ändern, in eine bestimmte Richtung zu gehen, obwohl einen das Gefühl genau in die entgegen gesetzte Richtung drängt, ist ein schwieriges Unterfangen.

Ja, das strimmt.

Zitat von Mojoh:
dass z.B. aus einem ängstlichen Menschen ein abenteuerlustiger Mensch wird. Leider ist das nicht möglich.

Es ist für mich auch die Frage, was denn ein ängstlicher Mensch ist bzw. wie er definiert wird. Es gibt z.B. Ebenen, wo ich mutiger bin als die meisten Menschen, die ich kenne und andere Ebenen, wo ich weniger mutig bin.

Warum leider? Ist abenteuerlustig denn in jeder Situation etwas Positives?

Zitat von Mojoh:
Was es dann mit der Zeit leichter macht ist die Gewöhnung, das bedeutet aber nicht das sich unsere Persönlichkeit geändert hat

Gut, ja. Aber andererseits, wenn wir z.B. durch Verhaltenstherapie etc. es geschafft haben, unsere Gewohnheiten zu ändern, dann ändern sich damit auch unsere Erfahrungen, die ebenfalls wieder Informationen ins Unterbewusstsein senden. Langfristige Gewohnheiten bestimmen im Laufe der Zeit den Charakter mit.

Zitat von Mojoh:
Sobald wir nachlässig werden, fallen wir wieder in die alten Muster zurück.

Stimmt. Wasser fließt abwärts.

Zitat von Hotin:
Wer lernt, mit seinen Gefühlen anders umzugehen, der wird nach und nach innerlich
ruhiger, entspannter und entscheidungsfreudiger.

Ja, genau. Dann ist es auch egal, wodurch diese Veränderung bewirkt wurde, durch welche Therapie oder durch welches tiefgreifende Erlebnis.

Zitat von Hotin:
Unser Unterbewusstsein ist ein teilweise veränderbarer Speicherplatz.
Durch ein anderes Denken ergibt sich ein anderes Verhalten. Und dies hat starke Auswirkungen auf
unser Unterbewusstsein. Ein Mensch der viel Neues lernst, sammelt zahlreiche Erfahrungen.
Und das hat enorme Auswirkungen auf unser Unterbewusstsein.


Genau.
Es bestehen ständige Wechselwirkungen zwischen allen Ebenen.
Man kann durchaus sein Revier schrittweise ausdehnen, wenn man es bewusst tut. Der Ängstliche kann ein erträgliches, lebbares Maß seiner vielleicht grundlegenden Vorsicht erreichen und ich daran gewöhnen.

Zitat von Hotin:
Im Prinzip kannst Du das machen. Das braucht nur viel, viel Zeit. Und es erfordert ständiges lernen und weiterentwickeln. Die Menschen wollen aber möglichst nicht lernen -

So sehe ich das auch. Es braucht sehr, sehr viel Zeit, gegen den Fluss ( der eigenen Gewohnheiten) zu schwimmen.
Jahrzehntelang habe ich meine Träume aufgeschrieben und im Laufe der Zeit beobachtet, wie sie sich verändert haben. Gewissermaßen habe ich im Traum Vieles gelernt, was ich dann im Alltag anwenden konnte. Daher kann ich diese Methode jedem empfehlen. Es ist ein sehr spannender Prozess.

Also, ich schreibe gerne Geschichten. Das Thema hier wäre gut geeignet, um es in einer Geschichte darzustellen. Hier mal mein erster, spontaner Entwurf:

