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Hallo,

ich bin neu hier und stelle mich erstmal vor. Ich bin 26 Jahre alt und weiblich, wie mein Nick ja schon verrät. Leider bin ich irgendwie sozial inkompetent, ich weiß nicht wie ich es sonst nennen soll. Bis ich mich überwunden habe mich selbst mal auf so einer Seite anzumelden, habe ich sehr viele Beiträge zu solchen Themen in unterschiedlichen Foren gelesen, weil ich endlich mal herausfinden möchte was denn jetzt genau mein Problem ist und wie es anderen geht, die so fühlen und so die Welt wahrnehmen oder zumindest so ähnlich und wie andere damit umgehen.
Jetzt hoffe ich hier Gleichgesinnte zu finden oder zumindest den einen oder anderen Tipp oder Rat zu bekommen.

An dieser Stelle entschuldige ich mich schon mal für den langen Text, denn ich weiß jetzt schon, dass er ziemlich lang werden wird und hoffe damit niemanden zu langweilen

Zu meiner sozialen Inkompetenz
Im Großen und Ganzen könnte ich es so beschreiben...ich komme mir vor wie ein Außerirdischer, der auf einem fremden Planeten gelandet ist, in einem fremden Körper, inmitten von fremden Wesen. Meine Aufgabe scheint zu sein mich wie ein Wesen von diesem Planeten zu verhalten und die Spezies Mensch zu verstehen, aber mir ist nicht ganz klar wie ich das anstellen soll und weil ich kein richtiger Mensch bin, ist alles irgendwie...nicht so wie es sein sollte.
Mir fällt es allgemein sehr schwer Menschen zu verstehen, vor allem Witze, unklare Aussagen oder zweideutige Aussagen. Ich verstehe dann einfach nicht was man mir eigentlich mitteilen möchte. Oft bin ich dann gar nicht in der Lage etwas zu sagen...nicht dass ich nicht wollen würde, ich kann einfach nicht. Nicht weil ich Angst habe, ich weiß selbst nicht warum. Mimik finde ich teilweise auch schwierig, wobei das nicht das Hauptproblem ist, weil ich viele Mimiken schon verstehe, aber eben nicht alles, das führt schon mal zu Missverständnissen. Auch finde ich es manchmal schwierig die richtige Mimik darzustellen, die das aussagt was ich gerade empfinde. Mir wurde schon oft gesagt, dass ich kühl wirke, obwohl das nicht so ist.
Auch der Kontakt mit Menschen fällt mir schwer, z.B. rede ich kaum mit anderen Menschen, so wie Nachbarn oder so. Ein paar Mal wurde ich von Nachbarn angesprochen, aber ich empfinde es dann als extrem unangenehm mich mit denen zu unterhalten, weiß nicht worüber ich mich mit denen unterhalten sollte und versuche das zu umgehen, indem ich z.B. warte bis niemand im Treppenhaus ist bevor ich raus gehe, nicht as Telefon gehe, wenn ich die Nummer nicht kenne und die Haustüre nicht öffne wenn ich niemanden erwarte. Wenn jemand anruft, google ich immer erstmal die Nummer, um mich besser auf das Gespräch einstellen zu können. Nur kann man leider nicht alle Nummern googeln, vor allem private Telefonnummern nicht. Im Nachhinein, wenn ich diese Situationen in meinem Kopf nochmal abspiele, merke ich wie unnormal ich mich verhalte, wie unfähig ich bin eine Unterhaltung aufrecht zu erhalten und angemessen zu reagieren, dummerweise hilft mir das nicht mich bei den nächsten