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Zitat von Sara80:
Angst habe ich eigentlich nicht, weil ich normalerweise nicht damit rechne das mich jemand anspricht. Ich kann nur spontan nicht mehr das richtige sagen. Manchmal denke ich dann wochenlang darüber nach wie ich besser und freundlicher antworten hätte können.War bei mir auch nicht immer so aber in den letzten Jahren ist es mir öfters aufgefallen das ich nicht weiß was ich sagen soll oder etwas komisch antworte.Etwas beruhigend das es anderen ähnlich geht.

Genau das hat mir die ersten 30 Jahre meines Lebens verdorben. Ich konnte bis dahin nie Selbstwertgefühl aufbauen, weil ich mich ungewollt überall rausgekickt habe. Danach ging es ganz langsam aufwärts. Aber die Defizite konnte ich nie ganz aufholen. Aber ich sehe das heute nicht mehr so dramatisch. Im Gegensatz zu früher fühle ich mich schon erst seit einigen Jahren zu Menschen mit Kommunikationsproblemen hingezogen.

Zitat von Ibreaktogether:
Genau das hat mir die ersten 30 Jahre meines Lebens verdorben. Ich konnte bis dahin nie Selbstwertgefühl aufbauen, weil ich mich ungewollt überall rausgekickt habe. Danach ging es ganz langsam aufwärts. Aber die Defizite konnte ich nie ganz aufholen. Aber ich sehe das heute nicht mehr so dramatisch. Im Gegensatz zu früher fühle ich mich schon erst seit einigen Jahren zu Menschen mit Kommunikationsproblemen hingezogen.


Dies finde ich ist eine aufschlussreiche Beschreibung von Dir.
Bedeutet das, wer beim Wettlaufen immer nur bestens auf dem 10. Platz ankommt, der fühlt sich dann
besser, wenn er sich mit Menschen umgibt, die keinen Sport machen?

A


Soziale Phobie / ängstlich verm Persönlichkeitsstörung

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Zitat von Hotin:
Dies finde ich ist eine aufschlussreiche Beschreibung von Dir.Bedeutet das, wer beim Wettlaufen immer nur bestens auf dem 10. Platz ankommt, der fühlt sich dann besser, wenn er sich mit Menschen umgibt, die keinen Sport machen?

Naja, ich umgebe mich dann lieber mit Menschen, denen Sport nicht wichtig ist. Nebenbei war ich bis 16 Jahren amateurmäßig dermaßen an der Spitze, dass ich im Landkreis in der Leichtathletik nicht mehr viel Konkurrenz hatte. Beim Laufen war ich unschlagbar, immer auf dem 1. Platz, hatte die höchste Punktzahl bei den Bundesjungendspielen der ganzen Gesamtschule und fuhr wahnsinnig schnell Rennrad.

Nur: Es hatte keinen interessiert. Einfach nur, weil mich niemand neben sich haben wollte. Ich konnte ja nicht richtig sozial interagieren, und so war denen meine sportliche Leistung schon fast unangenehm. Das war so beschämend, dass für die Siegerehrung plötzlich keine Zeit mehr war, und ich von meinem Spitzenplatz erst Wochen später aus der Schülerzeitung erfuhr. Das hatte mich so verprägt, dass ich ab da mit Amateursport nie wieder was zu tun haben wollte. Das war 1985.

Zitat von Hotin:
Dies finde ich ist eine aufschlussreiche Beschreibung von Dir.Bedeutet das, wer beim Wettlaufen immer nur bestens auf dem 10. Platz ankommt, der fühlt sich dann besser, wenn er sich mit Menschen umgibt, die keinen Sport machen?


Ich finde diesen Vergleich sehr interessant. Ja, es ist so, weil dann der Druck weg ist besser sein zu müssen und dieses Wissen nicht mithalten zu können.
Ich kann viel entspannter mit jemanden umgehen der die gleichen Probleme hat, da weiß ich das ich verstanden werde und muss mich nicht verstellen.

Zitat:
Zitat von Hotin:
Dies finde ich ist eine aufschlussreiche Beschreibung von Dir .Bedeutet das, wer beim Wettlaufen immer nur bestens auf dem 10. Platz ankommt, der fühlt sich dann besser, wenn er sich mit Menschen umgibt, die keinen Sport machen?