Da ist ein berühmter Filmschauspieler. Er bereitet sich akribisch auf seine Rollen vor. Er nutzt die Ruhe und Abgeschiedenheit um sich tief in die Psyche seiner Figuren einzuarbeiten. Er steht nicht gerne im Rampenlicht. Die vielen Menschen und die Hektik am Set machen ihm Angst. Doch seine Liebe zum Film und zur Schauspielerei überwiegen. Sobald er in seiner Rolle ist, fühlt er sich wohl. Er ist ein sehr guter Schauspieler. Was er verabscheut ist der rote Teppich. Doch es gehört zu seinem Beruf. Er nutzt dann seine schauspielerischen Fähigkeiten und spielt den Fotografen und Fans, einfach eine Rolle vor. Er ist froh, wenn er sich wieder in sein Hotelzimmer zurückziehen kann. Er braucht dann mehrere Tage Ruhe, um wieder Energie zu tanken. Und jetzt kommen wir zu seinem Gegenpart. Auch er ist ein berühmter Schauspieler. Er liebt das Rampenlicht. Das war schon immer so. Schon in der Schule war er der Klassenclown. Er braucht nicht viel Vorbereitung um eine Szene zu spielen. Er spielt aus dem Bauch heraus, er verlässt sich auf seinen Instinkt. Er liebt die Schauspielerei und den Film. Er liebt es über den roten Teppich zu gehen und mit den Fotografen und Fans zu scherzen. Was er an seinem Beruf verabscheut, dass sind die Phasen in denen er auf eine neue Rolle warten muss. Wenn er nicht weis was er tun soll, wenn er alleine in seiner Villa ist und aus Langeweile anfängt zu trinken.
Außenstehende sehen nicht, was diese Menschen motiviert, was sie antreibt, was ihnen Angst macht. Für Außenstehende scheint es keinen Unterschied zwischen diesen beiden Schauspielern zu geben. Von außen sieht ihr Verhalten gleich aus. Tatsächlich unterscheiden sie sich fundamental, und das ändert sich auch nicht, obwohl sie sich gleich verhalten.

Ja, gut, sie sind verschieden. Ja und? Wir sind doch alle verschieden, mal überspitzt gesagt.

Ist der erste Schauspieler ängstlich? Das wäre eine Wertung, vielleicht sogar eine Abwertung. Womöglich ist der erste Schauspieler hochsensibel. Das kommt oft vor und wäre für seinen Beruf auch nützlich.

Hochsensible empfinden intensiver, sowohl die negativen als auch die positiven Gefühle.



Am Rande bemerkt: In einem Grundlagenbuch der Schaupielkunst habe ich gelesen, dass es bei den besten Schauspielern zwei Hauptgruppen gibt: einerseits extrem introvertierte, empfindsame und hochsensible Menschen und andererseits extrem extrovertierte Menschen. Diese beiden Gruppen haben das Potential zum sehr guten Schauspieler oder Filmstar - sofern sie gerne Theater spielen.

Zitat von Mojoh:
Wie schon gesagt wurde, ein eher ängstlicher Mensch wird immer ein ängstlicher Mensch bleiben.

Ich muss jetzt gerade lachen Obwohl ich die Diagnose soziale Phobie und ÄVPS habe, habe ich mich noch nie als ängstlichen Menschen betrachtet. Für mich sind ängstliche Menschen solche, die vor realen Gefahren Angst haben wie z.B. vor Einbrechern, vor Überfällen, vor großen Tieren, vor Unfällen u.ä.. Meine Ängste liegen eher auf irrationaler Ebene.

Zitat von Hoffnungsblick:
einerseits extrem introvertierte, empfindsame und hochsensible Menschen und andererseits extrem extrovertierte Menschen. Diese beiden Gruppen haben das Potential zum sehr guten Schauspieler oder Filmstar - sofern sie gerne Theater spielen.

Und Personen aus beiden Kategorien können ein ganzes Berufsleben lang unter schrecklichem Lampenfieber leiden (sofern es sich um Theaterschauspieler handelt)
Nicht selten fällt der Satz : Ich habe das Gefühl, es wird mit dem Älterwerden immer schlimmer !

In bezug auf das Konfrontations- bzw. Habituierungskonzept hat mich das immer sehr nachdenklich gestimmt...................

Vielleicht ist es generell nicht differenziert genug jemanden als ängstlichen Menschen bezeichnen und manchmal ist er auch nur vorsichtig.