Malen besser zu verhalten. Beim nächsten Mal stehe ich wieder nur da und weiß nichts mit der Person anzufangen und habe keine Ahnung was ich der Person sagen soll, antworte höchstens knapp auf Fragen oder versuche Fragen mit Mimik zu beantworten, wenn ich gerade nicht reden kann. Eigentlich bin ich aber furchtbar einsam, ich hätte gerne Freunde oder Menschen mit denen ich reden könnte, nicht nur flüchtig. Ich habe aber immer das Gefühl, dass mich niemand wirklich kennt und irgendwie will ich auch nicht, dass mich irgendjemand wirklich kennt. Ich weiß, das klingt jetzt widersprüchlich. Zum Beispiel mache ich gerade eine Umschulung, in der Berufsschule habe ich sehr nette Leute kennen gelernt mit denen ich auch die Pause verbringe und neben denen ich im Unterricht sitze. Die haben mich mittlerweile häufiger gefragt, ob ich nicht Lust hätte mich mit denen privat zu treffen, aber ich kann irgendwie nicht. Einerseits möchte ich schon, aber andererseits denke ich...was soll ich denn da und mit denen? Obwohl wir ein, für meine Verhältnisse, inniges Verhältnis haben, weiß ich schon, dass wir nach der Umschulung/Ausbildung keinen Kontakt mehr haben werden, was mich doch sehr traurig macht.
Zumindest habe ich einen Partner und Kinder, das sind die einzigen Dauerhaften Personen in meinem Leben. Aber auch da gibt es hin und wieder Diskussionen, weil ich Dinge mit mir selbst ausmache und zu wenig rede. Ich bin aber sehr glücklich sie zu haben und gebe mir Mühe mehr zu reden, was aber nicht einfach ist. Es war aber alles andere als einfach mit meinem Partner zusammen zu kommen, weil ich, wenn ich Personen treffe, die ich attraktiv finde oder die sehr dominant sind komische Ängste habe. Ich komme mir bei so ziemlich allem was ich tue extrem dämlich vor, ich zittere, schwitze abartig heftig, rede sehr gehemmt und meiner Meinung nach nur Unsinn. Mir ist es dann schrecklich wichtig was die Person von mir denkt und wie ich rüberkomme. Dann plane ich Unterhaltungen im Vorfeld, um diesen oder jenen Eindruck zu hinterlassen, plane sogar meine Mimik und Gestik dabei, nur kann ich es dann nicht so ausführen wie ich es ursprünglich geplant habe, weil ich einfach unfähig bin, vor allem unfähig normal zu denken. Die ersten Dates mit meinem Freund waren schon sehr peinlich, ich habe es als sehr peinlich empfunden, ich konnte in seinem Beisein nicht mal essen oder trinken.
Solche Situationen gibt es auch jetzt noch hin und wieder, z.B. in der Berufsschule mit meinem Lehrer, der verunsichert mich extrem und verhält sich teilweise, meiner Meinung nach, sehr fies, dann aber wieder sehr nett, das verwirrt mich. Mittlerweile ist es so, dass ich in seiner Gegenwart nicht mal mehr einfache Matheaufgaben lösen kann, was sehr problematisch ist. Und das schlimme ist, dass ich nicht mal weiß warum. Ich habe jetzt schon öfter darüber nachgedacht ihn zu fragen, ob es möglich wäre die Klasse zu wechseln (es gibt mehrere Klassen in meiner Stufe in meinem Beruf), aber ich kann nicht mal richtig mit dem reden. Ich fürchte, dass ich Angst vor ihm habe oder so. Das ist so...lächerlich!