Zitat:
Sara80
Ich finde diesen Vergleich sehr interessant. Ja, es ist so, weil dann der Druck weg ist besser sein zu müssen und dieses Wissen nicht mithalten zu können.
Ich kann viel entspannter mit jemanden umgehen der die gleichen Probleme hat, da weiß ich das ich
verstanden werde und muss mich nicht verstellen.



Hallo Sara,

Man kann das so machen, wie Du es schreibst.
Beinhaltet solches Verhalten aber nicht auch eine große Gefahr, wenn Du Dich immer zu den Schwächeren
hingezogen fühlst?
Wann und wodurch willst Du Dich dann selbst noch fordern, Dich versuchen zu verbessern?
Was gibt Dir dann noch Selbstbewusstsein?

Zitat von Hotin:
Hallo Sara,Man kann das so machen, wie Du es schreibst.Beinhaltet solches Verhalten aber nicht auch eine große Gefahr, wenn Du Dich immer zu den Schwächeren hingezogen fühlst?Wann und wodurch willst Du Dich dann selbst noch fordern, Dich versuchen zu verbessern?Was gibt Dir dann noch Selbstbewusstsein?

Ist das nicht die falsche Sichtweise? Wenn ein Behinderter an Paralympics teilnehmen will, dann würde man ihm auch nicht raten, sich an den gesunden Sportlern zu orientieren. Wird es jetzt deutlicher? Außerdem nimmst du eine Bewertung vor, die gar nicht nötig ist. Spätestens nach dem Buch von Manfred Lütz ist mir ein Licht aufgegangen:
Irre - Wir behandeln die Falschen (Das Problem sind die Normalen)

Zitat von Entwickler:
Ist das nicht die falsche Sichtweise? Wenn ein Behinderter an Paralympics teilnehmen will, dann würde man ihm auch nicht raten, sich an den gesunden Sportlern zu orientieren. Wird es jetzt deutlicher? Außerdem nimmst du eine Bewertung vor, die gar nicht nötig ist. Spätestens nach dem Buch von Manfred Lütz ist mir ein Licht aufgegangen:Irre - Wir behandeln die Falschen (Das Problem sind die Normalen)


Dein Beispiel kann ich nicht nachvollziehen.
Bei einer körperlichen Behinderung handelt es sich um eine Beeinträchtigung, die gewisse Grenzen setzt.

Im geistigen Bereich läuft das völlig anders ab. Unser Gehirn möchte gefordert werden, damit ein
Zufriedenheitsgefühl entsteht. Es besteht zwar die Möglichkeit, auch ohne Leistung zufrieden zu sein.
Allerdings wird das nur selten funktionieren, da sich der Mensch meistens mit anderen vergleicht.
Sage mal jemandem, er braucht keine materiellen Dinge mehr und es reicht, wenn er ausreichend zu
essen hat und sonst nur ausruhen kann.

Zitat von Hotin:
Unser Gehirn möchte gefordert werden,


Wahrscheinlich muss jeder sein richtiges Maß finden.

Ich glaube auch, dass wir uns immer weiterentwickeln wollen.
Andererseits muss man zwischendurch mal Pause machen, damit es später umso weiter geht.
Manchmal muss man eben auch grundlos mit sich zufrieden sein.

Zitat von Hotin:
Dein Beispiel kann ich nicht nachvollziehen.Bei einer körperlichen Behinderung handelt es sich um eine Beeinträchtigung, die gewisse Grenzen setzt.Im geistigen Bereich läuft das völlig anders ab. Unser Gehirn möchte gefordert werden, damit ein Zufriedenheitsgefühl entsteht. Es besteht zwar die Möglichkeit, auch ohne Leistung zufrieden zu sein.Allerdings wird das nur selten funktionieren, da sich der Mensch meistens mit anderen vergleicht.Sage mal jemandem, er braucht keine materiellen Dinge mehr und es reicht, wenn er ausreichend zuessen hat und sonst nur ausruhen kann.


Das ist sicher sehr individuell zu betrachten. Was den einen noch fordert, überfordert den anderen eben schon. Ich habe für mich meine eigenen Grenzen teilweise herausgefunden und finde es besser diese zu akzeptieren als lebenslang dagegen anzukämpfen. Vielleicht kommen bessere Zeiten und ich sehe das dann anders.