Jemand kann sehr vorsichtig sein, ängstlich in Bezug auf Kontakte mit Menschen oder ängstlich in Bezug auf Autoritäten.

Ja, man sollte das differenzieren.

Hat man eine Diagnose, dann hält man sich manchmal daran fest und denkt: So/das bin ich, froh darum, dass man endlich zu wissen glaubt, wer oder wie man ist. Aber solche Bezeichnungen (hier: ängstlich verm Persönlichkeitsstörung) sind eigentlich nur Arbeitsbegriffe. Man kann nicht den ganzen Menschen da hineinpacken.

Zitat von Chingachgook:
Und Personen aus beiden Kategorien können ein ganzes Berufsleben lang unter schrecklichem Lampenfieber leiden

Ja, es ist doch immer wieder erstaunlich, dass auch extrovertierte Menschen unter Lampenfieber leiden. Sie reagieren es nur anders ab.

Es hilft also auch nicht in jeder Situation, extrovertiert zu sein. Das ist auch kein Allheilmittel.

Zitat von Mojoh:
Wenn ich dich richtig verstanden habe, gehst du davon aus, dass die Persönlichkeit zwar nicht direkt durch rationale, kognitive Prozesse veränderbar ist, indirekt allerdings schon.

Die Persönlichkeit eines Menschen ist meiner Meinung nach nicht veränderbar. Ich glaube, jeder Mensch
ist im Grunde immer so, wie er ist.
Du scheinst die gesamte Art, wie sich ein Mensch verhält und wie er innen mit sich selbst redet
als Die Persönlichkeit zu bezeichnen. Dies beschreibe ich nicht so.
Diesen Vorgang, wie ein Mensch mit anderen und auch mit sich selbst redet, finde ich mit einem
Wort schwierig zu beschreiben.

Zitat von Mojoh:
Durch bewusstes Denken, steuern wir unser Verhalten, dies führt dann zu neuen Erfahrungen, diese überschreiben dann die alten Erfahrungen im Unterbewusstsein,

So etwa kann man sich das vorstellen. Jedoch sehe ich da in einem Punkt einen grundsätzlichen
enorm wichtigen Unterschied. Möglicherweise versteht man sich selbst nicht, wenn man dies nicht
ausreichend berücksichtigt.
Durch neu gemachte Erfahrungen und gelerntes Wissen, steuern wir unser Denken und unser Verhalten.
Ich glaube jedoch nicht, dass wir alte Erfahrungen überschreiben. Etwas überschreiben würde dann
nämlich bedeuten, dass man alte Erfahrungen vergisst. Daran glaube ich aber nicht.
Meiner Ansicht nach passiert da etwas anderes. Beim Einschreiben neuer Erfahtungen in unser Unterbewusstsein
legt man die neuen Erfahrungen neben die alten Erfahrungen.
Dadurch vergrößert man die Auswahl seiner eigenen Handlungsmöglichkeiten.
Wer ein Auto besitzt, der wird nicht die Erinnerungen überschreiben, wie es war, als er alles zu Fuß
oder mit dem Fahrrad erledigt hat. Er kann ja immer noch zu Fuß gehen.
Die früheren (alten) Erfahrungen können meiner Ansicht nach sogar oft eine Motivation sein,
die neueren Erfahrungen zu bevorzugen.

Zitat von Mojoh:
wodurch dann über den Umweg der Verhaltensänderung eine Veränderung der Persönlichkeit stattgefunden hat.

Wie schon gesagt. Ich möchte eine solche Veränderung nicht als Persönlichkeitsveränderung
sehen. Jeder bleibt so, wie sie oder er ist.
Allein schon der Versuch, seine eigene Persönlichkeit nicht anzunehmen und zu akzeptieren kann
nach meiner Sichtweise immer neue psychische Probleme hervorrufen.