Durch meine soziale Inkompetenz habe ich einige Schwierigkeiten bei der Arbeit. Da mein Ausbildungsberuf ein Männerberuf ist, arbeite ich hauptsächlich mit Männern, die dauernd Witze machen, die ich eben nicht verstehe, mich danach immer ausgelacht fühle. Allgemein, also auch bei meinen weiblichen Kollegen habe ich Probleme mit der Kommunikation. Die sind alle so gesprächig und reden und erzählen, ich weiß meistens einfach nicht was ich dazu sagen soll und habe eigentlich auch keine Lust etwas dazu zu sagen, weil ich eigentlich keine Lust habe mich mit denen zu unterhalten, aber mir ist klar, dass das unhöflich wäre immer einfach nichts zu sagen, also überlege ich krampfhaft was ich antworten könnte, wodurch ich sehr unter Druck stehe und schrecklich angespannt bin. Überhaupt könnte ich sagen, dass ich fast immer schrecklich angespannt bin. Außerdem sind mir Pläne und Abläufe sehr wichtig und meine Kollegen ändern dauernd Pläne, ich kann mich auf nichts richtig einstellen, mich auf nichts vorbereiten, was große Verwirrung in mir auslöst.

Mittlerweile habe ich einen Zustand erreicht, an dem ich über all das einfach nur noch traurig bin. Ich habe angefangen die Stunden zu zählen, die ich noch arbeiten muss und habe mittlerweile fast täglich das Gefühl einfach gehen zu wollen, alles stehen und liegen lassen und gehen, weil ich nicht mehr weiß wie das so weiter gehen soll, das Gefühl habe innerlich zu sterben oder so...bzw. das Gefühl habe einen Stein in der Brust zu haben von dem Strom ausgeht, der dauernd durch meinen Körper geht und mich vollkommen wahnsinnig macht.
Letzte Woche wurde es dann so schlimm, dass ich nicht mehr konnte und bin zum Arzt gegangen. Auf der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung steht, dass ich eine depressive Störung habe und in einer Überweisung an eine psychiatrische Ambulanz steht, dass ich wohl eine psychische Dekompensation habe, also keine Ahnung was ich habe. Ich hoffe einfach, dass man herausfindet was ich denn jetzt habe und was das eigentliche Problem ist, der Termin ist aber leider erst nächsten Monat.

So...ich hoffe, dass ich nichts vergessen habe und ihr euch ein mehr oder weniger deutliches Bild machen könnt. Also wenn einer eine Ahnung hat...oder einen Tipp oder sich darin wiederfindet, freue ich mich über Nachrichten.

17.04.2018 07:44 • 20.04.2018 #1


21 Antworten ↓


Erstmal herzlich willkommen hier bei uns im Forum.

Ich könnte mir vorstellen, dass deine Depression nur eine Folge ist und du eigentlich ein anderes Problem hast. Hast du mal über das Asperger-Syndrom nachgelesen? Deine Schilderung klingt wie aus dem Lehrbuch. Allerdings habe ich keine persönliche Erfahrung, nur was hier im Forum schon dazu zu lesen war.

@Skade du hast dich schon mit Asperger beschäftigt. Kannst du dir das mal durchlesen?

A


Soziale Inkompetenz oder so?

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Zitat von Luna70:
@Skade du hast dich schon mit Asperger beschäftigt. Kannst du dir das mal durchlesen?

Ich habe mich auf eine Autismus-Spektrum-Störung testen lassen. Die Tests waren alle positiv. Laut denen müsste ich also Autist sein. Allerdings meinte die Psychologin als auch der Arzt, ich hätte affektgesteuert und emphatisch im Gespräch reagiert, und das würde einem Autisten so nicht passieren. Der wäre unfähig dazu.

Ich habe der Diagnose widersprochen. Aber sie blieben bei ihrer Einschätzung. Da ich keine Kraft habe zu weiter entlegenen Diagnostik-Ambulanzen zu gehen --- liegt es auf Eis.

Von anderen Autisten erfuhr ich, daß es sehr schwer ist, als Erwachsene Frau richtig diagnostiziert zu werden und ich mutmaßlich ein hochfunktioneller Autist bin. Mich also über Jahrzehnte dermaßen angepasst habe, das es für aussenstehende nur mit guter Fachkenntniss zu sehen ist. Und vor allem, wenn sie auf den neuesten Stand der Forschung sind. Was oft nicht der Fall ist. Die meisten Psychiater erwarten das sie der Autismus förmlich anspringt um ihn zu diagnostizieren.

Ich rate dir eine Autismus-Ambulanz anzurufen und einen Termin zu machen. Es gibt lange Wartelisten. Ich musste 2 Jahre auf den Rückruf warten. Aber die Tests die gemacht werden, sind schon mal sehr aufschlussreich.

Und Google mal Denkmomente...

Zitat von Luna70:
Deine Schilderung klingt wie aus dem Lehrbuch.


Genau das habe ich auch gedacht.

Danke für eure Antworten, das hilft mir schon sehr weiter! Ich werde mich mal näher darüber informieren.

@skate Meine Güte...warum sind die Wartezeiten denn so wahnsinnig lang? Gibt es sooo viele autistische Menschen? Es war ja dann nicht wirklich hilfreich an diesen Tests teilzunehmen. War es sehr anstrengend/stressig? Was wird denn da gemacht? Gibt es so wenige Diagnostik-Ambulanzen, sodass du weiter fahren müsstest? Hast du für dich selbst akzeptiert, dass du keine Diagnose hast oder ist dir die Diagnose wichtig? Welche Vorteile würde eine sie überhaupt bringen?