Zitat von Sara80:
Das ist sicher sehr individuell zu betrachten. Was den einen noch fordert, überfordert den anderen eben schon. Ich habe für mich meine eigenen Grenzen teilweise herausgefunden und finde es besser diese zu akzeptieren als lebenslang dagegen anzukämpfen. Vielleicht kommen bessere Zeiten und ich sehe das dann anders.

Fast immer sollte man Dinge persönlich betrachten.
Welche Dinge würden Dich denn überfordern?
Wo hast Du Grenzen, die enger sind, als bei anderen?
Bernhard

Meine ÄVPS, verbunden mit den Zwangsgedanken, macht mir aktuell wieder so arg zu schaffen und steht mir so oft im Weg... oder ich steh mir selbst im Weg.

Was das Thema Grenzen angeht, hab ich irgendwie aktuell gar kein Gefühl mehr, wo meine sind.

Wie kann man nur lernen mit Situationen irgendwie umzugehen, die einen zwar komplett überfordern, die man aber trotzdem eigentlich nicht vermeiden will? Aber man wegen der Überforderung trotzdem immer in dieses Vermeidungsverhalten rutscht... Das ist aktuell so eine Frage, die ich mir oft stelle.

@SoulFeather
Was mir immer auffällt ist sobald sich Routine einschleicht und zwar im Vermeidungsverhalten und man auf die eine oder andere Art nicht mehr dazu gezwungen wird, (durch äußere Einflüsse, aber auch durch einen Selbst, also wenn an einem Tag der Schweinehund gewinnt) sich den täglichen Herausforderungen stellen zu müssen, dann beginnt wieder die Überforderung überhand zu nehmen.
Klar will man eigentlich eine gewisse Routine beibehalten, aber in unserem Fall, ist wohl zuviel Routine, ein abrutschen in alte Verhaltensmuster und dadurch kommt es unzweifelhaft zur Vermeidung. So habe ich das bei mir immer wieder sehen dürfen. Also darf man sich in gewissen Abständen immer wieder neu erfinden oder anders man muss immer gefordert werden.
Wie das funktioniert, weiß ich auch noch nicht, aber im Moment ist es wieder so, dass ich gerade recht gut klarkommen muss und das ist ein guter Start, um zu testen wie lange ich in dieser Hinsicht weitermachen kann, bis ich etwas ändern muss, um wieder mehr Herausforderung zu haben, die ich meistern muss, damit sich alte Verhaltenmuster nicht wieder zu stark einschleichen.
(Wären da nicht all die anderen Merkmale, Symptome und Veränderungen die man zusätzlich zur ÄVPS hat...)

Wenn ich manche hier so lese, Treffen in einer Stadt mitten in DE? Sicher das ihr von ÄVPS redet?
Ich würde mich in keinen Zug setzen, irgendwo hin, nach Deutschland, um mich dann in einer Fremden Stadt mit Fremden Personen zu treffen.
Das wäre ja ein einziger Höllentrip. Panik, Zug zu verpassen, im Falschen zug zu Sitzen, sich in der Stadt zu verlaufen, Voller zug, Dann noch ggf. in die Falsche Gruppe zu laufen, die Leute nicht zu kennen.

Meine ÄVPS empfinde ich nicht unbedingt als Teil von mir. Mal nicht bewusst.
Aber, ich denke sie ist Extrem ausgeprägt. Müll Raus bringen ist zb. schon anstrengend. Einkaufen alein auch fast nicht möglich. Also Jegliche Situation, die Kontakt mit Menschen bedeuten könnten....
Selbst Türklingeln Löst bei mir Panik aus. Ehe ich in einen Bus Steige, von demm ich nicht 100% Sicher bin, das ich im 100% richtigen Bus sitze, lauf ich lieber 30min zu meinem Ziel.... Einfach, weils gewohnte sicherer ist, als Risiko einzugehen, auch wenn auf dem Bus steht, das er zu meinem Ziel fährt, ich muss 100% Sicher sein. Sprich 100x mit begleitung gefahren sein, ehe ich mir das selbst zumuten kann.