Zitat von Mojoh:
Ich befürchte allerdings das sich die tiefer liegenden Schichten der Persönlichkeit (ich beziehe mich hier auf das neurobiologische Modell der vier Ebenen der Persönlichkeit - könnt ihr gerne googeln), selbst durch neue Erfahrungen nicht beliebig überschreiben lassen.

Wie Du, so sehe ich es auch. Beliebig kann man frühere Erfahrungen nicht einfach überschreiben.
Über längere Zeit hinweg, kann man jedoch an sehr tiefe Schichten des unterbewussten Denkens
herankommen. Gerade dass geht jedoch erst dann, wenn ich dass, was ich in der Tiefe entdecke,
versuche erst einmal zu akzeptieren. Solange ich vor meinen eigene Gedanken aus der Tiefe erschrecke,
wird es schwierig bleiben, damit umzugehen.

Zitat von Hotin:
Beim Einschreiben neuer Erfahtungen in unser Unterbewusstsein
legt man die neuen Erfahrungen neben die alten Erfahrungen.

Ich glaube, das funktioniert nicht.
Man überlernt im Idealfall alte Erfahrungen und ersetzt sie durch neue. Auf diesem Weg ist man jederzeit rückfallgefährdet und es genügt ein weniges um wieder im alten Fahrwasser zu sein.
Aus meiner Sicht ist der Vergleich mit Fussgängern, Radfahrern und Autofahrern nicht hilfreich, weil die Fortbewegungsarten zu unterschiedlich sind.
Besser wäre ein Vergleich zwischen dem Autofahren mit Schalt- und dem Autofahren mit Automatikgetriebe.
Wer das jemals gemacht hat, weiss, wie oft er im Fussbreich ins Leere getreten hat weil er verzweifelt und verinnerlicht die Kupplung suchte.
Erst wenn die alte Erfahrung überlernt ( und damit verlernt) wurde, wird die neue Erfahrung zur Routine.

Ein gleichberechtigtes Nebeneinander wäre vollkommen kontraproduktiv.

Zitat von Chingachgook:
Aus meiner Sicht ist der Vergleich mit Fussgängern, Radfahrern und Autofahrern nicht hilfreich, weil die Fortbewegungsarten zu unterschiedlich sind.
Besser wäre ein Vergleich zwischen dem Autofahren mit Schalt- und dem Autofahren mit Automatikgetriebe.
Wer das jemals gemacht hat, weiss, wie oft er im Fussbreich ins Leere getreten hat weil er verzweifelt und verinnerlicht die Kupplung suchte.

Ok, Deiner Meinung schließe ich mich an.

Zitat von Chingachgook:
Erst wenn die alte Erfahrung überlernt ( und damit verlernt) wurde, wird die neue Erfahrung zur Routine.

Hier habe ich eine andere Sichtweise. Unser Kopf ist mit unseren Erfahrungsschätzen so etwas
wie eine Werkzeugkiste.
Die Begriffe Überlernen und Verlernen finde ich geignet, ich verwende sie jedoch nicht gern.
Meiner Meinung nach verhindern sie teilweise zu verstehen, was in uns abläuft.
Gerade im Kommunikationsbereich zwischen Menschen rutschen Personen immer wieder mal
in alte Verhaltensweisen hinein. Weil es eben nebeneinander liegt.
Wer einen Werkzeugkasten hat, der wird nicht gleich ein altes Werkzeug weglegen, sobald er
ein Werkzeug gekauft hat, was besser funktioniert als das bisherige.

Zitat von Chingachgook:
Ein gleichberechtigtes Nebeneinander wäre vollkommen kontraproduktiv.

Da gebe ich Dir Recht. Das wäre es. Ich habe von gleichberechtigtem Nebeneinander nichts gesagt.
Wer zwei ähnliche Möglichkeiten zur Auswahl hat, der wird sich doch fast immer für die Möglichkeit
entscheiden, welche ihm besser gefällt, oder nicht? Und mit der er mehr und schnelleren Erfolg
erreicht.
Wichtig finde ich dabei. Wie oft und wie gut überprüfen Menschen ihr eigenes Handeln täglich
auf Sinnhaftigkeit und Erfolgsaussichten? Daraus kann man ein eigenes Thema erstellen.