Wenn die Wartelisten so lang sind, würde ich mich vorher auch mal auf ADS (im Erwachsenenalter) testen lassen. Das geht in der Regel etwas schneller (jedenfalls bei meinem Sohn, der in der Uniklinik Münster getestet wurde).

Einiges trifft auch auf ADS zu, manchmal kommt ADS aber auch zusammen mit dem Asperger Syndrom vor.

LG Angor

Zitat von Annabelle91:
Welche Vorteile würde eine sie überhaupt bringen?


Im schulischen Bereich ist es so, dass diagnostizierte Asperger Autisten in Prüfungen einen Nachteilsausgleich bekommen. In der Abiturprüfung z.B. bekommen sie Ersatzaufgaben, wenn in irgendeinem Fach ein Cartoon zu analysieren ist, weil sie keine Ironie erkennen können. Oder in Deutsch brauchen sie keine Gedichtsanalyse zu machen, weil sie die darin ausgedrückten Gefühle nicht nachempfinden können u.ä.
Ansonsten kann man sich damit einen Grad der Behinderung anerkennen lassen, was in manchen Berufsbereichen Vorteile bringt bezüglich der Einstellung und Entlassung. Das ist vor allem im Öffentlichen Dienst der Fall.

In letzter Zeit wird das Problem auch immer häufiger in Filmen und Serien thematisiert. Z.B. in der Serie Der Alte ist seit einiger Zeit ein Mitarbeiter in der Mordkommission, der Asperger hat. Und in Bettys Diagnose gibt es eine Oberärztin mit dieser Diagnose.

Zitat von Annabelle91:
@Skade
Meine Güte...warum sind die Wartezeiten denn so wahnsinnig lang? Gibt es sooo viele autistische Menschen? Es war ja dann nicht wirklich hilfreich an diesen Tests teilzunehmen.

War es sehr anstrengend/stressig? Was wird denn da gemacht? Gibt es so wenige Diagnostik-Ambulanzen, sodass du weiter fahren müsstest?

Hast du für dich selbst akzeptiert, dass du keine Diagnose hast oder ist dir die Diagnose wichtig? Welche Vorteile würde eine sie überhaupt bringen?

Alsooo...
Es gibt auch Ambulanzen mit kürzeren Wartezeiten aber die sind für mich zu weit weg.

Ich fand es überhaupt nicht anstrengend oder stressig. Man bekommt nen Haufen Bögen zum ankreuzen. Da wird halt Intelligenz, kognitive Geschwindigkeit, Merkfähigkeit, Konzentration etc getestet.

Mein Tag wird kommen. Das ist wie bei meinem Rheuma. Es hat 20 Jahre gedauert bis es erkannt wurde. Und auch die Geschichte hier wird zu ihrer Zeit erkannt werden. Bis dahin nennt mich mein Freund @Veritas KOD= Komisch ohne Diagnose

Ich fühle mich verkannt und ungerecht abgefertigt. Aber ich habe nur ein bestimmtes Kontingent an Kraft und das muss ich mir einteilen. Jetzt noch zig weitere Ambulanzen weit weg aufzusuchen würde mich psychisch aus der Bahn werfen. Denn ich würde vllt wieder nicht gesehen werden. Wieder alles umsonst.

Der, wo ich war, oben geschrieben, meinte in seinem Bericht ich hätte eine ängstlich vermeidende und anakastische Persönlichkeitsstörung. Das ich nicht lache! Dem hätte ich seinen Schrieb sonst wo hinschieben können. Wer mich kennt, und eigentlich auch die alteingesessenen hier im Forum, der würde sicher sagen das ich das nicht bin.

Ich reg mich schon wieder auf

@Skade

Nicht aufregen. Die Diagnosen die vergeben werden haben auch mit dem Menschen zu tun der sie vergibt.
Und nur weil es irgendwo so steht heißt das nicht das es auch so ist.

Wenn Du einen Aufkleber mit der Schrift Flamingo an einen Tiger klebst bleibt es trotzdem ein Tiger!


Zitat von Skade:
KOD= Komisch ohne Diagnose

Das ist gut!

Hallo Annabelle91,

wow, da beschreibst du ja einen sehr belastenden Leidensweg. Das kann ich gut nachvollziehen wie diese große Unsicherheit sehr belastend ist.