Freundschaften, sind für mich in der Regel belanglos. Es gibt nur wenige menschen auf diesen Planeten, mit dennen ich mich Treffe. Viele Menschen, mit dennen ich mich sonnst eig. gut verstehen würde, regen mein Emotionales Interesse leider nicht an, wenn ich sie dann mal nicht mehr sehe, selbst wenn sie mich nach einem Treffen fragen würden. Ob das noch zu ÄVPS gehört weiß ich nicht.

natürlich kommt das ADS noch dazu, das das ganze noch ein wneig schwerer macht.


Eine Soziale Phobie, was ich mit dabei ist, bei mir beschreibt ledeglich Angst vor einer Bestimmten situation. Die ÄVPS zieht sich durch jeglichen berreich, der mit anderen Menschen zu tun hat.

Ich hab das auch, kann die Diagnose aber nicht mehr hören. Das hängt mir zum Halse raus!Sollen wir Mal einen rauchen gehen?
Du scheinst nein korrekter Typ zu sein!

Zitat von SozioDepp:
Ich hab das auch, kann die Diagnose aber nicht mehr hören. Das hängt mir zum Halse raus!Sollen wir Mal einen rauchen gehen?Du scheinst nein korrekter Typ zu sein!


Da hat sich ein Tippfehler eingeschlichen. Soll doch sicher heißen
Du scheinst EIN korrekter Typ zu sein

Grüßung,

habe mir nochmal meine Beiträge, und eure Antworten, von vor jetzt schon zwei Jahren durchgelesen. Was ich rauslese ist, dass ich die mit der ÄVPS verbundenen Persönlichkeitsmerkmale, die sich bei mir zeigen, als nicht zu mir gehörig betrachtet habe. Ich habe sie als etwas betrachtet, das ich weg haben möchte. Daran hat sich auch nicht viel geändert, ich empfinde das auch heute noch so. Mein Fühlen, man könnte auch sagen mein Bauchgefühl, entspricht nicht dem, wie ich mich selbst und die Welt gerne sehen würde. Unter dieser Diskrepanz leide ich nach wie vor.
Habe in letzter Zeit einiges zur Neurophysiologie gelesen, unter anderem von Gerhard Roth: Warum es so schwierig ist, sich und andere zu ändern. Es geht darum inwieweit die Persönlichkeit im Gehirn verankert ist, und ob sie veränderbar ist. Kurze Antwort: zum Großteil Nein.
Ich versuche mal eine sehr vereinfachte Zusammenfassung: In unserem Arbeitsgedächtnis finden die bewussten rationalen Überlegungen statt. An diesem Ort, kommen wichtige Sinneseindrücke, Körperempfindungen, tieferliegende Erinnerungen, Erfahrungen, Gefühle usw. zusammen. Das Besondere ist, nur hier findet das bewusste Wahrnehmen statt. Hier können wir entscheiden wie wir mit all diesen Einflüssen umgehen. Das ist natürlich leichter gesagt als getan, empfinden wir z.B. Angst und die dazu gehörigen Körperempfindungen, können wir nicht einfach entscheiden diese nicht mehr zu fühlen. Aber das Gefühl der Angst wird uns hier bewusst, und wir müssen uns entscheiden wie wir damit umgehen. Hier bewerten wir unser Empfinden. Hier wird uns die Diskrepanz bewusst zwischen dem was wir Empfinden, und dem was, aus rationaler Sicht, in der jeweiligen Situation eigentlich angebracht wäre. Also meine kaputten, gestörten tief im Unterbewusstsein verankerten Persönlichkeitsmerkmale werden mir bewusst. Gerhard Roth beschreibt ganz ausführlich in welchen Hirnarealen bestimmte Merkmale gespeichert sind. Ich bezeichne die jetzt hier ganz allgemein als Unterbewusstsein. Zu diesen unbewussten Persönlichkeitsmerkmalen habe ich keinen Zugang, und sie sind auch nicht veränderbar, weil eben nicht zugänglich. Deshalb empfinde ich sie als nicht zu mir gehörig. Leider sind sie aber dennoch ein Teil von mir. Ich kann nur versuchen besser mit ihnen umzugehen.

Würde mich interessieren wie ihr darüber denkt.

Zitat von Mojoh:
Mein Fühlen, man könnte auch sagen mein Bauchgefühl, entspricht nicht dem, wie ich mich selbst und die Welt gerne sehen würde.