Zitat von Chingachgook:
Man überlernt im Idealfall alte Erfahrungen und ersetzt sie durch neue. Auf diesem Weg ist man jederzeit rückfallgefährdet und es genügt ein weniges um wieder im alten Fahrwasser zu sein.

Wie Du glaube ich, dass wir in vielen Dingen Rückfallgefährtet sind. Dagegen anzuleben ist teilweise
ziemlich schwierig.

@Hotin,
ich erkenne keinen allzugrossen Widerspruch, sehe tendenziell den Menschen weniger als rationales Wesen, sondern als Produkt von Automatismen, ohne die es im Leben gar nicht geht.
Permanentes Überprüfen gleicht dem Tausendfüssler, der sich fragt, mir welchem Bein er eigentlich zuerst losgehen sollte. Das Leben ist keine Therapiesituation und erfordert eingespielte Prozesse.
Wer an jeder Strassenkreuzung überlegt, wohin es optimalerweise gehen sollte, ist ein heisser Kandidat für den nächsten Auffahrunfall.
Aber ich glaube, wir entfernen uns zu sehr vom Anliegen des Threaderstellers..............

Zitat von Chingachgook:
sehe tendenziell den Menschen weniger als rationales Wesen, sondern als Produkt von Automatismen, ohne die es im Leben gar nicht geht.

Das sehe ich wie Du.

Zitat von Chingachgook:
Permanentes Überprüfen gleicht dem Tausendfüssler, der sich fragt, mir welchem Bein er eigentlich zuerst losgehen sollte. Das Leben ist keine Therapiesituation und erfordert eingespielte Prozesse.

Was spricht denn gegen häufiges Überprüfen? Ich finde nichts. Die Frage ist nur, was überprüfe ich?
Es gibt Oberbegriffe, bei denen es sich lohnt häufig etwas zu überprüfen.

Wer von Dortmund nach Hamburg fahren will, sollte zwischendurch mal überprüfen, ob er wirklich nach
Norden fährt. Durch eine falsche Eingabe ins NAVI sind Personen schon in Hessen gelandet. So etwas
kann man sich ersparen.
Viele ähnliche Beispiele gibt es übrigens, wenn man mit Taschenrechnern rechnet.

Zitat von Chingachgook:
Wer an jeder Strassenkreuzung überlegt, wohin es optimalerweise gehen sollte, ist ein heisser Kandidat für den nächsten Auffahrunfall.

Völlige Zustimmung. Ich gehe noch einen Schritt weiter. Wer sich zu weit von seinen selbst erstellten
Automatismen entfernt, der wird sich eventuell bald therapeutische Hilfe holen.

Da bleibt die Frage. Wie komme ich denn zu eigenen, guten und zufriedenstellenden Automatismen?

Zitat von Hotin:
Gerade dass geht jedoch erst dann, wenn ich dass, was ich in der Tiefe entdecke,
versuche erst einmal zu akzeptieren. Solange ich vor meinen eigene Gedanken aus der Tiefe erschrecke,
wird es schwierig bleiben, damit umzugehen.

Ja, das ist oft die Ursache für Schüchternheit und Ängstlichkeit.
Was man in der Tiefe vorfindet, will man nicht sehen und verdrängt es darum. Man zeigt sich in der Außenwelt in einer anderen Rolle. Aber das ist dann nicht stimmig. So kann man nicht offen auftreten und versteckt sich bzw. die nicht akzeptierten Anteile.

Zitat von Hotin:
Da bleibt die Frage. Wie komme ich denn zu eigenen, guten und zufriedenstellenden Automatismen?

Erkanntes umsetzen, das ist manchmal ein langer Prozess.

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Dr. Reinhard Pichler
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