Ich wurde auf Asperger getestet (negativ) und habe mich daher auch damit beschäftigt.

Einiges von dem was du schilderst sind tatsächlich Indizien für eine Autismus Ausprägung.
Mimik nicht intuitiv erkennen können oder ausüben.
Metaphern oder Formulierungen mit übertragenem Sinn nicht intuitiv erkennen zu können.
Situationen und Gestik/Mimik in diesen nicht intuitiv erkennen zu können.
Lese ich das richtig heraus dass dir Spontanität, Dinge die du nicht planen kannst und/oder keinem klaren Ablauf folgen Schwierigkeiten machen? Das wäre auch ein Indiz.
Achtest du sehr auf Details? Bist du sehr angetan z.B. von Oberflächenstruktur? Vertiefst du dich gerne in Spezialgebiete/bestimmte Themen? Dies wären Anzeichen von Asperger.
Asperger ist schon im Kinder und Jugendalter erkennbar, wenn sich das Kind eher zurückzieht, eher ganz vertieft und sehr interessiert auf einzelne Themen ist.


Ansonsten scheinst du sehr viel zu analysieren, planen und kontrollieren zu wollen.
Beim unterhalten oder etwas unternehmen geht es aber oft nicht darum etwas 'sinnvolles' zu tun. Eine zwanglose Unterhaltung kann als Zweck die Bindungsstärkung zwischen den Personen haben.
Wenn du gerne Kontakt zu deinen Mitauszubildenden hast und sie dich fragen ob du mit ihnen etwas unternehmen möchtest, dann sag auf jeden Fall einfach zu!
Ohne viel darüber nachzudenken, ohne den Befürchtungen zu viel Raum zu geben.

Wenn du durch klare Vorgaben und Abmachungen Sicherheit erlangst, dann kannst du auch das in jedem Fall gegenüber den anderen äußern.
Diese können dann Rücksicht auf dich nehmen und ihr könnt z.B. vorab planen was ihr unternehmt (und wenn es nur ist sich irgendwo bestimmtes zu treffen und zu unterhalten).

Auch aus Unterhaltungen solltest du lernen den Zwang und die Erwartungen heraus zu nehmen.
Gib dein Bestes, und dann ist das super! Es macht keinen Sinn sich noch negativ weiter damit zu befassen, das belastet dich nur.
Es gilt die Dinge wie sie passiert sind und passieren werden radikal zu akzeptieren.

Wenn es dir schwer fällt deinen Lehrere auf Dinge anzusprechen kannst du ihm sicher auch schreiben.
Ob es mit einem anderen Lehrer und in einer anderen Klasse aber besser wird bezweifle ich.
Ich könnte mir vorstellen dass du z.B. eine schlechte Laune des Lehrers direkt auf dich beziehst, und Unsicher wirst, weil du es nicht richtig einordnen kannst.

Mich erstaunt dass du einen Mann und Kinder hast, mit all dem was du beschreibst.
Das ist super! Das freut mich für dich.
Ich habe weit weniger was mich belastet, aber das leider nicht.

Zu deinem Vermeidungsverhalten, was ich absolut nachvollziehen kann, ich vermeide auch gerne mal in den Hausflur zu gehen wenn ich noch jemanden höre, möchte ich sagen:
Angststörungen halten und verstärken sich vor allem auch durch Vermeidung.
Die unrealistische oder überzogene Angst führt zum Vermeidungs-Handlungsimpuls. Nach der Vermeidung schlussfolgert unser Gehirn:
Ich habe die Gefahr erkannt. Ich habe die Gefahr vermieden. Es ist mir nicht schlimmes passiert. Also muss die Gefahr real und die Angst passend gewesen sein.
Man nimmt sich die Chance eine andere Erfahrung zu machen - nämlich dass die Angst unbegründet oder überzogen ist.
Auch wenn man sich blamiert ist das dem anderen doch letztlich egal. Sein Leben geht weiter wie gehabt. Und das eigene auch.

Ängste kann man abbauen indem man die Situationen bewusst aufsucht (natürlich nicht gleich mit dem schlimmsten beginnt) und aushält bis die Angst abnimmt.
Und durch Analyse der unterliegenden Gründe für die Ängste; erlernte Grundannahmen und Befürchtungen; und diese dann bewusst wahrzunehmen und zu korrigieren.
Immer wieder.