Meine Erfahrung dazu ist, dass es wichtig ist, zu wissen, wie man sich selbst gerne sehen würde. Dass man ein Ziel hat.
Ja, man hat Erlebnisse in bestimmten Gehirnarealen abgespeichert. Aber: Man kann sie doch sukzessive verändern! Allerdings ist es bewusste, dauerhafte Arbeit an sich selbst in die erwünschte Richtung. Das Gehirn speichert auch die neuen Erfahrungen und das Leben verändert sich doch schrittweise zum Positiven. Bei mir war/ist das so. Dafür bin ich dankbar.

Zitat von Mojoh:
Es geht darum inwieweit die Persönlichkeit im Gehirn verankert ist, und ob sie veränderbar ist. Kurze Antwort: zum Großteil Nein.

Zwar bleiben die Anlagen, d.h. die ersten Erfahrungen bestehen, aber durch sukzessive, bewusste Beeinflussung verblassen sie auch (siehe oben) oder /und werden anders interpretiert..

Zitat von Mojoh:
Zu diesen unbewussten Persönlichkeitsmerkmalen habe ich keinen Zugang, und sie sind auch nicht veränderbar, weil eben nicht zugänglich.

Kommt darauf an. Es gibt auch Methoden, zum Unterbewusstsein Zugang zu finden. Das sind allerdings nicht die rationalen Methoden, sondern eher künstlerische bzw. bildhafte, wie z.B. Träume oder Rituale etc.

Zitat von Idefix13:
Also darf man sich in gewissen Abständen immer wieder neu erfinden oder anders man muss immer gefordert werden.


Ja, das glaube ich auch.

Zitat von Danny94:
Einfach, weils gewohnte sicherer ist, als Risiko einzugehen,

Ja nun.
Ist so ein abgesichertes Leben denn wirklich sicherer? Das glaube ich nicht, denn auch in einem abgegrenzten Raum bist du nicht wirklich sicher. Die Angst und die Interpretation von Situationen steckt ja in deinem Inneren. Du nimmst sie sogar in deine Träume mit.

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Zitat von Mojoh:
Was ich rauslese ist, dass ich die mit der ÄVPS verbundenen Persönlichkeitsmerkmale, die sich bei mir zeigen, als nicht zu mir gehörig betrachtet habe. Ich habe sie als etwas betrachtet, das ich weg haben möchte.

Das ist ja auch nicht damit gemeint. Dass man sie gerne weghaben hat wohl jeder, der an ÄVPS leidet. Gemeint ist, dass man die Symptome, die man hat, nicht als von äußeren Umständen verursacht betrachtet, wie bei einer einfachen sozialen Phobie.

Zitat von Mojoh:
Ich versuche mal eine sehr vereinfachte Zusammenfassung: In unserem Arbeitsgedächtnis finden die bewussten rationalen Überlegungen statt. An diesem Ort, kommen wichtige Sinneseindrücke, Körperempfindungen, tieferliegende Erinnerungen, Erfahrungen, Gefühle usw. zusammen.

Hallo Mojoh,
das hast Du gut zusammengefasst, meine ich.

Zitat von Mojoh:
Das Besondere ist, nur hier findet das bewusste Wahrnehmen statt. Hier können wir entscheiden wie wir mit all diesen Einflüssen umgehen.

Genau so ist es. Wir können die Informationen aus unserem Unterbewusstsein zunächst wahrnehmen,
müssen sie möglichst auch alle akzeptieren und danach entscheiden, was wir aus unseren früheren
Erfahrungen machen.

Zitat von Mojoh:
Das ist natürlich leichter gesagt als getan, empfinden wir z.B. Angst und die dazu gehörigen Körperempfindungen, können wir nicht einfach entscheiden diese nicht mehr zu fühlen. Aber das Gefühl der Angst wird uns hier bewusst, und wir müssen uns entscheiden wie wir damit umgehen. Hier bewerten wir unser Empfinden.

Am Anfang erscheint es eher schwierig, bewusster mit unseren Gefühlen umzugehen.
Wir können dies jedoch trainieren. Etwas lernen bedeutet ja. Das, was man besser können will, sollte
man immer wieder üben, bis man es so gut kann, dass es deutlich leichter geht.
Durch dieses üben speichert man neue Informationen in das Unterbewusstsein. So ist es möglich,
hilfreiche Dinge mit Hilfe des Unterbewusstseins zu automatisieren.
Jeder Mensch hat auf diese Weise langsam gelernt, wie aufrechtes Gehen und schnell rennen, sowie
das Treppensteigen funktionieren. Das bewusste Denken funktioniert so langsam, dass bewusstes
Gehen und Rennen kaum möglich wäre.

Zitat von Mojoh:
Hier wird uns die Diskrepanz bewusst zwischen dem was wir Empfinden, und dem was, aus rationaler Sicht, in der jeweiligen Situation eigentlich angebracht wäre.

Das sehe ich nicht unbedingt so. Oft finde ich, ist das, was wir fühlen das Gleiche, was wir auch
bewusst denken und erleben. Häufig gibt es zumindest anfangs auch schon mal größere
Unterschiede.

Zitat von Mojoh:
Also meine kaputten, gestörten tief im Unterbewusstsein verankerten Persönlichkeitsmerkmale werden mir bewusst.

Deine persönlich Situation kenne ich nicht. Ob die im Unterbewusstsein abgelegten
Persönlichkeitsmerkmale wirklich gestört und kaputt sind? Zumindest sind sie so, dass Du Dich
damit nicht wohl fühlst. Denke daran! Mit Deinem bewussten Denken bewertest Du Deine
Informationen aus Deinem Unterbewusstsein.

Zitat von Mojoh:
Zu diesen unbewussten Persönlichkeitsmerkmalen habe ich keinen Zugang, und sie sind auch nicht veränderbar, weil eben nicht zugänglich.

Wie gesagt, ich kenne Deine Situation nicht. Üblicherweise solltest Du nach und nach einen teilweise
möglichen Zugang zu Deinen unterbewussten Gefühlen bekommen können.

Zitat von Mojoh:
Deshalb empfinde ich sie als nicht zu mir gehörig.

Noch verstehe ich das nicht. Wie kannst Du etwas als nicht zu Dir gehörend empfinden, wenn Du
bisher dazu noch keinen Zugang hast?

Zitat von Mojoh:
Leider sind sie aber dennoch ein Teil von mir. Ich kann nur versuchen besser mit ihnen umzugehen.

Das nennt man allgemein doch, etwas von sich selbst besser akzeptieren. Oder nicht?

Zitat von Hoffnungsblick:
Zwar bleiben die Anlagen, d.h. die ersten Erfahrungen bestehen, aber durch sukzessive, bewusste Beeinflussung verblassen sie auch (siehe oben) oder /und werden anders interpretiert..

Sehe ich auch so. Dass die grundlegende Persönlichkeit im Hirn verankert ist, heißt nicht, dass es keine Möglichkeit zur Verbesserung gibt. Man wird vielleicht immer ein eher ängstlicher Mensch bleiben, kann aber dennoch Mut lernen.

Zitat von Schlaflose:
Das ist ja auch nicht damit gemeint. Dass man sie gerne weghaben hat wohl jeder, der an ÄVPS leidet. Gemeint ist, dass man die Symptome, die man hat, nicht als von äußeren Umständen verursacht betrachtet, wie bei einer einfachen sozialen Phobie.

Genau. Der Unterschied zwischen Ich-Syntonie/Ich-Dystonie liegt im Wesentlichen in den Aussagen Ich bin nun einmal ein ängstlicher Mensch, war ich schon immer. vs. Ich weiß gar nicht, was mit mit los ist, in letzter Zeit habe ich dauernd diese Ängste. Demnach ist es auch kein Widerspruch, wenn man ich-syntone Symptome (wie bei Persönlichkeitsstörungen typisch) weg haben will.

Zitat von Hotin:
Am Anfang erscheint es eher schwierig, bewusster mit unseren Gefühlen umzugehen. Wir können dies jedoch trainieren. Etwas lernen bedeutet ja. Das, was man besser können will, sollte man immer wieder üben, bis man es so gut kann, dass es deutlich leichter geht.

Wichtig ist auch, dass wir zwar unsere Gefühle nicht direkt beeinflussen können, wohl aber unsere Gedanken und Handlungen, die ihrerseits auf die Gefühle Einfluss nehmen.

A


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Dr. Reinhard Pichler
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