Gerade unsichere Menschen erfahren das Gefühl von Fremdartigkeit wenn sie sich selbst analysieren - z.B. dass man sich seltsam bewegen würde wenn man darauf achtet ob man normal geht.
Wer aber unsicher und auf sein Auftreten bedacht ist ist mit großer Wahrscheinlichkeit bereits nicht negativ von anderen wahrgenommen (wie jemand dem vllt egal ist wie er rüber kommt).
Aufgrund dieses Startbonuses kann man sich getrost zugestehen sich eben gerade *nicht* selbst zu analysieren. Denn wirklich ändern kann man sich meist eh nicht, sondern bekommt nur zunehmend das Gefühl seltsam und unpassend zu sein. Das hat auch etwas mit verschobener Wahrnehmung zu tun.
Daher: Versuche dich nicht zu viel selbst zu analysieren. Wenn du bemerkst dass du dies tust, nimm es anerkennend zur Kenntnis, und dann tu es beiseite und lass es bleiben.

Offensichtlich hast du ja durchaus positive Kontakte, auch zu den neuen Ausbildungskollegen bekommen. Da kann also nicht all zu viel falsch sein an dir.

Und selbst wenn ihr nach der Ausbildung den Kontakt verliert, dann nutze die Zeit jetzt den Kontakt mit ihnen zu genießen.
Das ist kein Investment in eine 100% sichere Zukunft, sondern ein Investment in dein jetziges Wohlbefinden. Genieß die aktuelle Zeit. Mach dir keinen Kopf um die ferne Zukunft.

Und auch nach dem Studium muss der Kontakt nicht abbrechen. Darüber hast du selbst auch mindestens 50% der Kontrolle.
Wenn du den Kontakt halten möchtest kannst du zukünftig die Initiative ergreifen und den Kontakt pflegen. Wenn der andere auch Interesse und Möglichkeit hat wird es bestehen bleiben.

Ich habe mir mal einiges über Asperger Syndrom und ADS durchgelesen und muss sagen, dass Asperger doch sehr gut passt, aber manche Menschen mit Asperger schreiben, dass sie so etwas wie Liebe oder Verliebtsein z.B. nicht empfinden, sondern eher aus praktischen Gründen einen Partner haben, das ist bei mir definitiv nicht so.

@Angor warum sollte man sich auf ADS testen lassen, nur weil die Wartezeiten bei der Autismus-Diagnostik lang sind? Das verstehe ich gerade irgendwie nicht. Wie ich ja oben geschrieben habe, habe ich mich ein bisschen informiert...Menschen mit ADS haben Schwierigkeiten mit der Aufmerksamkeit und ich hab schon häufiger gelesen, dass sie schlecht in der Schule sind. Ich bin alles andere als schlecht in der Schule und an Aufmerksamkeit mangelt es mir auch nicht und ich raste auch nicht aus oder so, vielleicht liegt meine Aufmerksamkeit eher auf anderen Dingen. Z.B. mein Freund und ich sind unterwegs und sehen eine Frau. Mein Freund fragt mich, ob ich das große Tattoo auf ihrem Arm gesehen habe, was ich nicht gesehen habe. Dann wundert er sich wie das sein kann, weil ich die Frau eine ganze zeitlang beobachtet habe. Da habe ich aber eben auf etwas ganz anderes geachtet. Kann man da schon von Defiziten bei der Aufmerksamkeit sprechen? Ich glaube nicht.
Wie bist du denn auf die Idee gekommen deinen Sohn auf ADS testen zu lassen, wurde er denn positiv getestet, falls ja, wie äußert sich das? Ich finde ja, wenn man sich Berichte durchliest von Betroffenen, ganz egal welche Krankheit, Behinderung oder was auch immer, sie haben, scheint es jeder anders zu empfinden, man liest auf jeden Fall immer sehr unterschiedliche Dinge.

@Skade Das Problem mit dem Rheuma beweist doch, dass Ärzte nicht immer alles wissen, also musst du dich nicht aufregen. Man wird ja wohl am besten wissen wie man sich fühlt und wie man die Welt wahrnimmt, ein Arzt kann das nur von außen beurteilen. Würde es dir denn helfen, wenn dich einfach jemand dahin fährt, z.B. dein Freund?

@Jan_ Danke für die beruhigenden Worte. Ja, das ist richtig, mein Freund nennt mich einen Kontrollfreak. Haha...ja Oberflächenstrukturen sind so eine Sache und Gerüche, ich fasse alles Mögliche an und rieche an allem. Und ich habe bestimmte Themen, Psychosen, Persönlichkeitsstörungen und Fotografie finde ich spannend, ich habe schon so wahnsinnig viel darüber gelesen, kaufe mir aber trotzdem immer wieder neue Bücher oder lese die Bücher, die ich habe mehrfach.
Das ist einfacher gesagt als getan Befürchtungen keinen Raum zu geben. Es ist nicht so einfach sein Verhalten oder das Denken plötzlich zu ändern, wenn man sich schon immer so verhalten hat oder schon immer so gedacht hat. Klar versuche ich mir Mühe zu geben, z.B. war ich mit meinen Mitauszubildenden, als wir mal früher Schule aus hatten, Kaffee trinken, das hätte ich bis vor ein paar Monaten niemals getan. Oder überhaupt die Ausbildung anzufangen, mich irgendwo zu bewerben und zu Vorstellungsgesprächen zu gehen war auch undenkbar, mir ist auch jetzt unklar wie ich das hinbekommen habe. Heute nehme ich, da ich ja diese Woche noch frei habe, am Singkreis im Kindergarten meiner Tochter teil. Ich wurde mal darauf angesprochen, ob ich mir nicht einmal die Zeit dafür nehmen könnte, weil meine Tochter doch so gerne singt. Für mich ist das die absolute Horrorvorstellung und ich habe erstmal gegoogelt was da passiert und wie das abläuft, was genau meine Aufgabe sein wird, bin aber nicht viel schlauer geworden. Trotzdem habe ich beschlossen dahin zu gehen, weil ich es wichtig finde Zeit mit ihr zu verbringen mit Dingen die sie gerne macht und hoffe, dass es nicht ganz so furchtbar sein wird.

Zitat von Annabelle91:
Wie bist du denn auf die Idee gekommen deinen Sohn auf ADS testen zu lassen, wurde er denn positiv getestet, falls ja, wie äußert sich das?


Das wurde ihm von der Tagesklinik empfohlen, wo er war. Er hatte schon als Kind ADS, und entgegen der Meinung vieler Ärzte verschwanden die Symptome nicht in der Pubertät, und auch das Jobcenter wollte ein Gutachten.

Er wurde in der Uniklinik Münster getestet und die Diagnose ist ADS im Erwachsenenalter, anhängig wie so oft bei ADS Depressionen, eine Sozialphobie und eine Angststörung.

Er wurde erwerbsunfähig geschrieben. Mit gut sein oder nicht in der Schule nichts zu tun, er wurde damals ein paar Mal getestet und alle bescheinigten ihm eine Hochbegabung, er hat aber nicht die Leistung gebracht, die von ihm gefordert wurde, seine Fähigkeiten lagen auf einem anderen Gebiet.

Von dem wie sich das geäussert und was er dadurch für Probleme hatte, besonders in der Schule, davon kann ich ein Buch schreiben, das würde zuviel werden hier alles zu schreiben.

Ohje, das klingt ja furchtbar. Gab es da denn keine Möglichkeit ihm irgendwie zu helfen? Die Tagesklinik scheint ja, so wie ich das verstanden habe, nicht geholfen zu haben. Hat er jetzt immer noch so große Schwierigkeiten? Wie alt ist er mittlerweile?

Er ist jetzt 29, hat jahrelang als Schüler Ritalin genommen, mit 15 wollte er die nicht mehr, er meinte es nützt nichts.

Er war in Therapie, in zwei Tageskliniken, stationär wurde ihm empfohlen, wollte er aber nicht, er hatte eine Zeit lang eine sozialpsychiatrische Begleitung.

Er wohnt noch zu Hause, lebt in seiner Welt, scheint mit sich und allem zufrieden zu sein.

Ihn störts auch nicht das er keine Freunde hat, und er war jetzt ein ganzes Jahr nicht mal im Dorf, nur im Garten seit seiner letzen PA.

Schlecht wenn er so wenig kooperativ war/ist. So ein Zustand kann nicht ewig so anhalten. Wie empfindest du das, also wie geht es dir damit?

Ich würde aus 2 Gründen ungern weit fahren:
Wegen der Kosten. Wir haben ja weder Auto noch Führerschein.
Wegen meines Rheumas. Ist alles sehr sehr anstrengend.

Aber danke für den Vorschlag

Zitat von Annabelle91:
Ja, das ist richtig, mein Freund nennt mich einen Kontrollfreak. Haha...ja Oberflächenstrukturen sind so eine Sache und Gerüche, ich fasse alles Mögliche an und rieche an allem. Und ich habe bestimmte Themen, Psychosen, Persönlichkeitsstörungen und Fotografie finde ich spannend, ich habe schon so wahnsinnig viel darüber gelesen, kaufe mir aber trotzdem immer wieder neue Bücher oder lese die Bücher, die ich habe mehrfach.


Damit verstärkt sich die Vermutung nach Asperger/Autismusspektrum.

Zitat von Annabelle91:
Das ist einfacher gesagt als getan Befürchtungen keinen Raum zu geben. Es ist nicht so einfach sein Verhalten oder das Denken plötzlich zu ändern, wenn man sich schon immer so verhalten hat oder schon immer so gedacht hat.


Klar ist das nicht einfach und auch nicht schnell geändert. Das braucht viel Zeit. Aber es kann Stück für Stück besser werden.

Zitat von Annabelle91:
Klar versuche ich mir Mühe zu geben, z.B. war ich mit meinen Mitauszubildenden, als wir mal früher Schule aus hatten, Kaffee trinken, das hätte ich bis vor ein paar Monaten niemals getan. Oder überhaupt die Ausbildung anzufangen, mich irgendwo zu bewerben und zu Vorstellungsgesprächen zu gehen war auch undenkbar, mir ist auch jetzt unklar wie ich das hinbekommen habe. Heute nehme ich, da ich ja diese Woche noch frei habe, am Singkreis im Kindergarten meiner Tochter teil. Ich wurde mal darauf angesprochen, ob ich mir nicht einmal die Zeit dafür nehmen könnte, weil meine Tochter doch so gerne singt. Für mich ist das die absolute Horrorvorstellung und ich habe erstmal gegoogelt was da passiert und wie das abläuft, was genau meine Aufgabe sein wird, bin aber nicht viel schlauer geworden. Trotzdem habe ich beschlossen dahin zu gehen, weil ich es wichtig finde Zeit mit ihr zu verbringen mit Dingen die sie gerne macht und hoffe, dass es nicht ganz so furchtbar sein wird.


Das hört sich alles schon super an!
Klar ist nichts schnell oder einfach geändert. Aber wenn du dich immer wieder selbst ein bisschen herausforderst und experimentierst ist das super.
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Zitat von Annabelle91:
Schlecht wenn er so wenig kooperativ war/ist. So ein Zustand kann nicht ewig so anhalten. Wie empfindest du das, also wie geht es dir damit?


Tja, was soll ich machen? Ich weiß ja wie er sich gefühlt hat, hab oft mitgelitten. Das war natürlich auch nicht zuträglich für meine Angsterkrankung, und schwer war es sehr oft, für ihn da zu sein, und sich nichts über die eigenen Probleme anmerken zu lassen

Heute weiß er natürlich Bescheid, aber irgendwie fühlen wir grade deswegen wie es dem anderen geht, wie so eine Art Seelenverwandtschaft.
Mein großer Knuddelbrummbär, mein verkanntes Genie, mein von aller Welt Unverstandener ausser von mir, seiner Mutter, mein Herz schlägt besonders für ihn

@Skade Oh...ich verstehe. Das ist wirklich blöd. Ist es denn überhaupt nicht möglich die Diagnose bei einem Psychiater stellen zu lassen?

@Jan_ Tja...dann sollte ich dem wohl tatsächlich mal nachgehen. Wie kommt es, dass du dich so gut mit dem Thema auskennst?

@Angor Ich finde es sehr schön, dass ihr füreinander da seid und ein so intimes Verhältnis habt. Auch, dass du ihn so siehst ist toll. Wovor hast du denn Angst? Hat deine Angst mit deinem Sohn zu tun?

Nein. Zzt nicht.

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Dr. Reinhard Pichler
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